Kaufsucht Hilfe im Forum - Therapie

S
Lang ist es her, dass ich in diesem Tagebuch geschrieben habe und es ist mittlerweile doch viel passiert.

Ich war vom 01.02.bis 23.03 in einer Klinik und konnte mich und die Kaufsucht ein bisschen sortieren und vor allen Dingen, ich konnte das Kaufen im großen und ganzen erst mal stoppen.

Es war keine Suchtstation in dem Sinne, sondern eine psychosomatische Station. Ich war auch die einzigste, die kaufsüchtig war, aber ich betrachte die Kaufsucht auch eher im ganzen Zusammenhang mit der Depression. Wer oder was zuerst da war, das spielt nicht die große Rolle.
Ich habe mich dem Thema gestellt. Ich konnte mir anschauen, wann und in welchen Situationen der Drang zum Kaufen so groß ist, dass ich nicht wiederstehen kann.
Es hat schon viel mit Einsamkeit, Enttäuschungen, aber auch mit großer Verlustangst zu tun.
Ich bin immer wieder in Situationen, wo ich Angst habe, bestimmte Menschen, die mir am Herzen liegen, zu verlieren.
Und wenn ich dann der Meinung bin, dass der Verlust sicher eintreten wird, dann kaufe ich, um den Schmerz und die Angst zu betäuben. Das ist zumindest ein Phänomen.

Komischerweise hatte ich in der Klinik, zumindest wenn ich auf dem Gelände und auf der Station war, keinen Drang zum Kaufen. Der kam nur dann, wenn ich entweder am WE zur Belastungserprobung zu Hause war oder wenn ich mit anderen Patienten in der Stadt war. Das habe ich zum größten Teil dann vermieden.

In der ersten Woche bzw. am ersten WE musste ich in der Klinik bleiben. Außer mir war noch eine andere neue Patientin da, alle anderen waren von Samstag auf Sonntag zu Hause.
Um auch etwas tun zu können, habe ich mir vorgenommen, in die Stadt zu gehen.
Ich habe das genau mit Therapeuten und Pflegekräften abgesprochen. Ich habe meine EC-Karte (die Kreditkarte habe ich bei meiner Mutter abgegeben mit der Auflage, dass sie sie mir nicht mehr geben darf, auch wenn ich noch so bitte) bei den Pflegekräften abgegeben, habe mir nur EUR 10,-- in Bar mitgenommen und bin mit der anderen Patientin losgezogen.
Die hatte auch kein Geld (sie lebt von Hartz IV), aber sie wollte so gerne Klamotten anprobieren.
Nett wie ich war, habe ich sie begleitet und beraten. Ich merkte, wie es mir schwer fiel. Wir waren in einem Klamottenladen, der so viele hübsche Teile hatte. Ich hatte auch mal das eine oder andere Teil in der Hand, musste es aber dann zurück legen, denn ich hatte ja nur EUR 10,-- und die mussten für Busfahrt und etwas zu essen und trinken reichen.

Ich habe mich auch entschlossen, keines der Teile anzuprobieren, denn dann wird der Kaufdrang noch schlimmer und die Kleidungsstücke gehen mir dann nicht mehr aus dem Kopf, wenn ich ohne zu kaufen wieder gehen muss.

Ich war froh, als sie mit anprobieren fertig war und wir haben dann noch einen Crepé gegessen und ich wollte auch ganz schnell wieder in die Klinik zurück. Abends hatte ich noch ein langes Gespräch mit einer Pflegekraft, denn ich hatte richtige Entzugserscheinungen, die Kleidung ging mir nicht aus dem Kopf und ich hatte eine große Unruhe in mir.

Ich fand es gut, in der Art praktisch üben zu können und alle Gedanken dort sofort mit jemandem besprechen zu können.

An den WE zu Hause hatte ich meine Mutter und Kinder vorher beauftragt, schon mal alles einzukaufen, damit ich nirgendwo hin musste, wo man kaufen kann.

Einmal gab es einen kleinen Rückfall. Ich habe dort ja das Malen entdeckt, was mir so viel Spaß machte.
Also sollte oder auch musste ich mir Farben und ein paar Keilrahmen besorgen. In dem Geschäft merkte ich, dass ich nicht nur die Grundfarben kaufte, sondern auch andere (die man sich auch gut selbst mischen kann), alle möglichen Keilrahmengrößen hatte ich in der Hand (so viele auf Vorrat brauchte ich gar nicht, es hätten auch viel weniger sein können) und ich merkte deutlich, dass ich wieder die Fülle haben musste. Obwohl ich mich überwunden habe, so manches wieder aus dem Einkaufskorb in die Regale zu legen, hatte ich dann doch ein bisschen mehr in den Tüten, als geplant.
Zusätzlich habe ich mir noch einen Tischläufer gekauft (EUR 4,--), der hat schöne Frühlingsfarben, mein anderer ist braun, was mir zu trist war.

15.05.2011 20:25 • #31


S
Ich habe gemerkt, was für ein schönes Gefühl es war, wieder volle Tüten tragen zu können und zuhause hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen und hätte am liebsten ALLES wieder zurück gegeben.

Ich telefonierte dann mit einer Pflegekfraft und am Montag drauf sprach ich mit der Therapeutin.
Ich hatte schon erkannt, dass es mehr war, wie ich wollte und wie nötig war und hatte Angst, dass ich einen Rückfall habe.
Die Thera erklärte mir, dass es kein Rückfall war, sondern nur ein Rückschlag! Ein Rückfall wäre gewesen, wenn mir alles egal gewesen wäre. So aber konnte ich mich gut reflektieren und habe zwar mehr gekauft, wie ich wollte, aber immerhin alles Malutensilien, die ich in Zukunft ja auch verbrauchen werde.
Naja, ich wollte wieder so streng mit mir sein.

Wir haben vereinbart, dass ich mir ein Kästchen mache, wo jeden Monat EUR 50,-- rein kommen. Das Geld kann ich dann nur für mich verwenden, egal wofür. Wichtig ist, dass ich es in bar vor mir sehe und wenn es alle ist, dann muss ich eben bis nächsten Monat warten.
Das ist gut, denn wenn ich irgendetwas für mich ausgebe und es aus dem normalen Haushaltspott nehme, dann geht es unter und ich verliere viel schneller den Überblick, was ich jetzt schon ausgegeben habe.
Ich persönlich kann noch nicht damit umgehen, dass ich tatsächlich mir jeden Monat davon etwas gutes gönnen soll.
Schließlich habe ich ja im Überfluss Geld ausgegeben und hätte ja jetzt verdient, dass ich erst mal meine Schulden zurück zahle und für mich nichts mehr gutes tue, bis alles wieder im Lot ist.

