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Können Depressionen angeboren sein?

Glitzerkeks
Hallo an Alle,

mich beschäftigt grade die Frage, ob ich nicht schon immer Depressionen habe. Kann mich erinnern, dass ich schon als Kind diese Leere und Sinnlosigkeit in mir gespürt habe.
Gleichzeitig war ich immer sehr sensibel. Sowohl für mich als auch anderen gegenüber. Ich spüre die Gefühle anderer mit und kann sie oft nicht von meinen trennen.
Im Alter von 5 habe ich eine große Traumatisierung erlebt und auch später als Erwachsene wurde ich mehrfach traumatisiert.
Ich versuche grade zu begreifen, dass ich mich nicht schämen muss an der Depression und der Angststörung erkrankt zu sein. Weil es eine Krankheit ist und ich das nicht selbst verschuldet habe.
Lese grade das Buch von Till Raether. Das hat mich jetzt eben auf die Frage gebracht, ob meine Depressionen nur durch Traumata und permanente Selbstüberlastung ausgelöst wurden oder ob ich einfach schon eine angeborene Neigung dazu hatte.
In meiner Familie gibt es keine mir bekannten Fälle von Depressionen. Möglich wäre es aber, dass da eben nicht offen drüber gesprochen wird.

19.02.2022 10:40 • x 6 #1


H
@Glitzerkeks
Depressionen sind, laut Studien, vererbbar. Zum größten Teil jedoch werden sie durch Lebensumstände ausgelöst.

19.02.2022 12:17 • x 1 #2


A


Hallo Glitzerkeks,

Können Depressionen angeboren sein?

x 3#3


Glitzerkeks
@Hexe4269 also spielt wohl beides eine Rolle?

19.02.2022 13:21 • x 1 #3


aurora333
Ja, womit ich nachdoppeln will was @Hexe4269 schreibt.

19.02.2022 14:03 • x 1 #4


Lilly-18
Ich glaube auch, dass es eine gewisse erbliche Komponente gibt. Bei manchen bricht es aber nie aus, bei anderen kann ein Trauma eine Depression auslösen. Oder eben nicht.
Ich habe hierzu ein tolles Buch gelesen, es heißt Gefühle sind keine Krankheit von Christian Peter Dogs. Ich habe auch ein Interview mit ihm gesehen und war total fasziniert von ihm.

19.02.2022 15:30 • x 3 #5


Glitzerkeks
@Lilly-18 danke für den Buchtip. Das werd ich mir mal holen.
Ich glaube eben auch, dass bei mir eine gewisse Anfälligkeit für Depressionen und Angst von klein an da war und dass sich durch meine traumatischen Erlebnisse dann die Depressionen quasi ausgelöst haben.
Mir hilft das grade irgendwie um das alles einzuordnen.

19.02.2022 15:33 • x 1 #6


H
@Glitzerkeks
Ja.

20.02.2022 07:53 • x 1 #7


ZeroOne
Ein spannendes Thema, @Glitzerkeks !
In der Vergangenheit hatte ich mich auch schon mal damit auseinandergesetzt.

Es ist nachgewiesen, dass psychische Erkrankungen vererbbar sind - auch Depressionen.

Das Thema ist aber so komplex... Ich fand u.a. interessant, dass z.B. bei der Vererbung von Schizophrenie weit über hundert Gene in unterschiedlicher Stärke beteiligt sind.
Auch gibt es wohl Unterschiede bei der Art der Erkrankung: bei der Entstehung von Angsterkrankungen (Phobien) ist der genetische Anteil mit bis zu knapp 50% wohl am höchsten (erstgradige Verwandtschaft). Bei Depressionen soll er bei ca. 15% liegen. Bei bipolaren Erkrankungen z.B. bei 5-10%.

Man weiß auch, dass bei der Entstehung / Ausbruch der Erkrankungen nicht die genetischen, sondern die umweltbedingten Faktoren dominant sind, wie ja auch schon @Hexe4269 geschrieben hatte.
Andererseits ist auch bekannt, dass bei Menschen mit gleicher genetischer Disposition und gleichen Umwelteinflüssen bei einem die Krankheit ausbrechen kann, beim anderen aber nicht.

