Meine Mutter - manchmal wünsche ich sie mir ganz weit weg...

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Hallo liebe Community,

meine Geschichte ist so lang, dass ich hier ewig schreiben könnte. Aber ich werde versuchen es so kurz wie nur möglich zu halten.

Als ich 11 Jahre alt war (heute bin ich 23) haben sich meine Eltern getrennt. Ich habe noch zwei kleine Schwestern, sie waren damals 9 und 1 Jahr alt. Ich bin mit meinen Schwestern und meiner Mutter damals ausgezogen. Bevor sie sich entgültig trennten war meine Mutter in einer psychosomatischen Klinik. Sie war drei Monate mit meiner kleinsten Schwester dort. Sie war damals 3 Monate dort. Es hat mich sehr verletzt als sie zu unseren Geburtstagen damals nicht nach hause kam (wo es nur noch um die letzte Woche in der Klinik ging). In der Klinik hat sie alles angenommen, was man ihr sagte. Das macht sie bis heute, auf andere Leute hören und sich dem anpassen, was derjenige der gerade vor ihr sitzt sagt. Sie ist sehr beeinflussbar auf diese bestimmte Weise. Also kam sie wieder nach hause und danach kam die Scheidung und unser Auszug. Die letzte Zeit zuhause war grauenhaft, ich sagte damals sogar selbst einmal zu meiner Mutter, dass ich das nicht mehr aushalte und weg laufe, wenn es nicht aufhört. Aber diese Geschichte wäre wieder eine eigene...

Ich versuche mal einen Rundumschlag zu machen:

Wir zogen aus und der Kontakt zu unserem Vater brach nach kurzer Zeit komplett ab. Warum? 1. War der Vater der böse, er war an allem Schuld (laut Mama). Heute sehe ich das mit anderen Augen, damals war es aus mancherlei Grund für mich auch einfach so. 2. Jedes mal, wenn wir unseren Vater besuchten durften wir uns danach von unserer Mutter Sätze wie diese anhören: ihr lasst mich alleine, geht doch zu eurem vater, ich will eh nicht mehr leben... usw.

Dann gab es da die regelmäßigen Ausraster. Wenn zuhause mal etwas kaputt ging...ohje... ich kann mich noch an eine Sache sehr gut erinnern, als eine von drei Porzelanenten von uns kaputt gemacht wurde, weil wir dummerweise in der Wohnung mit einem Ball spielten. Sie schrie und schmiss mit den Scherben um sich, sie rastete richtig aus und sagte das hab ich alles von MEINEM geld bezahlt, ihr macht mir alles kaputt! das leben ist schei. danach ist sie weg gelaufen. das ist sie schon öfter. sie sagt dann sie bringt sich um und geht. am anfang sind wir drei kinder noch alle hinterher gerannt, wobei es immer so war, dass die mittlere sich richtig an sie heftete. umso öfter es zu solchen fällen kam, je mehr kristallisierte sich ein verhalten unsererseits heraus: meine ganz kleine schwester saß da und hat herzzereißend geweint. es war schrecklich, sie hat manchmal kaum luft bekommen. ich hab sie dann meistens getröstet, weg gezogen, damit sie das alles nicht so mitbekommt. meine andere schwester ist meiner mutter hinterher, hat geheult, geschrien, sie angefleht.

So ging das bis heute bestimmt 10-15 mal. Wenn ich mal dachte es hat aufgehört passierte es wieder. Ich habe mich selbst in dieser Zeit komplett von meiner mutter distanziert, jedenfalls auf emotionale art: ich kann sie nicht mehr trösten, bin eigentlich ziemlich gemein, wenn sie mal wieder eine ihrer die welt ist bösetriaden anführt. in den arm nehmen kann ich sie schon seit jahren garnicht mehr. ich habe irgendwie allgemein verlernt jemanden in den arm zu nehmen oder in den arm genommen zu werden einfach nur um des guten gefühls wegen. ich lasse nur meinen freund einigermaßen an mich ran.

die ältere der beiden schwestern hatte immer probleme mit meiner mutter. sie streiteten fast täglich. sie hatten schreckliche außeinandersetzungen und gleichzeitig hat meine mutter sich unglaublich von meiner schwester beeinflussen lassen. vor ca. 1-2 jahre hat sie sie gegen meinen freund aufgehetzt, das war nicht mehr schön. das hörte erst richtig auf, als meine schwester auszog. allgemein ist meine mutter einfach unglaublich beeinflussbar, immer abhängig mit wem sie gerade viel zu tun hat. außerdem kümmert sie sich liebend gerne um das leben anderer menschen... nicht bösartig, aber sie regt sich ständig auf... andere mieter im haus putzen nicht, der macht das und das nicht....ich kann es manchmal echt nicht mehr hören....

