Hallo Charybdis,
es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich jeglichen Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen hatte. Sie wussten nicht einmal wo ich Wohne.
Über meine Schwester hat mein Vater meine Telefonnummer bekommen, meine Mutter rief ein paar mal bei mir an. Ich lies sie auf den AB sprechen, doch so richtig wollte ich dem nicht nachgeben.
Erst als meine Schwester mir mitteilte, dass mein Vater kurz vor einer Herz-OP stand, habe ich ein Stück weit nachgegeben.
Ich lies es zu, meinen Vater Audienz zu gewähren und hätte nie geglaubt, was dabei heraus kam. Dieser Mann, der mir das Leben meistens zur Hölle gemacht hatte, stand vor mir und brach in Tränen aus. Das war das erste Mal, dass ich ein Gefühl bei meinem Vater wahr nahm.
Er redete beinahe eine ganze Nacht durch, erklärte mir, wieso er so war, wie er war. Am nächsten Tag fuhr er Heim und ich versprach ihm, mir Gedanken darüber zu machen, wie es weiter gehen kann, darf oder soll.
Ich war damals 24 Jahre alt, hatte gerade wieder einigermaßen Fuß gefasst, nach einer sehr heftigen Zeit.
Meine Schwester hielt mit mir Kontakt wegen der OP und als ich wusste, das die Bypass OP gut verlaufen ist, spürte ich in mir eine gewisse Freude darüber.
Es dauerte noch einige Zeit, bis mein Vater und ich uns soweit angenähert hatten, dass man von einer Vater Tochter Beziehung reden konnte, doch am Ende war ich froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Immerhin hatten wir noch so um die 8 Jahre, auch wenn wir uns nur selten sahen. Dafür bekam ich mindestens 1x pro Woche einen Anruf.
Mit meiner Mutter ist das schon schwieriger. Ich habe nicht das Bedürfnis mit ihr zu sprechen und vermeide es, sogut ich kann. Wäre da nicht mein Bruder, der Multiple Sklerose hat und bei ihr wohnt, würde ich wohl gar keinen Kontakt zu ihr pflegen.
Bei all diesen Entscheidungen habe ich meinem Bauchgefühl vertraut. Ich glaube, dass die Intuition ein wichtiger Indikator für solche Art von Entscheidungen ist.
Liebe Grüße,
Knoten
29.06.2013 23:02 •
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