Ist mein Essverhalten nicht normal?

M
Nachdem ich gerade (mal wieder) eine große Portion Mittagessen, den ich gut für den nächsten Tag hätte aufheben können, kalt in mich reingekippt habe, wurde mir endlich klar, dass ich ein Essproblem habe. Und hier habe ich dafür sogar einen Namen gefunden:
Binge Eating Disorder.

Ich habe zeitweilig einfach kein natürliches Sättigungsgefühl - aber eben nur zeitweise.

Dieser Zustand hat dazu geführt, dass ich es über die Jahre von 58 Kilo auf 76 gebracht habe.
Im letzten Jahr habe ich dann etwa 14 Kilo abgenommen und nun geht es wieder aufwärts.

Ich habe große Angst wieder so fett zu werden.
Klar gibt es wahrscheinlich einen Zusammenhang mit meinem seelischen Befinden, aber ich habe ja keinen direkten Einfluss darauf. Oder kann mir jemand hierzu Tipps geben?
Ist ein neuer Thread überhaupt notwenig? Wenn nicht, dann bitte hier schließen...

Dass ish mein Gefühlsleben anscheinend auch anders kanalisieren kann, eben nicht über das Essen, sollte mir ja nach dem Verlauf des letzten Jahres klar sein. Aber leider habe ich keine Ahnung wie.

Vielleicht weiß jemand einen Rat!

LG
Monty

24.01.2010 00:19 • #1


Pyxidis
Liebe Monty,

ich weiß nicht, ob Du ein Essproblem hast. Für Dich hast Du jetzt diesen Begriff Binge Eating Disorder gefunden. Aber vielleicht sollte eine Ärztin die Diagnose stellen? Oder was meinst Du?

Aber ich weiß auch nicht warum hier bei uns dieser Schlankheitswahn um sich greift. Vielleicht kann mir mal jemand erklären, warum 73 % aller Frauen sich zu dick finden. Es ist ja nicht so, daß sich nur Frauen mit einen Essproblem zu dick finden, sondern das ganze zieht sich durch unsere Gesellschaft. Ich finde das so schade, denn nicht so dürr zu sein, bedeutet doch auch kräftig zu sein, stark; Raum einzunehmen, für sich zu sorgen. Sich eben nicht dünn und unsichtbar zu machen. Naja ich könnte noch mehr dazu schreiben, aber ich möchte Deinen Beitrag dazu nicht mißbrauchen.

Und trotzdem glaube ich, daß ein Schritt aus der Depression ist, sich so anzunehmen wie man gerade ist. Das Gewicht ist doch wirklich nicht so wichtig.

Woher nimmst Du trotz Krankheit die Kraft 14 Kilos abzunehmen. Ich stelle mir das unheimlich anstrengend vor. Und selbst wenn ich das wollte, hätte ich keine Energie dazu.

Zitat:
Klar gibt es wahrscheinlich einen Zusammenhang mit meinem seelischen Befinden, aber ich habe ja keinen direkten Einfluss darauf. Oder kann mir jemand hierzu Tipps geben?


Liebe Monty, es könnte doch auch sein, daß Dich die paar zusätzlichen Kilos auch ein Stück weit schützen. Und 76 Kilos sind ja noch nicht krankhaft viel.

Naja, mein Beitrag war jetzt vielleicht nicht so hilfreich für Dich, aber es schreiben Dir bestimmt noch andere.

Liebe Grüße
Scorpio

24.01.2010 00:50 • #2


A


Hallo monty,

Ist mein Essverhalten nicht normal?

x 3#3


M
Liebe Scorpio,
danke für deinen Eintrag.

Es geht mir darum, dass ich oft einfach kein Sättigungsgefühl habe, dass ich permanent etwas in en Mund stopfen muss, dabei spielt das WAS eine untergeordnete Rolle.
Vom Mittagstisch aufstehend passt direkt was Neues in den Bauch...
Wenn ich psychisch stabil bin, dann kann ich mich kontrollieren, dann kann ich darauf verzichten. Oder ich kann mich, statt auf kalorienreiche Nahrung, auf Obst, Gemüse und Rohkost beschränken.

Ach, wahrscheinlich gehe ich euch hiermit nur auf den Senkel....
Bitte den Thread einfach löschen...

24.01.2010 09:26 • #3


Pyxidis
Liebe Monty,

Zitat:
Ach, wahrscheinlich gehe ich euch hiermit nur auf den Senkel....
Bitte den Thread einfach löschen...


sei doch bitte nicht so empfindlich.

Du gehst hier niemandem auf den Senkel. Mir jedenfalls nicht.

Zitat:
Ich habe große Angst wieder so fett zu werden.


Ich habe diesen kleinen Exkurs auch nur geschrieben, weil Du diese große Angst hast wieder fett zu werden und diese wollte ich Dir ein bisschen nehmen. Es ist nicht schlimm, nicht gertenschlank zu sein. Unsere Gesellschaft ist da einfach im Wahn und das überträgt sich auf die Menschen.

Du sagt, Du kannst Dich kontrollieren, wenn es Dir psychisch gut geht. Aber bei mir leuchten immer alle Warnglocken, wenn ich etwas von Kontrolle lese. Kontrolle ist immer so anstrengend und sollte das Leben nicht einfach sein. Ich persönlich bin in meinem Leben bestrebt, mich nicht zu kontrollieren und mir und meinem Körper seine Bedürfnisse zu erfüllen natürlich auch wenn es sich um Nahrung handelt.

Okay Dein Körper hat ein Bedürfnis und verlangt im Moment noch nach Nahrung, um es zu stillen. Vielleicht ist es wirklich so, daß es eine Bedürfnisverschiebung ist.