Mir wurde erklärt, dass es trotzdem wichtig ist, dass ich mir dieses Budget gönne. Denn erstens hat es jeder Mensch verdient, sich etwas gutes zu tun oder zu gönnen und zweitens ist die Rückfallgefahr viel größer, wenn man sich zu sehr kasteit und sich bestraft, denn irgendwann ist der Drang dann so übermächtig (denn der Drang geht ja durch die eigene Strenge nicht zurück, das habe ich auch schon gemerkt), dass ich wieder wahllos Geld ausgebe und mir dann wieder alles egal ist.

Ich habe im Moment aber tatsächlich recht hohe Ratenzahlungen. Gott sei Dank bin ich in die Klinik gegangen, weitere Raten hätten nicht dazu kommen dürfen, sonst könnte ich es nicht mehr bewältigen.

Seit kanpp vier Monaten habe ich nun keine Kleidung mehr gekauft und bin Gott sei Dank auch keine neue Ratenzahlung mehr eingegangen. Der Kaufdrang zwischendurch ist schon da, manchmal auch sehr hoch, aber ich konnte bisher wiederstehen, auch wenn´s schwer fiel. Das Malen hilft mir tatsächlich dabei. Es lenkt ab und gibt mir trotzdem das Gefühl, etwas Schönes vollbracht zu haben. Bilder, die ich mir selbst male, sind ja auch ein Geschenk.

Vorgestern habe ich mir dann ganz vorsichtig ein schönes Tuch gekauft. Hhmm, ich wusste nicht, ob es richtig ist, habe lange überlegt. Es hat EUR 10,-- gekostet, die habe ich mir aus dem Kästchen genommen. Insofern ist es nicht falsch, aber ich habe trotzdem irgendwie ein ungutes Gefühl. Ich kann halt noch nicht so richtig damit umgehen, was erlaubt ist und was nicht. Das zu unterscheiden ist manchmal nicht so einfach. Aber bei dem Tuch soll es nun auch erst mal bleiben.

So, das war´s erst mal. Ich werde die Tage weiter schreiben.

15.05.2011 20:25 • #32


A


Hallo Sonnenblume20,

Kaufsucht Hilfe im Forum - Therapie

x 3#3


Pyxidis
Liebe Sonnenblume,

Zitat:
Ich bin immer wieder in Situationen, wo ich Angst habe, bestimmte Menschen, die mir am Herzen liegen, zu verlieren.
Und wenn ich dann der Meinung bin, dass der Verlust sicher eintreten wird, dann kaufe ich, um den Schmerz und die Angst zu betäuben. Das ist zumindest ein Phänomen.


das erscheint mir wichtig, denn ein Psychologe hat einmal zu mir gesagt, daß Sucht das Gefühl stillt, was auch eine gute Bindung stillen würde. Insofern halte ich Deine Verbindung des Verlust der Bindung und die darauf auftretende Sucht etwas zu kaufen für wichtig.

Vielleicht versuchst Du beim nächsten Mal, wenn Du zwanghaft etwas kaufen möchtest, Dich lieber mit einer lieben Person aus Deinen sozialem Umfeld zu treffen und schaust mal, ob die Angst und der Schmerz auch dann weniger wird. Also Deinen Fokus auf Bindung zu legen.

Alles Gute
Scorpio

16.05.2011 10:54 • #33


Magda
Hallo Sonnenblume

Zitat von Sonnenblume20:
Ich habe dort ja das Malen entdeckt, was mir so viel Spaß machte.

Das freut mich ganz besonders. Da Du ja soviel Sinn für Farben hast, habe ich das für Dich gehofft.
Und: das mit dem Kästchen als Budget ist eine gute Idee. Es geht eben nicht darum, Dich zu bestrafen, sondern realistisch zu bleiben.
Ein paar mehr als die Grundfarben zu haben ist durchaus sinnvoll - vielleicht hast Du es ja letzten Endes ganz richtig gemacht (mit etwas mehr, aber nicht Unmengen mehr), aber es fühlt sich noch nicht richtig an?
Da kann so ein Budget ein guter Maßstab sein, solange Du noch kein Gefühl dafür entwickelt hast.

Zitat von Sonnenblume20:
... und ich merkte deutlich, dass ich wieder die Fülle haben musste.

Das ist auch ein berechtigter Wunsch. Bloss, die Fülle mit Kaufen haben zu wollen, ist eine Falle.
Was könnte Dir das Gefühl von Fülle, sogar von Überfülle geben?
Zum Beispiel, ein Orgelkonzert, das den ganzen Kirchenraum mit Klang füllt?
Für mich gibt es das größte Gefühl der Fülle in der Natur. Ich laufe gerade mit einem Buch eßbare Wildpflanzen herum. Erstaunlich, was man alles essen kann. Und es sind ganz verschiedene Geschmacksrichtungen. Und: es gibt von fast allem Unmengen, mehr, als man essen könnte. Und ganz kostenlos - das ist Fülle für mich ...
Man muss es auch nicht essen, es kann ja auch ganz einfach ein Blumenstrauß oder auch ein Unkrautstrauß als Deko sein. Derzeit blühen zum Beispiel die Holunderblüten. Duften ganz wunderbar!

Und, was Scorpio im Beitrag vorher geschrieben hat, finde ich besonders wichtig.

Liebe Grüße

Magda

17.05.2011 07:46 • #34


S
Vielen Dank Scorpio und Magda für Eure Beiträge!

Zitat von Scorpio:

das erscheint mir wichtig, denn ein Psychologe hat einmal zu mir gesagt, daß Sucht das Gefühl stillt, was auch eine gute Bindung stillen würde. Insofern halte ich Deine Verbindung des Verlust der Bindung und die darauf auftretende Sucht etwas zu kaufen für wichtig.

Das klingt interessant und ist durchaus sehr nachvollziehbar. Der Mensch wird genährt von guten Sozialkontakten, von menschlichem Miteinander. So bekommt die Seele ihre Nahrung, die sie dringend braucht.

Zitat von Magda:
Das freut mich ganz besonders. Da Du ja soviel Sinn für Farben hast, habe ich das für Dich gehofft.

Das ist schön, dass Du Dich mit mir freust. Das Spiel mit den Farben, das Mischen der Farben, das macht mir nach wie vor Freude und Spaß!

Zitat von Magda:
Ein paar mehr als die Grundfarben zu haben ist durchaus sinnvoll - vielleicht hast Du es ja letzten Endes ganz richtig gemacht (mit etwas mehr, aber nicht Unmengen mehr), aber es fühlt sich noch nicht richtig an?

Nee, es fühlt sich wirklich noch nicht richtig an. Wahrscheinlich, weil das Suchtgefühl mit im Spiel war, das mich sonst beim Kaufen ja auch immer begleitet.
Aber Du hast recht, es waren ja keine Unmengen mehr, insofern war es trotz allem noch irgendwie im Rahmen.

