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Meine Baustellen machen mich müde-Lebensmüde! Was nun?

Miemiemie
Hallo in die Runde,

womit fange ich an? Ich schreibe, lösche das Geschriebene wieder, schreibe etwas anderes, nur um auch das zu löschen.
Eigentlich spiegelt das perfekt meine derzeitigen Gedanken, sie rennen immerzu im Kreis und ich komme nicht heraus aus diesen sinnlosen Kreisläufen. Immer wieder denke ich denselben Mist; plötzlich kommen dann auch noch längst überwunden geglaubte Kindheitstraumata wieder hoch und mit ihnen all die begleitenden Gefühle von Ohnmacht, Schmerz, Einsamkeit.

Eigentlich hätte ich doch selbst bemerken müssen, dass die Depression mich mit ihren lähmenden Pranken langsam wieder greift und in den Abgrund zu ziehen droht; schließlich hatte ich bereits vor gut einem Jahrzehnt bereits mehrere Suizidversuche unternommen und war danach lange in Therapie. Ich weiß doch wie sie sich anfühlt.
Ich hatte zwar immer wieder meine Tiefs, aber irgendwie war ich viele Jahre überzeugt, ich hätte sie hinter mir gelassen.

War ich naiv!

Tatsächlich habe ich es selber nicht bemerkt, wie ich die Freude an Tätigkeiten verlor, die mich normalerweise begeistern, die ich liebe.
Ich kaufte zwar noch Leinwände und Farbe, doch ich malte nicht mehr.
Ich kaufte Material für die Gestaltung von Terrarienrückwänden, doch habe ich kein Terrarium gestaltet.
Ich kaufte spezielles Mehl, um selber Dinkelbrot zu backen, doch nun überfordert mich schon das Denken daran.
Ich habe Altpapierschnippsel eingeweicht, um daraus einen Pappmachefrosch zu formen, nun fehlt mir die Kraft, die inzwischen schimmelige Pampe in die Tonne zu kippen.
Ihr versteht, worauf ich hinaus will.
Dass mein Freund (der von meiner Geschichte weiß, aber sehr ignorant damit umgeht) mich zu diesen Sachen immer angemault hat, ich würde immer so viel ankündigen und dann doch nicht tun hat mich auch nicht aufgeweckt.

Auslöser? ich weiß nicht. Hat eine Depression Auslöser?
Jedenfalls sollte ich als Leiharbeiterin an meinem Einsatzort übernommen werden. Eineinhalb Jahre war ich dort, und ich liebte es! Mir machte (die meiste) Arbeit Spaß, hatte wunderbare Kollegen und trotz Mindestlohn war ich zufrieden. Allerdings begann ich schon zu dieser Zeit, einen Großteil meiner Hobbies zu vernachlässigen. Ich dachte, ich werd' halt älter, mit zweiundfünfzig Jahren kann man ja etwas kürzer treten.
Leider hat der Firmenchef mir dann mittgeteilt, dass er mich ja wirklich und von Herzen gerne hätte einstellen wollen, aber es sei nicht mehr möglich. Die Aufträge wären so zurückgegangen, es ginge einfach nicht.
Die Leiharbeitsagentur hatte zu diesem Zeitpunkt auch keine frauengeeigneten Stellen, und so wurde ich erst einmal entlassen und ich war ab Mitte Juni im Alg1.
Ehrlich gesagt, ich freute mich etwas darauf endlich mal auszuschlafen, meine Wohnung ordentlich zu putzen, Schränke und Chaosecken aufzuräumen, die Terrarien wieder so richtig herzurichten!

Keine zwei Wochen war ich zu Hause, als ich mit starken Oberbauchschmerzen ins Krankenhaus musste. Ich bekam die Gallenblase entfernt. Zynisch dachte ich: Jupp, da ist mir ja wohl sprichwörtlich die Galle übergelaufen!
In meinem Umfeld ging man lapidar darüber hinweg. Ach ja, die Galle, ist wie der Blinddarm, kann weg, das macht nix.
Mir machte das aber was!
Von jetzt auf gleich fehlte mir ein Organ! Ich fühlte mich unvollständig! Die kleinen Narben der Endoskope erinnern mich auch jedes mal daran, dass ein Stückchen von mir fehlt. Irgendwann lies das Gefühl nach. Vielleicht habe ich es auch verdrängt, konnte ja eh mit keinem darüber reden.
Das Organ fehlte, Kilos kamen. Ich lege immer mehr Gewicht zu.

Leider war das erst der Anfang, denn danach war ich fast ständig krank. Sehne im Fuß gezerrt, Thrombose, Erkältung. Immer was Neues.