Liebe Monty, kennst Du Deine Bedürfnisse und kannst Du sie stillen? Vielleicht hört dann der Drang nach was Essbaren von alleine auf ohne Deinen Körper kontrollieren zu müssen.

Zitat:
Bitte den Thread einfach löschen...


Übrigens ist es ein Problem für Dich und damit auch würdig hier gehört zu werden.

Viele Grüße
Scorpio

24.01.2010 09:59 • #4


F
Hallo, liebe Monty, auch ich leide unter binge eating disorder.

Vor vielen Jahren machte ich aufgrund der Tatsachen, die du hier schilderst, eine Gruppentherapie. Sämtliche Eßstörungen wurden dort bedient. Halt auch die meinige, die ich nie einordnen konnte. Ich hatte und habe viele Diäten hinter mir, weil ich durch das Hineinstopfen sehr sehr viele KGs zugenommen habe. Quasi habe ich mich verdoppelt. Ich weiß genau, wann meine Eßstörung begann, nämlich in der Schwangerschaft vor 25 Jahren ! mit meinem ersten Sohn, ich lebte damals mit meinem Exmann weit von der Heimat entfernt.

Auch heute leide ich mitunter unter meinen Anfälllen, obwohl ich jahrelange Therapie hinter mir habe. Mir ist heute klar, dass ich immer wieder auf die Sucht zurückgreifen muss, aber lange nicht mehr so wie damals. Jedoch begleitet sie mich nach wie vor. Es ist etwas Vertrautes, was mir immer Trost und Wärme gegeben hat, und trotz aller Versuche, eine Ersatzbefriedigung zu erlernen, ist das Gewohnte nicht wegzureden. ES meldet sich einfach - zuweilen. Heute kann ich sehr gelassen damit umgehen, kann das auch gut vor anderen erklären, auch bei Ärzten, die mich dann nach einem Statement von mir einfach in Ruhe lassen. Niemand bedrängt mich mehr, dass ich abnehmen MUSS.

Ich habe mir meine Diagnose damals erst zunächst auch angelesen, wie du, weil ich das Gefühl hatte, mit mir stimmt etwas nicht. So geriet ich in die Gruppentherapie. Dort wurde von der Verhaltenstherapeutin diagnostiziert. Mit dieser Aussage bin ich dann zu meiner Hausärztin, seither habe ich die Diagnose mit der Eßstörung offiziell. Oft folgt man ja erst diesem Gefühl, dass etwas nicht stimmt.

Dass du zwischendurch mal abnimmst, kenne ich auch von mir. Irgend etwas passiert, dass man so viel Kraft in sich mobilisieren kann, dass eine Abnahme gelingt.

Kein Sättigungsgefühl zu haben gehört mit zu der Eßstörung BED. Ich kenne das so gut ... es ist grad so vertraut.

Ich finde es gut, dass du hier schreibst, dich mit dir auseinandersetzt.

Eine begleitende Therapie kann klären, warum du dieses Eßverhalten brauchst, sie kann u. U. aufdecken, wo deine Seele trauert.Es kann ein langer Weg werden, den Zugang zu sich zu finden, dessen sollte man sich bewußt sein.

Ich möchte mich auch meiner Vorschreiberin anschließen, ich finde es gut, wie sie sinniert. Ich finde es persönlich auch so schade, dass viele Frauen sich ihrer Weiblichkeit nicht bewußt sind, nach Perfektionismus streben. Dazu gehörte ich auch, lange Zeit.

Heute kann ich wesentlich gelassener mit mir und meinem Körper umgehen, und ich bin wirklich dick. Therapie hat zumindest bei mir bewirkt, dass die ES nicht so mehr greift. Zum Reduzieren reicht es nicht. Ich habe im Moment auch gar nicht mehr die Kraft, das Thema anzugehen. Im Moment will ich es auch nicht wirklich, weil ich meine Kraft für andere Dinge brauche. Auch habe ich gelernt, mich gesund zu ernähren. Das beruhigt mich zumindest. Ich habe meinen Weg gefunden. Ich mag mich. Ich finde mich weiblich und attraktiv. Das war jedoch nicht immer so, siehe oben.

Aber es macht keinen Sinn, auf der Zahl deines Gewichts herumzureiten, weil du dein persönliches Unwohlsein hier schilderst. Ich empfinde dein GEwicht auch nicht als abnorm. Jedoch quält dich diese Stopferei und das Ergebnis dessen.

Vielleicht lernst du irgendwann, dich im Spiegel zu betrachten und dich schön zu finden, dazu gehört es, die eigene Weiblichkeit zu entdecken und Freude an ihr zu haben.

Wenn du Fragen hast, frage, aber ziehe dich nicht zurück. Du hast einen guten Anfang gemacht und du gehst hier niemandem auf den Keks. Manchmal dauert es ein wenig, bis jemand antwortet. Manche antworten nicht so, wie du es im Moment brauchst. Manchmal wird gar nicht geantwortet, weil man wahrscheinlich ob seiner Situation sprachlos ist. Manchmal ist man so dünnhäutig. Ich kann das gut verstehen.