Zitat von Magda:
Was könnte Dir das Gefühl von Fülle, sogar von Überfülle geben?

Das Gefühl hatte ich bisher noch nicht. Natürlich gab es auch schon Momente in meinem Leben, wo ich mich genährt gefühlt habe, aber ich war nie übersättigt und dieses schöne genährte Gefühl verschwindet ja auch immer ganz schnell bei mir. Ich kenne keine Momente, wo ich in der Situation gewesen wäre, länger von etwas zehren zu können, wie es andere Menschen womöglich können.Der Eimer mit Loch eben, wie ich es mal so schön beschrieben habe.

Aber genau das werde ich in meiner Therapie noch intensiver thematisieren.

Diese Woche war der Kaufdrang wieder ziemlich groß. Und beinahe wäre ich ihm erlegen.

Es ging darum, dass ich dringend ein oder zwei Jeans brauche, weil ich mittlerweile doch ganz schön an Gewicht zugelegt habe (ist aber nicht schlimm, von Kleidergröße 32 auf 34) und ich in meine engen Jeans nicht mehr rein komme.

Also schaute ich auf der Homepage eines Versandhauses und suchte nach reduzierten Jeans.
Ich wurde auch fündig, aber so manch anderes lief mir da auch über den Weg. Plötzlich dachte ich nur noch daran, wie lange ich schon enthaltsam war und dass mein zwar übervoller Kleiderschrank mittlerweile langweilig für mich ist, weil ich alles schon kenne und es quasi nicht mehr fühlen kann, wie schön die Sachen doch sind.

Ich packte so einiges in den Warenkorb hinein und wusste aber, dass ich ja noch aussortieren muss. Wieder kamen die täuschenden Stimmen: Komm, Du hast doch so lange nicht mehr, ein zwei oder auch drei wirklich günstige Schnäppchen kannst Du Dir doch auch mal leisten, das machen doch die anderen auch, außerdem hast Du für die schon 4 Monate dauernde Enthaltsamkeit eine Belohnung verdient
Es war so schwer für mich, dagegen anzukommen, aber ich sah dann doch, dass es unmöglich ist, sich das alles zu kaufen, ich hätte es auf einmal ja gar nicht bezahlen können und hätte somit wieder einen Ratenkauf abschließen müssen.
Schließlich war ich ganz konsequent (es war auch schon spät nachts) und habe den kompletten Warenkorb gelöscht und den PC sofort ausgemacht.
Ja bis jetzt habe ich ihn diesbezüglich auch nicht wieder angemacht, aber auch noch keine Jeans gekauft.

Irgendwie muss die jetzt noch warten, weil ich es im Moment es zu riskant empfinde, dass es eben nicht bei einer oder auch 2 Jeans bleibt.

Zum Glück gehe ich ja noch einmal wöchentlich in die Gestaltungstherapie, denn meine Psychotherapie ist ja erst mal auf Eis, weil der Antrag an die Krankenkasse noch läuft. So hatte ich wenigstens eine Gelegenheit, es zu erzählen und mal darüber zu sprechen.Das war auch ganz gut. Ich habe ein großes Stück Ton geschenkt bekommen, das habe ich jetzt bei mir zu Hause.
Meine Idee ist, Schmuckstücke aus Ton herzustellen. Ich dachte an Perlen oder auch Medaillons, die man schön gestalten kann und die man dann noch mit einem Lederband versehen kann und schwupps: Fertig ist ein Schmuckstück, was ich ja auch selbst anziehen kann.

Natürlich wäre es schön, wenn ich keinen Kaufdrang mehr hätte und wenn ich keine Entzugserscheinungen mehr spüren würde, aber noch kann ich ja irgendwie auch ganz tapfer damit umgehen.

Obwohl ich für meine Verhältnisse recht viele Sozialkontakte in der vergangenen Zeit hatte, war der Kaufdrang so deutlich.
Aber ich hatte auch Streit mit meiner Mutter, musste den Pseudogeburtstag meines Vaters überstehen und hatte zusätzlich noch mit meiner Schwester und somit mit dem ganzen Familiengedümpel zu kämpfen.
Ich glaube, dass das ziemlich eng auch damit zu tun hatte.

27.05.2011 22:58 • #35


G
Hast du vielleicht jemanden, der sich mit dir zusammen eine Hose im Warenhaus aussuchen könnte und dich daran hindert weitere Dinge in den Warenkorb zu legen? Sozusagen als lebendes Gewissen?

Übrigens diese Teufelchen sind einfach fies. Ich kenne die vom Rauchen. Letztens hatte einer gesiegt und ich habe einen Zug genommen. Gott sei Dank war der einfach eklig und ich habs gleich weggelegt. Es schmeckt nicht, es stinkt und es kratzt, trotzdem sitzt das Teufelchen da und flüstert nun komm schon, eine schadet nicht. Die sind doch so toll. Sucht ist was fieses und es wird einem erst so richtig bewusst wie süchtig man eignetlich ist, wenn man gegen die Sucht ankämpft. Ich glaube das ist allen süchtigen gemein.

28.05.2011 10:48 • #36


S
Ich war schon lange nicht mehr hier in meinem Suchttagebuch, wollte aber mal wieder berichten!

Zitat:
Sucht ist was fieses und es wird einem erst so richtig bewusst wie süchtig man eignetlich ist, wenn man gegen die Sucht ankämpft. Ich glaube das ist allen süchtigen gemein.

Dieser Satz ist so wahr, leider!

Ja, was macht die Kaufsucht? Sie hat sich leider nicht aufgelöst, sie begleitet mich bei allen Einkäufen, auch bei Spaziergängen, wo es in der Nähe Geschäfte gibt.

Rückschläge habe ich ab und an noch, aber sie halten sich in Grenzen und sind nicht mehr so ausufernd, wie sie mal waren.
Aber ich kann auch sehr oft widerstehen. Es gibt Situationen z.b. im Supermarkt, wo das Teufelchen mir einredet, dass doch so eine Kleinigkeit von Tsch****** gar nicht schlimm ist, das könnte ich mir doch mal gönnen, ist doch nur was für EUR 4,--. Ja, solche Lockangebote gibt es an jeder Ecke. Öfter landet was im Einkaufswagen, aber ich habe es auch schon sehr oft geschafft, es nach einigem Überlegen wieder ins Regal zu legen. So ein Einkauf dauert bedingt dadurch manchmal ganz schön lang. Reinlegen in den Einkaufswagen, darüber nachdenken, erst mal drin lassen, wieder darüber nachdenken, eine Sache schon mal wieder ins Regal legen, wieder darüber nachdenken und zum Schluss doch alles wieder zurücklegen, um nur noch das zu kaufen, was auf meinem Einkaufszettel stand, nämlich Essen und Trinken, was wir brauchen.

