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Mein erfolgreicher Umgang mit Depressionen

13XEM37
Guten Abend liebe Community,

ich leide seit bestimmt 10 Jahren an Depressionen, offiziell diagnostiziert wurde dies aber erst 2017.
Meine Kindheit war mit vielen Schicksalsschlägen und Hürden geprägt. Mein Vater hat uns früh verlassen, zeitgleich wurde bei meiner kleinen Schwester Leukämie diagnostiziert. Logischerweise lag die meiste Aufmerksamkeit bei ihr.

Ich wurde dann größtenteils von meiner Oma erzogen, die leider 2013 verstarb, seitdem ging es mit mir bergab. Ich ging nicht mehr zu Schule ( wenn ich in der Schule war, wurde ich nur gehänselt.) Hatte keine Aussicht auf eine gute Zukunft. Da ich aber nicht dumm war, habe ich die Schule soweit ernst genommen, dass ich wenigstens einen Abschluss in der Tasche hatte. Nach mittlerweile weit über 200 versuchen einen Ausbildungsplatz zu ergattern, musste ich noch Operiert werden. Es war eine wirklich wichtige Operation an meinen Beinen, die mich ganze 4 Jahre gekostet hat. (Aber das Thema verlief sehr gut).

Irgendwann war ich dann auch Volljährig, ohne berufliche Erfahrung oder gar eine Ausbildung.
Also habe ich mich einfach irgendwo beworben, egal Hauptsache eine Beschäftigung.

Wie zu erwarten, habe ich oft gefehlt, war immer demotiviert und die Beschäftigung ging nur 1 Jahr.
Die nächste Arbeitsstelle, dieses mal nicht mal ein Jahr, habe dann auch gekündigt, weil mich der Job 0 erfüllt hat.

Dann habe ich den Entschluss gefasst mit meiner Freundin zusammen zu ziehen.
Neues Bundesland, neue Stadt, neue Leute. Restart.
Ich konnte relativ schnell einen - zwar nicht so prickelnden - Job finden, aber ich hatte einen gewissen Ansporn.
. dann kam Corona. Aufgrund dessen, dass alle nicht Systemrelevanten Einzelhandel schließen musste ich noch in der Probezeit war, wurde ich gekündigt. Nach ~4 Monaten. Dieses mal war mehr Druck da, Miete muss gezahlt werden, Kühlschrank muss gefüllt werden, ich hatte die ersten Mietrückstande. Habe dann aber wieder einen Job gefunden! Nach 2 Wochen wurde ich ohne genannten Gründe gekündigt. also wieder der nächste Job. Der hielt dann ~3 Monate bis die Kündigung kam, da ich vermutlich zu lange krank war. (Zu dem Zeitpunkt hatte ich starke psychische problematische Phasen, aufgrund des Drucks der Vermieter etc.)

Dann habe ich leider keinen Job mehr gefunden und wir wurden aus unserer Wohnung geworfen. Miet- Energieschulden. Wieder zurück zu meiner Mutter gezogen und Mahnbrief über Mahnbrief erhalten. Nach ca. 4 Monaten habe ich dann endlich! einen neuen Job gefunden. nach 1 1/2 Monaten kam die Kündigung. Wieder 0 Verständnis für meine Probleme. Mittlerweile kamen schon gelbe Briefe.

Verschuldet, Arbeits- Motivationslos habe ich mich auf eine Zeitarbeitsfirma eingelassen. Komplett unseriös, aber egal. Die haben mir einen Job in einem Call-Center verschafft.

Erstmals wurde ich in einen Abteil gesteckt, der mir überhaupt nicht gefallen hat, nach 2 Tagen habe ich dann eine Panikattacke bekommen, weil ich mit allem Überfordert war. Ich wollte dort nicht arbeiten, wusste aber, sobald ich wieder Krank bin, ist der Job weg. Die Zeitarbeitsfirma konnte mir nicht wirklich helfen, also habe ich mich an meinen direkten Vorgesetzten vor Ort gewendet. Dieser hatte mich dann in einen anderen Abteil gesteckt, der mir von der ersten Sekunde an viel besser gefällt, es war auch nicht das gelbe vom Ei, aber 1000x besser. Anschließend habe ich mich meinem Chef anvertraut. vollstes Verständnis für meine Situation und mir empfohlen meine Termine bei meiner Therapeutin war zunehmen.

Ich war das erste Mal seit langem zufrieden. Ich bin gerne zur Arbeit gegangen. Dann mitten in der Schicht, kriege ich eine Mail. fristlose Kündigung. ich war so schockiert und am Boden zerstört. Ich habe meinem Chef sofort geschrieben und er hat sich für mich eingesetzt und ich wurde anschließend direkt über meinen jetzigen Arbeitgeber übernommen.

Seit langem habe ich Wertschätzung gespürt, dass ich Teil eines Teams bin.
Das ganze ging sogar soweit, dass ich intern aufgestiegen bin und jetzt gutes Geld verdiene.

Die letzten Jahre haben mir einfach gezeigt, wie wichtig es ist arbeiten zu gehen wie krass das einem selbst helfen kann. Die Beschäftigung, die Kollegen, einfach alles. Mittlerweile konnte ich meine Partnerin überzeugen auch anzufangen und ihr geht es auch VIEL besser als vorher.

Uns stehen zwar noch einige Hürden im Weg, die Jahre haben ja viele finanzielle familiäre Probleme mit sich gebracht, aber ich bin sehr glücklich.

LG

24.05.2022 19:41 • x 3 #1


Kate
Das hast Du wirklich gut gemacht. Respekt. Nicht aufgegeben, obwohl das so viel einfacher gewesen wäre.
Mir hilft meine regelmäßige Arbeit auch enorm. Ich verstehe aber auch absolut Menschen die nicht können.
Ich wünsche Dir für die Zukunft, dass es genau so gut weiterläuft.

LG Kate

24.05.2022 20:01 • x 1 #2


13XEM37
Zitat von Kate:
Das hast Du wirklich gut gemacht. Respekt. Nicht aufgegeben, obwohl das so viel einfacher gewesen wäre. Mir hilft meine regelmäßige Arbeit auch ...

Ich verstehe es auch, meine Freundin hat auch sehr lange gebraucht, bis sie sich dazu bewegen konnte arbeiten zu gehen. Es macht mich absolut Stolz und froh zu sehen, wie sie dabei aufgeht.

Ich wünsche einfach jedem, dass dieser Tiefe entkommen kann.

25.05.2022 15:47 • #3

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