Ich brauchte meine Eßstörung, weil ich mich nicht akzeptierte, weil ich unsicher war, weil ich mich häßlich fühlte, weil ich mich nicht schlau genug fühlte. Ich litt unter meinem mangelnden Selbstwert. Ich brauchte sie, weil ich traurig war, weil ich nicht aus meiner Haut konnte, weil ich aus dem Ergebnis meiner Erziehung und Erwartungshaltung anderer immer unsicherer wurde. Ich brauchte meine ES, weil ich nicht wollte, dass mich mein Mann berührte, ich wollte nicht anziehend sein. Ich lief nur mit gesenktem Blick herum und hörte die Menschen um mich herum über mich lachen, mit dem Finger auf mich zeigend. Zumindest war meine Einbildungskraft so präsent. Ich brauchte meine ES, weil man mir nicht zuhörte, so, wie ich mich äußerste, ich brauchte sie, weil mich die, auf die es ankam, nicht wirklich wahrnahmen. Ich war die mit den spinnerten Träumen und Vorstellungen, die auf irgend einer Wolke lebte.

Durch die Therapie konnte ich ganz vieles ablegen oder mich bestärken, dass ich richtig bin, wie ich bin. Hab Mut ...
LG
Angelika

28.01.2010 13:33 • #5


M
Liebe Scorpio,
leider kenne ich meine Bedürfnisse nicht, somit habe ich keine Ahnung, was ich unternehmen kann, um mich dieses „Anfällen“ zu entziehen.




Liebes Fräulein Mau,
auch dir danke ich herzlich für deinen Eintrag!
Es ist für mich eine gewisse Erleichterung, dass du mir so ausführlich geschrieben hast. Vor allem sind die Details, die du schilderst mir zum großen Teil ja bekannt. Und es tut gut, dass ich nicht alleine mit dieser Diagnose stehe.

In mir steckt leider ein gewisses Angstpotential, was mir eigentlich verbietet hier einen eigenen Thread zu eröffnen.
Manchmal werde ich mutig und dann versuche ich es doch mal, so wie hier.

Nach der Lektüre habe ich zunächst einmal nach deinem Alter gesucht. Ich bin zwar 4 Jahre älter, aber zumindest spielen wir in der gleichen Liga und ich kann deine Worte nach der Weiblichkeit einordnen. Hätte eine wesentlich jüngere Frau mir darüber geschrieben, hätte ich mich gewehrt und gemeint, dass sie hier nicht mitreden könne - ich hoffe, dass man hieraus schlau wird. Zu so später Stunde sollte ich eigentlich keine derartigen Beiträge mehr verfassen.

Viele Jahre stecke ich schon in meinen Problemen fest. Zurzeit (seit eineinhalb Jahren) befinde ich mich nun in einer Analyse, um mein Leben zu ändern. In meinen Therapien (-versuchen) hat das Thema Essen bisher keine Rolle gespielt. Vielleicht sollte ich es thematisieren?


Mein zentrales(?) Problem ist wahrscheinlich meine Weiblichkeit anzuerkennen.

Ich hatte bei der Geburt einfach das falsche Geschlecht. Somit habe ich mich als Kind so benommen, wie man es von mir (als Jungen) erwartet hätte. Die Folge ist, dass S. bei mir eigentlich nicht stattgefunden hat.
Dass ich letztendlich Mutter zweier Kinder bin, hat sich halt so ergeben... und erst jetzt kann ich überhaupt etwas freier darüber sagen/schreiben.
Ich mag weder mich, noch meinen Körper. Mein Spiegelbild erschreckt mich. Mich einzucremen fällt mir schwer. Es gibt kaum eine Fotographie, die ich von mir ansehen möchte.
Somit kann man sich leicht erklären, dass die Figur auch nur Mangelhaft sein kann.

Das Essen ist sicherlich ein Ersatz für Dinge, die ich nicht bekomme, mir nicht gönnen kann.
Der Kopf kann diese Dinge klar erkennen, aber leider fällt die Umsetzung schwer.
Die pure Verzweiflung und der große Frust über meine Unvollkommenheit sind die Motivation für meine Essattacken.
Vielleicht werde ich ja mal alt und weise und lerne damit klarzukommen.

Oder gibt es Strategien, wie man besser damit umgehen kann?

29.01.2010 01:15 • #6


F
Liebe monty,

vielen Dank für deinen Mut, so viel von dir zu erzählen. Das ist schon eine ganze Menge an Informationen, die du preis gibst. Ich meine zu spüren, wieviel Kraft es dich gekostet hat.

Wie man diese Anfälle unterbrechen kann, kann selbst ich dir, die so viele Jahre Therapie hinter sich hat, nicht sagen. Denn wenn ich in einem Anfall war, gab es kein Entrinnen. Und selbst heute, wenn ES wieder Raum einnimmt, läuft parallel ein Film ab, der mir genau analysiert, was ich da mache. Irgendwie verlaufen die Anfälle, die jetzt nur noch eher selten auftreten, ganz anders als damals. Mein Körper macht ES schwer. Mittlerweile meldet er sich in einem Anfall und sagt, nichts geht mehr rein. So esse ich halt nie mehr diese Mengen wie damals, als ES noch ganz viel Raum eingenommen hatte. Deshalb bin ich heute so stolz, das Therapie mindestens das mit ES und mir gemacht hat, mich wahrzunehmen, zu beobachten, zu analysieren und letzt endlich dazu zu stehen.

Es ist so vertraut und warm, wenn ES mich wieder beherrschen will und dann lasse ich es zu, jedoch im Hinblick darauf, dass ich mir längst nicht mehr so schade wie vor vielen Jahren.

Du kannst doch sicherlich in der Therapie ansprechen, dass du darunter leidest, dass du diese Anfälle hast. So hast du es ausgesprochen und der/die begleitende Therapeut/in wissen, was dich noch alles quält.