Ja, manchmal wendet das Teufelchen auch Tricks an. Quasi redet es mir ein, ich dürfte mich doch zwischendurch mal für die Abstinenz belohnen. Die längere Abstinenz, nichts gekauft zu haben belohnen mit einem Kaufgegenstand.
Ist ja ein toller Trick. Klingt so verlockend.

Aber ich konnte bisher immer meine Raten treu und brav bezahlen.
Das ist auch nicht gerade wenig. Belohnung war letztens, dass ich einen Kontoauszug von einem Versandhaus bekam, auf dem dokumentiert war, dass ich es dort zumindest schon geschafft habe, von EUR 4.200,-- Schulden auf EUR 2.600,-- Schulden runter zu kommen.
Das hat mich sogar mal gefreut.

Ich weiß schon, warum die Pflegekraft aus der Klinik mir beim Abschlussgespräch folgendes gesagt hat:

Nehmen Sie sich nicht zuviel vor (Ich wollte euphorisch, wie ich war, nicht nur die Raten alle abbezahlen, ich wollte es sogar schaffen, im Monat auch noch extra was zu sparen und auch gleichzeitig noch mein Girokonto zurückführen).
Ihr Ziel sollte erst mal sein, dass ihr Geld im Monat reicht. Keine zusätzliche neue Verschuldung, das sollte erst mal reichen.

Heute weiß ich, was das bedeutet. Das Geld reicht oft gerade so, denn ich habe ja nicht nur viele Ratenzahlungen zu tätigen, dieses Geld fehlt uns ja schon zu Leben, sondern es gibt ja auch mal Anschaffungen, die wirklich nötig sind.

Mein Ziel ist es jetzt, dass ich eine Ausbildung zum Heilpraktiker machen möchte, die ich schon angefangen habe.
Dafür brauche ich EUR 80,-- im Monat. Ich möchte mir etwas nebenbei verdienen. Dieses Geld kommt in eine kleine Box, die ich nicht anrühren möchte, nur dann, wenn ich die Unterrichtsstunden bezahlen muss.
Ich hoffe sehr, dass ich so standhaft bleiben kann, wie ich es hier schreibe.

Es gibt noch viel zu tun, packen wir es also weiterhin an!

16.08.2011 23:29 • #37


Glasscherbe
Zitat von Sonnenblume20:
So ein Einkauf dauert bedingt dadurch manchmal ganz schön lang. Reinlegen in den Einkaufswagen, darüber nachdenken, erst mal drin lassen, wieder darüber nachdenken, eine Sache schon mal wieder ins Regal legen, wieder darüber nachdenken und zum Schluss doch alles wieder zurücklegen, um nur noch das zu kaufen, was auf meinem Einkaufszettel stand, nämlich Essen und Trinken, was wir brauchen.

Ja, manchmal wendet das Teufelchen auch Tricks an. Quasi redet es mir ein, ich dürfte mich doch zwischendurch mal für die Abstinenz belohnen. Die längere Abstinenz, nichts gekauft zu haben belohnen mit einem Kaufgegenstand.
Ist ja ein toller Trick. Klingt so verlockend.

Aber ich konnte bisher immer meine Raten treu und brav bezahlen.
Das ist auch nicht gerade wenig. Belohnung war letztens, dass ich einen Kontoauszug von einem Versandhaus bekam, auf dem dokumentiert war, dass ich es dort zumindest schon geschafft habe, von EUR 4.200,-- Schulden auf EUR 2.600,-- Schulden runter zu kommen.
Das hat mich sogar mal gefreut.


Liebe Sonnenblume,

ich finde, dass du schon sehr weit bist. Auch, wenn du dir immer wieder bewusst machen musst, was du eigentlich kaufen möchtest: Du überlegst genau, ob die Dinge, die im Korb liegen, wirklich benötigt werden oder nicht. Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung! Und du nimmst sogar Sachen wieder raus, um sie zurück zu legen. Ich finde, darauf kannst du mit Recht stolz sein. Ebenso auf die beinahe 2.000 Euro, um die deine Schulden schon geschmolzen sind. Das kriegt mit Sicherheit nicht jeder hin - schau mal genau hin!

17.08.2011 07:44 • #38


JeanLucca
Respekt Sonnenblume. Respekt. Das sind ganz starke Leistungen die Du geschafft hast

Zitat von Sonnenblume20:
Rückschläge habe ich ab und an noch, aber sie halten sich in Grenzen und sind nicht mehr so ausufernd, wie sie mal waren.
Aber ich kann auch sehr oft widerstehen.


Bemerkenswert finde ich das Du Deine ganzen kleinen Rückfälle unterbrechen kannst (die Ware wieder zurücklegen). Oft ist es ja so,
dass Süchtige versuchen sich Ihren Auslösern ganz zu entziehen (was bei Dir eh schwierig ist) und wenn sie einmal wieder zugegriffen haben kommt oft ein Gefühl des Versagens hoch. So nach dem Motto ich hab es nicht geschafft clean zu bleiben, jetzt ist alles aus.
Das ist natürlich Quatsch weil man einen Rückfall auch unterbrechen kann und überhaupt wäre er sehr menschlich.

Ich finde Du bist ein Paradebeispiel für gelebte Abstinenz.

Lieben Gruß, JeanLucca

17.08.2011 11:51 • #39


S
Vielen Dank, liebe Glasscherbe und Jean-Lucca für Eure lieben Worte!

Zitat von Glasscherbe:
Und du nimmst sogar Sachen wieder raus, um sie zurück zu legen. Ich finde, darauf kannst du mit Recht stolz sein.

Das klappt noch ganz gut. Erst heute habe ich zwei Boxer-Shorts, die für meinen Sohn sein sollten (er hat noch genug im Schrank) und zwei Keilrahmen von Li** wieder zurück gelegt. Keilrahmen habe ich noch genug und wenn ich diese bestimmte Größe mal wieder brauche, kann ich dann immer noch losziehen.

Zitat von Glasscherbe:
Ebenso auf die beinahe 2.000 Euro, um die deine Schulden schon geschmolzen sind. Das kriegt mit Sicherheit nicht jeder hin - schau mal genau hin!

Für mich zwar irgendwie selbstverständlich ( So nach dem Motto: Das ist doch nichts goßartiges, Du hast Dich da rein geritten, dann musst Du Dich auch wieder rausreiten), aber diesen Berag innerhalb eines halben Jahres oder etwas mehr ist schon ganz gut!

