Mein Leben ist ein Chaos

D
hallo, ich möchte mich vorstellen: mein name ist david, ich bin 32, neu hier, und leide seit ich 18 bin an depressionen. diese erwischen mich besonders in lebensumbruchsphasen, wenn stabilität und gewohntes wegfällt. in meiner familie kommen bei mutter und schwester depressionen vor, die mit denselben medikamenten gut behandelt werden (ssri, escitalopram oder paroxetin), gab auch i.d. familie mütterlicherseits bereits stark depressionen mit suiziden.
besonders bei trennungen erwischt es mich ganz enorm - ich war auch nach einer trennung 2010 zweimal stationär psychiatrisch wegen suizidgedanken.
da war ich im unterrichtspraktikum und es wurde mir alles zuviel, die beziehung lief schon schlecht, dann die trennung von meiner ersten freundin, das war dann der overkill. immer schon fasziniert von psychopharmaka, hatte ich bis zu diesem zeitpunkt schon jahrelang herumprobiert und -gedoktert, was mir als student und im leben am meisten an medikamenten weiterhelfen würde an mischungen aus antriebssteigernden und angstlösenden antidepressiva.
meine ersatzfamilie in der großstadt fiel mir damals mit der ex-freundin weg und ich war völlig allein, bis ich tranquilizer wegen der suizidgeanken und angst brauchte - die suchtgefahr und suizidalität ließ mich dann mich selbst in die psychiatrie einweisen. dort lernte ich meine zweite freundin kennen, die ein burnout hatte, 20 jahre älter war, und ein sehr lebensfroher und -bejahender herzlicher mensch. sie war immer wie ein coach für mich durch ihre lebens- und beziehungserfahrenheit und ihre positive art. gleichzeitig war die beziehung immer sehr belastet durch den altersunterschied, der für mich keine lange zukunftsperspektive ermöglichte (keine gemeinsame familie, sie in einem alter, wo man dann jedes jahr bald sehr stark merken würde), trotzdem war viel liebe da, aber ich muss ehrlich sein, ich wollte immer eine jüngere freundin, und war eigentlich immer am schauen, ob sich nicht was anderes ermöglichen würde.

diese beziehung dauerte über 5 jahre, hatte dann viele schöne seiten und insgesamt 3 trennungen, die immer dann stattfanden wenn ich arbeitslos wurde, oder ein bildungsabschnitt abbrach. ich wurde dann sehr ängstlich, dauerbesorgt und das übertrug sich natürlich stark auf sie, die einen sehr stressigen job hatte, eh immer am limit lief und auch eigene probleme wie lohnabschöpfung aus einem konkurs hatte. kurzum, sie ertrug mich dann auf einmal nicht mehr mit meiner lebensangst und depressivität, und die beziehung wurde auch nicht von einer langen zukunftsaussicht gestärkt. da griff eines ins andere.

die finale trennung fand im oktober 2015 statt, das ist jetzt eineinhalb jahre her, in einer phase wo ich gekündigt worden war, und es irgendwie auch in der firma nicht mehr ausgehalten hatte. sie war da schon ein teil der familie geworden, aber keiner glaubte an ein langes bestehen der beziehung wegen mehrfacher trennungen und weil schon soviel misstrauen da war, und wegen altersunterschied. ich habe vielfach meine trauer ausgedrückt, aber auch zuwenig meine wut, da ich maßlos enttäuscht war von ihr und wütend, da sie mich in solchen kritischen lebenssituationen sitzen gelassen hatte (und ich trottel immer wieder die beziehung einging, weil ich keine anderen optionen sah).

ich war seit 2010 auf 30mg escitalopram, 600mg pregabalin, 150 wellbutrin und 1800mg lithium eingestellt, eine hammerdosis, die ich irgendwann auch wegen starken übergewichts auf 20mg escitalopram reduzierte, rest gleich bis auf lithium, das ich komplett schrittweise absetzte.

