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Ist chronische Depression heilbar? Keine Hoffnung mehr

C
Hallo,

ich muss mal wieder hier schreiben, da ich gerade wieder ein schlimmes Tief habe... Noch vor einer Woche dachte ich, es geht aufwärts, sieht alles ganz ok aus. Zack, zwei Tage später der totale Absturz. Wie kann es sein, dass ich mein Leben so unterschiedliche wahrnehme??
Sehe meine Zukunft grad absolut schwarz, habe richtig Angst und bin oft unruhig. Kann mich selbst nicht leiden und andere Menschen sind mir meist zu viel; fühle mich oft einsam.

Weiß nicht, wie ich da wieder rausfinden soll. Und ich frage mich wirklich, WANN wird es nochmal besser für mich . Immer wieder leiden, komme nicht voran und alles stagniert oder ich muss es vor mir her schieben. Wenn es mir dann besser geht, habe ich erstmal einen riesen Berg vor mir und vor lauter Schock falle ich um...
Wie soll ich so jemals ein selbständiges und unabhängiges Leben führen??
Momentan wünsche ich mir einfach nur, wieder Kind zu sein, aber wohlbehütet in einer harmonischen Familie. Keine Verantwortung, kein Leistungsdruck. Ich möchte dieses Erwachsenen-Leben nicht, ich finde es meistens einfach nur anstrengend.

Irgendwie sind all meine Träume und Illusionen zerplatzt und das was ich nun sehe, ernüchtert mich. Das Leben und unsere Gesellschaft- wie ich sie empfinde- gefällt mir größtenteils nicht.

Danke fürs Lesen,
Cleo

11.02.2014 17:05 • #16


C
Hallo,
ich komme einfach nicht voran... bin die letzten Wochen wieder im totalen Tief gelandet. Immer wenn ich denke, es geht aufwärts, stürze ich plötzlich wieder ab. Dieses ewige Auf und Ab ist so zermürbend. Vielleicht kann oder will ich gar nicht mehr gesund werden, da ich so Angst vor dem Leben und seinen Herausforderungen habe?! Mir ist alles zu viel und ich weiß nicht, wo oder wie ich auftanken soll - da ist so wenig Erfreuliches und wenig Stützendes in meinem Leben. Und wenn kann ich es nur bedingt empfinden...

Habe kein großes Vertrauen mehr in Therapeuten bzw. glaube ich auch, dass da nicht mehr viel Neues kommen kann und ich mir eigtl. selbst helfen und aktiv werden muss. Aber ich schaffe es einfach nicht, fühle mich wie gelähmt und meinen Problemen hilflos ausgesetzt. Wie in einem selbstgeschaffenen Gefängnis. Schotte mich immer mehr ab und will niemand mehr an mich ranlassen, da ich mich sowieso unverstanden und im Stich gelassen fühle. Andere Menschen strengen mich momentan nur an und ich empfinde sie oft als feindlich. Kann mich selbst ja nicht leiden... Ich verbaue mir alles.
Da ist so viel Wut auf Andere zurzeit. Teilweise denke ich, die Wut ist berechtigt und gut, aber dann erscheint sie mir wieder ungerecht und maßlos. Ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll?!
Ich habe mich sehr verändert in der letzten Zeit, so dass ich mich manchmal selbst nicht mehr (er-)kenne und mich nicht mehr zurechtfinde. Die Veränderungen machen mir irgendwie Angst, es scheint alles nicht mehr (zu mir) zu passen.

Vielleicht hat jmd. noch einen Rat, was ich tun kann? Komme mir zwar blöd vor, hier immer wieder zu schreiben, aber ich weiß nicht, was ich im Moment anderes tun soll. Ist jetzt allerdings etwas viel und durcheinander.

Gruß,
Cleo

22.04.2014 11:21 • #17


A


Hallo cleo,

Ist chronische Depression heilbar? Keine Hoffnung mehr

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C
Hi Moon,

vielen Dank für deine liebe und ausführliche Antwort! Hat mir sehr geholfen.
Das sind jetzt einige Punkte - ich versuch mal so gut es geht, darauf einzugehen. Im Moment strengt mich das Schreiben ziemlich an, also wird es vielleicht etwas wirr.

