
Birke
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Ich habe mich so lange nicht gemeldet, weil ich auch nicht richtig wußte, was ich schreiben sollte. Ich habe mich nachwievor verkrümelt und meine Menschenscheu ist eher noch größer geworden. Aber momentan kann ich sie besser annehmen. Bei mir hat sich einiges getan. Ich hab im Mai die Heilpraktikerprüfung abgelegt. Dieses Lernen hat mich in den letzten 2 Jahren gestützt und ich hatte ein Ziel. Komischerweise bin ich jetzt gar nicht so stolz darauf, vielleicht weil ich ja nichts damit mache, es ist erstmal nur der Schein.
Dann habe ich meine Arbeitsstelle zum Ende des Jahres gekündigt. Und ich hätte nicht erwartet, was das in mir auslöst. Ich habe seit Jahren den Wunsch zu kündigen, hatte aber immer Angst. Angst davor, eh nichts besseres zu finden und vor dem Mobbing durch die Chefin, was ich bei anderen miterlebt habe. Jetzt habe ich das Gefühl, daß meine Chefin eigentlich erleichtert ist. Wir konnten einfach nicht miteinander. Das Verhältnis zu meinen Kollegen wird immer besser. Vielleicht bin ich irgendwie lockerer geworden. Ich halte an meinem Plan fest, aber es wird alles andere als eine Flucht. Es wird mir richtig schwer fallen, ich war 15 Jahre dort. Aber ich weiß, daß es mir immer schwerer fallen wird, neu anzufangen. Es ist der richtige Zeitpunkt. Mein Wunsch ist es, in eine andere Stadt zu ziehen, da bin ich noch am tüfteln. Mich ziehts Richtung Küste.
Ich weiß auch nicht. Einerseits ist es idiotisch, einen sicheren Job zu kündigen, ohne schon zu wissen wohin. Andererseits habe ich 6 Monate Kündigungsfrist. Solange im voraus kann ich nichts festmachen und ich habe auch erst jetzt das Gefühl, daß Energien frei werden mich richtig zu kümmern. Mal habe ich die totale Existenzangst und halte mich für naiv und dumm und dann wieder habe ich eine Gelassenheit, daß ich sicher bin, daß sich die Dinge ergeben.
Von daher bin ich selbst gespannt, was noch so kommt.
Dann habe ich in einem Gespräch mit meiner Mutter erfahren (so im Nebensatz), daß sie mich kurz nach der Geburt in eine Wochenkrippe gesteckt hat. Das ist eigentlich wie Heimkind, nur daß ich Samstag/Sonntag nach Hause gebracht wurde. Du glaubst gar nicht, was das für ne Wirkung auf mich hatte. Für mich ist jetzt endlich Schluß mit Grübeleien, warum mein Verhältnis zur Mutter und Geschwistern so blöd ist und warum ich immer wie eine Fremde behandelt werde, ja oft einfach übersehen. Ich war auch wirklich nicht da. Das ganze Psychologisieren all die Jahre hatte nichts gebracht, weil es eine ganz klare Schlüsselsituation gibt. Und mir reicht das jetzt. Meine Mutter hat Schuld auf sich geladen, wofür ich sie bedauere, denn sie hat nie versucht, die Situation zu verbessern oder ein Verhältnis zu mir zu finden. Ganz im Gegenteil. Sie hat mich systematisch von klein auf fertig gemacht, wie aus Angst, daß ich stark genug werden könnte. Sie muß damit leben und mich macht es freier. Deshalb möchte ich es schaffen, ohne Schuldgefühle wegzuziehen. Sie hat sowieso nie Hilfe von mir angenommen. Ich hoffe, ich schaffe das.
Dann noch was Schönes zum Schluß: ich hab ne Reise gebucht in die Schweiz zum Wandern in einer Gruppe. Also alles fremde Leute und ich muß mich echt fit machen dafür, das werden keine Spaziergänge. Hab Freude und Angst zugleich, aber die Freude ist größer.
Und bei Dir ist es nicht gut, oder? Gab es einen Auslöser? Sei lieb gegrüßt! Birke