Zitat von JeanLucca:
Oft ist es ja so,
dass Süchtige versuchen sich Ihren Auslösern ganz zu entziehen (was bei Dir eh schwierig ist) und wenn sie einmal wieder zugegriffen haben kommt oft ein Gefühl des Versagens hoch. So nach dem Motto ich hab es nicht geschafft clean zu bleiben, jetzt ist alles aus.
Das ist natürlich Quatsch weil man einen Rückfall auch unterbrechen kann und überhaupt wäre er sehr menschlich.

Das Gefühl des Versagens und des schlechten Gewissens, das Schamgefühl, das hatte ich ja schon mal wieder im Juli, wo ich meinen Rückschlag hatte. Da wollte ich auch mal aufgeben und habe nicht mehr daran geglaubt, dass ich das wirklich schaffen kann.

Zitat von JeanLucca:
Ich finde Du bist ein Paradebeispiel für gelebte Abstinenz.
Schäm....
So ganz stimmt es ja nicht, weil es ja schon Rückschläge gab. Aber es hielt sich wenigstens im Rahmen und ich glaube, was wichtig ist, ist, dass ich es wieder stoppen konnte, dass nicht wieder eine Spirale in Gang kam.

Jetzt kommt eine Herausforderung auf mich zu: Ich habe eine kleine Zusatzbeschäftigung angenommen, wo ich auf EUR 400,--/Basis (ich darf während meiner EUR-Rente bis zu EUR 400,-- dazu verdienen).
Das hat zumindest mit den Grund, dass ich etwas schneller von meinen Schulden runter kommen möchte und dass ich auch mal kleine Rücklagen bilden kann, wenn mal Geld nötig ist, wenn was kaputt geht.

Es wird ein kleinerer Betrag im Monat sein und ich möchte dafür ein Kästchen anlegen, wo das Geld immer rein kommt.
Die Herausforderung wird sein, dass ich das Geld eben auch da drin lasse. Das wird wahrscheinlich nicht einfach, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich Geld, was ich mal zusätzlich hatte, nie richtig sparen konnte, denn plötzlich war da was und dann kamen immer die Gedanken: Ein bisschen davon kannst Du ja ausgeben, den Rest kannst Du ja sparen, Man lebt ja nur einmal.........

Und dann war trotzdem irgendwann alles weg, weil die Sucht eben größer war, als die Vernunft.

Jetzt bin ich mal gespannt, ob ich das so handhaben kann, wie ich es mir vorgenommen habe.

20.08.2011 23:52 • #40


JeanLucca
Hallo Sonnenblume.

Zitat von Sonnenblume20:
Zitat von JeanLucca:
Ich finde Du bist ein Paradebeispiel für gelebte Abstinenz.

So ganz stimmt es ja nicht, weil es ja schon Rückschläge gab. Aber es hielt sich wenigstens im Rahmen und ich glaube, was wichtig ist, ist, dass ich es wieder stoppen konnte, dass nicht wieder eine Spirale in Gang kam.
Ich finde schon das es stimmt und relativiere es auch nicht. Höchstens dahin, dass es noch viele weitere Beispiele gibt von Menschen die es genausogut schaffen wie Du. Aber hier gehts ja um Dich. Und das Du das nicht so empfindest ist eigentlich gut. Denn das treibt Dich ja an am Ball zu bleiben.

Ich denke es geht genau darum wie jemand mit den Rückschlägen umgeht. Verheimlichen ist ein Reflex, im schlimmsten Fall sogar vor sich selbst. Oder darin verfallen bis zum Kontrollverlust; das ist sehr typisch. Oder offen zu sich selbst sein und nach einem Rückschlag nicht den Kopf verlieren, gerade stehenbleiben obwohl man ins Schwanken gekommen ist; das ist die Beste wenn auch schwerste Methode - Deine.

Zitat von Sonnenblume20:
Jetzt bin ich mal gespannt, ob ich das so handhaben kann, wie ich es mir vorgenommen habe.
Ich drück Dir die Daumen.

Lieben Gruß, JeanLucca

21.08.2011 18:25 • #41


S
Vielen Dank, Jean-Lucca für Deine Antwort, auch wenn es schon so lange her ist, schäm!

Ja lang ist´s her und ich möchte gerne mal wieder berichten.

Ich habe bis vor kurzem eigentlich ganz gut durchgehalten, natürlich mit Rückschlägen, aber im normalen Rahmen und ich konnte die ganz gut durch meinen kleinen Nebenverdienst auffangen.

Aber seit einiger Zeit kaufe ich wieder viel mehr, als normal und das irgendwie durchgängig.
Ich habs zwar schon erkannt, was der Auslöser ist, aber ich bekomme es im Moment nicht in den Griff.
Es geht um Ablösung/Abschied und damit komme ich leider gar nicht zurecht.

Meinem Psychiater hab ich´s beim letzten Besuch schon gesagt, er sagte aber nicht viel dazu.
Postiv ist aber zu berichten, dass ich meine Schulden regelmäßig monatlich zurückbezahle, nicht im Rückstand bin und schon ziemlich weit davon runter gekommen bin.
Das ist das einzige positive.

Was nützt mir das aber, wenn ich jetzt wieder so richtig in diese Schiene rein rutsche?
Es hilft im Moment nichts, der Drang wird immer mehr.
Natürlich mache ich es wieder heimlich, es soll ja keiner wissen. Hat auch den Grund, weil meine Mutter den Kindern wohl den Auftrag gegeben hat, mich zu kontrollieren und zu schauen, wenn ich mit irgendwelchen Tüten nach Hause komme oder Pakete hier ankommen.
Ich könnte natürlich sagen: Toll, meine Mutter sorgt sich, aber sie reagiert ja immer nur mit Vorwürfen oder Unverständnis und hält mir immer ihre Alk. vor, die sie damals erfolgreich bekämpft hat und seitdem trocken ist. Sie hätte den Drang ja auch bekämpfen müssen und es geschafft.

In dem Zusammenhang zweifelt sie alle meine Therapeuten an, die würden ja wohl falsch arbeiten, sonst wäre ich ja schon längst geheilt.
Als ich im Januar aus Cran Canaria zurückkam, habe ich mir zwei schöne Aschenbecher mitgebracht.
Sie waren wirklich billig, EUR 2,50 pro Stück, aber sie sehen schön aus.
Meine Mutter entdeckte das und sofort kam der Vorwurf.

Sie versteht einfach nicht, dass es eben nicht darum geht, mir jetzt nie mehr was zu kaufen.
Sie sagt, ich soll erst mal meine Schulden komplett zurück gezahlt haben, dann könnte ich mir auch wieder was kaufen.

Im Moment kann ich es mir leisten, mein Vater war letztes Jahr mal wieder so nett, mir etwas zukommen zu lassen. Er hat wohl meiner Schwester Geld gegeben, damit sie ausziehen kann und sich von ihrem Schlägermann trennen kann und wollte so gerecht sein und mir das auch geben.