Daheim bekam ich nichts gebacken, auch nicht wenn es mir mal besser ging. Ich hatte keine Kraft mehr regelmäßig zu staubsaugen (wodurch sich Katzenhaare und Katzenstreu bei mir in der Wohnung immer wieder neu anzusammeln begannen), zu waschen oder zu spülen (nein, ich habe keine Spülmaschine, alles Handarbeit), weshalb ich auch aufhörte, mir gute Mahlzeiten zuzubereiten. Kein Kochen, kein spülen. Simple Rechnung.

Das Amt lies sich mit der Bearbeitung meines Antrags Zeit, obwohl alle Unterlagen und Auskünfte vorhanden waren. Auf Mails über das Onlineportal, welches ich benutzen sollte, wurde nicht reagiert. Auf Anrufe hieß es: Ich werde das weiterleiten, doch nichts geschah.
So hatte ich trotz Mails und Anrufen und sogar persönlichem Erscheinen vor Ort am ersten August noch ganze vier Euro auf dem Konto, alle Daueraufträge wurden mangels Deckung zurück gebucht. Mit entsprechenden Strafgebühren natürlich. Ich war fertig!

Mein Freund, der an jenem Tag bei mir war, war sauer (wir wohnen getrennt-Gott sei Dank!). Du musst da mal richtig Ärger machen, lass dich nicht einfach wegschicken, bla bla Ich war genauso sauer: Was soll ich denn für Ärger machen? Soll ich die mit einer Pistole bedrohen? WAS SOLL ICH DENN TUN? WAS?

Mein Freund, der sonst mindestens einmal am Tag anrief, wenn wir uns nicht sahen, meldete sich daraufhin tagelang nicht mehr und reagierte weder auf meinem Anruf noch auf eine liebe Nachricht via Messenger.
Nun gut, er war wohl sauer, auch wenn ich nicht recht wusste, warum. Ich hatte ihm doch nichts getan?
In diesen Tagen schreib ich der Agentur für Arbeit, sowohl über Email als auch per Einschreiben (und teilte es sicherheitshalber auch telefonisch noch mit), dass ich mich mit einem Anwalt an das Sozialgericht wenden würde, sollte nicht binnen einer Woche über meinen Antrag entschieden werden.
Oh Wunder! Zwei Stunden nach Anruf/Mail war der Antrag in Bearbeitung und am Ende des Tages bewilligt.
Alles gut? Denkste! Eine ganze Woche musste ich noch warten, bis das Geld auf dem Konto war!
Eine Woche, in der mein Vermieter nach der Miete gefragt hat, die Krankenkasse Geld von mir (!) haben wollte (ich habe denen ja nur gefühlte zwanzig mal mitgeteilt, dass mein Antrag im Jobcenter festhängt) und ich inzwischen auch nicht mehr so recht wusste, was ich noch essen soll. Geld für neue Lebensmittel hatte ich ja nicht mehr.
Als Geld dann endlich kam, kam es dann auch regelmäßig.

Als mein Freund sich wieder meldete, klang es für meine Ohren wie Schluss machen. Er könne dass so nicht, wie an dem Tag als das Amt mir kein Geld überwiesen hat; er hätte genug Sorgen mit seinen Kindern, da bräuchte er nicht noch jemanden, um den er sich Sorgen machen müsste. Ich habe schon vier Kinder, da brauche ich dich nicht noch als Fünftes!
Nun, er hat nicht Schluss gemacht, lag mir aber immer in den Ohren, ich solle mich hier bewerben, ich solle mich dort bewerben. Doch ich wollte eine Umschulung, dazu waren die Unternehmen, die er vorschlug, alle viel zu weit weg. Tut mir leid, wenn ich zum Schichtbeginn um sechs Uhr morgens antreten soll, nehme ich eine Fahrzeit von dreißig, höchstens vierzig Minuten in Kauf, aber bei allem darüber. Wann soll ich denn da aufstehen? Vor allem, wann und wie soll ich schlafen gehen, wenn dann die Sonne noch durch die Gardinen scheint?
Ich will doch auch raus aus der Leihsklaverei, die Umschulung könnte mir das Ruder rumreißen!
Die verarschen dich da beim Amt eh nur!, meinte mein Freund; die wollen nur ihre Kunden pro Tag durchschleusen und erzählen dir was, das wars. Bewirb dich doch bei . , wie ich dir gesagt habe! Außerdem bist du auch mit einer Umschulung viel zu alt, um da irgendwo unterzukommen!

Zu Beginn dieses Monats habe ich die Umschulung doch bewilligt bekommen, jedoch der Hinweis, dass ich zuvor bei den entsprechenden Unternehmen erst einen Eignungstest würde machen müssen hat meine Freude deutlich gedämpft. Ich wollte in eine völlig andere Branche, meine Schulzeit liegt -zig Jahre zurück! Was soll das für ein Test sein?
Dazu hatten die entsprechenden Unternehmen alle schon mit ihren Lehrgängen begonnen, bis mindestens Februar müsste ich warten, bis irgendwo was neu startet.

