Kontakt mit der Mutter nach Missbrauch aufnehmen?

F
Im Tagebuchbereich habe ich schon einiges dazu geschrieben, da aber nicht jeder Zugang dazu hat und von denen, die ihn haben, vermutlich auch nicht alle mein Tagebuch mitlesen *g*, hier nochmal kurz ein Abriss der Situation:

S. und physischer Mißbrauch durch den Vater, meine Mutter schon damals sehr oberflächlich, hat mich immer abgewiesen. Gab mir nie Geborgenheit oder echten Schutz.

Habe mit meinen Eltern als damals 25jährige endgültig gebrochen (damals noch wegen anderer Sachen, das mit dem Mißbrauch kam erst nach dem Kontaktabbruch an die Oberfläche).

Mein Vater ist vor einigen Jahren gestorben, ich habe ihn nicht mit Mißbrauchsvorwürfen konfrontiert (ging nicht). Meine Mutter erstmal auch nicht (ging ebenfalls nicht).

Nach dem Tod vom Vater habe ich dann erstmal versucht, wieder eine Beziehung zu meiner Mutter aufzubauen. Ging wieder nicht wegen ihrer schei. Oberflächlichkeit und weil ich mittlerweile zu viele Hassgefühle wegen damals mit mir rumtrug. Wieder einige Jahre on/off mit ihr, den Kontakt endgültig abgebrochen habe ich Ende 2008. Ich habe sie in einer finalen Mail sozusagen mit der damaligen Geschichte konfrontiert und ihr vorgeworfen, dass sie die ganze Zeit nur weggeschaut hat und angeblich von nichts gewußt haben will (dabei gab es genug Alarmsignale. Und ich SCHWÖRE sie wußte, dass da was im Argen war damals!! So blind kann man nicht sein).

Durch meinen Bruder habe ich irgendwann mal erfahren, dass sie die Mail wohl ziemlich getroffen haben muß und sie wohl auch mal mit mir darüber reden wolle. Aber ich habe das nicht zugelassen. Weil ich weiß, dass es nichts bringt. Mein Vater war an einem Gehirntumor erkrankt (an dessen Folgen er dann auch starb), und dieser Tumor war damals schon eine willkommene Ausrede für seine cholerischen Anfälle, die Prügel, die ich bekam und alles andere. Angeblich hat dieser Tumor schon seit je her seine Persönlichkeit so weit degeneriert, das war alles gar nicht ER, sondern der böse Tumor (ich habe meinen Vater nie anders kennengelernt). Na klar. Unterm Strich denke ich auch, dass meine Mutter immer noch denkt, ich bin psychisch gestört und würde so einen Mist nur daherlabern. Und der arme Papa, jetzt ist er ja unter der Erde und kann sich nicht mehr dazu äußern.... Hm, gut, das klingt böse, aber selbst wenn man es freundlicher formulierte, würde es nichts an der Tatsache ändern, dass sie mir vermutlich nicht glaubt.

Nun ist es jedoch so, dass meine Mutter nicht jünger wird. Als ich sie kürzlich auf einem Bild sah, bin ich fast hintenüber gekippt, so stark verändert hat sie sich. Das Leben hat es auch nicht immer gut mit ihr gemeint (nicht, dass ich jetzt Mitleid mit ihr hätte, aber so ist es halt). Zudem habe ich von meiner Seite sonst keine Verwandtschaft mehr außer meinem bekloppten Bruder (ja sorry, er ist wirklich bekloppt, nicht im Sinne von psychisch krank, sondern einfach nur dumbo-bekloppt, wenn ihr wisst, was ich meine *g*).

Ich denke in letzter Zeit oft darüber nach, mit meiner Mutter wieder Kontakt aufzunehmen. Ihr vielleicht zu vergeben. Aber dann kommen auch gleich wieder die Befürchtungen, dass meine Mutter die Erwartungen, die ich an sie stelle, niemals erfüllen würde und es weiter auf eine oberflächlich-distanzierte Beziehung hinaus laufen würde. Ich frage mich halt, ob mich das nicht wieder zu sehr belastet, plus der Tatsache, dass ich ihr noch immer nicht vergeben kann. Trotzdem... ich denke, sie würde sich aufrichtig freuen, wenn ich wieder den Kontakt zu ihr suchte.

Schwierige Situation. Ich will mir vor allem mal später, wenn sie auch nicht mehr lebt, Vorwürfe machen, dass ich da nicht früher noch das Ruder rumgerissen habe. Bei meinem Vater ging das ok, damit kann ich leben, aber meine Mutter... ich weiß nicht. Einerseits sehe ich sie mittlerweile als Hauptschuldige an der ganzen Kiste damals, andererseits sind da aber auch die Zweifel, ob ich sie jetzt wirklich für immer und ewig dissen sollte - und es irgendwann doch bereue, wenns zu spät ist.