Was ich damit sagen wollte, ich mache im Moment also keine neuen Schulden, aber ich kaufe eben leider zuviel. Es ist alles wieder da. Es sind nach wie vor Sachen, die einen Sinn machen, also ich war noch nie der Mensch, der sich zehn Paar schwarze Pumps gekauft hat und sie dann im Schrank mit Preisschild abgelegt hat.
Z.b. ein neuer Gartentisch. Der alte ist zu groß und auch schon alt, aber er würde es noch tun.
Oder eine neue Kommode fürs Wohnzimmer. Meine ist leider kaputt, die eine Tür geht gar nicht mehr, war auch ein Billigprodukt und habe ich schon zehn Jahre.
Und die neue ist von einem bekannten Discounter für EUR 49,--, also nicht die Welt, aber ich hätte damit ja auch noch ´warten können.

Ja und Kleidung. Teilweise ist sie wirklich notwendig, ich habe seit letztem Jahr insgesamt 10 kg zugenommen, viel passt mir nicht mehr.

Ich merke halt das Muster wieder. Ich denk an was und muss es haben, unbedingt und am besten gleich. Und das nächste noch dazu, auch unbedingt und auch am besten gleich.
Ich kann nicht warten bis nächsten Monat, es muss alles gleich sein.
Und es muss viel sein.

Und es ist wieder so schön, die Tüten nachts heimlich aus dem Kofferraum zu holen, unten im Keller alles auszubreiten und es sich anzuschauen, wie schön alles ist.

Tja, weiß grad nicht, was ich machen soll. Ist es schon kurz vor 12? Muss ich wieder in die Klinik? Oder muss ich mich einfach nur wieder mehr zusammen reißen?
Ich meine, ich erkenne ja die Muster, ich weiß es ja, aber ich kann im Moment leider nicht wirlich etwas dagegen tun.
Und ich wollte das Geld von meinem Vater als mein Polster sehen, eine neue Chance, mal wieder eine Rücklage zu haben. Wenn es aber so weiter geht, dann ist bald nichts mehr da von der Rücklage.

31.03.2012 13:25 • #42


Eloise
Hallo Sonnenblume,

gut, dass du wieder was hier geschrieben hast, denn sonst hätte ich diesen Thread nicht gefunden. Der Anlass, warum du wieder hier schreibst ist natürlich nicht so gut. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich muss beim einkaufen auch aufpassen. Zwar mache ich keine Schulden oder Lebe über meine Verhältnisse und habe auch ein kleines finanzielles Polster, aber ich sehe bei mir schon die Tendenz, dass ich manchmal zuviel und unnötig kaufe. Manchmal macht mich etwas Schönes einfach glücklich. Andererseits hat es glaube ich auch sehr viel mit meiner Ungeduld und meinem Perfektionismus zu tun. Mal ein ganz banales Beispiel: Es reicht dann nicht einen Nagellack zu kaufen, der Lippenstift und der Lidschatten muss auch passen, obwohl ich was Passendes bestimmt noch Zuhause hab.

Das macht mir schon ein wenig Sorgen und ich bin glaube ich auch deswegen so kontrolliert, weil ich bei mir viele Tendenzen sehe, die in Richtung Sucht gehen könnten, würde ich sie auf die Spitze treiben.

Dass deine Mutter dir Vorwürfe wegen der Aschenbecher macht, finde ich ziemlich blöd. Kaufsucht hat für mich einige Ähnlichkeit zur Esssucht. Genau wie man essen muss, muss man auch kaufen, aber man muss ein Maß dafür finden und das ist das Schwierige daran. Zwei günstige nette Mitbringsel aus dem Urlaub sind daher für mich kein Grund dir einen Vorwurf zu machen. Das bringt sowieso nichts. Ich denke ein einfacher Hinweis, ohne große Wertung, dass du gerade übertreibst, wenn es so ist, bringt mehr, als große Vorwürfe und Kontrolle.

Zitat:
Und es ist wieder so schön, die Tüten nachts heimlich aus dem Kofferraum zu holen, unten im Keller alles auszubreiten und es sich anzuschauen, wie schön alles ist.
Was würdest du denn zu dieser Frau sagen, die allein mit dem Zeug im Keller sitzt, wenn du sie entdecken würdest? Wäre das von Außen auch noch ein schönes Bild?

Hast du denn eine Ahnung, warum das mit dem Kaufen wieder schlimmer geworden ist? Wie hast du dich die letzte Zeit gefühlt? Gibt es etwas anderes was dir gut tut außer Kaufen?

31.03.2012 14:54 • #43


M
Hallo Sonnenblümchen,

Zitat von Sonnenblume20:
Meinem Psychiater hab ich´s beim letzten Besuch schon gesagt, er sagte aber nicht viel dazu.

Ich kenne mich mit Kaufsucht nicht aus aber ich würde den Doc nochmal ganz deutlich darauf hinweisen, erklären, dass es dir Angst macht und dass du da jetzt gleich Hilfe und Unterstützung benötigst, damit es gar nicht erst eskaliert.

Ich stelle mir das aber alles auch sehr schwierig vor. Ein Alk. oder Dro. ist bestimmt sehr heftig aber man kann zumindest anfangs Orte meiden, an denen man in Gefahr geraten könnte. Das geht bei der Kaufsucht ja nun mal nicht - man muß ja immer wieder einkaufen gehen.

Zitat von Sonnenblume20:
Und es ist wieder so schön, die Tüten nachts heimlich aus dem Kofferraum zu holen, unten im Keller alles auszubreiten und es sich anzuschauen, wie schön alles ist.
Ist es wirklich so schlimm ? Warum machst du das denn so? Du bist doch erwachsen und wärest doch niemanden Rechenschaft schuldig. Du könntest ja theoretisch deinen Kindern oder deiner Mutter sagen, dass es sie nichts angeht. Klar, sie sorgen sich, ist ja auch normal aber nüchtern betrachtet müßtest du das nicht heimlich machen.

Da sieht man mal wieder, wer nicht irgendwie von so einer Krankheit betroffen ist, kann es nicht so wirklich verstehen .

Blümchen, hole dir rechtzeitig wieder Hilfe

31.03.2012 17:18 • #44


S
Vielen lieben Dank für Eure Antworten!

Zitat von Martina:
Ich stelle mir das aber alles auch sehr schwierig vor. Ein Alk. oder Dro. ist bestimmt sehr heftig aber man kann zumindest anfangs Orte meiden, an denen man in Gefahr geraten könnte. Das geht bei der Kaufsucht ja nun mal nicht - man muß ja immer wieder einkaufen gehen.

