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Ist es eine Depression?

Seelenflüsterin
Ich hatte immer schon Höhen und Tiefen erlebt, aber in einer Art wie das jeder Mensch erlebt. Irgendwann hat sich etwas verändert. Wenn ich so darüber nachdenke, begann es im Jahr 2000.
Viel Leid mit meiner vermeintlich großen Liebe, jahrelang als 2. Geige, dann kam noch eine berufliche Veränderung, da die FA. in der ich damals beschäftigt war, ca. 50% der Mitarbeiter entlassen musste - darunter auch mich. Da war ich inzwischen 50 Jahre. Mein Vertrauen in den Arbeitsmarkt war sehr gering und so habe ich mich mit einem Ferien-Reiterhof selbstständig gemacht. Ein guter alter Freund hatte mich auch in der Zwischenzeit gefragt, ob ich mich um ihn kümmern und ihn pflegen würde, da er lieber sterben würde, als in ein Alten- bzw. Pflegeheim zu gehen. Ich stimmte zu. Für meine Selbstständigkeit zog ich 800 km entfernt und nahm diesen alten Freund mit, der da schon Pflegegrad 3 hatte. Mein Beziehungspartner kam so oft wie möglich immer mal für einige Tage zu Besuch. Mein Freundes- und Bekanntenkreis reduzierte sich aufgrund der Entfernung drastisch. Der Aufbau meines Reiterhöfe kostete mich sehr viel Energie, aber das konnte ich noch. Gleichzeitig wurde mein alter Freund immer pflegebedürftiger. Eine Gallen-OP hat mich dann zum ersten mal zum Innehalten gezwungen. Dann bin ich im Winter auch noch gestürzt und ab da ging es körperlich und psychisch bergab. Ich ging sehr lange mit Krücken, fand in meiner neuen Heimat in 7 Jahren keine privaten Kontakte, fühlte mich ausgegrenzt und plötzlich auch überfordert und alleine.
Ich habe den Hof verkauft und ein Haus in der Nähe meiner alten Heimat gefunden. Ein älteres Haus, aber für mich ein Traumhaus mit viel Potential. Ich ließ eine ehemaligen Schlosserei in eine behindertengerechte Einliegerwohnung für meine Mutter umbauen, die mittlerweile verwittert war und in der 3. Etage zunehmend Schwierigkeiten bekam. Das Haus wurde weitestgehend renoviert und es dauerte nicht lange, bis mein alter Freund bettlägerig war und auf Pflegegrad 4 hochgestuft wurde. 3 Tage vor unserem Umzug habe ich meine Partner-Beziehung endlich und endgültig nach 18 Jahren beendet. Dann starb meine treue und geliebte Hündin plötzlich und unerwartet. Meine psychische Kraft wurde zunehmend weniger. Alles fiel mir unendlich schwer, mein Gewicht würde auch immer mehr.
Inzwischen habe ich beim Laufen nach 20 Minuten große Schmerzen, 3 Bandscheibenvorfälle, Arthrosen in den Bandscheiben und Hüfte und ich fühle mich selbst wie eine Fremde an.
Finanziell bräuchte ich mir im Moment keine Sorgen machen, wenn ich mich nicht so gehen gelassen hätte. Jetzt habe ich an 2 Stellen Schulden - Strom und Krankenkasse - , die ich zwar in mtl. Beträgen locker tilgen könnte, aber ich müsste mich darum kümmern. Ich kann es im Moment nicht.
Ich weiß auch nicht, ob mir da jemand helfen könnte, um wenigstens die Ratenzahlungen für mich zu vereinbaren, dann wäre zumindest finanziell mein Leben wieder geordnet.
Ich komme der Verpflichtung meinem alten Freund gegenüber nach und kümmere mich um meine Mutter, aber dazwischen verkrieche ich mich ins Bett und möchte am liebsten von der Welt nichts hören oder sehen.

Ich hatte immer viele Interessen und Hobbies, einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich habe das Leben trotz manchen Widrigkeiten geliebt und bin stets ein positiv denkender Mensch geblieben. Und was bin ich jetzt?