Für Tipps und Gedankenanstöße danke ich sehr.

12.10.2010 18:32 • #1


F
Ich bin grad im Zwiespalt, bei dem, was ich bei dir lese. Jedoch wäre es ja mal ein Versuch, zu schauen, ob du mit der Mutter darüber reden kannst. Sobald sie deine Gefühle tritt oder etwas negierst, kann ich dir nur raten, den Rückzug anzutreten. Ich denke, sie hat alles gewußt. Überhaupt wenn es innerfamilär statt gefunden hat, wie bei dir. Der eigene Vater. Sie hat die Augen verschlossen und sie sollte dir Rede und Antwort stehen, und sich erklären. Ob du ihr verzeihen kannst oder willst, wirst du eh spüren. Vergessen kannst du eh nie. Verzeihen zu wollen kann auch bedeuten, dass du dich nicht auseinander setzen willst mit deinen eigenen Gefühlen? Das wäre der einfachere Weg, was?

Ich denke, es ist deine Sehnsucht nach Familie, nach Mutterliebe, weil auch du älter wirst, weil du einfach etwas vermisst? Da kommt wohl einiges zusammen. Paß einfach gut auf und lass dich nicht einlullen. Sie sollte in der Lage sein, Rede und Antwort zu deinen Bedingungen zu gewähren. Versuch es, schau, wie es dir geht, aber pass einfach gut auf dich auf. Mitleid kann dich aus der Spur bringen ....

12.10.2010 20:02 • #2


A


Hallo faint,

Kontakt mit der Mutter nach Missbrauch aufnehmen?

x 3#3


F
Hallo Angelika, vielen Dank für Deine Antwort. Du bringst vieles auf den Punkt. Deshalb ist es so schwer für mich, zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Von meiner Mutter habe ich nicht viel zu erwarten, sie wird im großen und ganzen so weitermachen wie bisher (abzüglich einer gewissen Altersmilde vielleicht). Also liegt es an mir, wie ich das Angebotene annehme und damit umgehe.

Zitat:
Verzeihen zu wollen kann auch bedeuten, dass du dich nicht auseinander setzen willst mit deinen eigenen Gefühlen? Das wäre der einfachere Weg, was?


Ich setze mich damit seit meiner Awareness auseinander. Und ich möchte die Sache halt auch irgendwann mal zu einem Abschluß bringen, ja. Aber das hat imho nicht wirklich was mit einfach zu tun. Es geht eher darum, Vergangenes als Geschehenes und nicht mehr Wandelbares anzunehmen und auch mal zu sagen, dass man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann. Sondern sie anzunehmen. Verzeihen für den eigenen Seelenfrieden. Und den hätte ich schon irgendwann gern. Wer wünscht sich den nicht?

13.10.2010 11:19 • #3


T
Hallo,

vielleicht würde es dir helfen einfach deine Mutter mal persönlich mit alldem zu konfrontieren und ihr sagen warum du so enttäuschst bist?!

und anhand ihrer Reaktion, kannst du ja dann entscheiden wie es mit euch weitergeht.

Ich meine, wenn sie ihre Fehler dann einsieht und einen Schritt auf dich zu macht, kannst du den Kontakt wieder langsam aufbauen und wenn sie anders reagiert, weißt du für dich, dass du alles versucht hast und es nicht an dir liegt und sie einfach nicht bereit sich ihre Fehler einzugestehen.

Vielleicht kannst du dann zumindest mit dir ins Reine kommen...

14.10.2010 11:14 • #4


F
Liebe think, das wäre sicherlich eine Möglichkeit. Ehrlichgesagt habe ich diese Variante auch schon in Betracht gezogen. Allerdings wohnt meine Mutter (Gott sei Dank oder leider? Oder umgekehrt?) rund 600 km von mir entfernt. Ohne größere Aufwände könnte man sowas somit nicht über die Bühne bringen. Oder man macht es wie beim Frauentausch - man trifft sich zur finalen Aussprache irgendwo in der Mitte *g*

Momentan kann ich die Priorität dieser Kiste relativ schlecht für mich einordnen. Ich weiß halt nur, dass es mich in mehr oder minder regelmäßigen Abständen belastet und mich zum Nachdenken bringt. Aber andererseits fühle ich mich auch noch nicht bereit... Ja gut, dazu muß man jetzt nix sagen, das muß ich freilich mit mir selber ausmachen.

Ich danke Euch für Eure eingebrachten Gedanken!

15.10.2010 11:01 • #5

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