als meine schwester auszog war das für meine mutter nicht so schlimm wie erwartet. sie war glaube ich froh um die damit eingekehrte ruhe. weil ich aber immer die ruhige und zurückhaltende war, habe ich immer alle schimpfergüße von ihr abbekommen und das ist jetzt noch viel schlimmer, weil jetzt fast ALLES auf mich zurück fällt, da meine kleine schwester erst 12 ist. obwohl auch diese total viel abbekommt. außerdem kontrolliert sie am liebsten alles und jeden, besonders meine kleine schwester. diese hat einen schaden von dem allen davon getragen.. sie spricht nicht mit anderen menschen. das hatte sie als sie so 4 war auch mal im kindergarten. sie hat nur mit meiner mum und ihren schwestern geredet. heute redet sie zwar mit verwandten etc die sie öfter sieht, aber sonst mit niemanden. sie hat keine einzige freundin und spricht auch in der schule nichts! man kann sich das nicht vorstellen, aber es ist so. mich belastet das unglaublich, denn wenn ich meine mama darauf anspreche sagt sie immer nur ja, beim nächsten arztbesuch spreche ich es an.... das hätte längst passieren müsse. ich habe auch oft ein schlechtes gewissen gegenüber meiner kleinen schwester, weil ich denke ich müsste ausgleichen, was meine mutter verpasst. aber ich habe doch auch noch mein eigenes leben.

mein freund sagt ständig ich muss zuhause raus, meine mutter ist davon überzeugt, dass ich zuhause wohnen bleibe bis ich mit studium fertig bin (in 3,5 jahren...) das will ich auf keinen fall! aber ich kann mir momentan auch nicht vorstellen auszuziehen, weil ich denke, ich lasse dann meine kleine schwester im stich.

inzwischen reden meine eltern wieder miteinander (seit 2 jahren). mein vater besucht uns regelmäßig, er sagt selbst meine mutter ist noch schlimmer als früher. sie ist zwar lange nicht mehr weg gelaufen oder hat was von sterben geredet, aber sie wurde dieses jahr wegen einer refluxerkrankung operiert und hat außerdem eine störung des lymphsystems in den beinen. sie ist ziemlich dick und ständig geht es ihr nicht gut. seit sie mitte des jahres operiert wurde, muss sie sich ständig ausruhen und hinlegen...eigentlich geht es ihr gesundheitlich aber wieder echt gut! und erzählt mir dann immer, warum ich zuhause denn nicht putze und mache... aber sie macht nichts (wir haben getrennte stockwerke, ich kümmere mich um meines mit meiner kleinen schwester sehr gut!!!) wenn ich in der gemeinsamen küche etwas anfasse, ist es meistenseh nicht recht, wie ich es mache. sogar die spülmaschine wird meistens wieder ausgeräumt, wenn ich einräume, weil ich ja nicht genug geschirr reinbekomme.

wenn ich so drüber nachdenke, muss ich und auch meine kleine schwester, dauernd hören, was wir falsch machen, aber richtig machen können wir auch nichts.
bei uns im ort war vor einer woche weihnachtsmarkt, dafür hat sie hunderte, tausende plätzchen gebacken... schön und gut, da sieht es eben auch einige zeit entsprechend in der küche aus. aber jeden tag, wenn sie von der arbeit heim kommt ich halt es nicht aus wies hier aussieht, warum tut denn keiner was.......... (???)

ich könnte so viele episoden erzählen, aber dann wird das hier ein ganzes buch....

ich habe mich ehrlich gesagt bis heute nie ausgetauscht. nur drei enge freunde un mein freund (seit 3 jahren zusammen) wissen, wie schlimm es wirklich ist.

achja, in therapie ist sie, aber worüber sie da redet hab ich keine ahnung. jedenfalls fällt mir keine verhaltensänderung auf.
hoffentlich versteht man alles, ich merke gerade, dass ich irgendwann keine groß- und kleinschreibung mehr beachtet habe.

nun höre ich an dieser stelle mal auf, bevor es zu viel wird!

ich freue mich auf jede geschichte, jeden rat und alles andere... denn langsam mache ich mir sorgen, dadurch ein stück von mir selbst zu verlieren, auch in bestimmte muster zu verfallen oder ähnliches...

herzliche grüße an euch alle da draußen!

minime

11.12.2013 20:42 • #1


Knoten
Hallo minime,

Bisher hat das Leben dir keine leichten Aufgaben gegeben. Das ist mal klar!

Du bist nun Volljährig und damit kannst du frei über dein Leben entscheiden. Alles was du tust, ist eine bewusste Entscheidung von dir.
Ich kann gut nachvollziehen, dass du deine kleine Schwester nicht alleine lassen möchtest, darum ich es keine leichte Entscheidung zu bleiben oder zu gehen.

Um ganz ehrlich zu sein, frage ich mich, warum ihr euch nie an das Jugendamt gewendet habt.
Auch der Kontakt zu euren Vater... war es so schwierig Kontakt herzustellen und um Hilfe zu bitten?
In Schulen gibt es Vertrauenslehrer, die bei solchen Problemen auch eine helfende Hand sind.

Das deine Schwester in der Schule nicht mehr spricht, muss doch den Lehrern auffallen.

Wäre ich in deinen Schuhen, würde ich mir schleunigst Hilfe holen. Für euch beide! Niemand zwingt euch dazu, euer Leben so weiterzuführen. Wenn es wirklich so schlimm ist wie du es schilderst, solltest du das schon alleine für deine kleine Schwester tun. Du bist dir ja bewusst, dass es für die Kleine eigentlich unzumutbar ist. Das sie leidet zeigt ja schon alleine die Tatsache, dass sie nicht mehr spricht.

Auch für dich ist die Belastung extrem Hoch. Wie lange möchtest du das noch durchhalten?

12.12.2013 17:44 • #2

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