Doch bei mir war inzwischen eh die Luft raus, ich lebte nur noch von einem Tag zum anderen.
Die ewigen Unfälle und Erkrankungen, der Kampf ums Geld, die zunehmende Verwahrlosung meiner Wohnung, der ich nicht mehr Herr wurde, der Druck von meinem Freund.

Letzte Woche meldete sich meine alte Leiharbeitsfirma bei mir, sie könnten mir wieder was anbieten. Bereits das Einstiegsgehalt läge deutlich über Mindestlohn, würde nach sechs Monaten um sechzig Cent erhöht und bei Übernahme nochmal mehr plus Schichtzulagen.
Ich nahm an. Ich tat erfreut und motiviert. Mein Freund freute sich und wünschte mir Glück.
Montags stellte ich mich in der Fabrik vor und mir wurde alles gezeigt. Aber gequatscht wird nur in den Pausen, damit sich auf die Arbeit konzentriert wird!
Uff-das klang ja schon super einladend!
Dienstag war dann mein erster Arbeitstag. Eine Katastrophe! Ich kam mit der Maschine nicht zurecht und mein Einweiser reagierte zunehmend genervt. Wenn die Maschine nicht läuft Schlüssel drehen, rote Taste drücken, Hand durch Lichtschranke ziehen, blaue Taste drücken, Schlüssel zurückdrehen, nochmal rot drücken, nochmal Lichtschranke mit Finger durchwedeln und schon geht es wieder. Also meistens. Ist doch echt leicht zu lernen, oder? Und geht so schnell, weil schnell sein muss man da an dem Platz ja!
Und irgendwie musste ich dauernd Husten dort. Schon wieder eine Erkältung vermutete ich.
Die folgenden Tage wurden besser, aber nicht viel. Da wir in der Produktionseinheit einen Kollegen zu wenig sind, musste ich nicht nur an meinem Platz bleiben, sondern auch immer wieder um die lange Maschinenstrasse herumlaufen, um beim Verpacken zu helfen: Kartons zuzukleben, neue Kartons vorbereiten, zurück an meinen Platz laufen.
Ich schwitze wie in einem Fitnessstudio, huste und beginne Fehler zu machen. Du musst dich mehr konzentrieren, du machst die Maschine kaputt! werde ich angeranzt.
Freund findet aber alles prima: In ein paar Wochen bist du da so glücklich wie in deiner alten Firma! Und nebenbei nimm'ste auch endlich wieder ab!
Gestern fällt mir auf, dass die Maschine vereinzelte, dafür große Tropfen Öl absonderte, die in das Produkt gelangten. Ich fragte meine Kollegin, ob das ein Problem sei. Woher soll ich das wissen, ich bin kein Mechaniker! schnauzte sie. Also mache ich weiter? wollte ich wissen. Ja, natürlich! erwiderte sich unwirsch.
Seltsamerweise bat sie dann aber doch jemanden, nach dem Gerät zu schauen; es konnte zwar angeblich nichts gefunden werden, aber das Tropfen war danach weg. Die Tropfen halt mal, ist egal! (Kollegin, im betriebsüblichen Ton)
Der junge Mann mit mir in der Einheit ist nett und der erklärt auch ruhig und gut (habe das endlich Mal das mit den Knöpfen und Finger wedeln verstanden, davor musste ich immer irgendwie an das Filmzitat denken Die/Der weiß nicht, wie man die drei Muscheln benutzt)
Wer hätte anderes erwartet, auch er ist ein Leiharbeiter.

Zu dem Husten, den ich nur in der Fabrik habe, gesellte sich auch noch ein Jucken überall. Über Nacht habe ich mich im Schlaf an den Armen, Bauch, Beinen blutig gekratzt. Habe mir in der Apotheke Allergietabletten gekauft, jetzt geht es.

Die ganze Situation macht mich mürbe. Ich denke über den Begriff lebenswert nach. Am Mittwoch war mein Freund mit mir essen, wollte mir auch eine neue Uhr oder neue Schuhe kaufen ,als Belohnung dafür, dass ich wieder arbeiten gehen würde. Ich lehnte ab. Wenn du nicht willst. meinte er, und es klang zickig.

