Beste Freundin ist depressiv - wie kann ich ihr helfen?

A
Hallo Ihr Lieben,

ich möchte mich erstmal vorstellen, ich bin Anni (28 Jahre alt) und bin Kinderkrankenschwester, und habe hier zu Euch gefunden,
weil ich sehr hoffe jemand von Euch kann mir irgedneinen Tip geben oder so...ich bin doll verzweifelt und weiß nicht weiter...

Seit einigen Wochen habe ich keinen Kontakt mehr zu meiner besten Freundin. Ich konnte einfach nicht mehr...

Sie ist seit bereits nun einigen Jahren depressiv. Es geht mal eine zeitlang gut dann folgt wieder eine schlimme Phase, die von Mal zu Mal schlimmer werden finde ich, dann weint sie und isst nicht und das Ganze. Es gab auch schonmal eine Zeit, in der sie dachte sie sei sterbenskrank und hätte Krebs. Da ist sie dann nicht mehr aus dem Bett aufgestanden, bis sie beim Arzt war und der ihr gesagt hat sie hat nichts.

Meine Freundin besitzt nun auch schon kein Selbstvertrauen mehr und pflegt keine einzige Freundschaft. Alle haben das satt, nur mich hat sie noch. Sie ist schon 31 und wohnt noch bei ihren Eltern, die einfach die Augen verschließen. Sie ist sehr unzufrieden mit ihrem Leben und geht nur arbeiten, schlafen, arbeiten, schlafen usw. Mehr passiert nicht in ihrem Leben.
Noch nicht mal Männer interessieren sie mehr. An eine Beziehung ist auch nicht zu denken so wie sie drauf ist!
Ein Teufelskreis!
Ich möchte sie nicht mehr so sehen, mir tut das so leid!

Leider ist es aber so, dass sie nicht findet, dass sie ein gesundheitliches Problem hat! Sie ist sauer mit mir und denkt, ich rede sie immer nur krank! Sie war einmal bei ihrem Hausarzt und hat dort eine Packung Antidepressiva bekommen und wurde nach Hause geschickt! Sie ist natürlich nie wieder hingegangen...ich bekomme sie nicht dazu, das sie akzeptiert das sie krank ist! Sie sagt immer nach einer überstandenen schlimmen Phase: Ach, mir gehts doch wieder gut jetzt, hat doch jeder mal ne schlechte Zeit!

Leute, ich kann nicht mehr. Ich bin in der letzten Zeit nur noch wütend auf sie und kann ihr Rumgejammer nicht mehr ertragen. Ich habe beruflich auch mit depressiven und burn-out-Patienten zu tun, und auch noch in meinem Privatleben...nee ich flipp aus und kann sie nicht mehr sehen.

Dabei weiß ich genau, sie kann nichts dafür und ich sollte eigentlich für sie da sein. Sonst verliere ich sie. Und sie ist dann ganz alleine mit ihrer sch.... Depression! Aber kann eine Freundschaft immer nur aus einer tapferen Privatpsychologin und einer sich-selbst-bedauernden armen Person bestehen?

Bitte....sagt was dazu...ich dreh noch durch....

LG, Anni


Nach oben

11.07.2011 11:27 • #1


JeanLucca
Hallo Anni.

Puh, da steckst Du aber in was fest. Ich kann mir das gut vorstellen wie Du Dich fühlst - einem Menschen helfen zu wollen und nichts greift. Ich glaube ich würde irgendwann genauso wütend werden, sie am liebsten packen und zum Arzt schleifen. Aber das geht ja nicht. Ich würde mir so hilflos vorkommen.

Ich bin jetzt kein Angehöriger, sondern ein Betroffener ohne Angehörige in der Nähe - aber ich wollte doch gern etwas schreiben.

