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Leidet mein Ex-Partner an Depressionen?

A
Hallo zusammen,
Ich war jetzt längere Zeit nur stille Mitleserin, da ich aber sehe wie viel positive Unterstützung ihr euch gegenseitig gebt, hoffe ich dass ihr auch mir helfen könnt.

Mein Partner (25) und ich (25) waren 9 Jahre zusammen. Wir waren unsere Jugendliebe und haben natürlich viel zusammen durchlebt. Rückwirkend Betrachtet war er noch nie eine sehr stabile Person, hatte lange Zeit keinen Kontakt zu seinem Vater (den er nach der Trennung der Eltern selbst abgebrochen hat), war jemand der sich in neuen Menschenkreisen sehr unwohl gefühlt hat und hatte nie wirklich eine eigene Meinung, ist streitereien jeg. Art (nicht nur mit mir) immer aus dem Weg gegangen und hat lieber immer selbst zurück gesteckt. Außerdem fiel es ihm immer schön schwer sich bei Problemen zu öffnen (da er das in der Kindheit nie gelernt hatte und alles immer mit sich selbst ausmachen musste war sein Argument).
Trotz allem lernte er es, sich mir zu öffnen was ihm auch immer gut tat. Nach dem wir gemeinsam eine Krise bewältigt hatten und ich zu ihm stand lobte er mich immer in den Himmel, ich war sein non plus ultra (was rückwirkend betrachtet natürlich auch nicht so gut ist )
Aber wir hatten wirklich eine sehr harmonische Beziehung und wussten wir können uns immer auf einander verlassen und waren immer sehr glücklich.

Im Sommer letzten Jahres erlitt er einen Bandscheibenvorfall ( er war Dachdecker, was natürlich seine Folgen hat). Nun war er also über ein halbes Jahr lang krankgeschrieben und nur zuhause (er war immer jemand der gerne gearbeitet hat und seinen Job geliebt hat). Da ihm der Physiotherapeut riet, seinen seelischen Ballast abzuwerfen um wieder körperlich fit zu werden, traf er sich doch noch mal mit seinem Vater. Zu einer richtigen Aussprache kam es aber leider nicht, da die Probleme einfach unter den Teppich gekehrt wurden. Sie trafen sich dann 2-3 mal zum Essen, was meinen Freund auch nicht wirklich zufrieden stellte. Er sagte aber auch nie offen dass ihn das seelisch sehr belastet. Man hat nur gemerkt dass es Phasen gab in denen es ihm vermehrt schlecht ging (dies führte ich aber darauf zurück, dass er krankgeschrieben zuhause sass und nichts tun dürfte).
Dann kam der Tag als er in die Reha musste, ich denke dies war für ihn ein schlimmes Erlebnis da er sich wie gesagt schwer mit neuen Menschen tat. Zum Abschied weinten wir beide sehr. Die erste Zeit der Reha verlief gut, er fühlte sich dort aufgehoben und berichtete mir immer ausführlich von seinen Anwendungen, er vermisste uns (mich und unsere Katzen) aber sehr und das betonte er immer wieder. Die letzte Woche der Reha ging er an komisch zu werden, war wie ausgewechselt und konnte dem Gespräch nie richtig folgen. (Er erhielt die Nachriczt dass er seinen geliebten Job aufgeben müsste und sich umschulen lassen muss). Erst dachte ich dann natürlich an einen Kurschatten, bis die Bombe platzte. Er erzählte mir er hätte in einer Stresstherapiesitzung gelernt sich selbst zu reflektieren und er ist der Meinung alles schlechte was jemals in unserer Beziehung war ist auf ihn zurück zuführen weil er sich selbst nicht im Griff hat. Was natürlich der absolute Quatsch ist, wenn man mit 16 zusammen kommt ist es logisch das nicht alles reibungslos war, aber er trägt nicht alleine die Schuld und es waren immer nur Kleinigkeiten die nicht der Rede wert sind. Er sagte sein Problem sei dass er mich viel zu sehr lieben würde und er wüsste aktuell nicht mehr weiter, er kann vor lauter Stress nicht denken und weiß wie er dann sein kann und dass ich dies nicht verdient hätte, ich hätte nur verdient glücklich zu sein und das könnte ich nicht mit ihm. Ich weinte bitterlich und erklärte ihm was das für ein Quatsch sei und das man gemeinsam als Familie alles viel besser durchstehen kann und es meine Entscheidung ist ob es mir zu viel wäre oder nicht, ich führte ihm vor Augen was für ein toller Mensch und Partner er immer war. Plötzlich war er wie ausgewechselt und richtig glücklich, wie recht ich dich hätte und dass ich die ganze Zeit die Antwort gewesen sei. Dann nahm es wieder vermehrt mit den Liebeserklärungen zu, er schrieb mir riesige Romane wie toll ich sei und wie dankbar er dafür wäre mich an seiner Seite zu haben, ich würde ihn wieder auf den Füßen landen lassen etc.