Ich bin in eine Depression geschlittert, nach und nach mehr, hab immer gedacht: morgen geht's dir wieder besser, aber es geht nicht besser.

Das war jetzt ein sehr langer Text und ich danke denjenigen, die sich die Mühe machten bis hierher zu lesen.
Da ich mit niemand darüber reden kann und stattdessen nach außen einen völlig anderen Eindruck mache, tat es so richtig gut, das einmal raus zu lassen.

Ob ich hier etwas erwarte? Vielleicht hoffe ich noch auf ein Wunder, daß jemand sagt, ich erledige für dich die beiden Zahlungsvereinbarungen.
Wenn ich mit der Krankenkasse wieder im Reinen wäre, würde ich auch eine Therapie anstreben, um mein Leben wieder genießen zu können und vielleicht könnte ich mich dann auch wieder für eine neue Partnerschaft öffnen.
Ich hoffe auf das Wunder, aber ich glaube nicht daran. Trotzdem vielen Dank für's Zuhören

02.02.2021 04:09 • x 3 #1


djamila
Zitat von Seelenflüsterin:
Da ich mit niemand darüber reden kann und stattdessen nach außen einen völlig anderen Eindruck mache, tat es so richtig gut, das einmal raus zu lassen.


Es freut mich das du dir etwas Luft durchs schreiben verschaffen konntest . Das gelingt mir im Moment nicht so gut .
Aber ich hoffe auch das es wieder besser wird .
Denn Hoffnung sollte man nie aufgeben , denn wer weiß ob da nicht doch ein Wunder passiert .
Gibt es bei dir in der nähe ein SPD (Sozial Psychiatrischer Dienst ) Da kann man eine Begleitung Beantragen wenn einem der Alltag schwer fällt . Reden oder Hilfe bei Papier Sachen oder was sonst auch immer .


LG Djamila

02.02.2021 04:45 • x 3 #2


A


Hallo Seelenflüsterin,

Ist es eine Depression?

x 3#3


Seelenflüsterin
Caritas gibt es, aber in meiner Nähe gibt es nur Einrichtungen für Behinderte, vor allem für behinderte Jugendliche. Aber ich werde mich weiter umschauen.
Danke dir.

02.02.2021 09:27 • x 1 #3


Monesie
Hallo Seelenflüsterin,
Zu beurteilen, ob du eine Depression hast vermag nur ein Arzt. Aus deinen Schilderungen entnehme ich aber einen Menschen, der viel auf sich geladen hat und für andere funktioniert, aber sich selbst vernachlässigt. Um aus dem Dilemma zu kommen rufe deinen Ex an und bitte ihn um kurzzeitige Hilfe, ich denke dort kannst du, neben Sozialdiensten, am ehesten Hilfe bekommen. Du musst Zeit für deine eigenen Bedürfnisse finden und auch mal NEIN sagen, wenn nichts mehr geht. Rufe die Krankenkasse an und schildere deine Situation, und dass du Hilfe benötigst. Du bist in einer Spirale, die dich immer weiter runterzieht aufgrund der enormen Belastung. Du hast viel geleistet und solltest dir Hilfe einfordern.
Ich hoffe du schaffst dies.

02.02.2021 09:28 • x 2 #4


Seelenflüsterin
[Um aus dem Dilemma zu kommen rufe deinen Ex an ...[/quote]

Er war während unserer Beziehung verheiratet. Kurz vor meinem Umzug ist seine Frau verstorben. Als er dann immer noch kein gemeinsames Leben mit mir wollte, war es wie ein Erwachen aus einem schlimmen Traum für mich und ich sagte ihm, daß er sich NIE wieder bei mir melden soll. Ich fühlte mich unbeschreiblich benutzt und ausgenutzt.
Ihn werde ich auf keinen Fall kontaktieren und wenn er der letzte Mensch auf dieser Welt wäre.

02.02.2021 12:03 • x 3 #5


ZeroOne
Hallo @Seelenflüsterin !

Zitat von Seelenflüsterin:
Ihn werde ich auf keinen Fall kontaktieren und wenn er der letzte Mensch auf dieser Welt wäre.