Kannst Du Dir irgendwie vorstellen Deine Strategie zu verändern? Zum einen für Dich, damit Du Dich nicht mehr aufreibst. Und zum anderen weil Du ja mit all den Hilfsangeboten nicht weiter kommst.
Ich dachte an sowas wie einen Blickwinkelwechsel. Jetzt hast Du dauernd das Gefühl, bei jedem Besuch, das Du irgendeine Hilfe an die Frau bekommst!? Vielleicht erzeugt das bei Deiner Freundin schon sowas wie eine automatische Abwehrhaltung. Ich finde, genau wie Du, das Du die gar nicht knacken sollst, dafür sind Fachleute zuständig. Wie wäre es wenn Du sie besuchst ohne diesen Anspruch zu haben sie zu einer Hilfe zu bewegen. Einfach nur da sein. Einfach nur da sein weil Du Deine Freundin magst, und weil Du weisst das es zum Krankheitsbild gehört das Depressive über kurz oder lang ihr komplettes soziales Netz verlieren können.
Mein Gedanke dabei ist, das der Druck auf Beiden Seiten sinkt. Sie muss sich nicht mehr wehren.....und Du nicht mehr kämpfen. Und dann, irgendwann, wird sie bestimmt selbst ein Verlangen nach Hilfe entwickeln (Hoffentlich). So ist meine ungetestete These. Eine Idee halt. Ob es bei Dir überhaupt noch möglich ist weiß ich nicht.
Aber eine Zwangseinweisung wirst Du kaum begründen können. Dir bleibt irgendwie nichts anderes übrig als Dir eine Masche auszudenken, das sie von ganz allein sagt: Ich möchte jetzt Hilfe.

Mal ganz theoretisch. so als Gedankenspiel: Was würde Deine Freundin machen wenn ihre Eltern sie rausschmeissen? Sie drängen das sie auszieht. Kannst Du das irgendwie abschätzen?

Mehr fällt mir grad nicht ein. Ausser das Du ein echtes Goldstück bist.

Lieben Gruß, JeanLucca

11.07.2011 21:18 • #2


A


Hallo Anni82,

Beste Freundin ist depressiv - wie kann ich ihr helfen?

x 3#3


Knoten
Hallo Anni,

ich finde die Gedanken von JeanLucca sehr gut. Auch ich denke, das der Druck auf beiden Seiten reduziert werden muss. Es darf nicht immer im Mittelpunkt stehen.
Deine Freundin muss für sich herausfinden, dass sie Hilfe braucht. Auch wenn du siehst das es dringend notwendig ist, bringt das Drängen nur Gegenwehr hervor.

Mein Partner war letztes Jahr für einige Monate krank geschrieben, weil er sich selber eingestehen konnte, das er am Ende seiner Kraft war. Ich wusste das Wochen vorher, bin ja selber davon betroffen und habe ihn hin und wieder auf bestimmte Symtome hingewiesen. Ich habe ihm gesagt, dass er jedoch selber Entscheiden muss, ob er sich Hilfe holt oder nicht. Ab und an habe ich ein Buch rumliegen lassen, oder ihm von meinen Therapien erzählt, aber immer auf mich gemünzt nie auf ihn.
Es fing an sich selber darin zu sehen und das hat ihn auf den richtigen Weg gebracht. Seine Antidepressiva nimmt er auch jetzt noch, aber es geht ihm deutlich besser.

Vielleicht wäre eine Alternative mit deiner Freundin nicht über Sie zu sprechen, sondern über Patienten die du hast.
Wenn du die Kraft besitzt, versuche sie auf einen andere Art zu ihrer Krankheit zu führen.

Hast du mal ein Gespräch mit ihren Eltern darüber geführt?

