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Ich stehe nicht mehr auf

GeertF
Meine Depression wurde im Jahr 2010 diagnostiziert und ist seitdem immer bei mir. Medikation ist zwischen 20 und 40mg Citalopram - momentan 40.

Seitdem Scheidung, Umzug nach Portugal, Aufgabe des Jobs, neues Haus, Rente. Also alles gut: finanziell abgesichert, Umgebung, Wetter etc.

Trotzdem immer wieder und gehäuft monatelange Perioden, in denen ich nicht aus dem Bett komme - wozu auch…

Blödes Jammern!

08.04.2022 09:50 • x 1 #1


A
Zitat von GeertF:
Trotzdem immer wieder und gehäuft monatelange Perioden, in denen ich nicht aus dem Bett komme - wozu auch…

Blödes Jammern!

Hallo Geert, ich verstehe dich sehr gut! Und es ist ja auch eine Menge, was dich niederdrückt!
Wie oft sage ich auch, blödes Jammern oder genug gejammert jetzt. Weil ich Vergleiche mit anderen ziehe und dabei denke, mir ginge es noch nicht schlecht genug. Vielleicht ist das auch so.
Du hast dich hier im Forum angemeldet, hast dich hier geöffnet - HERZLICH WILLKOMMEN IM FORUM - und bist sicherlich zum Tippen aus dem Bett gestiegen. Hast dich zumindest aufgesetzt und zum Örtchen läufst du doch bestimmt auch, versorgst dich mit Essen und Getränken.
Ich stelle immer fest, sobald ich schimpfend und heulend und unter dreifacher Anstrengung Anlauf genommen habe, um aufzustehen, geht es mir besser. Danach lebe ich nach der Minutenregel, die besagt, wenn ich die letzten 10 Minuten geschafft habe, packe ich die nächsten 10 Minuten auch.
Das soll keine Anleitung sein, aber ich wollte dir wenigstens ein paar Zeilen geschrieben haben. LG von Anchiwa

08.04.2022 10:12 • x 4 #2


A


Hallo GeertF,

Ich stehe nicht mehr auf

x 3#3


Ralf_Refokus
@GeertF Hallo GeertF,
erstmal willkommen hier und gut, dass du dich hier äusserst!

Zitat von GeertF:
Blödes Jammern!

Finde ich nicht... Du jammerst nicht, sondern schreibst was über dich und deine Situation. Das ist gut!

Zitat von GeertF:
Seitdem Scheidung, Umzug nach Portugal, Aufgabe des Jobs, neues Haus, Rente. Also alles gut: finanziell abgesichert, Umgebung, Wetter etc

Das klingt für mich nach heftigen Lebensveränderungen und Einschnitten... Das war / ist sicherlich anstrengend und heftig, das zu verarbeiten, oder? Du hast ja vieles aufgegeben bzw. zurückgelassen / zurücklassen müssen (?) und das ist bestimmt nicht leicht...! Alles gut ist es vermutlich nicht, oder?
Zumindest kenne ich das von mir nach Scheidung, Jobwechsel, Tod meiner Schwester, Sinnsuche, Burnout, Umzug in eine andere Region .... in den letzten Jahren.

Zitat von GeertF:
wozu auch…

Die Frage finde ich wichtig.... Jeder Mensch braucht ja irgendwie ein warum. Ich habe mich da auch lange mit beschäftigt, ein neues warum zu finden, als mein vorheriges Leben den Bach runter gegangen war. Eine (neue) Antwort auf diese Frage zu suchen und zu finden, könnte auch für dich wichtig werden, denke ich.

Ich finde aber, dass du durchaus auch das Recht hast, auch mal traurig oder niedergeschlagen zu sein, bei allem (früher gewohnten) was du aus deinem Leben verabschieden musstest. Das finde ich überhaupt kein Wunder.

LG,
Ralf

08.04.2022 10:17 • x 2 #3


Jedi
@GeertF

Zitat von Ralf_Refokus:
Du jammerst nicht,

Das sehe ich wie Ralf, dass ist kein jammern, sondern Du beschreibst etwas, was mit Dir u.
Deinem Leben zu tun hat.
-----
Zitat von Ralf_Refokus:
Das klingt für mich nach heftigen Lebensveränderungen und Einschnitten...

Und solche Veränderungen u. Einschnitte in unserem Leben dürfen wir nicht unterschätzen !
Sie machen immer was mit uns u. hinterlassen auch immer etwas in Uns !
Selbst wenn sich dabei alles zum Guten wendet, es ist immer auch etwas was wir Loslassen müssen !
----
Zitat von Ralf_Refokus:
Jeder Mensch braucht ja irgendwie ein warum.

Meine persönliche Erfahrung ist da eine andere. Ja, auch ich habe mich mit der Warum-Frage lange beschäftigt.
Doch hat es mich nicht voran gebraucht, sondern durch dies auch Zurückschauen, auch immer wieder meine
Angsterkrankung u. Depression genährt.
Ich habe in meiner Therapiebegleitung gelernt, die Vergangenheit loszulassen - der Zukunft nicht so viel an Aufmerksamkeit
zu schenken u. eher dazusein, wo ich gerade bin u. dies anzunehmen, so wie es ist.
Das hat bei mir das Warum, überflüssig werden lassen.

