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Inne Leere überwinden - wie schaffe ich das?
Hallo zusammen,
während ich diesen Bericht schreibe, überlege ich immer noch, ob ich ihn schreiben soll. Ich bin neu hier und eigentlich ist so etwas nicht wirklich mein Ding. Habe noch nie in Foren nach Hilfe gesucht. Es mag sein, dass einige Menschen hier wirklich Ahnung haben von dem was Sie erzählen und vielleicht auch die gewisse Feinjustierung, um damit umzugehen. ich sehe nur die Gefahr, dass ich von selbsternannten Ärzten therapiert werde, welche eigentlich selbst genügend Probleme haben und bei meinem auch nicht wirklich helfen können. Hoffe das kommt nicht irgendwie arrogant rüber, den das ist nicht meine Absicht!
Weiß gar nicht genau wo ich anfangen soll. Wisst Ihr, ich habe ein riesiges Problem mit dem IST- und mit dem SOLLBILD was hier herrscht. Ich denke nicht das ich der einzige bin, aber wenn man nicht genügend Menschen kennt, die so oder so ähnlich denken, dann kann man schon Mal das Gefühl bekommen, das man alleine damit ist. Wobei ich sagen muss, dass ich gar nicht sagen kann, ob es mir helfen würde, wenn ich andere Menschen kennen würde. Es ist lediglich eine Hypothese.
Ich bin sehr jung nach Deutschland gekommen (Migrationshintergrund), so jung, dass es eigentlich Blödsinn ist zu behaupten ich wäre irgendwas anders als ein deutscher Staatsbürger, aber auch solche Meinungen existieren. Dazu kann ich wirklich nur sagen, sorry, but i really don't care. Ich komme jetzt so langsam in die 30er und kann behaupten, dass ich seit ca. 15 Jahren das Gefühl für Menschen verliere. Ich glaube manchmal, dass ich generell ein Problem mit meinen Emotionen habe. Ich sacke immer und immer mehr ein und so langsam bekomme ich das Gefühl, dass wenn ich jetzt nichts versuche dagegen zu tun, ich dieser Situation nie wirklich entkommen werde. Paradox ist nur, dass sich oft die Frage stellt, ob man ihr wirklich entkommen will.
Meine Probleme fingen klein an und bauten sich über die Zeit zu einer Luxusvilla mit Pool auf. Dieses Anderssein im Kindergarten und in der Schule hat viel Kraft gefordert, Kraft, welche ich damals nicht wirklich hatte, aber sie gebraucht hätte. Früher machte ich all die Kinder dafür verantwortlich, heute weiß ich, dass Kinder, einfach Kinder sind und das daran keiner Schuld ist. Dennoch, kenne ich diese Blicke. Diese Blicke, die die Erwachsenen genau so gut drauf haben. Diese, die dir ein Gefühl von Abwertung verleihen. Diese die dich letzt endlich krank machen, weil du sie nicht ignorieren kannst, besonders, wenn du schon als Kind verstehst was sie bedeuten.
Dieses Gefühl hat mich verfolgt bis ich 20 Jahre wurde. Es hat mich stärker gemacht könnte man sagen, aber das stimmt nicht. Eigentlich, hat es nur dafür gesorgt, dass ich eine Mauer gebaut habe, wo keiner durch kann. Vertrauen ist ein Thema, was ich nur mit der Zange berühre. Es ist einfach eine Sache mit der nicht umgehen kann, weil ich ein anderes Verständnis davon habe, als die meisten die mir begegnet sind.
Heute liebe ich meine Familie. Das war nicht immer so. In meiner Jugend habe ich sehr viele Probleme und Auseinandersetzungen mit meinem Vatern gehabt. Er war ein sehr strenger Vater, auch wenn es ihm nicht so vorgekommen ist. Auch sehr temperamentvoll und ihm ist auch das ein oder andere Mal die Hand ausgerutscht. Sehr wahrscheinlich aus Frust an der Situation. Je mehr er damals gegen mich gearbeitet hat, desto mehr habe ich gegen ihn gearbeitet. Ich würde mich oft umschreiben, als einen der Menschen die auf den Auslöser der Bombe drücken, auch wenn das bedeutet, dass Sie selbst von der Welle erfasst werden.Wir haben uns jahrelang bekriegt. Als ich volljährig wurde. ging die Party erst richtig los. Irgendwann sah ich nicht mehr den Grund, warum ich immer alles von mir geben musste, um seinen Anforderungen gerecht zu werden. Von da an begann ein Leben in ständiger Suche nach Freiheit (Die Ironie an der ganzen Sache ist, das ich jetzt so viel Freiheit habe, wie ich will und es mir gefühlt gar nichts bringt. ). In der Zeit zwischen 18 - 27 habe ich viele Sachen mit vielen Leuten erlebt. Vieles davon war grandios und alles davon wert, aber einiges war auch katastrophal. irgendwie, wie ein Überfall. Keiner mischt sich ein und dennoch schauen alle hin. Heute bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich die Übersicht erhalten habe über all dies (vermeintliche Übersicht). Diese Übersicht, kam mit der Leere.
