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Krankenkasse beabsichtigt zur Aufforderung einer Reha

A
Guten Abend allerseits,

schön, dass es euch gibt. Mich plagen seit mehreren Tagen Ängste hinsichtlich meiner Zukunft. Ich fühle mich mach- und hilflos angesichts meiner Situation, die ich euch schildern werde. Vorsicht. Könnte lange werden.

Ich bin 40 Jahre Jung, chronisch krank (körperlich) und leide seit einigen Jahren an einer wahnhaften Störung, Schlafstörungen, Depressionen. Seit Dez. 2018 befinde ich mich deswegen im Krankengeldbezug und bin dazu auch noch arbeitslos (ich bin während eines befristeten Arbeitsverhältnisses krank geworden).

Ich besuche regelmäßig meinen Psychiater wegen der Psychotherapie, was mir etwas hilft. Vor wenigen Tagen erreichte mich ein Anhörungsschreiben der Krankenkasse. Dort wird mir mitgeteilt, dass der MdK meine Erwerbsfähigkeit als erheblich gefährdet ansieht. Man würde beabsichtigen, mich zur Beantragung einer Reha aufzufordern. Aber zunächst hätte ich Zeit darauf zu antworten.

Ich muss dazu sagen, dass ich kein Freund von Rehas bin. Ich habe sie 2 Mal im Leben absolviert. Damals freiwillig. Bei beiden Malen war es wirklich eine Luftnummer. Für mich totale Zeitvergeudung. Mir macht die Situation Angst, weil ich nicht weiß, wie ich reagieren soll. Ich kann mich mit der Situation nicht anfreunden. aus persönlichen und körperlichen Gründen könnte ich mir im Extremfall nur eine wohnortnahe, amulante Reha vorstellen.

Das Problem ist aber folgendes. Ich habe zwar ein Wunsch- und Wahlrecht bei der Reha in Bezug auf Kliniken. Letztendlich prüft aber der MD der DRV. Und wenn die meinen, dass es für meine Gesundheit besser wäre, mich in den hintersten Winkel dieser Republik zu verfrachten, sie meinen Wunsch ignorieren. Ich weiß schlicht und ergreifend nicht, was ich in dieser Situation tun soll und brauche Hilfe sowie gedankliche Austausch.

Ich hatte schon folgende Gedanken dazu:

- Auf Eigenwunsch wieder arbeitsfähig schreiben lassen, damit ich dann ALG I beantragen kann, um dieser Zwangssituation zu entfliehen, um ja meine Ruhe zu haben.

- Den Reha-Antrag stellen, mit den worst case Gedanken im Hinterkopf, dass man mein Wunsch- und Wahlrecht nicht berücksichtigt und meine größte Angst eintritt, nämlich eine ortsferne, stationäre Reha.

- Die ganze Sache mit Hilfe eines Anwalts auszufechten. Das Problem hierbei ist, dass ich aufgrund der Höhe meines Krankengeldes ich keinen Anspruch auf Beratungshilfe habe. Ich verfüge auch über keine Rechtsschutzversicherung. Somit müsste ich die Kosten aus eigener Tasche zahlen.

Mich macht es so traurig und wütend zugleich, dass ich zwischen diesen Mühlsteinen Krankenkasse und DRV zerrieben werde und scheinbar nur willenlose Verfügungsmasse bin. Die letzten Nächte schlafe ich sehr schlecht, weil sich meine Gedanken ständig nur darum drehen, was wird und wie ich die Sache zu meinen Gunsten beeinflussen kann. Ich finde aber keine Lösung

Ich war heute bei meinem Psychiater und er hat sich fast 2 Stunden Zeit genommen, um mit mir ein Schreiben anzufertigen, indem er begründet, weshalb eine Reha für mich aktuell nicht zielführend wäre. Dieses Schreiben werde ich zusammen mit der Anhörung an die Krankenkasse raus schicken. Ob es hilft? Keine Ahnung. Hoffen tue ich schon. Aber letztendlich rechne ich immer mit dem worst case.

Bitte helft mir! Was kann ich tun?

