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Mein Tagebuch

Nuala
Das Gymnasium, das ich ab der 5. Klasse für 3,5 Jahre besuchte, lag ca. 20 Km weit entfernt von meinem Dorf. Ich habe den Routenplaner benutzt.

Wir warteten morgens unten an der Hauptstraße, ohne Bushäuschen oder Sitzgelegenheit. Insgesamt waren wir sicher 10 - 15 Schüler.
Glücklicherweise hatten wir alle einen Sitzplatz.

Ich setzte mich stets neben meine Freundin Sylvia. Oft schrieb ich Hausaufgaben noch im Bus und die Schrift war recht krakelig.

In der Klasse saßen wir auch nebeneinander.
Die Situation in der Klasse empfand ich als nicht wirklich ideal.
Ich empfand uns beide als etwas ausgegrenzt.
Denn es gab eine Gruppe von 4 Mädchen aus einem benachbarten Dorf. Dem Dorf meiner Grundschule. Sie müssen dort also in einer Nebenklasse gewesen sein.

Diese Mädchen saßen in der Mitte der Klasse - alle nebeneinander. Wir seitlich dahinter. Ich sehe sie heute noch vor mir: 2 x Elke, Anja, Iris.
Anja's Eltern hatten einen Dro.. Wahrscheinlich stammten ihre wechselnden Haarspangen aus dem Geschäft.

Für mich schienen sie wie eine uneinnehmbare Festung. Sie blieben unter sich, genügten sich. Auch im Sportunterricht wurde es deutlich: Wir spielten oft Völkerball und durfte einer von ihnen Mitspieler aussuchen, wählten sie stets zuerst die fehlenden aus der Gruppe.

Eines Tagen erschien eine neue Mitschülerin. Sie bekam einfach keinen richtigen Anschluss. Ich weiß noch, wie sie Süßigkeiten mitbrachte - es half nicht.
Ich lernte sie näher kennen, denn sie wohnte in dem Städtchen gleich auf der anderen Seite des Flusses. Man konnte fußläufig in Kontakt sein.

Meine Mutter freundete sich mit ihrer Mutter an. Und mir kommt gleich der Gedanke, dass das für Eltern ein schöner Nebeneffekt ist. Durch die Kinder kommt man in den Kontakt mit anderen Menschen...

Es gab nur ein kleines Geschäft mit Waren in unserem Dörfchen. Dort fand ich eines Tages Schulmäppchen für 50 Pfennig. Braun, aus einer Art Jute.
Ich zeigte sie diesen 4 Mädchen und bot an, auch welche für sie besorgen zu können.
Ich war sehr überrascht, dass alle 4 dieses Mäppchen annahmen. Ob es Mitleid war? Sie benutzen es eine Weile...

Es kommt der Tag, an dem ich Sylvia erzähle, dass wir wegziehen.
Ob ich weiterhin neben ihr im Bus saß bzw. sitzen durfte, weiß ich nicht mehr. Ich kann es mir nur schwer vorstellen. Aber wo konnte ich dann sitzen. Die meisten aus unserem Dorf fanden Sitzplätze neben Freunden. Es gab keine leeren 2-er Sitze.
Sie spricht plötzlich kein Wort mehr mit mir.

Dort gab es auch Schulfeste. Und auf einem konnte man reiten. Ein, zwei Pferde wurden aussen auf dem Sportplatz herumgeführt. Sie kamen mir groß vor. Also dürften es keine Haflinger gewesen sein. Aber sie hatten eine ähnliche Farbe. Sicherlich andere Kaltblüter.
Natürlich konnte ich nicht widerstehen. Das Gefühl war unbeschreiblich. So ohne Sattel das Muskelspiel zu spüren.

Ich weiß nicht genau, ob der Urlaub in Österreich, wo meine Schwester und ich das Reiten gelernt haben, vorher oder nachher war.

Ich habe etwas recherchiert. Es war im Kleinwalsertal, bei Riezlern. Auch auf Google Maps sieht man einen Reitplatz. Es ist mehrere Jahrzehnte her. Es hat sich sehr verändert - aber ich bin sicher: Es ist derselbe Reitplatz, auf dem der damalige Reitlehrer cholerische Anfälle bekam.
Weil mein sturer Haflinger die Ecken abkürzte. Sie sind eben sehr schlau...
https://www.ferienhaus-kleinwalsertal.com/

Warum nur habe ich angefangen zu reiten? Hätte ich doch niemals damit angefangen. Diese Gedanken tauchen manchmal kurz auf.
Aber ist es es nicht doch trotzdem wert gewesen? Diese vielen Momente absoluten Glücks...

06.01.2022 15:04 • x 2 #31


E
Liebe Nuala,
jetzt hast du schon länger nichts mehr geschrieben und ich vermisse es ein bisschen.
LG

10.01.2022 20:32 • #32

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