Eine Strategie kann ich dir auch nicht wirklich mitteilen. Ich habe für mich nicht wirklich eine gefunden, nur dass es irgendwann immer weniger wurde mit den Anfällen. DAs ist mir im Laufe der Jahre dann irgendwann aufgefallen, weil ich durch die Therapie manches verändert habe und die ES stellenweise nicht mehr notwendig war. Als ich z. B. früher Streit mit meinem Exmann hatte, der mich sehr oft gedemütigt und mißachtet, um nicht zu schreiben, mißbraucht hat, habe ich gefressen, bis ich platzte. H eute habe ich Wege gefunden, wenn ich meine, jemand muß mir zu nahe treten, mich zu behaupten, zu wehren, zu agumentieren, dass es mir gut geht. Und ich brauche ES dann nicht.

Angst-Panikattaken sind mir auch nicht fremd, sie haben einige Zeit begleitet, als mein Leben zusammen brach. Heute lebe ich , meine ich zumindest, relativ angstfrei, vermeide jedoch oft Kontakt nach draußen.

Manchmal tut es gut, seine Angst herunter zu schreiben. Ich brauchte recht lange, um hier zu tippen, ich las zu Anfang immer nur mit und auch heute fällt es mir oft schwer, in die Tiefe zu gehen. Ich habe in Therapie auch gelernt, dass es manchmal keine Antworten gibt oder geben kann seitens anderer, jedoch hatte ich immer gemeint, man kann mit mir nicht umgehen. Deine Angst, andere mit deiner Problematik zu nerven, kenne ich deshalb auch.

Beste Voraussetzung ist natürlich, Menschen zu finden, die die gleiche Problematik haben, man fühlt sich sicherer. Das ist mit deinem Thema sicherlich genauso. Letzt endlich kann es aber auch helfen, andere Meinungen zu lesen. Auch wenn man sie zunächst nicht annehmen will. Manachmal steckt in allem ein wenig Wahrheit, weil gerade die verletzten Seelen sich in ihrer Wahrheit gleichen. Ich habe oft Meinungen anderer nicht hören wollen, habe Ratschläge nicht annehmen wollen, sie waren mir oft nicht einen Gedanken Wert. Aber auch das ist legitim.

Du stehst ja noch irgendwo ganz am Anfang, dich anzunehmen. Und ich glaube, es bedarf auch großes Mutes, sein Leben zu ändern. Endlich das leben zu können, wonach man sich sehnt. Ich kann das so gut verstehen.

Ich habe meine Weiblichkeit nie gespürt und habe erst mit 40 angefangen, sie zu entdecken, und das stellenweise mehr als heftig, ich bin überall hinein gekrochen, in tiefste Abgründe, um zu wissen, wer und was ich bin.Ich habe mich gegen die anerzogene Moral gewehrt, ich habe all diese Dinge getan, die meiner Mutter so verhasst waren, ich war die *beep*, über die sie gehetzt hatte, über Frauen, die sich selbstbewußt lebten. Ich habe Dinge getan, die ich nie glaubte, je tun zu können. Vorher hasste ich meinen Körper. Erst als ich mich lebte, konnte ich ihn annehmen und heute sind wir schon recht befreundet, er und ich

Ich schicke dir einen Sonnenstrahl in diesen dunklen Tagen und will noch einmal zum Ausdruck bringen, wie mutig ich dich finde. Hab Geduld mit dir, du kannst nicht von heute auf morgen 53 Jahre gelebtes Dasein ändern, das braucht ganz viel Zeit. Und die hast du ....

LG
Angelika

29.01.2010 10:23 • #7


F
Ich will hierauf auch gerne antworten.

Ich hatte seinerzeit in der Klinik zunächst massivste Probleme, den jüngeren, augenscheinlich unerfahreren Menschen zuzuhören. Ich stellte mich auch über sie. War arrogant. Das wurde mir da jedoch ganz schnell ausgetrieben smilie_verl_023.gif , denn in der Gruppentherapie haben mich die Jüngeren genauso gespiegelt, wie die älteren und das immer wieder. So sind für mich dann die Altersgrenzen verschwommen.

Auch heute noch umgebe ich mich mit allen Altersklassen und höre gerne zu, wie sie von ihren Erfahrungen erzählen. Jedoch stelle ich oft fest, dass ich mich schon sehr altersweise fühle, weil viele zu mir kommen und mich fragen und ich immer nur aus meinen ERfahrungen erzähle. Meine Therapeutin sagte mir mal, dass ich sicherlich irgendwann da sitzen werde und die Jungen um mich schare, weil ich so vieles erlebt habe. Sie nannte mich da schon die weise Alte

Gleichzeitig kann ich jedoch bei sehr empfindlichen Themen, wie z. B. S. und Weiblichkeit verstehen, dass man das auch nur mit Gleichaltrigen teilen möchte. Es geht ja nicht darum, festzustellen, wer die meisten Erfahrungen hat, sondern um das Generationsgefühl, weil, ich vermute mal, gerade hier monty und ich eine Altersklasse sind, die evtl. eine andere Erziehung mit viel und sehr verlogener Moral und erhobenem Zeigefinger genossen haben. Bei uns herrschte damals ein absolutes Tabu um das Thema S.. Ich habe z. B. meine Mutter noch nie unbekleidet gesehen. Ich konnte von daher ein eigenes Körpergefühl nie entwickeln.

Das sind meine Gedanken dazu.

29.01.2010 17:22 • #8


M
Bei meiner letzten Antwort hier war ich ziemlich müde (war ja auch zu nachtschlafender Zeit), und nun fühle ich mich wieder etwas überfordert, habe ich Angst Dinge überlesen zu haben oder jetzt „falsche“ Schwerpunkte zu setzen.
Meine Konzentrationsfähigkeit ist nicht sehr groß. Also, sorry, falls ich nicht auf alle Punkte eingehe. Ihr könnt dann ruhig erneut nachhaken...

