Liebe Lucania,
natürlich wäre es Dir lieber, Du würdest Dich irren, denn der Tatsache, von jemandem, der Dich doch eigentlich hätte beschützen und wertschätzen und respektieren usw. sollen, misshandelt und benutzt worden zu sein, ins Gesicht zu sehen, ist schwer auszuhalten. Ganz zu schweigen von der Wut, die Du zu recht auf den Typen hast und mit der mensch oft gar nicht weiß, wohin. Und diese Scham, denn meist schämt sich das Opfer und nicht der Täter, das beschmutzte Opfer. Warum solltest Du Dir also ausdenken oder einbilden, S. misshandelt worden zu sein, was hättest Du davon? Und ginge es Dir heute so, wie es Dir geht, wenn es nicht passiert wäre? Natürlich kannst Du Dich nicht wirklich erinnern, wenn Dir dergl. vor Deinem dritten oder vierten Lebensjahr angetan worden ist, aber Dein Körper erinnert sich, und Dein Verhalten und Deine späteren Empfindungen spiegeln das Erlebte, also wenn Du getriggert und von Dir unerklärlichen und scheinbar unangemessenen Gefühlen überwältigt wirst. Ich kenne diese Zweifel an der eigenen Wahrnehmung, die letztlich Täterverhalten ist, denn die haben Interesse daran, dass Du Dir selbst nicht traust. Enorm wichtig ist wenigstens ein Mensch, der Dir sagt Ich glaube Dir! Ich habe so einen Menschen (neben zahlreichen Beweisen), und muss diesen Satz immer wieder hören, weil ich immer wieder von Schuldgefühlen geplagt werde, dass ich solche Geschichten über meine Eltern erzähle. Manchmal wäre es mir lieber und eher auszuhalten, wenn ich diejenige wäre, die so krank und perv. ist, dass sie sich so was ausdenkt, denn dann muss ich nicht einsehen, wie krank und perv. meine Eltern gewesen sind. Und ich müsste die Ohnmacht nicht ertragen, das Ausgeliefertsein, heute nicht mehr an meine Eltern, wohl aber an meine Flashbacks. Es hilft, immer wieder davon zu erzählen, es aus sich raus zu erzählen. Irgendwann stellen sich dann auch die dazugehörigen Gefühle ein. Und nach viel Trauer, Wut usw. geht es aufwärts, dann haben die Täter nicht mehr so viel Macht, dann ist alles klar und Dir auch die Sicht auf die Zukunft. Ehrlich! Ich weiß, wovon ich rede, und möchte Dich bestärken in Deiner Wahrnehmung. Mach Dich auf den Weg! Er ist lang, beschwerlich und nicht immer gerade, Du wirst Hilfe brauchen.
Liebe Grüße,
Humpelhenne
23.05.2012 18:50 •
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