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Ich glaube mir selbst nicht

H
Jaaaaaa Handtücher und vorallem die Decke auf der Couch und die Kissen auf der Couch und Tischdecken müssen akkurat liegen. Einen Putzfimmel habe ich übrigens auch noch dazu. Ein Alptraum wenn Gäste unangekündigt kommen. Es ist nicht so schlimm, dass ich gerade keinem Besuch empfangen darf wegen Corona... ich habe gerade echt keine Kraft für nen Großputz...

Die Erfahrung, dass sich Ärzte auf den Schlips getreten fühlen kenne ich nur zu gut. Darum habe ich ja unter anderem solche Angst überhaupt mal zu einem Arzt zu gehen.

Ich habe durch die Recherchen auch das Gefühl verdrängte Schubladen zu öffnen, die ich evtl alleine nicht mehr geschlossen bekomme.

Ja, auf die Sprünge zu helfen, wäre ja optimal, aber ich habe eher Angst den Therapeuten in die falsche Richtung zu lenken und dann in einer Geschlossenen zu landen... Wieso muss ich mich denn auch immer so Hinterdenken? Ich war noch nicht mal bei meinem Hausarzt und Plane gedanklich schon meine Therapie durch...

10.01.2021 15:57 • x 1 #16


Irgendeine
Zitat von Hope38:
Die Erfahrung, dass sich Ärzte auf den Schlips getreten fühlen kenne ich nur zu gut. Darum habe ich ja unter anderem solche Angst überhaupt mal zu einem Arzt zu gehen.

Probier es doch einfach aus. Was soll denn passieren?
Zitat von Hope38:
Ja, auf die Sprünge zu helfen, wäre ja optimal, aber ich habe eher Angst den Therapeuten in die falsche Richtung zu lenken und dann in einer Geschlossenen zu landen... Wieso muss ich mich denn auch immer so Hinterdenken? Ich war noch nicht mal bei meinem Hausarzt und Plane gedanklich schon meine Therapie durch...

So einfach landet man nicht auf einer Geschlossenen. Dafür muss eine Selbst- und/oder Fremdgefährdung vorliegen.

10.01.2021 16:02 • x 2 #17


A


Hallo M99,

Ich glaube mir selbst nicht

x 3#3


H
Zu verlieren hätte ich EIGENTLICH nix, aber meine Erfahrung sagt, schlimmer geht immer. Meine größte Angst ist es, dass ich mich nicht verständlich erklären kann oder auf Fragen keine klare Antwort habe, schließlich geht es um eine Krankheit die man nicht sieht.
Mir fiel es damals schon bei Rückenschmerzen schwer, diese genau zu erklären. Die Frage ob es ein stechender, brennender oder dumpfer Schmerz ist, konnte ich nicht beantworten. Es tat halt weh und was bedeutet dumpf überhaupt...

Was ist wenn ich wegen solcher Kommunikationsproblemen nicht ernst genommen werde oder gar als simulant abgestempelt werde, der sich lediglich vor seinen Aufgaben drücken will. Hier anonym und vor meinem Freund kann ich mich erklären, aber vor fremden nicht.

10.01.2021 16:11 • x 1 #18


maya60
Hallo @Hope und Willkommen hier im Forum!

TherapeutInnen sind es gewöhnt, dass wir, die wir zum ersten Mal zu ihnen kommen, uns oft gar nicht gut auszudrücken meinen, wie es uns geht und sogar Angst haben, für Simulanten gehalten zu werden.
Wenn ich an die Zeit zurückdenke, spüre ich noch heute das ganze Chaos damals in mir.

Aber keine Sorge! Die TherapeutInnen sind das gewohnt und wissen, was für sie klare Leidensanzeichen sind und was einfach individuelle Besonderheiten, die keinen Menschen stören. Hauptsache, du erzählst von dir frei heraus. Wenn du nur schweigst oder versuchst, keine Probleme zuzugeben, sind die Fachleute natürlich auch keine HellseherInnen.
Wenn du dir nicht sicher bist bei einer Antwort, z.B., wie du einen Schmerz eher beschreiben würdest, dann sage auch das deutlich. Unsicherheit gehört ja mit zu dem Ganzen. Sag alles ehrlich wie du es in dem Moment meinst.
Du kannst ja auch alles wieder korrigieren, wenn dir im Nachhinein noch was einfällt.

Nach einiger Zeit wirst du selber erfahrener darin, in dir Unterschiede zu erkennen zwischen krank leidvoll und gesund leidvoll, denn die Grenzen sind ganz klar, sonst käme niemand auf den Gedanken, sich überhaupt zu fragen, ob das noch gesund ist.