Ich möchte meine Altersangabe nicht als Abgrenzung gegen jüngere User verstanden wissen. Ich will lediglich ausdrücken, dass ich immer noch nicht zu meiner Weiblichkeit stehen kann. Und das, obwohl ich seit mehr als dreißig Jahren verheiratet bin und 2 Kinder habe. Es gibt immer wieder Phasen, wo ich meinen Körper hasse, mir diverse Körperteile wegdenke...
Hinzu kommt einfach, dass Alterungsprozesse mich nicht gerade schöner erscheinen lassen. Dann das Schwabbelfleisch durch den Gewichtsverlust.

In meiner Therapie kann ich jederzeit über das aktuelle Thema selber bestimmen. Jedoch gibt es oft Sachen, die mir besonders peinlich sind. Hierzu gehört auch das Thema S.. Gelingt es mir bei diesem Thema aus der Gefühlsebene raus zu gehen, kann ich hierüber etwas offener reden. Bin ich emotional gefangen, geht gar nichts.
Allerdings will ich dem nicht zu viel Bedeutung beimessen. Andere Dinge in meinem Leben haben sicherlich ebenfalls zu meiner Essstörung beigetragen.

Vielleicht bewerte ich das Ganze auch zu hoch und nehme mich, bzw. das Thema viel zu wichtig.


Trotzdem möchte ich euch sehr danken, dass ihr mir antwortet.

30.01.2010 14:27 • #9


F
Hallo, monty, ich habe in Therapie über die ganzen Jahre einfach gelernt, das anzugehen, was grad Thema war, ich hab mich da wohl auch selbst nicht so unter Druck gesetzt, Themen anzugehen, die mir unangenehm waren. Z. B. konnte ich meiner Therapeutin erst nach etlichen Jahren von unschönen Ereignissen berichten, die ich auch nur kurz anschnitt. Es läßt sich halt nicht einfach erzwingen. Es gibt keine Vorgaben, wann was sollte.

Zu der Frage von Moon ging mir heute, während wir einkaufen waren, noch einiges durch den Kopf (komisch, manches trägt man selbst in den Alltag mit hinein, was?). Für manches benötigte ich auch einfach eine Lebenserfahrung anderer Menschen, sprich, die, die in meinem Alter waren. Das hatte auch nichts mit Abgrenzung der Jüngeren zu tun. Ich habe das immer verglichen mit dem, was ich als junge Frau alles noch nicht wußte, fühlte oder im Alter anders angegangen bin. Das wollte ich hier noch einmal niederschreiben.

Und das mit der Konzentration, das ist mir nicht unbekannt. Ich leide nach wie vor darunter, für manches keine Worte zu finden. Ich bewundere hier manche, die sich so klar artikulieren und ich mache gedanklich schon so viele Sprünge und werde dann immer unkonzentrierter. Obwohl ich hier völlig ruhig lebe und vielen Stress versuche, von mir fernzuhalten. Wahrscheinlich aber lasse ich noch viel zu viel Unruhe an mich heran ... ich wünsche mir einfach, dass das irgendwann besser wird, doch schwebt der Satz einer Ärztin aus der Klinik über mir, die mir sagte, ich werde nie wieder diese Kraft haben wie vor Ausbruch meiner Erkrankung. Wie Recht sie hatte ...

Ein schönes Wochenende wünsche
Angelika

30.01.2010 15:58 • #10


M
Genau, das Argument mit der Lebenserfahrung und dem Austausch über erlebte Dinge. Dazu braucht man nun mal Leute, die in etwa das gleiche Alter haben.
Aber wie gesagt, es soll keine Abgrenzung gegenüber Jüngeren sein...
Ich freue mich auch über Beiträge von jungen Menschen. Vielleicht wird mir durch ihre Geschichten auch wieder ein Teil meiner eigenen Geschicht und Entwicklung klar.

LG
Monty

31.01.2010 01:17 • #11


F
Zitat von Moonlightwoman:
Ihr seit jetzt lange an einer ES erkrankt... Gab es Zeiten, in denen es eine Verbesserung gab?


Hallo, moon, ich zitiere mich mal selbst:


Zitat von FrolleinMau:
Wie man diese Anfälle unterbrechen kann, kann selbst ich dir, die so viele Jahre Therapie hinter sich hat, nicht sagen. Denn wenn ich in einem Anfall war, gab es kein Entrinnen. Und selbst heute, wenn ES wieder Raum einnimmt, läuft parallel ein Film ab, der mir genau analysiert, was ich da mache. Irgendwie verlaufen die Anfälle, die jetzt nur noch eher selten auftreten, ganz anders als damals. Mein Körper macht ES schwer. Mittlerweile meldet er sich in einem Anfall und sagt, nichts geht mehr rein. So esse ich halt nie mehr diese Mengen wie damals, als ES noch ganz viel Raum eingenommen hatte. Deshalb bin ich heute so stolz, das Therapie mindestens das mit ES und mir gemacht hat, mich wahrzunehmen, zu beobachten, zu analysieren und letzt endlich dazu zu stehen.

Es ist so vertraut und warm, wenn ES mich wieder beherrschen will und dann lasse ich es zu, jedoch im Hinblick darauf, dass ich mir längst nicht mehr so schade wie vor vielen Jahren.



... jedoch hätte ich noch so vieles zu diesem Thema zu schreiben. Achtung: ROMAN

Gab es eine Zeit der Verbesserung? Das kann ich wohl ganz klar mit JA beantworten. Ich überlege gerade, wann mir das aufgefallen ist, obwohl Zeiträume für mich so verschwommen sind.