Bei der Telefonseelsorge hätte ich vor ein paar Tagen auch fast angerufen, hab mich dann aber doch nicht getraut ... Hat dir das denn geholfen?
Eine Therapie mache ich zurzeit ja nicht. Habe zwar wieder das volle Stundenkontingent zur Verfügung - nach 2 Jahren Pause- aber will mir ja eine andere Therapeutin suchen und für die Suche habe ich irgendwie grad keine Kraft. Merke aber, dass es eigtl. notwendig wäre. Ja, es gibt da schon ein paar Widerstände... ich weiß auch weitestgehend warum, und wenn es mir teilweise nicht so schlecht gehen würde, würde ich gerne noch länger mit der Therapie pausieren und selbst an mir arbeiten. Hmm.

Deine Strategie bzgl. Umfeld informieren ist sicher nicht verkehrt, wenn man es sich nicht mit allen verscherzen möchte - ich sage da schon auch bescheid. Allerdings habe ich den Eindruck, die meisten in meinem sozialen Umfeld - außer einer guten Freundi n- wollen das gar nicht hören und es ist ihnen ganz recht, wenn ich mich erst wieder melde, wenn es mir wieder besser geht. Ich soll eben funktionieren, bequem sein - denn so kennt man mich. Wahrscheinlich können sie auch ihre eigenen Schwächen nicht ertragen. Ist zumindest mein Gefühl; denn manchmal kommt überhaupt keine richtige Reaktion oder genauere Nachfrage darauf, wenn ich sage, es geht mir schlecht. Was ich meist nur dezent per sms tue, also ich klingle die nicht nachts raus. Bei solchen Kontakten frage ich mich dann, wie gut sie überhaupt für mich sind, und ob sie nicht noch zu meinen depressiven Zuständen beitragen?!

Prinzipiell glaube ich halt, es ist für mich zumindest nicht gerade förderlich, mich so zu verschanzen - ich bohre mich so nur noch mehr in meine negativen Grübeleien rein und bräuchte eigtl. den Kontakt und Unterstützung. Also ich habe da für mich noch keinen idealen Weg gefunden.

Was zurzeit so an meinen Akkus saugt, sind vor allem mal wieder Probleme mit meiner (Herkunfts-)Familie. Eine nahestehende Angehörige von mir ist seit kurzem sehr krank und evtl. bald pflegebedürftig... ich habe im Moment die Befürchtung, dass das vllt an mir hängenbleiben könnte, z.T. zumindest. Das ist zwar der worst case, aber es kann passieren und das macht mir gerade tierisch Angst. Denn ich muss mich dringend um mein eigenes Leben kümmern, und ich hätte einfach nicht die Kraft dafür.

Was mir Kraft gibt, ist meine Hündin, Natur, Musik, Hobbies, auch soziale Kontakte -aber eben soweit sie da sind- und ich mich dazu aufraffen kann, diese zu pflegen. Das sind immer so Teufelskreise - wenn es mir schlecht geht, vernachlässige ich alles und das macht den Zustand eben nicht gerade besser. Irgendwie werde ich dann immer mehr wie eine mickrige Pflanze, und gehe ein... auch werde ich immer leiser in mein Whg., als ob ich mich langsam auflösen würde.

Puh, jetzt muss ich mit Schreiben mal pausieren... ergänze vllt später noch was.

Liebe Grüße,
Cleo

23.04.2014 21:20 • x 1 #18


C
Hi Moon,

lieben Dank für deine Antwort und Überlegungen!
Das mit der Telefonseelsorge klingt wirklich gut - das merke ich mir für Notfälle, vielleicht traue ich mich ja doch mal.

