Zitat von vonundzu:Seht ihr Depression als Krankheit der gesamten Gesellschaft in der wir alle Leben an
oder
als individuelle Schwäche eurer Persönlichkeit?
Ich glaube es ist beides. Die moderne Zivilisation hat meiner Meinung nach einen großen Anteil an der Zunahme von psychischen Krankheiten. Trotzdem kommen die meisten Menschen damit zurecht und sind nicht depressiv. Es gibt also noch weitere Einflussfaktoren. Diese sind sehr individuell. Oft liegen dem gestörte Verhaltens- und Gedankenmuster zugrunde.
Zitat von vonundzu:Mich persönlich bewegt diese Frage sehr stark, weil ich in dieser Gesellschaft seit Jahren das Gefühl habe es nur mit Verrückten zu tun zu haben.
Das Gefühl kenne ich auch. Es ist aber eher Ausdruck einer hilflosen Wut. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft mehrheitlich verrückt ist.
Zitat von vonundzu:Oder anders ausgedrückt ich mir die Frage stellen muss bin ich oder die anderen verrückt.
Ich habe mal eine Doku gesehen in der ein Psychiater auf der geschlossenen Station gesagt hat: Der Unterschied zwischen den Patienten und den Ärzten ist nur, dass wir die Schlüssel haben und die nicht.
Zitat von vonundzu:das denke ich auch, die Frage ist dann aber was bringt es immer nur am Individium herum zu doktern ohne das sich die Gesellschaft mal irgendwie mit Bewegt.
Die Gesellschaft als ganzes kann man nicht ändern. Man kann im Leben nur einen Menschen ändern. (Der, den man morgens im Spiegel sieht.)
Zitat von vonundzu:Anhand der ständig zunehmenden Zahlen von psychischen Erkrankungen in unser Gesellschaft empfinde es als sehr abenteuerlich wie darauf reagiert wird. Nämlich wenig bis garnicht und wenn doch geht es immer um individuelle Hilfe.
Ja, das finde ich auch. Mir fällt während meiner Therapie gerade auf, dass ich grundlegende Dinge über menschliches Verhalten nicht kenne (Verhaltensmuster, Bewältigungsstrategien). Obwohl das alles sehr einleuchtend ist. Ich finde sowas gehört in die Lehrpläne. Allgemein finde ich, dass deutlich mehr Softskills in den Schulen unterrichtet werden sollten. Die Schulen sind genau dazu da, um die Kinder auf das spätere Leben vorzubereiten und die Defizite, die im Elternhaus da sind, auszugleichen. Und dazu gehört nicht nur, welche grammatikalischen Fälle es gibt und von wann bis wann Bismarck Kanzler war. Gerade vor der Hintergrund der Zunahme von psychischen Krankheiten.
Zitat von vonundzu:Ich allein kann gar nichts verändern und nur Anpassung ist für mich auf Dauer auch kein Weg.
Mir geht es aber hier aber nicht blos um meine Interessen.
Ich glaube, das ist die falsche Sichtweise. Es geht nicht darum sich anzupassen und seine eigenen Interessen denen anderer unterzuordnen. Genausowenig geht es darum, dass andere sich an deine Bedürfnisse anpassen.