So würde auch ich handeln, selbst wenn das Verhältnis besser wäre. Aber sowas bringt meist mehr Ärger als Hilfe mit sich.
Ich finde die Idee mit Caritas gar nicht schlecht! Die bieten übrigens auch eine kostenlose, anonyme Online-Beratung an. Vielleicht wäre das ein erster Schritt?

Zitat von Seelenflüsterin:
Ich komme der Verpflichtung meinem alten Freund gegenüber nach und kümmere mich um meine Mutter, aber dazwischen verkrieche ich mich ins Bett und möchte am liebsten von der Welt nichts hören oder sehen.


In Verpflichtung steckt das Wort Pflicht, was z.B. auf mich persönlich schon einen unglaublichen Druck ausübt. Vielleicht ist es an deiner Zeit, deine Bedürfnisse etwas mehr in den Fokus zu rücken und etwas mehr auf dich selbst zu achten?

Sicherlich kann dir in einer Beratung auch erklärt und besprochen werden, mit welchen Hilfestellungen dir bei deinem alten Freund und deiner Mutter geholfen werden kann. Es gibt auch ein umfangreiches Angebot für pflegende Angehörige (z.B. bei Pflegen und Leben), sowie Krisen-, Beratungs- und Beschwerde-Hotlines. Vielleicht kannst du in einem zweiten Schritt auch dafür noch etwas Energie aufbringen?

Ich drücke dir die Daumen!

LG
ZeroOne

02.02.2021 12:44 • x 4 #6


Monesie
Hallo Seelenflüsterin,
ich kann verstehen, dass dein Ex, der letzte wäre, den du um Hilfe bitten würdest. So kommt neben deiner Belastung, auch noch die Zurückweisung und in einer Form auch wieder jemand, der deine gute Seele ausgenutzt hat, hinzu. Sicherlich hat dies dich auch tief verletzt.
So bleiben noch die Sozialdienste und die Krankenkasse, die weiterhelfen können. Du wirst diese Krise auch meistern, denn dein Pflichtbewusstsein zwingt dich dazu.
Hast du in der Richtung bereits etwas unternommen?
Ich kann dich nur bewundern, dass du so viel Fürsorge gegenüber deiner Mutter und dem Freund zeigst und leistest. Doch du brauchst Hilfe, alles in geordnete Bahnen zu lenken und Entlastung zu finden. Was ist mit deinen Nachbarn?
Ist das noch eine Möglichkeit?

03.02.2021 10:43 • x 3 #7


Seelenflüsterin
Monesie, danke für deine Worte. Wegen Corona bestehen Kontakte zur Nachbarschaft nur via WhatsApp und da möchte ich auch nicht so einen tiefen Einblick in mein Privatleben zulassen.
Unternommen habe ich bis jetzt noch nichts - ich bin einfach so schlapp. Aber ich werde mich mit Caritas in Verbindung setzen. Nur heute wird das nichts werden, denn jetzt hat meine Mutter gerufen, weil ihr Mittagessen nicht gelingt und für meinen Freund muß ich ja auch noch etwas kochen - er ist 93 Jahre und mit dem Essen besonders mäkelig. Dann soll ich heute noch 2 Regale bei meiner Mutter anbringen.Danach brauche ich nichts mehr und um 17 Uhr ist auch schon wieder Zeit für Abendbrot für meinen Freund. Mein Kopf fühlt sich überfüllt an.

03.02.2021 11:30 • x 3 #8


Y
Hallo Seelenflüsterrin,
hier ist schon vieles geschrieben worden, was ich unterschreiben kann. In meiner Therapie ist mir verklickert worden das eine Tagesstruktur sehr hilfreich ist und das man die Dinge nach Wichtigkeit ordnen sollte um sie dann Stück für Stück abzuarbeiten. Gaaaanz wichtig sind eingeplante Pausen.
Für mich wäre es z.B. so, das das Telefonat mit der Krankenkasse oder der Caritas ganz oben auf der Liste stünde und die Regale meiner Mutter eher weiter hinten. Insoweit frage ich mich, ob dich ein klärendes Gespräch mit deiner Mutter nicht etwas entlasten würde . . .