Soll das mein Leben sein?
Im Moment will keine Arbeit mehr, keinen Freund, einfach gar nichts mehr.
Dies ist eine kapitalistische Gesellschaft, in der mein Lebenswert eine Ware ist, die sich nach Ausbildung und Qualifikation bemisst. Die einen haben einen höheren Lebensarbeitszeitwert, ich gehöre zu halt denen unten. Je höher der Wert ist, den man erringen kann, desto neigungsmäßiger und abwechslungsreicher darf man seine Tätigkeit wählen. Ich dagegen darf nicht wählerisch sein. Lohnsklave. Sch. egal was ich arbeite, hauptsache, ich arbeite, egal zu welchen Bedingungen. Und als Belohnung krieg ich Geld dafür. Nur genug für Wohnung und Nebenkosten,dem Auto um zu Arbeit zu kommen und das war's.
Die Käsetheke schaue ich wie viele andere nur noch aus der Ferne an. Frisches Obst bleibst häufig liegen, ich warte auf Angebote. Ebenso bei Joghurt. Normaler Preis? Bin ich Krösus? Nein, ich bin die Lohnminderwertige.

Du hättest ja studieren können, weiterbilden, qualifizieren, selber schuld , höre/lese ich, wenn Menschen in meiner Situation sich beklagen, Jeder ist seines Glückes Schmied!.
Ähem, ja, klar. Jeder ist seines Glückes Schmied sprach der mit Feuer, Amboss, Hammer zu dem, der nichts davon hatte.

Heute ertappte ich mich dabei, wie ich ernsthaft darüber nachdachte, auf welche Weise ich ebenso sanft wie zuverlässig von der Welt komme, um dann auch schnellstmöglich zur Tat zu schreiten.
Methode gewählt und-
Ich muss erst noch meine Tiere versorgen! Dieser Gedanke durchkreuzte meine Pläne.
Während ich meine Pfleglinge versorgte, fragte ich mich, was eigentlich mit mir los ist. Meine Tiere sind nicht jedermanns Sache, darum spezifiziere ich nicht weiter, doch ich liebe sie.
Wie sorgfältig habe ich mich vor der Anschaffung belesen und in Internetgruppen um Erfahrungen gebeten, wie lange habe an der besten Terrarieneinrichtung gefeilt.
Wie oft habe ich abends nach der Arbeit statt Tv zu schauen oder im Internet zu surfen zum entspannen meine Tiere beobachtet.
Warum bedeutet mir das alles plötzlich nichts mehr?
Warum fühle ich nichts mehr?
Sonst hatte ich mit den Jüngsten immer gefrotzelt: na du, in dreißig Jahren sind wir beide richtig alt! Werde ich dich dann sterben sehen oder du mich? , wobei ich das schon so ausgerechnet habe, dass ich meine Tiere überlebe, damit sie auf Lebzeit gut versorgt sind.

Ja, das war mein Weckruf.
Aber was jetzt? Mein letzter Besuch beim Therapeuten ist fast ein Jahrzehnt her; wie soll ich auf die Schnelle einen Neuen finden? Über Wartelisten muss ich hier wohl niemandem was erzählen.
Ich hatte überlegt in die Ambulanz zu gehen, doch dort käme ich in die Geschlossene und so, wie ich die in Erinnerung habe, käme ich da auch ewig nicht raus. Ich habe auch niemanden, der sich so lange um meine Tiere kümmert.
Der das eigentlich machen sollte, war zu der Zeit meiner Krankenhausaufenthalte in Urlaub, so dass mein Freund einer Nachbarin um Hilfe gebeten hat. (Sie hat meine Katze gefüttert und versehentlich meinen Schmuckhornfrosch ertränkt; sie wusste nicht, das er nicht schwimmen kann. Ich bin ihr nicht böse, aber traurig um mein Fröschlein). Ich möchte mich seitdem lieber selbst um meine Tiere kümmern. Der Notversorger ist nun auch letzten Monat weggezogen.
Doch auch wenn ich mich gefühlsmäßig taub fühle, so habe ich mich doch vom Verstand her wieder soweit im Griff, dass ich um meine Kleinen kümmern will und kann.

Leider weiß ich nicht, was ich weiter machen soll. Ich kann einfach nicht mehr! Am besten vermutlich Montag krank schreiben lassen, Leiharbeitsfirma informieren, dass ich in der Fabrik wegen Allergie nicht mehr arbeiten kann (ist schließlich die Wahrheit! Zumindest ein Teil. )
Mit Freund Schluss machen. Im Moment schadet er mir, wenn ich nicht offen sprechen kann und anscheinend selbst in meine Beziehung mein Menschwert von meinem Arbeitsverhältnis abhängt.

Ich sollte jetzt wirklich erstmal mein Menschsein wiederfinden und mein Fühlen, so wie meine Energie um Dinge zu erledige, wie z. B.den Haushalt.

Wenn Du bis hierhin gelesen hast, so danke ich Dir!
Weißt Du, das Schreiben hat mir unerwartet sehr geholfen, mich zu sortieren. Ich konnte mit den Gedanken nicht mehr wild umherhüpfen; mich auszukotzen hat erleichtert, zumindest jetzt.
Ich denke, ich werde heute Nacht schlafen können und bin sehr dankbar dafür.

