Lebenskrise überwinden

K
Hallo, heute ist ein wunderschöner Herbsttag, aber es fällt mir schwer, mich wirklich darüber zu freuen. Vor einiger Zeit habe ich schon einmal über meinen Sohn geschrieben. Nachdem ich den Beitrag von Serafina gelesen habe, glaube ich schon, daß mein Sohn unter einer Depression leidet. Er streitet es auch nicht ab, nimmt auch Johanneskraut regelmäßig ein, aber das hilft im Moment auch nicht. Das Problem ist, daß er in unserem Büro angestellt ist, sich nicht an die Arbeitszeit hält, jegliche Weiterbildung ablehnt und absolut freudlos seine Arbeit mehr oder weniger verrichtet.

Einen fremden Angestellten müßte ich entlassen, mein Mann ist einfach nur wütend und ich versuche ihn von einem Ausbruch zurückzuhalten.

Das belastet unsere Beziehung natürlich enorm. Er will daß unser Sohn zum Arbeitsamt geht, aber das will dieser nun wieder nicht. sondern dann droht er mit Selbstmord. Ich bin verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich machen soll. Kann ich riskieren, meinen Sohn in die Enge zu treiben? Letztendlich setzt er mich auch unter Druck. Ich habe ihm heute frei gegeben, aber mein Mann reagiert mit Recht aufgebracht. Ich habe auch schon um fremde Hilfe gebeten, aber mein Sohn ist davon gelaufen. Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar. Kasimir

30.09.2010 09:26 • #1


shebone
hallo kasimir

schwierige situation,grad wenn es das eigene kind ist.kann ich absolut nachvollziehen
wenn ich jetzt schreibe das du dabei bist seinen zustand zu verlängern,wirst du bestimmt denken,die spinnt doch wohl!?ich mein es doch nur gut,er ist mein kind,ich muß ihm helfen ect.

stimmt zum teil auch,nur ist das schlimme an depressionen das sie schlimmer werden,solang der betroffene sich keine hilfe nimmt.mit hilfe meine ich nicht deine,sondern professionelle.du kannst ihm lediglich zur seite stehn,nachdem er endlich erkannt hat das er hilfe benötigt.


ich kann verstehen das du alles von ihm fern halten möchtest,vonwegen heut hab ich ihm frei gegeben usw doch wird er so nicht erkennen das er hilfe braucht.du ebnest ihm dem weg und dieser weg geht grad immer tiefer rein in seine krankheit.

schlimm und es bricht einem schier das herz,doch gibt es besserung sobald ein betroffener erkennen will das er krank ist.

hast du schonmal drüber nachgedacht für dich selbst hilfe zu suchen?es gibt selbsthilfegruppen für angehörige oder auch das forum hier .denn auch du kannst jetzt jede menge hilfe gebrauchen!dein mann und du ihr streiten wegen eurem sohn.wielang wird das noch gut gehn.

der umgang und das zusammen leben mit einem kranken erfordert ganz viel kraft und durchhalte vermögen.doch vergiß dich und dein leben nicht

lg shebone

30.09.2010 11:11 • #2


A


Hallo Kasimir,

Lebenskrise überwinden

x 3#3


J
Hallo Kasimir!
Ich kann shebone nur recht geben, je länger dein Sohn sich keine Hilfe sucht, daß er zu einem Psychiater geht, der in medikamentös einstellt, und er eine Therapie bei einem Psychotherapeuten beginnt, umso schlechter geht es ihm.

Da ihr nicht nur Eltern seid, sondern auch AG ist das eigentlich die Voraussetzung für das fortsetzen des Arbeitsverhältnisses, auch wenn es sich um den Sohn handelt, so schwer es dir fällt, weil dadurch wird er endlich gezwungen sich Hilfe zu holen. Das kann allerdings auch bedeuten, daß der Psychiater ihn erstmal krank schreibt, oder/und ihn in eine Klinik einweist.

Zitat:
sondern dann droht er mit Selbstmord.

Letztendlich ist es so, daß Du ihn nicht davon abhalten kannst, wenn er es ernst meint, das liegt dann aber sicher nicht daran, daß ihr ihm seine Wünsche nicht erfüllt habt, m.M. nach solltest Du dich nicht unter Druck setzen lassen.