seit der trennung hatte ich ein paar monate später in wien wieder einen job, der mich völlig ans burnout führte mit suizidgedanken über sechs wochen lang, am ende musste ich jeden tag seroquel dazunehmen, bis ich kündigte. einsamkeit, dauernde sommerhitze in der grossstadt und massive überforderung am arbeitsplatz führte zu permanenten angstzuständen, starken schlafstörungen und wie gesagt selbstmordgedanken. in der firma (grosse logistikfirma, jeder kennt sie, deutsch) herrschte grosse fluktuation, viele leute gingen oder wechselten aus überlastungsgründen. ich bin mir heute sicher, dass ich dort völlig zugrunde gegangen wäre. die arbeitslosigkeit vor diesem job packte ich, da es im herbst/winter in der wohnung (südwestseitig) temperaturmässig ging (das klingt blöd, aber april bis august waren in der wohnung ein horror, schon schlafstörungen wegen hitze), und ich mir und dem psychotherapeuten was beweisen wollte. ich kam im herbst 2015 in eine gruppentherapie, zusätzlich machte ich eine einzeltherapie, half mir auch beides, aber als die überlastung im job anstieg, isolierte ich mich immer mehr von meinen mitmenschen, hatte keine kraft mehr für irgendwas und beschäftigte mich immer mehr auf youtube oder google mit thema suizid. war irgendwie tröstlich, der gedanke half mir irgendwie diese sehr schlimme zeit zu überstehen.

ich bin seit oktober 2016 wieder aufs land zu meinen eltern gezogen, meine schwester die ich sehr gern habe wohnt mit ihren kindern und ihrem mann gleich 500 meter in der nähe, ein paar freunde gibt es hier auch, auch andere freunde die in wien leben, kommen oft wieder hierher. der umzug war extrem kraftraubend, ich hatte zuerst wieder ein-zwei arbeitsangebote, die aber beide überhaupt nicht passten. auffallend war, dass ich meine lage überhaupt nicht akzeptieren konnte, und sofort den nächsten job annehmen wollte, obwohl der gar nicht passte (innenvertrieb/kalkulation einer automatisierungsfirma), auch wollte ich zuerst (man muss ja arbeiten) in ein nachhilfeinstitut, wo man mir völlig andere fächer oder schulstufen gab die ich nicht konnte.

mein psychotherapuet in der gruppe versuchte mich dauernd davon abzubringen, wieder zurückzuziehen, aber ich konnte nicht anders. meine zwanzig jahre ältere ex-freundin war in einem der email-verkehre nach der trennung auch negativ überrascht (verlust der selbstständigkeit usw.), sie wollte wieder mit mir auf kaffee gehen oder kontakt mit mir haben, wahrscheinlich weil sie sah dass es mir sehr schlecht ging, oder weil sie selbst einsam war, ich hatte auch 10 kilo abgenommen, war wieder attraktiver. eigentlich brauchte ich diesen kontakt mit der ex wie einen kropf und er schadete mir, aber ich hatte ihn mir auch selbst herangeholt weil ich wieder orientierungslos und verzweifelt war, und irgendwie abschied von ihr in wien nehmen wollte.

jetzt bin ich seit einiger zeit richtig angekommen daheim, mit eltern passts halbwegs, ich wasche meine sachen selber und habe eine eigene wohnung im haus, fühle mich doch wohl, weil viel platz, grünes, katzen, garten, familieneinbindung und ich kümmere mich auch um die kinder und beschäftige mich viel mit ihnen. leider gibts hier keine passende gruppentherapie, hatte eine 30 km entfernt, die war aber furchtbar, eine selbsthilfegruppe im selben ort war mir auf dauer auch zu weit weg, ich mache einzeltherapie in 2wochen-intervall.