Weil es eben unsichtbar ist, aber wir vielleicht schon länger damit leben und es für uns so gesehen normal war, krank zu sein, darum brauchen wir eben auch Fachleute dabei, zu lernen, da zu unterscheiden zu lernen in unserem Fühlen.

Fühlen ist unsichtbar, aber eben nicht unfühlbar. Fühlen ist ja ebenso ein Wahrnehmungssinn wie Sehen oder Hören.

Und Fachleute s e h e n uns übrigens auch unser Leid an, sehr oft. Es gibt aber auch immer wieder, dass es uns innerlich total mies geht und alle Welt sagt: Nein, wie siehst du gut aus! Ja, auch das gehört mit dazu. Dann sind wir immer noch nicht SimulantInnen. Dann passen nur äußere Fassade und inneres Fühlen nicht zusammen wie bei so vielen Menschen.

Das hat dann auch wieder mit den Rollen zu tun, die wir spielen, wo wir uns eine gute Fassade zulegen müssen oder dass wir, so schlecht wie es uns innerlich geht, nicht noch leisten können, auch äußerlich so schlecht auszusehen oder vieles andere.

Sich selber und seine unsichtbaren Gefühle gut zu kennen und zu beachten und fürsorglich mit ihnen umzugehen, haben die meisten von uns nie gelernt, dabei ist die unsichtbare Welt unserer Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen sowie Einstellungen genauso groß wie die sichtbare, mindestens.

Nur interessiert sich der gesellschaftliche Alltag fast nur für alles Sichtbare. So kommt es, dass auch wir das Unsichtbare missachten, bis wir krank werden vor lauter Missachtung.

Und dann kommen wir uns wie SimmulantInnen vor, ist ja klar. Kennen viele.

Liebe Grüße! maya

10.01.2021 16:25 • x 2 #19


Irgendeine
Zitat von Hope38:
Zu verlieren hätte ich EIGENTLICH nix, aber meine Erfahrung sagt, schlimmer geht immer. Meine größte Angst ist es, dass ich mich nicht verständlich erklären kann oder auf Fragen keine klare Antwort habe, schließlich geht es um eine Krankheit die man nicht sieht.

Du sagst es selbst: Du hast nichts zu verlieren.
Ja, schlimmer geht immer. Aber was wäre, wenn es funktionieren würde?
Nimm dir vorher Zeit und schreibe dir all deine Fragen auf einen Zettel.
Zitat von Hope38:
Was ist wenn ich wegen solcher Kommunikationsproblemen nicht ernst genommen werde oder gar als simulant abgestempelt werde, der sich lediglich vor seinen Aufgaben drücken will.

Ich hatte schon sehr viele Ärzte und Therapeuten. Viele Ärzte haben mich nicht ernst genommen. Wenn das bei dir der Fall sein sollte, suchst du dir eben einen neuen. Ich weiß, wie anstrengend das ist. Aber mal ehrlich: Was ist denn die Alternative? Es geht dir nicht gut und das wird wahrscheinlich auch nicht einfach so verschwinden.
Also ist der einzige Weg Try and error.

Ich war schon bei 7 Psychiatern und 6 Therapeuten. Die ganzen Ärzte und Therapeuten während der Klinikaufenthalte nicht mitgezählt.
Jetzt hat mich meine 6. Therapeutin gekickt, weil sie nicht weiß, wie sie mir helfen soll. Das ist frustrierend und demotivierend ohne Ende. Aber was bringt es mir, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken (was ich wirklich oft am liebsten tun würde)? Nichts. Mir geht es weiterhin schlecht. Also probiere ich jetzt eben die 7. Therapeutin, wahrscheinlich bald den 8. Arzt und wenn nötig das 32. Medikament aus. In der Hoffnung, dass ich irgendwann jemanden finde, dem meine ganzen Diagnosen nicht zu schwierig sind und der mich nicht mit austherapiert abstempelt.
Ja, vielleicht kann mir diese 7. Therapeutin und dieser 8. Arzt auch nicht helfen. Dann suche ich eben weiter.
Das kostet Kraft und ich war schon sehr oft davor aufzugeben bzw. habe es schon sehr oft versucht aufzugeben (ich denke, man versteht, was letzteres bedeutet...).
Aber aktuell will ich leben, nicht nur überleben. Also kämpfe ich weiter.
In der Hoffnung, dass ich irgendwann leben kann.

Tut mir leid, dass ich jetzt so viel von mir geschrieben habe, aber vielleicht hilft es dir ja...