Danke

06.08.2019 21:58 • x 1 #1


Mabaja
Hallo Anton,
du hast den behandelnden Facharzt auf deiner Seite und das ist schon mal viel wert. Ich weiß jetzt nicht, ob ihr in dem Schreiben für die Krankenkasse erwähnt habt, dass du zu einer ambulanten Reha bereit wärst? Falls nicht, würde ich es in der Anhörung angeben (als Kompromiss).
Bedenke, dass die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Reha immer die Rehafähigkeit ist.

Gruß
Julienne

06.08.2019 22:28 • x 1 #2


A


Hallo Anton79,

Krankenkasse beabsichtigt zur Aufforderung einer Reha

x 3#3


Albarracin
Experte

07.08.2019 09:49 • x 5 #3


A
Zitat von julienne:
Hallo Anton,
du hast den behandelnden Facharzt auf deiner Seite und das ist schon mal viel wert. Ich weiß jetzt nicht, ob ihr in dem Schreiben für die Krankenkasse erwähnt habt, dass du zu einer ambulanten Reha bereit wärst?
Hallo Julienne. Danke für deine Antwort. Nein. Mein Psychiater ist zunächst nicht darauf eingegangen, sondern hat in den Vordergrund gestellt, dass eine Reha bei mir unter diesen Zuständen aktuell keinen Sinn machen würde. auch, weil eine Reha nicht zum gewünschten Ziel führen würde. Meine chronischen Erkrankungen, die mich im Alltag behindern (Hab GdB von 40 und bin gleich gestellt, Verschlimmerungsantrag läuft) und unter denen ich schon fast 20 Jahre leide wird auch eine Reha nicht auf wudersame Weise wegzaubern können.
Zitat:
Falls nicht, würde ich es in der Anhörung angeben (als Kompromiss).
Ich weiß nicht, ob diese Angabe das Schreiben meines Psychiaters konterkariert und ggf. Widersprüche erzeugt werden, die womöglich noch zu einem Glaubwürdigkeitsproblem führen können. Zumal diese Info für die Krankenkasse ja keine Relevanz haben dürfte, weil sie lediglich auffordern kann. Sie entscheidet nicht über das ob und wie einer Reha.
Zitat:
Bedenke, dass die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Reha immer die Rehafähigkeit ist.

Gruß
Julienne
Danke für den Wink mit dem Zaunpfahl. Das habe ich verstanden Das ist aber leider auch nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Die DRV würde sicher nur kurzzeitig Ruhe geben.

@ Albarracin

Zitat von Albarracin:
ist viel schwerer, als Du glaubst. Die DRV darf Deinen Wunsch nur ablehnen, wenn die Klinik fachlich nicht geeignet ist. Das muß im Bescheid ausführlich begründet sein. Auch gegen die Nichtberücksichtigung des Wunsch- und Wahlrechts bei der Klinik kann man als Antragsteller Widerspruch einlegen.
Wenn das wirklich so ist wie du sagst, dann wäre ich schon mal beruhigt. Ich baue bereits jetzt vor und beschäftige mich damit. So fertige ich auch schon ein Begleitschreiben an, dass ich einem möglichen Antrag auf medizinische Rehabilitation beifügen würden. Natürlich unter Verweis auf das Wunsch- und Wahlrecht einer gewünschten Klinik. Ich kann es nur wiederholen. Der größte Horror für mich wäre, wenn man mich hier aus meinem gewohnten Umfeld heraus reisst und ich mich nicht mehr um meine Katzen kümmern kann. Sie bedeuten mir sehr viel. Ich habe ansonsten nich viele sozialen Kontakte, wofür ich mich auch selbst entschieden habe. Ich könnte niemals in Reha fahren und sie alleine lassen. Ich hoffe, ihr könnt das verstehen.