LG, Knoten

12.07.2011 15:52 • #3


L
Hallo zusammen,
Meine beste Freundin ist nicht mehr die, die sie mal war. Ich unterhalte mich in letzter Zeit sehr oft mit ihrem Partner und bekomme selbst dies und das mit.
Also.
Sie ist eigentlich eine lustige, freundliche und immer gut drauf gewesene Person.
Das änderte sich von Zeit zu Zeit. Mittlerweile ist es so schlimm, das sie mir schon sehr leid tut.
Sie kam aus dem Erziehungsjahr, konnte nicht zurück zu ihrem alten Job. Sucht stets und ständig neue Arbeit. Eine Absage nach der anderen. Doch nie hat sie sich wirklich beschwert, war kurzzeitig geknickt und machte weiter.
Einmal, da war ich zu Besuch da, hatte sie eine Art. zusammenbruch, so würde ich es beschreiben. Aber seelisch. nicht körperlich. Ihr Freund hatte ihr gesagt das es ihm leid tut das er ihr nicht mehr unter die Arme greifen kann. Nicht mehr als er schon tut. Durch die Arbeit ist er den ganzen Tag weg und kommt erst zwischen 17 und 18 uhr nach Hause.
Jedenfalls meinte sie, im traurigen, wütenden Ton das sie nicht mehr kann. (Die kleine ist eine anstrengende Zicke die im moment testet was sie darf und was nicht. Und der große hat es zur Zeit auch faust dick hinter den Ohren).
Und so fing alles an. Seid diesem einen Zusammenbruch ist sie nicht mehr die alte.
Sie ist stets und ständig gereizt, andauernd müde und schlapp. Ihr Partner meinte sie isst auch anders als sonst. Ich und er, wir machen uns sorgen.
Wir würden ihr so gern helfen, aber sie sagt sie muss so viel erledigen. Die kinder, die Arbeitssuche usw.

Ich zitiere mal den letzten Satz von ihr: weißt du mein Mäuschen, es wäre alles viel einfacher wenn mal etwas positives kommen würde, nach dem ganzen schei.. Eine kleine positive sache. ich kann nicht mehr. Ich will einfach nur noch den ganzen Tag liegen, schlafen und Energie tanken. Ich komme früh nicht mal mit Energie aus dem Bett. Ich bin müde. Müde von dem ganzen kram. Ich krieg nichts mehr gebacken.

Sie tut mir so leid. Sie sieht so fertig aus.

16.11.2018 19:35 • #4


feyre
hi,erstmal finde ich es toll das du dich so um deine freundin sorgst.ich wünschte ich hätte auch so jemanden der sich um mich sorgt.
vielleicht kannst du deine freundin erstmal überzeugen das sie nicht muß?sie setzt sich unter zu großen druck das alles perfekt ist....so kommt es mir zumindest vor.
könntet ihr nicht 1x die woche einen mädelsabend machen ?wo sie nicht an zuhause und an die alltagssorgen denken muss?
und es ist ganz wichtig das sie sich vielleicht mal ihrem hausarzt anvertraut.
ich drück die daumen das sie für sich den richtigen weg findet

16.11.2018 21:33 • x 1 #5


E
Es könnte aber auch eine Depression sein, die durch die Geburt ausgelöst wurde.
Das muss nicht - soweit ich gelesen habe - sofort nach der Geburt zu merken sein.

Ich würde auch mal schauen das sie vielleicht zum Hausarzt geht - oder ihr mal unter dem Aspekt guckt, was man da machen kann.

17.11.2018 00:18 • x 1 #6


Pilsum
Hallo LittleSan,

es ist schön, wenn Du Dir Gedanken um Deine Freundin machst.
Helfen kann man anderen jedoch meistens nur sehr begrenzt.
Zitat:
Ich zitiere mal den letzten Satz von ihr: weißt du mein Mäuschen, es wäre alles viel einfacher wenn mal etwas
positives kommen würde, nach dem ganzen schei.. Eine kleine positive sache. ich kann nicht mehr.


Sagt dies nicht schon sehr viel?
Es hört sich so an, als wenn den täglichen Verpflichtungen gegenüber, zu wenig Ruhe,
wenig Schlaf und überhaupt positive Momente fehlen.

Aus welchen Dingen hat sie früher den größten Teil ihrer Anerkennung gezogen?
War das ihr Beruf?

Hast Du den Eindruck, dass es in ihrer Ehe einigermaßen stimmt?
Wie geht sie mit ihren Kindern um? Kann sie sich abgrenzen? Auch mal nein sagen?

Viele Punkte können ihre Zufriedenheit beeinflussen.

Viele Grüße

Bernhard

19.11.2018 00:50 • x 1 #7

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag