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Ich hasse meine Mutter für ihre Depression - was tun?

A
Liebe Mitglieder,

ich bin 24 Jahre alt und habe eine depressive Mutter, mein Vater hat uns verlassen, als ich zwei Jahre alt war, sprich: ich hatte in meiner Kindheit/Jugend keine erwachsene Bezugsperson bzw. jemanden, der sich für mich stark gemacht hat und ein Vorbild war. Ich habe mit einer Alk. Großmutter (zusätzlich zu meiner depressiven Mutter) umgehen müssen und viel Schlimmes gesehen, allerdings habe ich es geschafft, mich aus dieser Situation aufzuraffen und Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen. Inzwischen bin ich unabhängig und eigentlich sehr glücklich, allerdings fällt mir auf, dass ich unglaublich gereizt werde, sobald ich in Kontakt mit meiner Mutter trete. Ich kann sie nicht leiden, und alles, was sie sagt oder tut, finde ich furchtbar. Irgendwie ekel ich mich vor ihrer Schwäche, und natürlich habe ich deswegen ständig ein schlechtes Gewissen und leide darunter, ihr nicht helfen zu können.
Ich bin mir sicher, dass ich diesen Hass/Ekel meiner Mutter gegenüber als Schutzmechanismus entwickelt habe, um meine tiefe Trauer und Hilflosigkeit zu überdecken. Ich lebe in ständiger Angst, dass sie sich umbringen könnte, und mit jeder traurigen Aussage bricht sie mir das Herz. Ich bin wütend, dass sie mich nie fragt, wie es mir geht, und nicht die Stärke hat, wenigstens einmal vor mir so zu tun, als ob sie eine gute Zeit hätte. Ich werde rasend, wenn sie sich wieder in ihre Opferrolle positioniert und so tut, als wäre das nun mal ihre Natur und man könne nichts mehr dagegen machen. Jeder Therapeut ist unfähig, jede Meditation sinnlos, jedes Buch wird gelesen und der Inhalt fünf Minuten später vergessen. Nie sagt sie mir, dass sie mich lieb hat, und aus diesem Grund kann ich ihr das auch nicht sagen, geschweige denn sie umarmen oder liebevoll berühren.
Mir ist natürlich bewusst, dass sie krank ist und dass es nicht so einfach ist, aber ich kann das verletzte Kind in mir kaum noch kontrollieren und werde ihr gegenüber immer gemeiner. Ich merke, dass mich das sehr aufwühlt und mein Leben erschwert, und ich möchte lernen, wie ich mich davon auf eine vernünftige Art distanzieren kann? Wie kann ich ihr einerseits helfen/für sie da sein, und mich andererseits davon loslösen und verinnerlichen, dass das nicht meine Verantwortung und nicht meine Schuld ist?
Hier Hilfe zu suchen, ist mein erster Schritt in die richtige Richtung, demnächst werde ich nach einer Therapeutin für mich suchen, um professionellen Rat zu holen!

04.03.2020 18:42 • #1


buddl1
. zwischen lieben und hassen,
die Grenze durch Worte sich zwar schnell finden lassen,
doch es befindet sich in Wahrheit viel mehr dazwischen.
mir sind diese Erfahrungen sehr wohl bekannt,
selbst ein Scheidungskind, der Erzeuger ließ seine 3 Kinder und deren Mutter
zurück, es gab ja hübschere auch ohne Kinder.
sicher mit 7 Jahren, nicht alles kann man vergessen.
mein Bruder starb 2 Jahre später bei einen Verkehrsunfall und damit begann ein
nicht enden wollender Leidensweg.
sie verfiel in 2 Nervenzusammenbrüchen und ihre depressive Grundeinstellung,
sie gehört zu ihr wie der Tag zur Nacht.
ich kenne sie kaum mit einem Lächeln, sehe sie heute immer noch vor mir, am Grab und
die die Frage nach dem warum. ich stand so oft daneben und fragte irgendwann mich selbst,
warum,
warum nicht ich,
sie hatte mehr liebe für ihn als für meine Schwester und mich.
ich bin doch auch ihr Kind.
eine einsame Zeit war das,
für uns, ich der viel zu schnell Verantwortung übernehmen musste,
ich war doch erst 9.
bist heute kein liebes Wort, das wenige Lächeln vor 6 Jahren gänzlich den Worten,
ich will nur noch ste r ben. ihr Partner, der nun auch schon 30 Jahre an seiner Seite ist,
so lebensfroh und in Liebe zu ihr,
sie merkt nicht mal, wenn sie diesen weh tut.
- ich lass mal meine Gedankenwelt außen vor,
zu viel, was andere kaum wissen wollen,
jedenfalls, es ist gut wenn man eine harte Schale zulegen konnte
und nur selten jemanden einen Einblick in das wahre Innere bekommt
und man deshalb eben wie hier suchen tut.
heute, selbst meine Kinder sie nicht besuchen,
wozu auch, sie ja doch nur schweigt.
nun bleibt es das nur ich beide Besuche,
sich immer wieder die gleichen Geschichten anhört,
etwas aktuelles dazu und die Gelassenheit der Welt gebe,
denn ändern kann ich nichts.
ob eine thera daran etwas ändern könnte bezweifele ich,
sie ist und bleibt die eine Mutter, es muss reichen sie dafür lieben zu können.
buddl1,

05.03.2020 06:55 • x 3 #2


A


Hallo angzat,

Ich hasse meine Mutter für ihre Depression - was tun?

x 3#3


Mo1901
@buddl1:
Wunderschön geschrieben!
Ich fühle mit Dir, mir ging es genauso.

05.03.2020 08:25 • x 2 #3


Fisch611
Ich finde es erstaunlich reif und reflektiert, was Du mit Deinen 24 Jahren für Gedanken hast. Du scheinst auf einem guten Weg zu sein, mit Deiner Vergangenheit umzugehen und ein guter Therapeut wird Dir dabei wertvolle Unterstützung liefern können.

05.03.2020 11:23 • #4


Bella72
Liebe angzat,

Deine Worte machen mich sehr betroffen. Ich selbst bin bipolar und habe auch schon viele schlimme Depressionen gehabt. Mein Sohn ist jetzt 7 und ich hoffe, dass er NIEMALS so über mich denken muss.
Wie alt ist Deine Mutter? Dass sie Dir nie sagt, dass sie Dich liebt und Dich fragt, wie es Dir geht, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Das Wohl meines Sohnes steht für mich immer an erster Stelle. Hat sie auch gute Phasen oder ist sie ständig depressiv? Nimmt sie Medikamente und macht Therapie?
Es ist toll, dass Du Dir Hilfe suchst. Wenn ich Dir irgendwie weiterhelfen kann, lass es mich wissen!

Ganz liebe Grüße von Bella

05.03.2020 18:29 • #5

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