Zitat:
Und keinen Rechtsschutz im Sozialrecht zu haben, ist bei chronisch kranken Menschen schon ziemlich fahrlässig. Für relativ wenig Geld gibt es aber Möglichkeiten:
- Entweder einen Sozialverband wie VdK oder SOvD, wobei die Beratungs- bzw. Vertretungsqualität stark schwankend ist,

- oder (auch als Arbeitsloser) eine Mitgliedschaft in einer DGB-Gewerkschaft, die ohne Zusatzkosten auch Rechtsschutz im Sozialrecht beinhaltet.
Mit dem Gedanken, Mitglied im VdK zu werden, habe ich auch schon gespielt. Wobei ich auch hier teils negative Berichte gehört habe, was die Kompetenz anbelangt. Das wäre zudem eine günstigere Alternative, als aus eigener Tasche einen Anwalt damit zu beauftragen. Vielleicht mache ich das sogar. Der VdK führt ja auch gegen eine Pauschale Widerspruchs- und Klageverfahren.

07.08.2019 11:43 • x 1 #4


Albarracin
Experte

07.08.2019 13:50 • x 2 #5


A
Ich feile an meinem Begleitschreiben für einen etwaigen Reha-Antrag, wenn er auf mich zukommen sollte. Ich habe ihn in groben zügen fertig gestellt und möchte ihn zur Diskussion stellen und würde mich über Verbesserungsvorschläge freuen.

Zitat:
Ergänzung meines Antrages vom XX.XX.2019 auf Durchführung einer ambulanten medizinischen Rehabilitation gemäß Wunsch- und Wahlrecht nach § 8 SGB IX


Sehr geehrte Damen und Herren,

im Zusammenhang mit meinem Antrag vom XX.XX.2019 auf die Durchführung einer ambulanten medizinischen Rehabilitation habe ich den Wunsch, in einer von mir ausgesuchten und für meine individuelle Situation geeigneten Rehabilitationseinrichtung behandelt zu werden.

§ 8 SGB IX räumt allen Patientinnen und Patienten bei der Durchführung von Leistungen zur medizinischen Rehabilitation ein Wunschrecht ein. Danach habe ich auch das Recht, eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme in einer von mir selbst vorgeschlagenen Rehabilitations-einrichtung durchführen zu lassen. Ich habe mich für die

x.

entschieden, weil aus meiner Sicht in dieser Rehabilitationsklinik die Verbesserung meines Gesundheitszustandes am besten gewährleistet werden kann.

Folgende Gründe medizinischen Gründe sprechen für diese Klinik:

Spezifisches Therapieangebot. In dieser Klinik werden spezielle, auf meine Krankheitsbilder zugeschnittene Therapien angeboten. Die Therapien sind besonders zur Behandlung meiner Erkrankung geeignet. Das medizinische Konzept der Klinik ist geeignet, im konkreten Fall einen Behandlungserfolg zu gewährleisten.

Für den Rehabilitationserfolg ist ein zeitnaher Start erforderlich. Diese Klinik gewährleistet kurze Wartezeiten.

Die Klinik befindet sich in der Nähe meines Wohnortes und ist durch den klinikeigenen Transportdienst problemlos für mich zu erreichen. Mir ist es sehr wichtig, in meiner gewohnten Umgebung zu bleiben, was auf den Therapieerfolg sicherlich Einfluss hätte.


Die subjektive Akzeptanz der Heilbehandlung in Bezug auf dieser konkrete Heilstätte durch mich als Patienten (siehe begleitende Stellungnahme meines Psychiaters)

Erfolg und Wirtschaftlichkeit des medizinischen Gesamtkonzepts durch vorbereitende und vorgesehene nachbereitende ambulante Heilbehandlung.

Wohnortnähe (Z.B. Einbeziehung oder Beteiligung um Rehabilitationserfolg nicht zu gefährden, Besuchsbedürftigkeit, eingeschränkte Transportfähigkeit)
Klinikeigener Transportdienst, der die Patienten täglich abholt und nachhause bringt, sodass meine eingeschränkte Transportfähigkeit berücksichtigt wird.


Folgende persönlichen Gründe spreche für dieser Klinik:

Die Klinik befindet sich in der Nähe meines Wohnortes und ist durch den klinikeigenen Transportdienst problemlos erreichbar. Mir ist es sehr wichtig, in meiner gewohnten Umgebung zu sein, was auf den Therapieerfolg sicherlich Einfluss hätte.