Irgendwann merkte ich, als ich bestimmte Dinge für mich klären konnte, die ich mir vorher nie zugetraut hatte, dass es mit meinen Eßanfällen weniger geworden ist. Früher, in der Ehe, hatte ich jeden Tag einen. Und ich konnte mir selbst beim Wachsen zusehen. In diesem Falle in negativer Form.

Als ich die Eßgestörtentherapie begann, sprich Gruppentherapie, dachte ich mir, ich maches da mal ein Jahr und dann ist alles gut. Nach zwei weiteren Jahren war es für mich nicht wirklich gut. Die Eindrücke, die auf mich einprallten während dieser Zeit (einmal wöchentlich trafen wir uns), spiegelten mich immer wieder und ich war gefangen in dem, was ich dort hörte, wahrnahm. Es gab diverse Übungen, irgendwann brach ich weinend zusammen. Ich fuhr fast immer nach dieser Gruppenstunde nach Hause und tröstete mich wieder mit dem, was ich kannte. Essen.

Bezeichnend für mich war, dass ich, als ich diese Therapie begann, mich von meinem Exmann trennte. Irgendwie konnte ich durch den Entschluß, etwas für mich zu tun, Energien mobilisieren. Als die Therapie begann, fragte er verächtlich, ob ich jetzt immer zu dieser Emanzengruppe gehen würde. Heute weiß ich, warum er so war. Aber ich habe zugelassen, dass er mich immer und immer quälte, emotional. Und ich dachte, ich habe das so verdient, weil ich nicht so funktionierte, wie er das brauchte. Und während der Gruppentherapie und allen weiteren Einzeltherapien mit Klinikaufenthalt nahm ich zu.

Jedoch zu dem Zeitpunkt, als ich vieles ablegte, mich das auch traute, dank der Therapie, blieb mein Gewicht auf einmal stehen. Ich lebte fröhlich und munter vor mir her, lernte viele Menschen kennen. Und fing an, Grenzen zu überschreiten. Lebte mich. Auf einmal brauchte ich das Essen als Trost überhaupt nicht mehr. Das habe ich sehr genossen. Jedoch habe ich damals auch nicht reduzieren können. Es war auch egal, weil ich mich mit mir angefreundet hatte. Damit ich lernte, meinen Körper zu akzeptieren, ließ ich viele Fotos von mir machen, bekleidet und unbekleidet, so lange, bis nicht mehr diese verkniffene Gesichtsausdruck mit allen Unsicherheiten zu sehen war. Mich fotografieren zu lassen, das ging früher nicht, ich vermied es. Doch auch das war eine Aufgabe meiner Therapeutin, es zu lernen.

31.01.2010 14:07 • #12


F
Und ich erzählte ihr in der Zeit, was ich alles erlebte und sie strahlte. Jedoch für jedes Vorhaben, holte ich mir ihre Erlaubnis. Sie übernahm in dieser Zeit die Mutterrolle. Sie war in der Zeit für mich die Mutter, die mir alles erlaubte, wohl immer sagte Schau, was auf dich wartet, pass gut auf dich auf und sieh zu, dass dich niemand verletzt oder dir Schaden antut. #

So sollte doch eine Mutter im Umgang mit ihren Kindern sein? Dem vertrauen, was sie tun, sie jedoch auch zuweilen an die Hand nehmen, um sie zu begleiten. Da ich das nie kennen gelernt hatte, übernahm meine Therapeutin diese Rolle, als ich mit 40 meinte, meine Pubertät nachholen zu müssen. Meine Therapeutin nahm mir all diese Unsicherheit meiner Kindheit und Jugend. Sie erlaubte mir ALLES. Sie hat mich nie verurteilt für das, was ich tat. Obwohl manches wirklich grenzwertig war. Und ich konnte mir ihr sprechen, wenn ich meinte, etwas ist nicht gut gelaufen und durch das Reflektieren konnte ich mir dann doch Positives aus mancher Situation herausziehen. Es war eine spannende Zeit.


Dann lernte ich meinen heutigen Ehemann kennen und auf einmal wurde mir klar, dass ich auf einmal einen anderen Männertyp an mich heran ließ. Er schätzt meine Selbständigkeit im Gedankengut und in Taten, er mag es, dass ich sofort reagiere, wenn ich merke, irgend etwas kommt mir zu nahe und ich kann nicht damit umgehen. Ich will nicht verschweigen, dass er damals noch verheiratet war und alles was folgte, löste in mir wieder das alte Verhalten aus. Ich schaffte es nicht, die Verletzungen, die durch unsere Entscheidung, zusammen sein zu wollen und zu müssen, zu klären.

Es gab viele verbale Übergriffe seitens der Verlassenen. Ich wollte mich zu Anfang nicht auf diesen Mann einlassen, jedoch geschah etwas, was alles in mir änderte. Und diese Zeit und alle daraus resultierenden Entscheidungen sowie die Folgezeit schwächten mich wieder so sehr, dass ich wieder in das flüchtete, was ich kannte. Essen. Und nahm noch mehr zu.

Irgendwann formulierte sich ein Ziel, die Hochzeit. Sie sollte am Ende stehen, wenn wir alles geschafft hatten, was wir uns vorgestellt haben. Mit Freunden und Familie ein großes Fest feiern. Und ich wollte ein besonderes Kleid tragen. Das hat mich dazu gebracht, wieder zu reduzieren. Ich hatte ja ein Ziel.

Letzt endlich wußte ich aber auch, dass ich mich selbst belogen hatte, weil ich nur dieses Ziel für mich sah. Wenigstens so abnehmen, dass ich mich an diesem Tag wunderschön finden konnte, trotz Übergewichts. Es gibt für mich Übergewicht, das ich akzeptieren kann und es gibt das, das unerträglich wird.