Was meine Freundschaften angeht, muss ich vielleicht etwas konkreter beschreiben, wo meine Probleme damit liegen. Du hast sicherlich recht - die haben natürlich alle ihr eigenes Leben zu wuppen, das auch anstrengend ist. Dafür habe ich auch vollstes Verständnis. Ich habe in meiner Familie selbst immer viel geholfen und unterstützt; ich weiß, wie es ist emotional ausgebeutet zu werden. Daher versuche ich die Grenzen anderer und meine so gut es geht zu respektieren. Wie gesagt, rufe ich meine Freunde in Notsituationen auch so gut wie nie an, das kommt höchstens einmal im Jahr vor. Ich schreibe höchstens eine sms, wenn jmd. nachfragt.
Ansonsten erzähle ich dann bei Treffen davon und sicher manchmal auch recht viel, das mag schon sein. Ich höre mir dann auch ihre Sachen an, auch wenn sie meist eben weniger problembeladen sind. Außerdem sind die meisten von ihnen auch eher so gestrickt, dass sie selbst wenig von außen annehmen und mit ihren eigenen Schwächen auch teilweise Probleme haben (so wie du geschrieben hast).
Mit einer Freundin habe ich die Regelung, dass ich sie anrufen kann, uns sie mich dann so bald wie möglich zurückruft, falls sie gerade keine Zeit hat. Und das finde ich sehr nett; bisher habe ich es nicht genutzt.
Eigtl. geht es mir auch eher darum, dass ich mir mehr Zeit wünschen würde, die sie für Treffen oder Aktivitäten mit mir einräumen. Doch ist mein Eindruck häufig, dass ich eher eine Lückenfüllerin bin, wenn ihre Partner keine Zeit haben, oder sie sonst irgendwie Leerlauf haben. Also ich fühle mich oft vernachlässigt und dann, wenn es ihnen gerade mal passt, werde ich wieder rangezogen... Und das möchte ich nicht mehr. Ich fühle mich dann benutzt . Natürlich sind das auch alte Wunden, aus der Vergangenheit, die ich in meine Beziehungen heute mitreinschleppe, aber es sind eben auch Menschen, die auf das Muster passen.

Ich habe einerseits das Gefühl, ich fordere zu viel und andererseits zu wenig. Manchmal denke ich auch, diese Freundschaften basieren sehr stark darauf, dass ich eben die Schwächere bin, mit den vielen Problemen und sie sich daran teilweise aufwerten -ist etwas zugespitzt formuliert-, dass sie mir ihre Ratschläge erteilen und ihr Leben dagegen so glänzend ist. Dafür habe ich mich teilweise auch überangepasst, mich in ihre Pläne gefügt usw. Natürlich nicht nur, natürlich kommen auch sie mir entgegen - will mich jetzt auch nicht als ein Opfer darstellen.

Ich habe jedenfalls viel über das Thema nachgedacht und beschlossen mich weniger von der Aufmerksamkeit und Fürsorge Anderer abhängig zu machen. Ich möchte mit mir selbst klarkommen und mir selbst helfen, mir selbst die beste Freundin sein können. Ich möchte raus aus diesen Abhängigkeiten und diesem krassen Wechsel von Nähe und Distanz. Und mir vielleicht mehr neue, oberflächlichere Kontakte aufbauen, wo es erstmal nur darum geht, etwas zu unternehmen. Obwohl das natürlich nicht so einfach ist, wie du ja weißt...

Das betrifft eben auch das Thema Therapie - ich habe schon so viel analysiert und denke, es geht jetzt einfach auch mal um`s Machen. Ich kann nicht ewig zu Therapeuten rennen und erwarten, dass sie mir immer wieder die Krücke reichen und mir Lösungen präsentieren. Ich möchte selbständiger, auch in meinen Entscheidungen werden. Zu meiner bisherigen Therapeutin habe ich ja eben eine ziemliche Abhängigkeit entwickelt. Deshalb sind dann nun auch viele Vorbehalte. Vielleicht muss ich noch ein bisschen warten, bis ich wieder auf eine neue Therapeutin einlassen kann. Aber du kannst schon auch recht damit haben, dass ich mich sowohl etwas aus Angst drücke, und mir das irgendwo auch nicht gönne; es ist schon sehr verinnerlicht, dass ich nicht an erster Stelle in meinem Leben stehe.

Ich wünsche mir eigtl. auch, wieder einen Partner zu finden. Aber auch hier befürchte ich wieder viele Schwierigkeiten im Zwischenmenschlichen.

Was die Hobbies betrifft, da gibt es bei mir Abstufungen- wenn es mir ganz schlecht geht, kann ich persönlich z.B. nicht lesen. Ich schweife dann permanent ab... Manchmal geht noch malen, Hörbücher und Musik hören sind immer gut. Und mit meiner Hündin muss ich ja raus, da geht kein Weg dran vorbei, auch wenn es manchmal echt ne Qual für mich ist, vor die Tür zu gehen. Möchte gerne wieder tanzen, aber da braucht es noch etwas Überwindung.

Ich weiß schon, dass es viele Möglichkeiten gibt, mich selbst glücklicher zu machen, aber es fällt mir oft noch schwer, diese auch zu nutzen. Vor allem, wenn ich mich mal wieder selbst so wenig leiden kann.

Einen schönen Abend noch!
Cleo

06.05.2014 21:12 • #19

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