Auch, wenn ich nicht weiß, ob ich auf so viel Text je eine Antwort bekomme, so ähnelt es dennoch dem Gefühl, sich Jemand mitgeteilt zu haben.
Ich danke DIR für dieses Gefühl! Und das meine ich Aufrichtig. Von Mensch zu Mensch; einfach nur: DANKE!

15.10.2023 00:16 • x 8 #1


BlackKnight
Hey, @mimiemie,

Danke und:

kannst du für mich in 2 Sätzen erklären was dein Problem ist?

15.10.2023 01:37 • #2


A


Hallo Miemiemie,

Meine Baustellen machen mich müde-Lebensmüde! Was nun?

x 3#3


Blütenstaub
@Miemiemie danke für deinen offenen Beitrag.
Ich habe alllllles gelesen .

Ich glaube, dir ist mit allem in deiner Situation erst einmal mehr geholfen als 1) Dich mit Menschen (deinen Noch-Freund) rumzuschlagen, die dich wertschätzen unabhängig anderer Faktoren wie Arbeit etc pp und 2) ständig unter einem Druck des Funktionierens zu stehen.

Setz dich auf 0. Das bedeutet, habe NUR dich. Erde dich... lerne wieder langsam, was wichtig ist und was nicht wichtig ist. Viele Sachen gewinnen für uns plötzlich so an Bedeutung (äußerlich Umstände, Dinge, die andere sagen, der Job....), weil wir uns nonstop mit ihnen auseinandersetzen. Wir verlernen fast, uns mit uns selbst und mit unseren Hobbys zu beschäftigen. All das verliert auch damit unbewusst an Bedeutung, da es in unserem Leben plötzlich augenscheinlich nur negative Dinge, Kritik, Belastungen und Sorgen gibt, denen wir ausgesetzt sind und die unser Gehirn verarbeiten oder lösen soll. Und zudem kommt der eigene Druck, alles bewältigen zu wollen und zu funktionieren. So sparen wir, oftmals weil so erzogen, erst einmal an Dingen ein, die uns nicht so wichtig erscheinen: Hobbys bspw. Aber genau wir sind das wichtigste To-Do in unserem Leben.

Also mache jetzt genau das nicht mehr, was dich dahin gebracht hat, wo du jetzt bist. Gib dir wieder einen Sinn und Platz in deinem Leben. Das braucht genauso Zeit, wie all das, was dich so zermürbte und herunterzog..aber es wird.



Liebe Grüße
Blüte

15.10.2023 01:40 • x 4 #3


Fritz
Hi Miemiemie

Erstmal willkommen!

Ich bin davon überzeugt, dass die Depression Auslöser hat.
Ich leide bereits 40 - 50 Jahre unter der Depression und habe dadurch viele Erfahrungen gesammelt!
Ich glaube auch, dass die Auslöser bearbeitet werden sollen.
Wenn nur die Depression bearbeitet wird, hilft es vielleicht momentan, aber es dauert nicht lange und der alte Zustand ist wieder da!
Ich denke schon, dass du voll in einer Depression steckst.
Keinen Antrieb, das Kleinste und Selbstverständlichste geht nicht mehr.

Auslöser einer Depression sind: Vergebungsarbeit, Schuldgefühle, Verletzungen in der Kindheit, Herkunftsfamilie, Gegenwartsfamilie, nicht nein sagen können, Religion und Angst vor der Zukunft, Angst, nicht gut genug zu sein, vielleicht Angst vor dem Verlassen werden.
Bei mir gibt es noch Auslöser, aber die Meisten habe ich verarbeitet.
Vor allem die Verletzungen in der Kindheit ist noch nicht fertig.
Wie die Auslöser behandelt werden, ist meditieren oder auch Google bringt dich weiter.

Vielleicht kannst du deinen Beitrag ein bisschen kürzen.
Viel Erfolg!
Meine Einstellung

15.10.2023 03:57 • x 1 #4


Momo58
Liebe @Miemiemie,
für mich hört es sich schon so an, als ob du seit Jahren an einer latenten Depression leidest. Ich kenne diesen Zustand gut, dass man im Aussen noch funktioniert und seinen Verpflichtungen nachkommt, aber alles andere vernachlässigt. Man kann jahrelang mit diesem Zustand leben, solange das Geld reinkommt.
Sehr viel raten kann ich dir nicht. Du kannst dich krankschreiben lassen und erstmal eine Auszeit nehmen. Dein Arzt wird dir vorschlagen, Antidepressiva zu nehmen. Ich weiß nicht, wie du zu Medikamenten stehst. Wenn du ihm erzählst, dass du Selbstmordgedanken hast, ist er normalerweise verpflichtet, dich einzuweisen. Du kannst aber sagen, dass du diese Gedanken im Griff hast.
Eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen könnte auch eine Anlaufstelle für dich sein.
Ich wünsche dir alles Gute!