Du solltest dir wirklich Hilfe auch für dich selber suchen z.B. in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige, Du wirst dann sehen, daß es nicht nur euch so geht und daß sehr viele versuchen, die Angehörige unter Druck zu setzen, indem sie von Selbstmord sprechen. WEnn Du nichts daran änderst, dann wird sich die Spirale immer weiterdrehen und das ist für alle Betroffene nicht gut.

30.09.2010 11:42 • #3


K
Vielen Dank an josie und shebone, also die Krankheitseinsicht besteht, aber er verweigert bisher jegliche ärztliche Hilfe. Meine Tochter hat Shizophrenie, ist seit Jahren in Behandlung und lebt in einer betreuten WG. Dieses Leben ist für meinen Sohn nicht lebenswert. Ich habe es mit einer Entlassung aus dem Angestelltenverhältnis bei uns versucht, da wurde er plötzlich aktiv und bettelte darum, bei uns weiterarbeiten zu dürfen, er könne doch alle möglichen Arbeiten im Haus machen und fing sogar mit sonst verschmähten Reinigungsarbeiten an. Er ginge nie zum Arbeitsamt, lieber nähme er sich das Leben. Da habe ich natürlich die Kündigung zurückgenommen. Im Grunde erpreßt er mich. Ich werde nun zu einer Selbsthilfegruppe Kontakt aufnehmen und auch im Forum weiter dabei sein.
Einen schönen Abend wünscht Euch allen Kasimir.

30.09.2010 17:21 • #4


J
Zitat:
Er ginge nie zum Arbeitsamt, lieber nähme er sich das Leben. Da habe ich natürlich die Kündigung zurückgenommen. Im Grunde erpreßt er mich.

Hallo Kasimir!
Dein Sohn weiß einfach, daß Du ihn nie im Stich lassen würdest, aber wie gesagt, es ist für ihn kontraproduktiv, weil er nicht gegen die Krankheit unternimmt und das muß er ja nur machen, wenn er bei euch keine Arbeit mehr hat.
Zitat:
Ich werde nun zu einer Selbsthilfegruppe Kontakt aufnehmen und auch im Forum weiter dabei sein.


Ich denke, daß das für dich ganz wichtig ist!

30.09.2010 17:56 • #5


K
Hallo Josie, ich spüre natürlich, daß es meinem Sohn eher immer schlechter geht, wenn ich ihn vor allem Unbill bewahre. Kein Stress in akuten Phasen, Verständnis für den Kranken, nur so viel Belastung, wie vertragen wird ... das ist mir als Mutter schon klar, aber als AG müßte ich mindestens fordern, daß er zum Arzt geht oder am Arbeitsplatz erscheint. Ich habe schon so viele Gespräche mit ihm geführt, daß er sich behandeln lassen soll und eine Ausbildung machen soll, aber ihm ist alles egal und es macht nichts Spaß, mir vergeht zunehmend der Mut. Die Vorwürfe der Familie hinsichtlich meiner ERziehungsfehler versuche ich zu überhören, aber die Summe macht mich irgendwann schwermütig, mutlos und krank. Er verweigert den Arztbesuch absolut, die logische Konsequenz einer Kündigung wäre aber genau der Streß, den er aus der Sicht der Mutter wirklich nicht gebrauchen kann. Seine Versuche, am Arbeitsplatz irgendetwas zu bewegen sind kläglich, es kann in dieser Verfassung nur so sein. Im Widerspruch dazu steht sein enormer Elan bei der Vorbereitung einer Urlaubsreise. Da hat er enormes Organisationstalent bewiesen und war tagelang mit Auto und zu Fuß im Ausland unterwegs bei schlechtem Wetter und in sehr einsamen Gegenden. Er sucht immer die Einsamkeit. Nach der Reise ging es mit seiner Stimmung steil bergab. Da war der Kick vorbei und es gibt vorerst keinen vergleichbaren Grund, seine Kräfte für ein Ziel zu mobilisieren.
Wir haben eine Katze, die streichelt er gern das tut ihm gut. Morgen hat er seinen 33. Geburtstag - ich wollte ihm schon einen Hund schenken, weil unsere Katze, die er sehr mag, nicht so anhänglich ist, wie er es sich wünscht. Sie geht lieber eigene Wege vor allem nachts, wenn er sie braucht.
Also das Schreiben tut zumindest mir gut.
Ein schönes Wochenende wünscht Euch Kasimir