31.01.2010 14:08 • #13


F
Schade, und jetzt ist das, was ich noch getippt hatte, fort. Vielleicht macht es gerade Sinn, weil ich sehr weit ausholte.

Nur soviel noch: Seit der Hochzeit vor vier Monaten habe ich wieder zugenommen.

Ich sorge mich um vieles, und kann das nicht ablegen. Ich habe Sorge um mich, meine Erkrankung, meine EU-Rente. Ich habe Sorge, wie es für mich weitergehen wird. Ich als Sicherheitsmensch habe Sorge, dass ich nun mit einem Mann lebe, der selbständig ist. Was ist, wenn .... begleitend mich sehr oft. Ich bin da stellenweise sehr unentspannt. Ich werde es lernen müssen, so zu leben und irgendwann fühlt es sich - hoffentlich - gut an. Ich habe Sorgen um meine Kinder, die einen schrecklichen Vater haben. Wir kämpfen nach wie vor, zu dritt, um unsere Ruhe. Es passiert immer irgend etwas, dass ich zum Wohlvertrauten greifen muss, weil ich leide. Leiden will? Leiden muss? ... Ich wäre gerne die Taffe und Selbstbewußte, die sich vor ein paar Jahren lebte. Da konnte ich anders mit Problemen umgehen.
Das wäre jetzt aber noch einmal ein anderes Thema.

Solange ich in diesem Gefühlsstrudel gefangen bin, der mich gerade begleitet, werde ich sicherlich zuweilen wieder die ES brauchen. Es werden sicherlich immer wieder Situationen mein Leben begleiten, die die ES notwendig machen, damit ich genauer hinschaue und hinterfrage, um zu etwas zu lösen.

Essen bedeutet jedoch heute für mich Genuss. Ich koche gut und sehr oft und immer öfter gesund, weil mich gesundes Essen fasziniert. Früher dachte ich nie, dass ich das essen kann, was ich mir heute erlaube. Ich bekoche gerne meine Familie und Freunde. Und nun kriege ich über Essen großes Lob.


Ich denke für mich, dass ich akzeptieren muss, dass mich die ES ein Leben lang begleiten wird. Ich kann für mich nicht die Hand ins Feuer legen.

Romanende.

Einen schönen Sonntag
Angelika

31.01.2010 14:16 • #14


M
Ich finde es sehr schön, dass sich hier hier Leute gefunden haben, die über DIESES Thema schreiben können.

Meine Anfälle sind zur Zeit etwas abgemildert. Durch das Abnehmen in den letzten Monaten, habe ich das Gefühl, dass nicht mehr ganz so viel in mich hinein passt. Vielleicht ist es aber auch eine Art von Reflext, der mich ein wenig schützt. Oder es liegt daran, dass ich versuche mehr Flüssigkeit zu mir zu nehmen, der meinen Körper aufquellen lässt.

Problematisch wird es dann, wenn sie über mehrere Tage nicht zu stoppen sind, denn dann bleibt das Gewicht dauerhaft oben.
Außerdem darf ich erst gar nicht anfangen zu essen, wenn ich eine innere Unruhe in mir verspüre. Hier greife ich mechanisch zu und kann erst aufhören, wenn der Topf (die Töpfe) leer sind, die Schachtel leer ist...und danach wechel ich oft die Geschmacksrichtung. Nach Herzhaft kommt Süß - oder umgekehrt.

Zitat von Moonlightwoman:
Ich habe mir auch gestern über meine Fragestellung nochmals Gedanken gemacht und bin über das Thema Weiblichkeit gestolpert, was u.a. zu Beginn hier auch Thema war und deshalb: Klar, kann ich in diesem Bereich als Single, ohne Kind und überhaupt gar nicht mitreden *schreiben*.


Warum dürfen Singles und Frauen ohne Kind hier nicht mitschreiben?
Natürlich können alle Frauen etwas zum Thema Weiblichkeit beitragen. Dies würde ich mir sogar wünschen.




Manchmal denke ich auch, dass ich doch nur einmal die gleiche Sache aus der Sicht eines anderen sehen sollte, um zu erkennen, dass ich Dingen zuviel Gewicht beimesse.

31.01.2010 18:54 • #15


F
Ist es nicht so, dass Eßverhalten nur dann normal ist, wenn man es nicht zum Thema macht oder nicht drüber nachdenkt, ob das, was man ißt, etwas mit einem macht?

Mal so als Frage eingeworfen ...

LG
Angelika

31.01.2010 21:40 • #16


M
Ich weiß nicht.
Schon wenn man drüber nachdenkt, macht man es zum Thema.

Hat vielleicht auch was mit unserer Gesellschaftsform zu tun.
Eine Nomadenfamilie konnte jeweils nur das essen, was man erbeutet hatte.
Wir haben die große Auswahl und nehmen dieses Thema vielleicht viel zu wichtig.

31.01.2010 22:39 • #17


F
Hallo, ihr Lieben ...

in letzter Zeit beschäftige ich mich damit, Menschen zu beobachten, die in meinen Augen ein normales Eßverhalten haben, wie sie essen, ob langsam oder schnell, wann das Sättigungsgefühl einsetzt. Dabei spiegle ich mich wider, weil ich sehe, dass ich immer noch ganz oft ein zwiegespaltenes Gefühl zu dem Thema habe. Ich kann nie wirklich entspannt mit dem Thema umgehen. Oft versuche ich dann, dieses für mich normale Verhalten zu lernen. Gestern abend hatte ich wieder so eine Situation. Ich muss mir dann gut zureden, dass ich satt bin. Ich übe schon seit längerer Zeit, mein Sättigungsgefühl wahrzunehmen. Manchmal, leider nicht zu oft, klappt das auch.