VG ylvi

03.02.2021 14:15 • x 2 #9


Bella72
Hallo Seelenflüsterin,

ich finde es unglaublich, welche Belastung Du über so lange Zeit gewuppt hast und ja immer noch irgendwie schaffst. Da klopfe ich Dir mal gaaaaannnnzzzz fest auf die Schultern .

Du leidest, wie soviel von uns an einem Helfersyndrom glaube ich. Die Pflege eines Menschen mit Pflegestufe 3 oder mehr ist schon eine riesen Aufgabe, dann noch Deine Mutter, die Renovierung des Hauses, die Trennung von Deinem Partner und und und. Es wird wirklich Zeit, dass DU Dir Hilfe suchst. Ob das wirklich eine Depression ist kann nur ein Arzt erkennen aber wenn man die ganze Belastung sieht, wundert mich Dein Zustand nicht.

Wahrscheinlich hast Du nie gelernt, Dich um Dich selbst zu kümmern, gut zu Dir zu sein, auf Dich zu achten. Das zu lernen ist nicht so einfach aber eine Therapie oder Kur mit Therapie könnte helfen. Hast Du keine Freunde, die Dir bei den bürokratischen Dingen helfen könnten?
Ganz liebe Grüße von Bella

03.02.2021 14:57 • x 3 #10


Monesie
Hallo Seelenflüsterin,

in deiner Beschreibung finde ich meine Worte bestätigt. Deine Mutter und dein Freund sind sehr fordernd, sie sind es von dir gewohnt, versorgt zu werden. Du gehst auf ihre Wünsche ein, aber du bleibst auf der Strecke. Die Regale können sicherlich warten. Essen könnte mal aus dem Gefrierfach oder der Dose kommen oder auch geliefert werden, damit du Zeit gewinnst, für DICH. Frage dich doch mal was du gerne machen würdest. Wahrscheinlich erst mal nichts, weil du einfach zu erschöpft bist. Aber wenn du keine Prioritäten setzt, bist du irgendwann mal völlig ausgelaugt. Du musst deine Reserven wieder auffüllen. Du gibst so viel, du darfst und musst jetzt auch an dich denken. Das ist nicht egoistisch, dass ist notwendig.
Rede mit den beiden und sage ihnen, dass es so nicht weitergeht. Du brauchst feste Zeiten für dich, wo du auch nicht springst, wenn einer von beiden einen Wunsch hat, der auch später erfüllt werden kann.
Versuche es für dich, bitte!

04.02.2021 06:27 • x 3 #11


Seelenflüsterin
Zitat von Monesie:
Hallo Seelenflüsterin, in deiner Beschreibung finde ich meine Worte bestätigt. Deine Mutter und dein Freund sind sehr fordernd, sie sind es von dir gewohnt, versorgt zu werden. Du gehst auf ihre Wünsche ein, aber du bleibst auf der Strecke. Die Regale können sicherlich warten. ...


Mein Freund ist 93 Jahre, fast blind und Gespräche sind trotz Hörgeräte eine Herausforderung. Er ist bettlägerig, kann nur für einen Moment stehen (falls er sich festhalten kann). Ich kann und werde ihn nicht vernachlässigen.

Meine Mutter ist fordernd, das ist richtig und da kämpfe ich ständig um jedes bisschen Freiraum. Sie kann nicht alleine sein und hätte mich am liebsten ständig bei sich - ich bin froh, daß sie in der Einliegerwohnung ihren eigenen Haushalt hat und ich dort die Tür von außen zumachen kann. Dennoch sehe ich auch, wo sie tatsächlich auf mich angewiesen ist.


Von außen kann man vieles objektiver betrachten und auch sicher gute Ratschläge erteilen. Ich danke euch allen auch dafür und möchte auf keinen Fall undankbar erscheinen.
Aber es ist nicht so, daß ich nicht selbst erkennen würde, daß ich mich zu viel hinten anstellen und zu wenig für mich da bin.