01.10.2010 15:02 • #6


M
hallo Kasimir

ich habe mit einem Sohn ähnliche Probleme, wenn auch nicht so krass.
aber er ist trotz guter Ausbildung immer wieder arbeitslos und dann hängt er rum.
Dieses hin-und-her zerrt mir auch an den Nerven.
Nach dem ich mit ihm mehrere Gespräche geführt habe (er sieht ja auch alles ein), er sich aber wieder so gehen ließ habe ich ihm gesagt: dass er mein Sohn bleibt, dass ich ihn sehr gern habe, und dass es mir weh tut ihn so zu sehen - dass ich sein Verhalten aber nicht mehr tolerieren will und kann.
Wir (m.Mann u.ich) haben alles in unserer Macht stehende getan, ihm zu helfen, jetzt ist er dran: wenn unsere Hilfe nicht reicht u. er nicht alleine klarkommt, muß er sich anderweitig Hilfe holen. Es gibt genug Möglichkeiten, wenn nicht, können wir auch nichts mehr tun.
Die Kapazitäten der Eltern sind auch irgendwann erschöpft.
Das hat ihn dann wohl etwas aufgerüttelt u. er hat sich tatsächlich Hilfe geholt

Es tut einem weh, so reden zu müssen (das hab i.ihm auch gesagt), aber manchmal geht es nicht anders.
Dein Sohn scheint sehr wohl zu wissen, was er wie machen muß, damit du immer nachgibst.

Vielleicht wäre es wirklich mal gut, wenn dein Mann 'Klartext' mit ihm redet.
Oder du sagst deinem Sohn, dass du ihn zwar gerne hast, so aber nicht mehr weitermachen kannst. Wenn er sich nicht binnen einer gewissen Frist Hilfe holt, dann kündigt ihr ihm, und er muß sehen, wie es weiter geht. Damit er dich nicht wieder erweichen kann, machst du es am besten, wenn du für ne Weile wegfahren kannst od. so, dass du nicht erreichbar bist u. er den Ernst der Lage spürt.

Auch als Mutter ist man 'nur ein Mensch'. Es liegt in der Natur der Sache dass Fehler gemacht werden, ich habe mich zeitweise über meine Eltern beklagt u. meine Kinder sich über mich, aber wenn man nicht gewaltätig od. extrem schlecht war, dann kann man sich als Kind nicht ewig darauf berufen.
Die erwachsenen Kinder wollen sich zwar nicht in ihre Entscheidungen reinreden lassen, aber wenn es dann nicht so klappt, sind plötzlich wieder die Eltern schuld.

Es ist immer schwer so etwas zu schreiben, mündlich kann man es besser rüberbringen. Aber ich hoffe du verstehst, wie ich es meine.

Ich wünsche dir viel Kraft und letztendlich euch allen Erfolg - wie auch immer.

mitfühlende Grüße

01.10.2010 15:25 • #7


S
Hallo Kasimir,

ich möchte Dir auch gerne noch etwas dazu schreiben.

es ist als Mutter natürlich sehr schwierig, sich konsequent zu verhalten, weil natürlich mit der Krankheit Depression auch nicht zu spaßen ist.

Und es ist auch eine sehr schwere Gratwanderung, zu entscheiden, was man einem depressiven Menschen zumuten kann und was nicht.

Dass Dein Sohn krank ist, das kann man ihm nicht vorhalten, dazu kann er natürlich nichts.
Aber dass Dein Sohn absolut nicht mitarbeiten will, sich keine Hilfe sucht, nicht gegen die Krankheit angehen möchte, sondern quasi Euch damit dauerbelastet, gerade weil ihr auch noch AG seid, das ist nicht gut!

Zitat von Kasimir:
Er ginge nie zum Arbeitsamt, lieber nähme er sich das Leben. Da habe ich natürlich die Kündigung zurückgenommen.