10.01.2021 17:32 • x 2 #20


H
@maya60 danke, das war verständlich.
Ja klar, warum eigentlich nicht einfach ehrlich sagen Entschuldigung, ich weiß gerade nicht wie sie Xy meinen und wie ich es erklären soll gehört ja auch dazu... stimmt.

Das wird ne lange Reise... Heute ist mir zwar bewusst, dass ich sie antreten muss, aber wie es morgen aussieht, wenn ich mit meinem Arbeitgeber und dem Hausarzt Telefonieren muss... mir ist ganz übel. Ich hoffe, ich kann mir eure Ratschläge morgen merken wenn sich die Angst breit macht. Aber mit Stift und Zettel will ich auch nicht zum Arzt, nachher denkt er noch ich habe etwas auswendig gelernt und ein Skript geschrieben. Ok, ich weiß selbst, dass solche Gedanke unnötig sind... aber sie sind nun mal da...

@Irgendeine du musst dich doch nicht entschuldigen, dass du von dir schreibst. Das hier ist doch ein Forum für jeden und außerdem ist das hier nicht mal mein Thread.
Dein Weg hört sich sehr anstrengend an, ich bewundere dich für deine Kraft, dein Durchhaltevermögen, für deinen Willen und dafür, dass du trotz deiner eigenen Probleme auch noch anderen hier so viele tolle Hilfestellungen und Denkanstöße gibst. Mir hast du damit schon weitergeholfen, ich hoffe sehr, dass dir auch bald jemand weiterhilft. Vielleicht ja schon der nächste Arzt/Therapeut

10.01.2021 17:43 • x 4 #21


Irgendeine
Zitat von Hope38:
Aber mit Stift und Zettel will ich auch nicht zum Arzt, nachher denkt er noch ich habe etwas auswendig gelernt und ein Skript geschrieben. Ok, ich weiß selbst, dass solche Gedanke unnötig sind... aber sie sind nun mal da...

Da kann ich dich beruhigen. Niemand wird dich dafür verurteilen, dass du deine Fragen vorher aufgeschrieben hast und mit Zettel da sitzt.
Ich sage meinen Pat. immer wieder, dass sie sich ihre Fragen vor der Visite aufschreiben sollen.
Zitat von Hope38:
Dein Weg hört sich sehr anstrengend an, ich bewundere dich für deine Kraft, dein Durchhaltevermögen, für deinen Willen und dafür, dass du trotz deiner eigenen Probleme auch noch anderen hier so viele tolle Hilfestellungen und Denkanstöße gibst. Mir hast du damit schon weitergeholfen, ich hoffe sehr, dass dir auch bald jemand weiterhilft. Vielleicht ja schon der nächste Arzt/Therapeut

Danke. Glaub mir, ich habe schon oft aufgegeben. Aber irgendwie ging es doch immer weiter. Es ist anstrengend und ich trauere oft der verlorenen Zeit nach, die normale Menschen mit Leben verbracht haben, während ich in der Psychiatrie saß und mit Überleben beschäftigt war. Aber hey, ich habe überlebt. Und das ist eine Leistung.
Ich bin eben in der Hinsicht nicht normal. Das musste und muss ich mir immer wieder bewusst machen.
Und da gibt es eben nur 2 Möglichkeiten: Aufgeben (ich denke, du verstehst, was das in diesem Kontext heißt) oder sich weiter durchkämpfen.
Aktuell habe ich mich fürs Kämpfen entschieden, aber ich weiß, dass es wahrscheinlich auch wieder Zeiten geben wird, in denen ich Ersteres bevorzugen würde.

Also trau dich. Es könnte ja gut werden

10.01.2021 17:53 • x 2 #22


Irgendeine


Ich weiß nicht, ob du das Lied kennst. Der Text ist einfach so unglaublich treffend, deswegen poste ich es hier.

Immer vorwärts Schritt um Schritt
Es geht kein Weg zurück
Was jetzt ist wird nie mehr ungeschehen
Die Zeit läuft uns davon

Dein Leben dreht sich nur im Kreis
So voll von weggeworfener Zeit
Deine Träume schiebst du endlos vor dir her
Du willst noch leben irgendwann
Doch wenn nicht heute, wann denn dann?
Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her


Diese Zeilen bringen mich jedes Mal wieder zum Weinen.
Die Vergangenheit kann man nicht ungeschehen machen, aber man kann aus ihr für die Gegenwart und die Zukunft lernen.

10.01.2021 20:07 • x 4 #23

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