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Irgendwie noch durchhalten

Red89
Hallo

Ich hatte schon vor ein paar Jahren mal einen schlimmen Burnout. Ich war über 1 Jahr krank, konnte die ersten Monate nicht mal ohne Hilfe duschen. Es war grauenhaft. Ich hab dann irgendwann komplett abgeschaltet und nur noch geschlafen. Jeden Tag ca. 16 Stunden und das hat mich dann irgendwie, irgendwann geheilt.

Hab dann nochmal eine Ausbildung angefangen und stehe jetzt mit mitte 30, im letzte Ausbildungsjahr, wieder mit einem Fuß im Burnout.

Das darf doch alles nicht wahr sein. Ich muss doch nur noch bis zum Sommer durchhalten.

Ich hab furchtbare Schmerzen in den Beinen und den Händen, gerade abends. Ich habe richtige Kreislaufzusammenbrüche zwischendurch. Ich kann nicht mehr lesen, nicht mehr fernsehen und mir fällt alles runter und ich stoße überall gegen. Mein Körper ist voller blauer Flecken und Beulen.

Vorher hab ich 6 Tage die Woche leidenschaftlich Sport gemacht. Schon vor der Arbeit bin ich laufen gegangen (das tut mir sehr gut). Jetzt schaffe ich kaum noch was, höchstens morgens.

Ich weiß auch nicht, was ich ändern soll. Ich kann ja jetzt nicht die Ausbildung abbrechen kurz vor Ende, bin ja auch nicht mehr die Jüngste. Dazu hab ich ein behindertes Kind mit Pflegegrad 3, welches auch einen sehr geregelten Tagesablauf braucht.
Und dann ist da noch der Haushalt, Termine, etc.

Nichts davon kann ich streichen. Ich kann höchstens Dinge die mir wichtig sind weglassen. Ich mein, im Moment geht ja eh kaum was, aber .


Ich bin sonst total lösungsorientiert. Ich hasse Selbstmitleid oder Gejammer. Früher hielt ich Burnout für einen Witz.
Aber ich stecke nun in einer echten Sackgasse und wurde ja schon einmal eines Besseren belehrt, was Burnout angeht. da will ich nie wieder landen!

Danke fürs Lesen und alles Gute für Euch!

04.10.2023 20:00 • #1


CCC
Ich habe zwei schwere Burnouts hinter mir. Um den freien Fall aufzuhalten, gebe ich Dir den Rat, Dich mehrere Wochen krankschreiben zu lassen, oder sogar länger, die Folge wäre vielleicht (vielleicht auch nicht) eine Verlängerung der Ausbildungszeit. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Du diesen Rat nicht annehmen wirst und hoffst, dass Du irgendwie durchhältst. Vielleicht klappt das auch, aber die Rechnung würde horrend hoch sein. Wahrscheinlich wird es aber nicht klappen, und auch die Rechnung würde horrend hoch sein.
Auch ich habe ein Kind mit Pflegegrad 3 zu Hause. Hast Du alle Hilfen aus dieser Pflegesache ausgeschöpft? Verhinderungspflege etc?

05.10.2023 06:35 • #2


A


Hallo Red89,

Irgendwie noch durchhalten

x 3#3


Red89
Vielen lieben Dank für deine Antwort.

Ich bin nun erstmal 2 Wochen raus, der Arzt meint auch, dass das nicht reichen wird.
Irgendwie hat man ja trotzdem keine Zeit... also auch wenn man nicht zur Arbeit muss nicht

Ich kann die Verhinderungspflege nicht in Anspruch nehmen, da ich meine Tochter nicht woanders unterbringen kann. Sie geht nun zur Schule und das kostet sie schon einiges, sodass sie Zuhause oft aggressiv ist usw. (obwohl es in der Schule gut funktioniert).

Ich muss immer wieder an die Menschen in der Zeit von Kriegen und Katastrophen denken, die ja auch über Jahre oder Jahrzehnte irgendwie durchgehalten haben/ mussten. Die sind teilweise tgl. 16 Stunden arbeiten gewesen und hatten viel mehr Kinder und was weiß ich nicht alles und dann werde ich wütend auf mich, weil mein Leben im Vergleich doch angenehm ist. Mein Job ist auch kein stressiger und trotzdem will mein Körper einfach nicht mehr mitmachen, egal wie bockig ich deswegen bin.

Ich habe aber furchtbare Jahre hinter mir (kptbs durch Erfahrungen, die denen eines lange Kriegsgefangenen ähneln) und denke, dass ich deshalb einfach nichts mehr aushalte.