Meine persönliche Lebenssituation passt zu der Klinik, weil meine individuellen Lebensumstände voll berücksichtigt werden, sodass ich durch die wohnortnähe z.B. weiterhin als eingetragene Pflegeperson für meine behinderte und psychisch kranke Mutter da sein und im einem akuten Bedarfsfall zeitnah reagieren könnte.

Der klinikeigene Transportdienst würde mich täglich abholen und wieder nachhause bringen. So hätte ich auch keine Probleme wegen meiner krankheitsbedingt auftretenden, eingeschränkten Mobilität, was mir zusätzlich Sicherheit geben würde und zum Therapieerfolg beitragen könnte.

Zudem könnte ich durch die wohnortnähe der Rehaklinik mich weiterhin täglich um meine beiden Katzen kümmern, die mir sehr wichtig sind.

Sollten Sie meinem mir gesetzlich zustehenden Wunsch- und Wahlrecht nicht entsprechen / nur eingeschränkt entsprechen können, teilen Sie mir dies bitte in Form eines rechtsmittelfähigen Bescheides unter Angabe genauer, medizinischer Gründe (ärztliches Gutachten; ggf. durch den MDK), den individuellen Sachverhalt betreffend mit. Um eine ausführliche Begründung der tragenden Erwägungen Ihrer Entscheidung bitte ich genau so, wie, im Bedarfsfall, um detaillierte Begründung, warum Ihres Erachtens eventuelle Mehrkosten unverhältnismäßig hoch sind.

Mit freundlichen Grüßen



Anlagen


Was haltet ihr davon. Übertrieben oder verbesserungswürig?

07.08.2019 15:28 • x 1 #6


A
Hallo,

leider noch keine Rückmeldung zu meinem Schreiben Hoffe, es meldet sich noch jemand, Möchte nämlich gerne wissen, ob das Schreiben so ok ist oder man etwas ändern/weg lassen soll.

Danke.

08.08.2019 17:17 • #7


Hoffnung21
Hallo Anton,

Ich bin kein Fachmann für die ganze Juristerei, aber ich finde, du hast reichlich überzogen. Ich persönlich würde alle Paragrafen weglassen und nur 3-4 Sätze schreiben, dass du eine ambulante Therapie vorziehst und diese in der Klinik xy absolvieren möchtest. 2-3 Gründe grob anführen (ohne Katzen). Fertig.

Aber das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung. Ich hab sowas mal für eine Arbeitskollegin formuliert, die nicht in die vorgeschlagene Klinik wollte. Da haben wir nur 2-3 Sätze geschrieben und das war gar kein Problem.

Deine Rechte und die Paragrafen hab dir für einen evtl. notwendigen Widerspruch auf. Damit gehst du ja ohne irgendeine Notwendigkeit voll auf Konfrontation. Der Schuss könnte nach hinten losgehen.

VG Eis

08.08.2019 21:34 • x 1 #8


A
Hallo Eis,

danke für deine Verbesserungsvorschläge. Vermutlich hast du Recht. Nach dem Motto: weniger ist mehr. Werde es entsprechend abändern. Hatte den Text von einer Mustervorlage, die im Web kursiert und sie dann an meine individuelle Situation angepasst.

08.08.2019 22:17 • x 2 #9


A


Hallo Anton79,

x 4#10


djamila
Also ich weiß nicht ob es zuviel oder zu wenig ist Damit hab ich bisher auch wenig bis gar keine Erfahrung Aber ich finde es Toll das du dich da so gut Vorbereitest und das so Hin bekommst . Das Wollte ich dir Lieber @Anton79 einfach mal sagen . Grade weil es dich ja auch viel Kraft Kostet . Denn seine Kranke Mutter Pflegen und selber Chronisch Krank . Und dann die ganzen Artztermine .
Ich hoffe du findest hier etwas Ansprache im Forum . Ganz Liebe Grüße Djamila

10.08.2019 14:20 • x 1 #10

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