Darüber war ich natürlich sehr froh, ein bisschen Angst machte mir sein Verhalten aber trotzdem und ich hatte Angst vor seinem wiederkommen.

Dann kam der Tag, er rief mich noch an und sagte wie sehr er sich auf uns freut und wie sehr er uns liebt. Als er dann da war konnte ich mich leider nicht richtig freuen, weil ich solch eine Angst hatte was mich erwartete - er war total überdrüber, war sehr am zittern und hatte einen Schweißausbruch, wollte nur kuscheln und überhäufte mich mit liebe , ich konnte damit aber nicht umgehen und wollte erst dass wir über alles sprechen. Plötzlich legte wie ein Schalter in ihm um, er sagte er kann das alles nicht mehr, er kann die Beziehung nicht mehr, ihm sei alles zu viel- er wüsste aktuell nicht was mit ihm los sei, aber es sei so viel in seinem Kopf dass er nicht mehr klar denken könnte. Er könnte aktuell überhaupt nichts fühlen für nichts und niemanden (weder Freude noch Trauer etc) und er will mir das alles mit ihm nicht antun dafür sei ich zu wertvoll.
Dies eskalierte natürlich völlig und ich brach zusammen, do kannte ich meinen Partner nicht, so war er noch nie, er war auch plötzlich so eiskalt als ich zusammenbrach, er verzog keine Miene. Irgendwann im Streit drehte ich durch und riss unser Bild von der Wand und machte dies kaputt (ich war selber wie ausgewechselt), aber als er das sah war er wieder wie ausgewechselt, der Schalter legte wieder um und er freute sich. Packte mich und küsste mich, sagte mir wie sehr er mich lieben würde und wie froh er ist wieder bei mir zu sein, dass er nie wieder weggehen würde, trug mich auf Händen ins Bett und überhäufte mich mit Liebe. Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschieht.
Wir gingen gemeinsam zu Bett und er erzählte mir noch von der Reha - allerdings völlig unpassende Dinge, wie bsp welche Witze ihm dort erzählt wurden - ansonsten fühlte es sich aber alles an wie früher, er war so liebevoll. Die Nacht war für mich trotzdem sehr schlimm und ich weinte viel, er nahm mich immer wieder enger in seinen Arm, küsste mich und entschuldigte sich für alles, er hätte einen totalen durchhänger gehabt und ist einfach nur so froh bei uns zu sein.
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich und äußerte noch einmal meine Ängste, er versicherte mir aber dass so etwas nie wieder vorkommen würde und er mich über alles liebt. Ich ging zur Arbeit und er regelte alle Arztgänge etc, wollte nach 1 Woche sogar wieder in seine alte Firma zurück obwohl ihm davon abgeraten wurde. Ich sagte trotzdem dass ich ihn bei all seinen Entscheidungen unterstützen werde - dann aber der Schock, seine Firma wollte ihn nicht zurück. Und plötzlich brach es wieder in ihm aus, er wollte nur alleine sein und sagte wieder viele verstörende Dinge. Holte mich aber trotzdem am Abend von einem Geburtstag ab um dann doch entgültig mit mir Schluss zu machen. diesmal machte er aber plötzlich mir Vorwürfe. Dies ist nun einen Monat her und wir trafen uns zwischendurch noch ein paar mal (haben ja eine gemeinsame Wohnung leider noch), aber es führt alles zu nichts. Er ist der Meinung er müsste seine Probleme alleine lösen (wie er es als Kind schon immer musste, so sagt er) und er würde gut alleine zurecht kommen. Was er aber nicht tut, er geht überhaupt nicht mehr seinen Hobbys nach und arbeitet quasi den ganzen Tag nur (hat einen neuen Job in der Firma seiner Eltern). Er sagt immer in sich drin sei eine tiefe Leere und er spürt einfach nichts mehr, er hätte auch keinen Liebeskummer und ihm tut es nicht weh - so etwas kann nach 9 Jahren Beziehung doch nicht normal sein oder?
Keiner kann es verstehen. er erzählt auch jedem (wenn er überhaupt darüber spricht) etwas anderes, was ihn zur Trennung bewegt hat und selbst bei mir sind es ja immer andere Dinge, ich kann es einfach nicht verstehen. Ich habe ihm auch eine Therapie nahegelegt oder dass wir gemeinsam eine besuchen , da wird er frech und ist der Meinung er hätte kein psychisches Problem oder befindet sich in einer Depression.