05.10.2023 06:53 • #3


CCC
Mein Päckchen, das ich zu tragen habe, ist auch schwer. Daher habe ich nach meinem zweiten Burnout beschlossen, für den Rest meines Lebens kürzer zu treten. Diese Umstellung ist unheimlich hart, denn auch ich vergleiche mit Menschen, die viel mehr aushalten. Aber das nützt ja nun mal nix. Einem einbeinigen Menschen verlangt man ja auch nicht das gleiche Tempo ab, so muss man das einfach sehen. Nur weil eine Einschränkung zB im Kopf ist und somit nicht außen sichtbar, heißt es nicht, dass sie nicht existiert.

05.10.2023 07:05 • x 2 #4


Red89
Diese letzten beiden Sätze waren absolut erhellend für mich. Vielen Dank. Du hast so recht damit!

05.10.2023 07:32 • #5


nichtsgehtmehr
Zitat von Red89:
Ich weiß auch nicht, was ich ändern soll. Ich kann ja jetzt nicht die Ausbildung abbrechen kurz vor Ende, bin ja auch nicht mehr die Jüngste. Dazu hab ich ein behindertes Kind mit Pflegegrad 3, welches auch einen sehr geregelten Tagesablauf braucht.
Und dann ist da noch der Haushalt, Termine, etc.

Das klingt nach permanenter Überforderung und wenn an diesen persönlichen Anforderungen die ja dann 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche bestehen sich nichts ändert dann wird es keinen guten Ausweg geben.

Ich leide ja selber seit Jahren an Depression und vor Jahren hatte ich auch einen ersten Burnout, zu der Zeit entwickelte mein Vater damals Alzheimer Symptome in Verbindung mit aggressivem Verhalten und ständigen Vorwürfen gegen mich. In Folge musste er dann einen Betreuer bekommen, da habe ich mich für meine eigene Gesundheit zurück gezogen und den Kontakt völlig abgebrochen weil ich damit nicht mehr umgehen konnte und mich der persönliche Umgang permanent runter gezogen hat.

Du wirst irgendwie deine persönliche Belastung zurück fahren müssen um hier eine Besserung zu bekommen. Ich nehme an daß schon alleine der Umgang mit deiner behinderten Tochter dich so überfordert daß ein arbeiten in Vollzeit eigentlich gar nicht möglich ist. Mit Durchhalteparolen ist dir nicht geholfen, es liegt an dir die persönliche Belastung zu reduzieren damit du nicht weiter ständig unter die Räder kommst.

Die Lösungen klingen dann extrem hart, nicht mehr Vollzeit arbeiten und die Ausbildung schmeissen oder die Tochter abgeben weil du mental nicht mehr in der Lage bist das wirklich zu bewerkstelligen, das klingt hart aber dürfte eben die Wahrheit sein der man sich selber stellen muss. Die Lösung liegt bei dir und die kann dir niemand abnehmen, eine Krankschreibung durch den Arzt kann einen etwas Luft verschaffen aber ist halt nicht die Lösung der Probleme.

Meine Probleme habe ich eben so gelöst daß mein Vater in ein Pflegeheim kam und ich den Kontakt völlig abgebrochen habe, ich hatte dann später noch einen zweiten Burnout mit 7 Wochen Klinikaufenthalt und immer mehr Probleme den Arbeitsalltag zu bewältigen. Ich bin dieses Jahr im August dann in die Altersrente für langjährig Versicherte mit 63 gegangen und seit dem ist für mich erst alles wesentlich besser geworden damit.

05.10.2023 08:48 • #6


CCC
Zitat von nichtsgehtmehr:
oder die Tochter abgeben weil du mental nicht mehr in der Lage bist das wirklich zu bewerkstelligen, das klingt hart aber dürfte eben die Wahrheit sein der man sich selber stellen muss.

sorry, dass ich das jetzt so sage, auch wenn es hart klingt, aber dürfte eben die Wahrheit sein ^^... also: nimm das am besten wieder raus. Das ist sowas von unsinnig, das Kind mit lediglich Pflegegrad 3 abzugeben. Ehrlich, nimm den Satz wieder raus. Der ist furchtbar und zu 100 % praxisuntauglich. Nicht mit einem pflegebedürftigen Vater zu vergleichen. Eigentlich kann ich es gar nicht fassen, dass ein Mensch so einen Unsinn schreibt.

05.10.2023 09:18 • x 2 #7

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