15.10.2023 06:53 • x 3 #5


Blütenstaub
Zitat von Blütenstaub:
ch glaube, dir ist mit allem in deiner Situation erst einmal mehr geholfen als 1) Dich mit Menschen (deinen Noch-Freund) rumzuschlagen, die dich wertschätzen unabhängig anderer Faktoren wie Arbeit etc

Ich meine natürlich nicht wertschätzen ..

15.10.2023 07:39 • #6


Miemiemie
Erstmal danke an alle, die geantwortet haben, ich fühle mich verstanden und Eure Worte sind hilfreich und tun mir gut.

Ich hatte bereits eine Antwort an jeden von Euch geschrieben, möglichst kurz gefasst , leider ist alles im Nirvana verschwunden als ich auf Absenden geklickt habe.

Ich werde das später neu schreiben, doch nun muss ich erstmal in den Funktionsmodus, muss noch weg. Melde mich heute Nachmittag/ Abend nochmal.

Bis später.

15.10.2023 08:18 • x 2 #7


Ell
@Miemiemie ich habe auch alles gelesen. Es ist gut, wenn das schon gut getan hat, aufschreiben hilft mir auch immer. Auch viel und langes texten tut mir gut. Schreibtherapie gibt es sogar. Also danke für deinen Text.

Es wurde schon einiges geschrieben....
Wie auch immer du weiter gehen möchtest, ich würde in vergleichbarer Situation zuerst einmal zum Arzt gehen, die Allergie abklären lassen und auch um eine Arbeitsunfähigkeit bitten. Du kannst nicht mehr und es ist sicher nicht gesund so weiterzumachen.
Um nicht so viel zu wiederholen möchte ich mich Blütenstaub und Momo' Worten anschließen.

Deine Tiere geben dir viel schreibst du, das ist eine echte Ressource,
dann mach das mit den Tieren was dir damit gut tut, sie beobachten, versorgen...
wenn du dich selbst verwahrlost in deiner Umgebung fühlst, dann mach keine Portionen im aufräumen oder putzen...halbe Stunde, dann wieder Tiere gucken oder so...ganz langsam , kleine Schritte.

Ich wünsche dir einen möglichst erträglichen Tag .

15.10.2023 08:22 • x 4 #8


Kate
Deine Geschichte klingt unglaublich anstrengend. Umso bemerkenswerter ist es, wie Du immer wieder versuchst weiterzumachen. Letztendlich hat man ja auch keine andere Wahl.
Ich würde mich erstmal krankschreiben lassen und mir schnellstmöglich professionelle Hilfe holen, auch wenn das wiederum mit neuen Schwierigkeiten verbunden ist.
Liebe Grüße
Kate

15.10.2023 11:00 • x 4 #9


Miemiemie
So viele gute Antworten, und jede hat neue Aspekte! Ihr seid klasse! Danke Euch!

@blackkniight: Ich versuch's:
Ich habe keine Lust mehr zum weiterleben, weil Leben mich grade komplett überfordert: keine Energie für alltäglichste Arbeiten mit daraus resultierender Verwahrlosung, vergesse selbst wichtige Sachen zu erledigen, gleichzeitig erst keine Arbeit mit Ämterärger, jetzt seit 'ner Woche Arbeit, auf die ich aber körperlich allergisch reagiere und wo die Kollegen ätzend sind. Mindestlohn. Bin alt, fühle mich noch älter. Nichts macht mehr Spaß, bin dauernd krank oder habe Unfälle. Dauermüde. Sehe keine Möglichkeiten der Veränderung mehr, will aber nicht so weiterleben.
Das ist es in etwa, auf das absolut wesentlichste runtergebrochen.

@Blütenstaub: Ich danke Dir sehr, dass Du es auf Dich genommen hast, alles zu lesen.

Als ich Deine Worte las, musste ich an einen Zug denken, bei dem die Notbremse gezogen wird. Einfach mal zum Stillstand kommen und sich orientieren, damit es nicht weiter in die falsche Richtung geht.
Ich werde mich krankschreiben lassen. Die Zeit nutzen mich zu fragen, wer ich jenseits der Arbeit und der Anforderungen anderer bin. Und wer ich sein will.
Ich hoffe, ich finde dabei auch die schönen Gefühle wieder, die ich mal für meine Hobbies und Tiere hatte.
Danke für Deinen Input.

@Fritz: Oh ja, die Herkunftsfamilie als Hauptursache. Ja, die hat wirklich viel kaputt gemacht bei mir. Allerdings dachte ich, ich hätte das inzwischen hinter mir und wundere mich, warum mir das so plötzlich wieder hoch kommt.
Vielleicht ist es aber doch ein Zeichen, da doch nochmal genauer hinzuschauen, obwohl ich grade jetzt nicht mag.