Könnt ihr mir vielleicht Tipps aus euren Erfahrungen geben ? Würdet ihr denn auch denken es handelt sich um eine Depression ? Ich wäre euch so dankbar für Tipps und Hilfestellungen, ich bin langsam wirklich am Ende meiner Kräfte

05.04.2019 14:37 • #1


F
liebe Anonym,

erstmal dir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Also ich bin jetzt nicht der Fachmann, aber ich vermute, das dein Freund schon an dieser Depression leidet. Depression ist ja eine Gefühlskrankheit, einmal schwebt dein Freund im siebten Himmel, dann ist er wieder betrübt.

Aber Liebe ist Gefühl und Verstand. Das dein Partner zu dir steht, zu dir hält, auch wenn gerade nicht die besten Gefühleda sind. Das kann Partner nicht unterscheiden, und da braucht er echt Hilfe.

Sein Leben hat ihn selbstsüchtig gemacht, und jetzt dreht er sich nur noch um sich selbst. Alles andere spielt für ihn jetzt eine Nebenrolle.

Auf der einen Seite ist er süchtig nach Liebe und Annahme, nach Bewunderung, und er tut viel, um diese Bewunderung zu bekommen. Auf der anderen Seite ist er durch sein nicht so gutes Elternhaus gar nicht in der Lage, weil er im Grunde seines Innersten glaubt, gar nicht liebenswert zu sein.

Deshalb sein maßloser Hunger nach Liebe, Annahme, Bestätigung, aber er wird nie satt.

Als dein Partner wurde er jetzt zur großen Enttäuschung für dich, weil er viel von dir verlangt hat, aber wenig selbst gegeben hat. Er hat dich nur zur Bestätigung seiner selbst gebraucht.

Und du fühlst dich jetzt missbraucht und ausgenutzt. Und jetzt kann er seiner Wahrheit nicht ins Auge schauen, weicht aus, hat dich verlassen.

Er sucht jetzt anderswo sein Glück, wird es aber nie finden, weil er sich selbst noch nicht gefunden hat.

Helfen kann ihm nur, wenn er das einsehen kann, begreift, das er krank ist, und das er Hilfe braucht.

Er braucht einen guten Therapeuten, zu dem dein Mann Vertrauen findet.

Als Mann weiß ich wie schwer es ist, sich einzugestehen, ich brauche Hilfe.

Aber ich wünsche dir, das dieser Tag kommt, vieles wieder gut wird.


in guten Gedanken für dich,

liebe Grüße,


Frederick

05.04.2019 17:37 • x 1 #2

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