Das ist im Grunde genommen wirklich eine Erpressung, aber das siehst Du ja auch schon so.
Natürlich möchte keine Mutter, dass sich das eigene Kind das Leben nimmt, aber wenn Du Dich da nicht klar abgrenzt, wird er Euch für sein restliches Leben damit in der Hand haben.

Es gibt übrigens auch einen Aspekt, den ich gerne erwähnen möchte. Das ist der sekundäre Krankheitsgewinn.
Man kann sich, wenn vielleicht auch unbewusst, prima in seiner Depression einrichten. Man ist halt leider so, man kann ja schließlich nichts dafür und das Leben hat sich gefälligst so zu drehen, wie es dem Depressiven angenehm erscheint.
Er arbeitet im elternlichen Betrieb, kann sich alles erlauben, muss nirgendwo in die Verantwortung gehen, das ist natürlich praktisch. Warum sollte er denn auch etwas ändern? Er bekommt es quasi auf dem goldenen Tablett serviert.

Diese Worte sind von mir bewusst ein bisschen provokant gewählt, damit Du nochmal erkennen kannst, wie es bei Euch abläuft.

Ich kann mich Malvines Beitrag auf jeden Fall anschließen! Klare Worte und Konsequenz sind hier gefragt (immerhin ist Euer Sohn schon 33 Jahre). Und Du kannst ja, wie vorgeschlagen, ihm anbieten, dass Du ihn immer darin unterstützt, den Weg aus der Depression zu gehen, dass Du aber die Depression selbst nicht mehr unterstützen möchtest.

Alles Gute und viel Erfolg für Euren Weg!

01.10.2010 21:37 • #8


A


Hallo Kasimir,

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K
Guten Tag Sonnenblume20,

vielen Dank für Deine Zeilen. Ich habe das Buch ... und morgen bin ich ein Löwe über Shizophrenie gelesen, leider noch nicht bis zum Ende. Meine Tochter, die seit Jahren unter dieser Krankheit leidet, aber inzwischen in guten Händen ist, hat es mitgenommen. Über das Einrichten in einer solchen Krankheit und das Benutzen der Symptome wird dort auch geschrieben. Ich habe das Wochenende mit meinen großen Kindern verbracht. Wir haben wenigstens gute Gespräche gehabt, sind aber nicht weiter gekommen im Sinne einer Entscheidung meines Sohnes. Meinen Mann habe ich um Mithilfe gebeten, aber er hat Angst vor Reaktionen, die er vielleicht nicht beherrscht.

Er wird bald 60 Jahre alt und meint, daß sein Sohn seine Entscheidungen eigentlich selbst treffen müßte. Unser Sohn hat 3 mal ein Studium angefangen und eine Lehrausbildung leider abbrechen müssen, da die Firma in Konkurs ging. die Versuche, eine neue Lehrstelle zu finden schlugen fehl und nun hat er Angst vor weiterem Versagen und Ablehnung und verkriecht sich immer mehr. Im Grunde arbeitet er am PC in einer Büroecke, am liebsten würde er noch einen Wandschirm um sich aufbauen und wenn ein Kunde kommt, würde er am liebsten unterirdisch verschwinden.

Nach Feierabend verschwindet er in seinem Zimmer und kommt nur zum Essen heraus. Nachts ist er sehr lange wach, trinkt viel Alk. als Schlafmittel und träumt von Reisen in ferne Länder nachdem er im Fernsehen alles über Hartz IV und schlechte Aussichten auf seine Rente gesehen und darüber verzweifelt ist. Das wird vielen jungen Menschen so gehen, aber viele verlieren trotzdem nicht den Mut und leben einfach. Unser Sohn vegetiert doch nur dahin, ich hoffe ich bekomme in der Selbsthilfegruppe etwas Aufwind in der nächsten Woche.

Am Ende bleibt aber immer die Frage ... oder müßte ich es schaffen, ihn einfach so leben zu lassen nach seinen Vorstellungen und mich nicht weiter darum kümmern??? Da bleibt aber immerhin die Forderung als AG nach Einhaltung der ganz normalen Regeln, die er dann immer damit abtut, daß es uns nur um Geld geht und er uns das eben dann zurückzahlen würde... darum geht es mir eben nicht und da drehen wir uns seit 3 Jahren im Kreis.

Für heute viele Grüße von Kasimir

06.10.2010 10:11 • #9

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