ab 10.3. beginne ich einen netzwerkadministratorkurs, um im september in den schuldienst einzusteigen, 10stunden inf-lehrer, 10-stunden netzwerkadministration, also volle lehrverpflichtung. ich bin aber immer noch nicht sicher, der kurs kostet sehr viel geld, aber ich hab schon soviel gemacht in meinem leben, soviele ausbildungen, und bin nirgendswo angekommen (informatik/französischlehrer mit unterrichtspraktikum abgeschlossen, bakk.medienmanagement im 5. september abgebrochen, msc. in telekommunikation und it abgeschlossen), hatte in der media- und marketingbranche gearbeitet, zuletzt in der it eines logistikers. machte jeden job im durchschnitt ein jahr, waren nicht gut abgegrenzte jobs, wo man eine schnittstelle war und irgendwie ordentliche reibfläche. habe seitdem einen horror vor vielen privatwirtschaftlichen jobs, wo man meiner meinung nach häufig völlig verheizt und ausgeblutet wird, und will nur einen sicheren job mit möglichst wenig stress, geld ist mir nicht mehr wichtig.

sinn ist mir wichtig, darum erscheinen mir auf einmal auch jobs wie sozialpädagoge, behinderten- und altenbetreuer sehr wünschenswert. auch arbeitsamt-berater habe ich angedacht, aber da ist wieder 9 monate ausbildung und dann ist man auch mit soviel negativem konfrontiert und muss härten austeilen (kürzungen usw.). ich habe auch angst vor dem lehrer- und netzwerkadministrationsding, dass ich vor schülern zu angespannt bin, zu wenig kann, dass ich versage. andererseits hat man halt einen relativ sicheren job, weit nicht soviel druck wie in der privatwirtschaft, kontinuität und viel kontakt mit jungen leuten, die meist sehr lebensfroh und lebendig sind.

ich habe in letzter zeit wieder öfter suizidgedanken, wahrscheinlich weil der kurs näherrückt, und alles irgendwie näherrückt, ich nicht weiss ob die entscheidung für die schule die richtige ist und ich nicht einen anderen stressfreien job suchen soll. nur was ist stressfrei oder ruhig? gibt es sowas überhaupt noch? da muss man irgendwo beamter oder im öffentlichen dienst von gemeinden o.ä. sein.

ich habe soviele ausbildungen gemacht, einiges probiert, und bin dennoch so unsicher. andererseits nur daheimsitzen und faulenzen führt auch zu nichts. ich möchte ja wieder eine beziehung und einen job haben, selbstständig sein. nur momentan scheint mir das alles so fern - ich nehme so viele medikamente, kann nicht mein leben lang so viele nehmen. ich habe auch komplexe, minderwertigkeitsgefühle wegen psych. erkrankung und vieler medikamente, dass ich glaube, dass das eine frau nicht akzeptiert oder will, also ich habe auch selber ein problem damit, weil irgendwo in meinem leben so ein punkt war, wo ich mir immer mehr einwarf, um irgendwas zu erreichen oder in mir zu ändern/zu pushen, motivation herzustellen.

meine eltern sind lehrer gewesen, meine mutter war wg. depressionen frühpensioniert, mein vater ging im job auf, der wunsch des vaters war immer subtil da, dass jemand lehrer wird. meine schwester brach bald das lehramtsstudium ab und wurde physiotherapeutin, ich war nie so schlüssig, was ich wollte und was nicht.
die frage ist, was kann ich jetzt machen - wie kann ich, ohne wieder zuviel zeit in irgendetwas zu investieren, eine psychische burnout-krise zu provozieren, herausfinden ob etwas für mich passt, oder ich nur auf den vater höre, weil der ja so oft wusste was gut war und ich ihm einen gefallen tun will..?

ich bin jetzt in einer lebenssituation wo ich wieder etwas luft habe und die kurve kriegen kann, ich will es nicht vermasseln, nicht wieder einen neustart vertun. ich schreibe auch viel mit der telefonseelsorge, reflektiere viel...
danke, dass ihr euch dass alles anhört, anlest. ich musste weit ausholen,

lg david

05.03.2017 11:16 • #1

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