Was ist normales Eßverhalten in meinen Augen? Menschen, die mit Genuß und Sorgfalt Essen wahrnehmen und zubereiten, die dann mit dem Essen aufhören, wenn das Sättigungsgefühl eintritt, die nicht darüber hinaus essen. Die Reste auf dem Teller liegen lassen, egal, wie toll ein Essen geschmeckt hat. Die sich nicht unter Zwang setzen, eine Mahlzeit, für die sie z. B. in einem Restaurant gezahlt haben, komplett aufzuessen. Die auf Nachtisch verzichten oder sich einen Nachtisch gönnen. Die nicht darüber nachdenken, wie sich das Gegessene negativ in ihrem Körper auswirken kann. Die ohne schlechtes Gewissen auch mal daneben treten, um sich dann wieder bewußt zu sein, dass alles zuviel nicht gut für sie ist. Die ihren Fokus auf andere Dinge lenken als auf das Essen. Hach, was schwierig.

... und moon, deine Ausführung zu dem Thema S. und Weiblichkeit finde ich gerade spannend, und würde sehr gerne sofort antworten, merke aber, dass mir grad auch die Worte fehlen, es richtig zu schreiben, es könnte nämlich dann wieder ausufern, wenn ich nicht mit Bedacht schreibe ... ich lass mir jetzt aber noch ein wenig Zeit, bevor ich antworte, es ist grad Chaosstimmung im Kopf ...

Bis später, hoffentlich dann entspannter im Kopf

Angelika

01.02.2010 14:23 • #18


M
Heute möchte ich dieses Thema noch einmal für mich überdenken.
Deshalb habe ich alle Beiträge erneut gelesen.

Was treibt mich dazu meinen Bauch voll zu stopfen?
Warum kann ich mich nicht bremsen?
Ich stehe hier vom Schreibtisch auf, gehe in die Küche und denke daran, dass das, was ich jetzt tue, blöd ist. Dass es absolut unnötig ist mir (schon wieder) etwas zu holen, um es in den Mund zu stopfen.
Ich weiß, dass es mir und meinem Körper schadet, dass ich hinterher wieder böse auf mich bin. Und doch kann ich dieses Handeln nicht einstellen.
Was hält mich davon ab?
Warum gibt es Zeiten, in denen ich es schaffe?
Was ist dann an mir und an meiner Lebenssituation anders?

In meiner Abnahmephase im letzten Jahr, war ich auch in Therapie.
Außer einem weiteren Jahr auf meinem Lebensalter, sind mir keine Dinge bekannt....
Es gibt Sachen, mit denen ich jetzt glaube besser umzugehen.
Also, was ist los???

30.03.2010 18:45 • #19


F
Liebe monty, das Reinstopfenmüssen/wollen hat damit zu tun, dass du im Moment alles schluckst - und es dir im Moment so unmöglich erscheint, bestimmte Dinge anzugehen und zu klären. Es kann sich ändern, glaube mir, sobald du bei den Problemen angekommen bist und es ändern kannst.

Da du bald in die Klinik gehst, kannst du auch diese Thematik angehen.

LG
Angelika

30.03.2010 20:02 • #20


M
Zitat von FrolleinMau:
das Reinstopfenmüssen/wollen hat damit zu tun, dass du im Moment alles schluckst - und es dir im Moment so unmöglich erscheint, bestimmte Dinge anzugehen und zu klären. Es kann sich ändern, glaube mir, sobald du bei den Problemen angekommen bist und es ändern kannst.
Da du bald in die Klinik gehst, kannst du auch diese Thematik angehen.


Liebe Angelika,
du hast mich anscheinend aber genau im Blick, dass du das mit der Klinik weißt


Ich habe in den letzten Tagen und Wochen einige Dinge geschafft, nämlich mich meinem Mann und meiner Tochter gegenüber zu öffnen. Und auch bei einigen anderen Leuten war ich sehr offen, habe diverse Dinge geschafft. Dies ist doch eigentlich das Gegenteil von reinstopfen. Deshalb erschüttert mich mein Verhalten auch ein wenig.

30.03.2010 21:59 • #21


A


Hallo monty,

x 4#22


F
Liebe monty, schrieb ich doch bereits, dass mich bestimmte Schicksale interessieren, weil sie meinem ähneln ...

Ja, klar, hast du vieles schon angesprochen, jedoch ist es irgendwann an der Zeit, tiefer zu gehen, warum was passiert. Im Moment bewegst du dich ja noch eher an der Oberfläche. In der Klinik wirst du sicherlich das eine oder andere Thema von einer anderen Sicht her beleuchten.

Z. B. wurde ich in der Klinik gefragt, warum ich angefangen habe zu weinen, als eine Mitpatientin lustig darüber erzählte, wie ihre Großmutter sie mit dem Schlappen immer verprügelt hat. Sie lachte dabei und bei mir klickte in dem Moment etwas aus. Ich wäre am liebsten auf sie losgegangen. So kannte ich mich nicht und war völlig fertig darüber. Jedoch konnte ich dann einen Schritt in meine Kindheit machen, das allererste Mal, warum es mich quält, wenn andere mißhandelt werden.

So kann es sein, dass bei dir auch Ereignisse hochkommen, die du dann beleuchten kannst. Das schafft dann irgendwann Erleichterung. Irgendwann ... hab Geduld.

LG
Angelika

30.03.2010 22:33 • #22

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