Genau das ist ja auch das Problem. Im Moment merke ich allerdings, dass ich in meinen einkaufsfreien Zeiten (das heißt, wenn ich alles im Kühlschrank habe, was ich brauche) generell Einkaufsmöglichkeiten meiden sollte.
Ich hab gemerkt, dass, wenn ich einfach nur so bummeln will, mir dann immer was kaufe.
Dass es ausartet, merke ich halt dann, wenn es wie im Rausch passiert.

Hier eine Beichte:

Am Samstag war ich erst in der Notfallambulanz, weil ich dachte, ich hätte eine Thrombose.
Dort ging es erstaunlicherweise sehr schnell und ich hatte noch keine Osterkleinigkeit für meine Kinder. Also bin ich in ein Einkaufszentrum gefahren mit dem festen Vorsatz, nur diese Kleinigkeiten zu kaufen.

Vorbeigegangen bin ich an einem Wäschegeschäft, was ziemlich günstig ist und ich meine Wäsche vorzugsweise dort kaufe.
Ich habe mir eingebildet, dass ich neue Pyjamas brauche. Also bei mir gibt es immer alles für jede einzelne passende Gelegenheit.
Pyjamas für den Winter mit langem Arm und langer Hose. Dann Pyjamas für den Sommer mit Shorty und Kurzarm. Dann noch welche mit Shorty und Top (für die ganz heißen Tage).
Dann noch so Kurzträgerkleidchen (auch für ganz heiße Tage).

Nun stellte ich fest, dass man ja auch welche haben kann für die Übergangszeit also mit langer Hose aber kurzem Arm.
Und dort hatten die sowas. Nachdem ich gefühlte stundenlang immer hin und her überlegt habe, wurde es zum Schluss folgendes:

zwei Kurzträgerkleidchen ( habe ich noch welche und im Moment ist es ja noch nicht heiß, hätte ich also nicht gebraucht; ich wollte erst nur eins nehmen, konnte mich aber zwischen den Modellen nicht entscheiden, also mussten es die zwei sein).
zwei lange Pyjamahosen und zwei kurzärmelige Oberteile dazu
passend zu den kurzärmeligen Oberteilen noch zwei Shortys dazu
passend zu den langen Pyjamahosen noch ein langärmeliges Oberteil dazu
Ein kurzes Nachthemd mit langem Arm (habe ich noch genügend); das habe ich auf dem Weg zur Kasse einfach im Vorbeigehen noch vom Ständer gezogen, ohne es überhaupt anzuprobieren, das MUSSTE einfach auch noch mit.
Alles in allem waren es EUR 174,--, die ich da einfach so ausgab, ohne irgendetwas davon wirklich gebraucht zu haben.

Und das meine ich mit Rausch. Dieses das muss ich aber auch noch haben, obwohl auf meinem Arm schon gar kein Platz mehr zum tragen war auf dem Weg zur Kasse.

O.K. ich weiß, ich darf hier im Forum beichten und ich glaube, es ist auch gut, dass ich im Moment darüber schreibe, um es mir noch mal besser bewusst zu machen, was da gerade wieder läuft.

Das fatale ist, dass ja selbst in den normalen Supermärkten die Versuchungen groß sind.
In den Discountern gibt es ja immer Montags und Donnerstags die Angebote zu allem möglichen.
Auch in den normalen Supermärkten gibt es sowas und außerdem ist immer verführerisch der Stand mit der Kaffemarke, der eben außer Kaffe auch noch andere schöne Produkte anbietet.
Da entdeckt man immer neues und vor allen Dingen solches: Das wollte ich ja schon immer mal haben oder Das ist ja praktisch und sieht auch noch so schön aus!

Zitat von Martina:
Ist es wirklich so schlimm ? Warum machst du das denn so? Du bist doch erwachsen und wärest doch niemanden Rechenschaft schuldig. Du könntest ja theoretisch deinen Kindern oder deiner Mutter sagen, dass es sie nichts angeht. Klar, sie sorgen sich, ist ja auch normal aber nüchtern betrachtet müßtest du das nicht heimlich machen.

Schlimm ist es für mich in dem Sinn, dass es eine Sucht ist und ich mich dafür schäme, dass ich quasi der Sucht verfalle und mich nicht im Griff habe. Heimlich vielleicht deswegen, dass mich a) keiner entdeckt und drauf anspricht, was mir sehr peinlich ist und b), dass mir eben keiner Vorwürfe macht.
Irgendwie sind die Vorwürfe zwar auch berechtigt, sie lassen mich aber immer noch tiefer fallen, habe ich das Gefühl.

Aber zum anderen hast Du auch recht, ich sollte lernen, trotz Sucht trotzdem dazu zu stehen, dass ich es mache. Und ja, ich bin erwachsen und bin keinem Rechenschaft schuldig.
Meine Gestaltungstherapeutin weist mich da auch immer wieder drauf hin.

Und ich hab auch schon angefangen, es umzusetzen. Bei einem günstigen Möbelmarkt habe ich letztes WE zwei Regale gekauft und bei einem Discounter eine Kommode.
Die habe ich jetzt mittlerweile aufgebaut und sie stehen nun auch hier.
Und als meine Mutter kam, habe ich mich nicht gerechtfertigt. Ich hab ihr gesagt: Nimm es einfach zur Kenntnis, dass hier zwei Regale und eine Kommode stehen, die neu sind. Ich verbitte mir Deine Kommentare dazu und ich möchte sie auch nicht mehr hören.

Da war sie tatsächlich still.

Zitat von Eloise:
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich muss beim einkaufen auch aufpassen. Zwar mache ich keine Schulden oder Lebe über meine Verhältnisse und habe auch ein kleines finanzielles Polster, aber ich sehe bei mir schon die Tendenz, dass ich manchmal zuviel und unnötig kaufe. Manchmal macht mich etwas Schönes einfach glücklich.

Das macht es ja so schwierig. Frustkäufe, die jeder mal tätigt, weil er gerade mal unglücklich ist, das ist ein Stück weit normal und man kann hier noch nicht von Kaufsucht sprechen.
Der Übergang dazu ist aber fließend, das heißt, man merkt es gar nicht bewusst, wenn man richtig rein rutscht. Es wird einem oft erst bewusst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Zitat von Eloise:
Es reicht dann nicht einen Nagellack zu kaufen, der Lippenstift und der Lidschatten muss auch passen, obwohl ich was Passendes bestimmt noch Zuhause hab.

Ja, das kenne ich auch. Es muss äußerlich immer alles zueinander passen.
Deswegen habe ich auch so viele Tücher und Schals hier. Für jedes Oberteil und zu jeder Jacke irgendwas passendes.