Aber ich schreibe ja hier nur von meinen pers. Erfahrungen !

LG Jedi

08.04.2022 12:10 • x 5 #4


Ralf_Refokus
@Jedi

Zitat von Jedi:
Meine persönliche Erfahrung ist da eine andere. Ja, auch ich habe mich mit der Warum-Frage lange beschäftigt.
Doch hat es mich nicht voran gebraucht, sondern durch dies auch Zurückschauen, auch immer wieder meine
Angsterkrankung u. Depression genährt.
Ich habe in meiner Therapiebegleitung gelernt, die Vergangenheit loszulassen - der Zukunft nicht so viel an Aufmerksamkeit
zu schenken u. eher dazusein, wo ich gerade bin u. dies anzunehmen, so wie es ist.

Da hast du natürlich recht! Das ist ein wichtiger Punkt.

Vielleicht müsste das, was ich damit eigentlich meinte, auch eher wofür heißen statt warum...
Bei mir war die Antwort darauf dank der Therapie irgendwann für mich - also: ich mach das einfach für mich...
Das waren oft kleine Dinge: Weil es mir auf Dauer z.B. besser tat, rauszugehen statt im Bett zu liegen (wenn ich mehr als 10h im Bett liege, geht es mir in der Regel nicht mehr gut); Und rauszugehen, weil ich Pflanzen und Tiere anschauen oder die Wolken beobachten konnte - und damit auch mehr in der Gegenwart war (und weniger in Vergangenheit oder Zukunft oder im Grübeln).

Anfangs fiel mir das allerdings auch echt schwer, das so zu sehen. Denn ich hatte mich immer nach anderen gerichtet (die dann gar nicht mehr da waren...), so dass ich gar nicht mehr wusste, was mir überhaupt gut tut, was ich denn brauche und ob ich das überhaupt darf etwas für mich zu tun, das keinem anderen dient.

08.04.2022 14:40 • x 3 #5


Jedi
Hallo @Ralf_Refokus

Zitat von Ralf_Refokus:
Vielleicht müsste das, was ich damit eigentlich meinte, auch eher wofür heißen statt warum...

Hatte mir schon gedacht, dass Du es eher so meinen könntest u. ja, da bin ich dann ganz bei Dir !

Doch diese Warum-Frage, Warum ist dies u. jenes so - Warum vehalten sich andere so oder so - Warum musste gerade
es mir so passieren, usw. !
Ich habe es hier im Forum schon des öfteren geschrieben, weg mit den Warum-Fragen, denn sie bringen
uns nicht weiter, sondern lähmen u. blockieren uns nur.
Sie sind Gift u. befördern unsere Grübelgedanken.

Mit Wofür, so finde ich, kann man bei sich bleiben u. kann sich eine andere Sicht auf die Dinge erlauben !
Wie sagte der alte Stoiker Epiktet, Es sind nicht die Dinge an sich, die uns beunruhigen, sondern das,
was wir über die Dinge denken.

----------------------------------------------------
Zitat von Ralf_Refokus:
so dass ich gar nicht mehr wusste, was mir überhaupt gut tut, was ich denn brauche und ob ich das überhaupt darf etwas für mich zu tun,

So war es bei mir auch u. daraus folgten dann oftmals diese selbstverurteilenden Gedanken u. die Grübelei.
Mein innerer Kritiker hatte oft ganze Arbeit geleistet.

LG Jedi

09.04.2022 10:03 • #6


ZeroOne
Hallo @GeertF ,

ich sehe es auch nicht als Jammern. Was für andere erstrebenswert ist, muss es nicht für dich sein. Und wenn es für dich so nicht passt, dann solltest du das auch so feststellen dürfen, ohne es als Jammern abtun zu müssen.

Zitat von GeertF:
Seitdem Scheidung, Umzug nach Portugal, Aufgabe des Jobs, neues Haus, Rente. Also alles gut: finanziell abgesichert, Umgebung, Wetter etc.


Mein Gedanke wäre, ob das alles gut nur den Vorstellungen und den Zielen der Allgemeinheit entspricht, oder ob das wirklich dein eigenes Ding ist, das dich ausreichend erfüllt?

In deinen 10 Jahren hast du vielleicht schon eine (oder mehrere) Therapie hinter dir. Vielleicht wäre das aber nochmal ein Ansatz?
Allerdings kann ich die Möglichkeiten des portugiesischen Gesundheitssystems nicht beurteilen.

Ich beschäftige mich in anderem Zusammenhang mit dem Thema und habe im Ausland schon vereinzelt deutschsprachige Therapeuten ausfindig gemacht, die sich auf Expats spezialisiert haben.
Wahrscheinlich wirst du aber sowieso tiefer in dem Thema sein, als ich.

10.04.2022 08:09 • x 1 #7


Marylu
Hallo Ihre Lieben, auch von mir Geert ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich denke mit der Warum-Frage, das ist so eine Sache, dem einen hilft sie gar nicht, weil vielleicht Dinge aufploppen, die einem nicht gut tun, anderen, wie mir, hilft es, den Ursachen der Depression auf den Grund zu kommen. Dann kommt natürlich noch die Frage, was mache ich jetzt damit? Jeder muss für sich entscheiden, was gut ihm/ ihr tut. Einen schönen Sonntag noch.

10.04.2022 10:07 • x 2 #8

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