Alles in allem steckt die Genforschung meiner Meinung nach bei diesem Thema noch derart in den Kinderschuhen, dass wir wahrscheinlich im Laufe unseres Lebens nicht mit bahnbrechenden Erkenntnissen rechnen dürfen, die die genetische / medizinische / therapeutische Behandlung revolutionieren würden.

Für mich persönlich ist das alles spannend, aber letztlich nur nice to know, denn ändern tut sich dadurch für mich nichts. Selbst, wenn ich direkt einen Verwandten für meine Probleme genetisch verantwortlich machen könnte, ist das wenig befriedigend und hilfreich, weil ich trotzdem weiterhin damit leben muss.

Mag sein, dass es den ein oder anderen erleichtert, wenn er die Schuld für sein Leid nicht mehr bei sich selbst suchen muss und die Verantwortung vermeintlich abgeben kann, ob einem das im weiteren Leben und der Genesung / Besserung wirklich weiterhilft, würde ich aber eher bezweifeln.

20.02.2022 11:25 • x 2 #8


Glitzerkeks
@ZeroOne danke für deine ausführliche Antwort. Sie hilft mir weiter.
Ich sprach aber nicht von Schuld. Wenn das bei mir erblich bedingt wäre, warum sollte derjenige vor mir Schuld haben? Er oder sie kann genauso wenig dafür wie ich.
Auch ich hab nämlich keine Schild daran, dass ich krank geworden bin.
Wenn man nach Schuldigen suchen möchte, sind das bei mir diejenigen Menschen, die mich in der Vergangenheit seelisch und körperlich misshandelt und missbraucht haben. Die tragen für mich eindeutige Mitschuld am Ausbruch meiner Depression und Angststörung.
Dennoch schiebe ich keine Verantwortung ab. Denn wie du schreibst, ändert das alles nichts.
Nur ich kann jetzt noch was ändern. Ich selbst kann an mir arbeiten und auf die Signale meiner Seele und meines Körpers achten. Nur ich selbst kann auf mich aufpassen.
Es ging also bei meiner Frage eher ums begreifen für mich selbst als um irgendeine Schuldfrage.

20.02.2022 11:46 • x 2 #9


Glitzerkeks
@Lilly-18 das Buch hab ich gestern gleich bestellt. Bin total neugierig darauf es zu lesen.

20.02.2022 11:47 • #10


ZeroOne
Zitat von Glitzerkeks:
Es ging also bei meiner Frage eher ums begreifen für mich selbst als um irgendeine Schuldfrage.


Ich hatte es auch nicht als eine Frage der Schuld verstanden, sondern damit meine Gedanken zur Vererbung abrunden wollen.

20.02.2022 11:51 • x 1 #11


Lilly-18
Und ich hab mir grad das Buch von Till Raether runter geladen

20.02.2022 11:52 • x 1 #12


Glitzerkeks
@ZeroOne hatte das auch nicht als Behauptung deinerseits aufgenommen. Wollte nur meine Sicht der Dinge auf deine Antwort schreiben. Mir hilft so ein Austausch sehr!

20.02.2022 13:23 • #13


Glitzerkeks
@Lilly-18 super! Mir hat es wirklich sehr geholfen. Hab es auch nur durch Zufall hier im Forum entdeckt.

20.02.2022 13:24 • #14


A


Hallo Glitzerkeks,

x 4#15


Kitten
Hallo allerseits

Ich finde die Fragestellung auch sehr interessant und habe mich bereits damit auseinandergesetzt.

Zitat von ZeroOne:
Auch gibt es wohl Unterschiede bei der Art der Erkrankung: bei der Entstehung von Angsterkrankungen (Phobien) ist der genetische Anteil mit bis zu knapp 50% wohl am höchsten (erstgradige Verwandtschaft). Bei Depressionen soll er bei ca. 15% liegen. Bei bipolaren Erkrankungen z.B. bei 5-10%.

Danke @ZeroOne für deine Ausführungen. Wirklich sehr spannend!

Ich persönlich kann aus meinen Erfahrungen sprechen, dass die Art der Erziehung, wie man sie erlebt hat, einen sehr grossen Einfluss auf mögliche Angsterkrankungen haben kann. Ich wuchs zum Beispiel sehr behütet auf, wohl sogar überbehütet. Das hat sowohl bei mir, als auch bei einem Geschwister eine Angsterkrankung ausgelöst bzw. begünstigt.

21.02.2022 12:41 • x 3 #15

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