Zitat von Eloise:
Das macht mir schon ein wenig Sorgen und ich bin glaube ich auch deswegen so kontrolliert, weil ich bei mir viele Tendenzen sehe, die in Richtung Sucht gehen könnten, würde ich sie auf die Spitze treiben.

Es ist gut, dass Du Dir darüber bewusst bist und dass immer mal reflektierst. Bei mir in der Familie gibt es auch eine große Suchtproblematik. Außer meiner Mutter (die das nicht zugibt), hat zwar keiner Kaufsucht (zumindest nicht, dass ich wüsste, aber das fällt ja auch nicht immer auf), aber der Alk. zieht sich z.b. durch die komplette Familie.

Zitat von Eloise:
Dass deine Mutter dir Vorwürfe wegen der Aschenbecher macht, finde ich ziemlich blöd. Kaufsucht hat für mich einige Ähnlichkeit zur Esssucht. Genau wie man essen muss, muss man auch kaufen, aber man muss ein Maß dafür finden und das ist das Schwierige daran. Zwei günstige nette Mitbringsel aus dem Urlaub sind daher für mich kein Grund dir einen Vorwurf zu machen. Das bringt sowieso nichts. Ich denke ein einfacher Hinweis, ohne große Wertung, dass du gerade übertreibst, wenn es so ist, bringt mehr, als große Vorwürfe und Kontrolle.

Vielen Dank, dass Du mich verstehst. Wenn das meine Mjutter nur auch so sehen könnte.

Meine Aufgabe wird es nun sein, mich viel mehr von meiner Mutter abzulösen. Über wirklich Hilfe und Unterstützung wäre ich dankbar, aber diese Form kommt nicht von meiner Mutter.
Sie meint, mit Vorwürfen mir helfen zu können und merkt nicht, dass es genau das Gegenteil bewirkt.

Ja, es gab eine Zeit (und ich bin mir sicher, dass macht sie heute auch noch), da hat sie sich jedesmal, wenn sie hierher kam, umgeschaut, ob sie irgendwas neues und anderes entdeckt.
Sie steht z.b. stundenlang an meiner Garderobe und versucht die Jacken zu kontrollieren und zu schauen, ob noch eine neue hinzugekommen ist.

Ich mag aber diese Kontrolle nicht, ich bin noch mündig und kann/muss für mich selbst entscheiden und sorgen.

Meine Mutter hätte halt gerne, dass ich genauso enthaltsam bin wie sie, die ja den Alk. besiegt hat und bis heute trocken ist (was ich ihr auch hoch anrechne).
Sie versteht nicht, dass man mir quasi erlaubt hat, mir monatlich ein kleines Budget für mich in ein Kästchen zu legen. Sie versteht auch nicht, dass es schon auch ab und an mal was kleines sein darf, was das Herz erfreut, ein Lippenstift, eine Creme oder auch mal ein hübsches Tuch.

Das schlimmste dabei ist, dass sie auch ohne Ende kauft (als sie noch Alk. war, hat mein Vater ihr mal die Kontokarte gesperrt, da hatte sie das gemeinsame Konto maßlos überzogen).
Heute merkt es nur niemand so arg, weil meine Eltern so viel Geld haben, dass es nicht sehr auffällt, dass meine Mutter viel kauft.
Als Argument nutzt sie, dass sie ja auch keine Schulden hat und deshalb kaufen dürfe, ich aber noch Schulden habe und deshalb NICHTS kaufen darf.

Naja, das ist ein richtiger Wettbewerb, den ich so nicht mehr möchte.

Zitat von Eloise:
Was würdest du denn zu dieser Frau sagen, die allein mit dem Zeug im Keller sitzt, wenn du sie entdecken würdest? Wäre das von Außen auch noch ein schönes Bild?

Ich fände es traurig irgendwie. Dass eine Frau einsam in einem Keller verbringen muss und ihre Schätze heimlich und alleine vor sich ausbreitet.
Ja, es macht traurig, weil die Frau von außen sehr einsam aussieht.
Es erinnert mich so ein bisschen an Aschenputtel, die ja auch immer in der Küche sein musste, ihre Stiefschwestern durften auf den Ball und sie war sehr einsam.
Ich weiß nicht, ob das ein guter Vergleich ist, aber irgendwie passt es so ein bisschen für mich.

Zitat von Eloise:
Hast du denn eine Ahnung, warum das mit dem Kaufen wieder schlimmer geworden ist? Wie hast du dich die letzte Zeit gefühlt?

Ich ahne es, was es ist. Da ich aber hier jetzt schon einen Roman geschrieben habe, mache ich jetzt erstmal Schreibpause und schreibe später weiter.

Aber danke eloise, dass Du mich daran erinnert hast.

Bis bald!

09.04.2012 12:23 • #45


A


Hallo Sonnenblume20,

x 4#16


Anima
Liebe Sonnenblume,

auch ich gönne mir gerne etwas Schönes, aber ich gehe nicht auf die Straße, sondern ich bestelle im Internet.
Gerade wenn es mir nicht gut geht, ich mit etwas sehr unzufrieden bin, dann gönne ich mir eben etwas (man gönnt sich ja sonst nichts). Ich habe das eine Weile gemerkt, dass diese Bestellerei zugenommen hat. Alles, was mir gerade eingefallen ist, wollte ich haben.
Irgendwann habe ich dann alles mal über eine Kreditkarte laufen lassen und dann hat mich schon der Schlag getroffen, denn ich hatte die Gesamtsumme und die Häufigkeit.

Wie Eloise schon geschrieben hat ist es bestimmt wichtig, den Zusammenhang mit etwas aus Deinem Leben zu suchen, was funktioniert gerade nicht, wird etwas verdrängt etc.

Es ist hart, auf etwas zu verzichten, was doch irgendwie auch schön ist! Während dem Aussuchen ist man ganz bei den Dingen und ja, man braucht es dann auch!
Dieses Kaufen kann eine fehlende Umarmung sein, das Gefühl einer Einsamkeit - es FEHLT eben etwas, so sehe ich das.
Ich finde nicht, dass Du Dich dafür schämen musst.

Mein Plan:
An meinem PC hängt jetzt ein kleines Schildchen: NIX wird mehr bestellt. Es hilft ganz gut, bis auf kleine Ausnahmen: Ich lade gerne einmal einen guten Song runter. Da es aber nicht so viele davon gibt, befinde ich mich damit noch im einstelligen Bereich. Ich habe mir da ein Ziel vorgenommen, das ich selbst dann kontrolliere: Runter mit den Ausgaben.

Wo hast Du das Geld von Deinem Vater liegen? Einfach so auf dem Girokonto? Zahle es irgendwo ein, wo Du nicht so schnell dran kommst.
Wie zahlst Du Deine Einkäufe? Bar oder mit Karte?

09.04.2012 17:30 • #46

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