In Sachen Liebe hab ich nicht wirklich Glück. Es gab 5 Beziehungen in dieser Zeit und davon war nur eine wirklich wichtig. Ich war eigentlich niemals allein in meinem Leben. Wir sind eine große Familie und die Menschen sind sehr kontaktfreudig. Außerdem bin ich auch nicht schüchterner als die meisten von uns. Im Gegenteil sogar. In meinem Job ist es notwendig Präsentationen zu halten und an Besprechungen teilzunehmen mit 5 - 20 Mann. Bis ich 18 war, hatte ich durchschnittlich viele Freunde. Danach wurden es mehr und mehr. Vieles davon nur Blödsinn, aber ein paar wertvolle Stücke waren dabei. Diese begleiten mich sogar heute noch und sind ein paar echt chillige Jungs. Meine Familie hat sich beruhigt. Besonders mein Vater ist in die Jahre gekommen und hat auch einige ernste gesundheitliche Problematiken. Er ist nicht mehr so leichtgläubig und hat vieles von dem was ich vermitteln wollte begriffen. In den letzen 4 - 5 Jahren gibt er sich wirklich Mühe mit mir einen Weg der Kommunikation zu gehen. Keine Ahnung. Manchmal denke ich, dass er sich für vieles verantwortlich fühlt.
In meiner letzten Beziehung habe ich zum ersten Mal einen Menschen wirklich geliebt. Dieser Mensch hat mich auch geliebt. Und wir wollten zusammen ziehen. Wir führten eine Fernbeziehung. Allerdings noch im Rahmen des möglichen. Irgendwann ist es passiert und Sie sagte mir das Sie schwanger ist. Ich habe mich wirklich gefreut. Sie anfangs noch nicht. Sie kam aus einer gläubigen Familie und ohne jetzt einen Glauben schlecht reden zu wollen, aber oft haben solche Menschen nicht verstanden wofür man Diskussionen führt und wann so eine Diskussion zu Ende ist. Später gab es nur noch uns beide. Wir haben stundenlang darüber geredet.Um das ganze nicht unnötig in die länge zu ziehen, sie ist vor etwas mehr als 2 Jahren gestorben mit unserem Baby bei einem Unfall im Urlaub mit ihren Eltern.
Sie war der einzige Mensch mit dem ich auf eine bestimmte Art und Weise sprechen konnte und etwas was ich beschützen wollte. So etwas hat viel zu bedeuten, wenn das jemand sagt, der mit Emotionen und Vertrauen nicht sicher umgehen kann.
Ich habe gerade bis zu dieser Stelle gegen gelesen und es liest sich sehr traurig
Eigentlich ist das nicht meine Absicht, aber ich denke man muss einige Eckpunkte kennen, um vielleicht überhaupt etwas dazu sagen zu können.
Also ich bin kein Typ der den ganzen Tag auf dem Sofa liegt und mit all dem vor sich hintrauert. Ich mach viel Sport seit dem und bilde mich weiter.In vielen Punkten, habe ich das Gefühl, dass ich ausschließlich für die beiden weiter mache. Ich habe mein Abitur nachgemacht und arbeite mittlerweile in einem Konzern, welcher trotz aktueller Pandemie Lage gute Profite macht. Mit meiner Familie komme ich gut klar und Freunde habe ich genug. Einige Hobbys halten mich bei Laune, zumindest so lange wie es geht.
Ich habe kein schlechtes Leben. es gibt sehr viele Menschen dort draußen die ein schlechteres führen. dennoch ist da eine Leere. Viele Sachen machen keinen Spaß mehr. Schlafen tue ich gut, aber nicht lang. Das Einschlafen und Aufwachen, beides irgendwie orientierungslos. Lust wirklich neue Leute kennen zulernen verspüre ich immer weniger. Ich lebe für mich und manchmal kommt in einem das Gefühl hoch als würde man in einem Eispalast leben.
Warum ich das geschrieben habe ist ganz einfach weil ich es sonst niemandem sage. In meinem Leben darüber zu sprechen bringt mir mehr schlechtes als gutes. Hier gibt es zumindest die Illusion der Kontrolle.
Ich habe keine Ahnung, ob hier Reaktionen drauf kommen oder nicht. Ich weiß auch nicht ob ich nicht in den nächsten Stunden den Account einfach wieder lösche. Es ist ein wenig so, als ob man einen Bogen spannt und den Pfeil irgendwo ins Dunkle schleudert.
05.04.2020 12:23 •
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