Täglich sage ich mir selbst, mach dies oder das, dann läuft wieder alles, dein Kopf ist dann die eine oder andere Sorge los. Einen Anruf tätigen - ich kann das Telefon anstarren und scheue dann den Dialog und denke, das mache ich nachher oder morgen.

Ich bastle gerne, mache gerne handwerkliche Dinge aus Holz und anderen Materialien, aber wenn ich die Zeit dafür hätte, lege ich mich lieber hin, weil die Hüfte und der Rücken schmerzen. Und ich könnte stundenlang darüber sinnieren, ohne etwas zu tun, außer dem täglichen Trott.

Und immer kommt wieder etwas Unerwartetes hinzu.
Abends kommt von Mo-Fr. für 15 Minuten der Pflegedienst und leert den Nachtstuhl meines Freundes. Jetzt hat die Krankenkasse den entsprechenden Betrag auf das Konto meines Freundes überwiesen, statt an den Pflegedienst und wir sollen die Stornogebühren bezahlen. Es ist ja ein kleiner Betrag, aber die Weiterleitung des Rechnungsbetrages an den PD muß getan werden und wenn es auch nur 5 Euro Stornogebühren sind, ist das doch das Verschulden der Krankenkasse.
Das ist nur ein einziges Beispiel von Dingen, die unerwartet sind und so unnötig wären.

Es ist schon wieder Mitternacht und ich versuche jetzt zu schlafen.

Nochmals danke und eine gute Nacht für euch.

04.02.2021 23:57 • x 2 #12


Bella72
Hallo Seelenflüsterin,

es ist ja schon mal super, wenn Du erkennst, was los ist und die Lage lässt sich auch nicht so einfach verändern. Das stimmt. Warum leert der Pflegedienst nur den Nachttopf? Wie machst Du es mit der Körperpflege? Das ist ja eine heftige Arbeit, vor allem wenn Du Gelenk- und Rückenprobleme hast. Mein Papa ist auch seit einiger Zeit pflegebedürftig, deswegen kann ich da ein bisschen mitreden. Kann Dein Freund noch alleine essen und trinken?
Und die lieben Eltern, in Deinem Fall die Mutter, können einem ganz schön einheizen, das kennen wahrscheinlich die meisten von uns.

Ich wünsche Dir ein gutes Wochenende. Was mir manchmal hilft, wenn ich Aufgaben nicht erledigen kann oder mag, ist sie mir aufzuschreiben und an den Spiegel zu kleben. Irgendwann nervt mich das dann so, dass ich es tue .

Liebe Grüße von Bella

05.02.2021 13:53 • x 2 #13


Seelenflüsterin
Zitat von Bella72:
Hallo Seelenflüsterin, es ist ja schon mal super, wenn Du erkennst, was los ist und die Lage lässt sich auch nicht so einfach verändern. Das stimmt. Warum leert der Pflegedienst nur den Nachttopf? Wie machst Du es mit der Körperpflege? Das ist ja eine ...

Der Pflegedienst hat anfangs auch das Abendbrot für meinen Freund gemacht, aber das wollte er dann nicht mehr - ihn ekelt es
Essen kann er meist alleine, manchmal zittern aber die Hände zu sehr, dann helfe ich ihm. Er hofft immer, daß er mir keine Sorgen bereitet. Er ist ein lieber Mensch (inzwischen), nur in den ersten 3 Jahren hatten wir einige Dominanzkämpfe. Oft ist er aber jetzt auch verwirrt, sieht Botschaften in der Uhr oder seine Kontoauszüge im TV. Und immer wirft er mir ein Küsschen hinterher, wenn ich aus seinem Zimmer gehe.

Wenn ich so nachdenke - abgesehen davon, daß jeder Mensch wohl nach fast 14 Jahren ohne Urlaub oder freiem Wochenende einmal erschöpft und urlaunsreif ist - abgesehen davon ist es wohl meine klammernde Mutter, die mich Kraft und Nerven kostet. Wir hatten viele Jahre nur tel. Kontakt und wollten nun einiges nachholen - aber das funktioniert so nicht. Ich wollte sie ja einmal pro Woche zur Senioren-Disco von der Gemeinde bringen, aber dann kam Corona.