Vielleicht versuche ich es auch nochmal mit Meditation. Ich hatte das vor Jahren mal ausprobiert, wollte dabei aber immer anfangen zu gackern, weil ich mich wie ein Huhn beim Eier legen fühlte. Es war ziemlich sinnlos.
Aber nun bin ich deutlich älter, möglichweise klappt es jetzt besser. Vor allem, weil ich auch mental so müde bin.
Habe auch mal ein Buch zur Arbeit mit dem inneren Kind geschenkt bekommen, welches bisher wenig beachtet im Bücherregal einstaubt. Ist vielleicht auch ein guter Ansatz zur Vergangenheitsbewältigung?
Vielen Dank jedenfalls für Deine Anregungen, ich komme darauf zurück.

@Momo58: Auf den Punkt gebracht! Das eigene Leben dem Geld verdienen untergeordnet und dabei nicht gemerkt, wie ich dabei immer wenige lebe. Eher gelebt werde.

Selbsthilfegruppe? Mal Google fragen, ob hier sowas ist.

Die Idee mit den Medikamenten finde ich gut. Besser, als das ich mich weiter fühle, wie ich mich fühle. Ich werde morgen mal mein Hausärztin fragen, ob sie mir was verschreiben kann.
Ich hoffe nur, sie schickt mich dafür nicht zu einem Psychiater, da gibt es ja auch keine Termine.
Finde den Tipp jedenfalls sehr gut!

@Ell: Es gibt eine Schreibtherapie? Klingt nach einem Ansatz für mich!
Kommt bei Dir auch immer so viel Text zusammen, sobald Du erstmal den Ansatz hast? Auch Dir vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für meinen Roman genommen hast, ich freue mich darüber.

Zum Arzt gehe ich morgen, in meinen Zustand, so Nahe dem Abgrund, ist weitermachen sicher keine Option mehr. Vielleicht gibt es auch einen Grund, weshalb ich in letzter Zeit dauernd krank bin, diesbezüglich mal genauer nachzufragen ist sicher auch nicht verkehrt.
Und wie Momo vorgeschlagen hat, wollte ich um Medikamente bitten.

Meine Tiere... Ich weiß, dass ich sie liebe, aber fühle das im Moment nicht. Nicht so, wie normalerweise. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber zur Zeit bin ich einfach nur froh, wenn alle einfach nur versorgt sind. Dazu kann ich mich aber immerhin weiter sehr konsequent aufraffen! Im Gegensatz zu anderen Tätigkeiten...

Mit den Portionen im Haushalt versuche ich mal. Ich fange erstmal mit fünfzehn Minutentakt an, um meinen Kopf von der Machbarkeit zu überzeugen. Ich kann die Zeiten dann ja steigern, wenn ich das Gefühl habe, dass mehr geht.
Hab vielen Dank für Deine Anregungen, ich probiere sie aus!

@Kate: Danke für Deine einfühlsamen Worte!
Das war wirklich eine anstrengende Zeit und sehr belastend. Wird nur nicht besser, wenn es so weitergeht. Mal sehen. Gehe morgen zu meiner Hausärztin und sehe dann weiter.

Grüße an alle
Miemiemie

15.10.2023 20:09 • x 5 #10


Ell
@Miemiemie
ja eine Schreibtherapie gibt es, die Therapeuten dafür sind sehr rar.
Aber auch in einem Forum hier oder woanders, auch einem anderen Kontext so viel inneren Text zu schreiben, hilft mir zumindest mich freier zu schreiben und es klärt sich in mir manchmal was im Schreibprozess, aber in jedem Fall entlastet fühle ich mich dadurch oft.
Resonanz zu bekommen tut natürlich auch gut.
Es gibt da neutrale Möglichkeiten, bei ehrenamtlich ausgebildeten Menschen, die Telefonseelsorge hat inzwischen auch eine Email Seelsorge, es gibt ganz frisch eine neue Möglichkeit. www.obeon.de, die begleiten meines Wissens nach auch längerfristig.

Ich hoffe die Hausärztin kann dir erstmal helfen, tu dir möglichst Gutes! Gut , dass du deine Tiere versorgt bekommst, auch wenn die Freude daran gerade fehlt, du schaffst es dich zu kümmern, super, es nicht mehr schaffen ist bei Lebewesen ja keine Option, nur kann auch das passieren und wenn das mal nicht mehr geht, dann brauchst du externe Hilfe dafür, ich hoffe du hast jemanden der das mal übernehmen kann.

Ganz liebe Grüße Ell

16.10.2023 10:37 • x 1 #11


BlackKnight
Zitat von Miemiemie:
So viele gute Antworten, und jede hat neue Aspekte! Ihr seid klasse! Danke Euch! @blackkniight: Ich versuch's: Ich habe keine Lust mehr zum ...


Ok, das ist echt heftig, du Arme... ich glaube es wurde s hon erwähnt. Auch aus meiner Sicht, bitte hole dir dringend Hilfe von einem Profi, besser heute als morgen

16.10.2023 10:48 • #12


Miemiemie
Kleines Update:
Konnte erst heute zu meiner Ärztin, weil es gestern zu voll war, um mich noch dazwischenzuschieben.
Dadurch, dass ich ja letzte Woche unbedingt arbeiten gehen musste, hatte ich meine allergischen Reaktionen mit Antiallergikum unterdrückt mit dem Ergebnis, das sich nun meine Lunge bei abhören schlimm genug angehört hat, dass ich jetzt Antibiotika und Cortisontabletten nehmen soll.
(Ich muss gestehen, dass ich die Diagnose nicht verstanden habe, das war wieder so'n Fachchinesisch. Ist aber auch egal. Kleine Entzündung oder sowas)

Für mich bedeutet dass jedenfalls, das mir die nächsten Tage ständig schlecht sein dürfte, ich vertrage Antibiotika nicht so gut.

Die Sache mit der Psyche hat sich von selbst ergeben:
Ärztin: Nein, Sie können da nicht mehr arbeiten, Sie könnten da mit einen allergischen Schock tot umfallen!
Ich: Ach, kein Problem, ich häng grad eh nicht so am Leben
Ärztin: ...!

Sie meint, solange ich Antibiotika nehme, kann ich keine Antidepressiva bekommen. Ich soll ende nächster Woche wieder da hin.

@Ell: Vielen Dank für Deine Erläuterungen zur Schreibtherapie, diese sind sehr wertvoll für mich, denn ich stelle fest, dass ich Dinge zwar schreiben, aber irgendwie nicht aussprechen kann. Die Worte fehlen, sobald ich den Mund aufmachen soll, aber hier an der Tastatur geht das komischerweise.
Deswegen ist mein Eingangspost ja auch versehentlich so endlos geraten. Da bleibe ich auf jeden Fall dran!

Was meine Tiere angeht, die würde ich nie, niemals vernachlässigen! Wie Du schon geschrieben hast, es sind Lebewesen. Ich habe die Verantwortung übernommen, dass es denen gut geht und diese Verantwortung trage ich auch. Basta. Sollte ich mich jemals dabei ertappen, dass ich die Versorgung nicht mehr leisten kann/will, würde ich sie verkaufen.
Zum Glück sind die Tiere nicht sehr pflegeintensiv; dazu gehen die, um die ich mich etwas mehr kümmern muss, bald in Winterruhe.
Auch, wenn meine Gefühle zur Zeit anders sind als in guten Zeiten, so sind mir meine Pfleglinge nicht gleichgültig oder gar Ballast. Ich habe sie immer noch gern, aber diese Gefühlintensität ist grade nicht da.
Wie bei einen Fussballfan, bei dem man es gewohnt ist, dass der bei jedem Tor seiner Mannschaft aufspringt und brüllt; der dann in einer Kriese zwar die Spiele weiterverfolgt und sich bei Toren und Siegen zwar freut, aber eben nicht mehr brüllt und jubelt. Das geht dann wieder los, wenn die Kriese vorbei ist und der Kopf entspannt.
So in etwa geht es mir grade mit den Tieren. Eine gewisse Freude ist da, aber der Enthusiasmus fehlt, selbst an dem Austausch mit anderen Haltern.
Ich bin mir sicher, dass das wiederkommt, irgendwann.

Beste Grüße und einen schönen Tag Dir
Miemiemie

17.10.2023 11:35 • x 3 #13


N
@Miemiemie, du schleppst ein ziemlich dickes Päckchen mit dir rum und das schon ziemlich lange.
Ich versuche auch immer Anzeichen der Depression zu verdrängen oder Ausreden dafür zu finden. Man will ja im Alltag funktionieren. Irgendwann macht es dann päng und nichts geht mehr. Mir helfen Therapie und Medikamente ganz gut, Natur und manche Menschen auf Abstand halten.
Deine Ärztin scheint ok zu sein, lass dir helfen. Wünsche dir Kraft und Geduld mit dir selbst.

17.10.2023 15:55 • #14


A


Hallo Miemiemie,

x 4#15


Ell
@Miemiemie Gut dass du jetzt erstmal aus dem Verkehr gezogen wurdest und scheint eine Ärztin zu sein.
Gute Besserung , sei gut mit dir selbst ...Liebe Grüße Ell

17.10.2023 16:34 • x 2 #15