05.02.2021 18:39 • #14


Monesie
Hallo Seelenflüsterin,

es tut mir leid, wenn meine Worte statt der Aufmunterung, die sie sein sollten, als eine Bevormundung von dir verstanden werden. Ich kann nur sehen, dass hier ein engagierter, warmer Mensch seine Kräfte aufzehrt.

Kann es nicht auch sein, dass das enge Zusammensein mit deiner Mutter, die ich nicht als fürsorglich laut deinen Beschreibungen finde, wieder alte Verletzungen hervorgeholt hat?

Du zeigst auf jeden Fall das typische Verhalten, was bei mir, nach Jahren, in eine schwere Depression mündete. Eigene Bedürfnisse auszulassen und statt dessen nur Pflichtbewusstsein zu zu lassen führt zur inneren Leere.
Du hast selbst erkannt, dass die derzeitige Situation dir nicht gut tut.
Da wollte ich dir nur zum Ausdruck geben, dass ich bewundere, was du leistest aber auch davor warnen, dass es nicht unendlich so weiter gehen kann.

06.02.2021 05:23 • x 1 #15


Seelenflüsterin
Zitat von Monesie:
Hallo Seelenflüsterin, es tut mir leid, wenn meine Worte statt der Aufmunterung, die sie sein sollten, als eine Bevormundung von dir verstanden werden. Ich kann nur sehen, dass hier ein engagierter, warmer Mensch seine Kräfte aufzehrt. Kann es nicht auch sein, dass das enge Zusammensein mit ...


Liebe Monesie, nein, es kam mir nicht wie eine Bevormundung vor.
Es erinnerte mich nur an die Aufforderung sich zusammenzureißen, wie man es oft hört, wenn man mancherorts auch nur andeutungsweise von Überlastung oder Depression spricht. Entschuldige bitte, falls ich schroff gewirkt habe - Sprache ist doch detaillierter als nur Schrift.

Aufarbeiten - ja, das hab ich versucht, aber meine Mutter verkraftet es nicht, bricht in Tränen aus und am Ende redeten wir 3 Tage nicht miteinander.
Ich halte mich seither an den Spruch meiner Großmutter, die immer sagte: man muß die Menschen verbrauchen wie sie sind und nicht wie sie sein sollen.

Liebe Grüße

06.02.2021 09:31 • #16


Bella72
Also 14 Jahre ohne Urlaub oder ein freies Wochenende, das ist unmenschlich

Du bist gefangen in einem Netz aus Menschen, die auf Dich angewiesen sind. Die Frage ist, warum Du da hinein geraten bist. Anderen zu helfen gibt einem unheimlich viel, das kenne ich gut. Aber es hat alles Grenzen. Und wenn Du soooo lange keine schöne Zeit für Dich hattest, grenzt es meiner Ansicht nach schon an Selbstaufgabe. Das solltest Du wirklich angehen. Denn Du bist ein liebevoller, aufopfernder Mensch, der sich immer hinten anstellt. Doch wo ist die Wertschätzung Dir gegenüber? Was bist Du Dir selbst wert?
Liebe Grüße von Bella

08.02.2021 19:51 • x 1 #17


A


Hallo Seelenflüsterin,

x 4#18


Monesie
Hallo Seelenflüsterin,

wie du siehst, auch Bella versucht dich zum Innehalten zu bewegen und auch mal an dich zu denken und wie du deine Situation verbessern könntest, ohne das Gefühl zu haben, du würdest dein Verantwortung vernachlässigen, die du übernommen hast.
Wie geht es dir heute? Hast du kleine Schritte in Richtung Bewältigung deiner Probleme gemacht? Hast du mit der Krankenkasse Rücksprache gehalten?
Es ist etwas anderes Kinder zu versorgen, denn sie haben einfache Bedürfnisse, hingegen Erwachsene sind oft beharrend in ihren Ansichten.
Ich kann nur wiederholen, wie ich die besondere Leistung, die du erbringst, bewundere. Aber du hast auch nur das eine Leben.
Pass auf dich auf.

11.02.2021 06:43 • x 1 #18

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