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Hildegard
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Hallo zusammen,
ich würde mich gerne mit euch zu folgendem Thema austauschen:
Es heißt doch immer, man solle lernen, sich abzugrenzen und Nein zu sagen, wenn man merkt, dass die Aufgabendichte, die man auf der Arbeit hat, unentwegt anwächst, ohne dass mehr Personal eingestellt wird und/oder z. B. technische Arbeitserleichterungen geschaffen werden.
Was aber ist, wenn man nach mehreren körperlichen und psychischen Tiefpunkten dann tatsächlich anfängt, sich abzugrenzen und einzufordern, dass die Arbeitslast reduziert wird?
Mein Chef hat zwischendurch mal gesagt, dass er sich darum kümmert, aber bislang wurde keine weitere Stelle und auch keine anderweitige Erleichterung geschaffen. Im Gegenteil erzählt er zwischendurch, dass demnächst weitere neue Aufgaben kommen werden. Es ginge um das Überleben der Abteilung. Anders ginge es nicht. Die Produkte, mit denen ich von der Entstehung bis in den Vertrieb zu tun habe, haben sich seit meinem Eintreten in die Firma verdreifacht. Das Personal bleibt konstant.
Zu den Kollegen: Ich habe auf meinem Posten einige Alleinstellungsmerkmale und kann nicht wesentliche Aufgaben an andere delegieren. Nur merke ich: Manche Kollegen sind so eiskalt - sie schmieren es mir aufs Brot, dass mein Leistungsabbau auffällt. Je nachdem, mit dem ich es zu tun habe, wird es mir zur Last gelegt, dass ich nicht alles einfach so wegarbeite, als ob wir noch der kleine Betrieb wären, der wir zu meiner Anfangszeit waren. Im Bereich X müsse man mal wieder etwas tun. . Wann wird denn Y endlich mal erledigt? Und Lästereien gibt es mit Sicherheit auch hinter meinem Rücken. Das betrifft Gott sei Dank nur einen Teil der Kollegen, aber insgesamt fehlt mir eine Gruppe, mit der ich meine Interessen gemeinsam vertreten kann. Ich hatte mal versucht, mich einer Gruppe von Kollegen, die natürlich ebenfalls eine immer höhere Arbeitslast haben, anzuschließen, als sie eine Beschwerde formulierten, aber die wollten das dann nicht, weil ich formal direkt dem Chef anhänge, was sie nicht tun. Sie wollten ihr Anliegen von meinem Ansinnen weiterhin getrennt sehen, was mich sehr getroffen hat. Ich fühlte mich dann noch isolierter und hatte das Gefühl: Wenn ich das allein durchziehen muss und die als Gruppe auftreten, dann wird mein Anliegen noch weniger gesehen. Es geht einfach unter. Vielleicht liegt es daran, dass ich die einzige Frau mit Vollzeitstelle auf mittlerer Ebene bin und nur einen Partner, also keine Kinder habe. Vielleicht meint irgendwer, dass ich unter diesen Umständen doch arbeitstechnisch voll durchheizen könnte und das auch immer so wollte (Klischee der Karrierefrau, obwohl ich Karriere für das, was ich da habe und mache, sowieso zu hoch gegriffen finde, aber es geht ja um eine Klischeevorstellung, die möglicherweise in einzelnen Köpfen mitschwingt).
Der Verstand sagt mir, dass objektiv betrachtet nicht möglich ist, das Pensum in der regulären Arbeitszeit zu schaffen und das ich volle Arbeitnehmerrechte habe. Wenn ich meine gesamten Urlaubsansprüche und meine Überstunden abbauen könnte, könnte ich in der Summe ein halbes Jahr aussetzen. Der Vestand sagt mir auch, dass meine Gesundheit davon abhängt, dass ich in tragfähigen Strukturen meine eigentliche Leistung abrufen kann. Die Zweifel, die an mir nagen, weil einfach die Wertschätzung fehlt, wollen mich umgekehrt immer wieder in die Richtung ziehen, endlich wieder zu funktionieren. Warum habe ich so elendig abgebaut? Warum bin ich nicht stärker und besser? Dieser Widerstreit tobt praktisch täglich in mir, und das z. B. auch heute, an einem Samstag.Ich kann die Gedanken auch in der Freizeit nicht abstreifen.
Nun ist es so, dass ich vor Jahren schon mal voll ausgebrannt bin. Das war auf einer anderen Stelle bei einem anderen Arbeitgeber - und ich weiß noch, was für eine Talsohle ich damals erreicht hatte und in welch einem Niemandsland ich mich ziemlich lange befand, ehe ich was Neues fand und langsam und nicht unbedingt stetig wieder mehr Selbstvertrauen fasste. Diesen Kreislauf will ich nicht erneut durchmachen. Allein der Gedanke deprimiert mich zutiefst.
Ich will stattdessen erfahren, wie man lernt, sich da, wo man längst ist, wirklich erfolgreich abzugrenzen. Es kann doch nicht sein, dass man von einer Erfahrung dieser Art früher oder später in die nächste kommt und das Ganze nur durch einen Totalzusammenbruch oder durch eine Flucht vermeintlich zu lösen ist. Die Probleme kommen doch immer wieder. Welcher Baustein im Verhaltensrepertoire oder an innerer Haltung fehlt mir, um die Sache zu einem Erfolg zu machen? Mein Partner sagt, ich solle lernen, einfach ebenfalls eiskalt zu agieren und darauf zu sch*****, was andere denken. Wenn der Arbeitstag erledigt ist, Stift fallen lassen, nach Hause gehen. Ist es das? Muss man das nur lange genug machen und die Sache wird besser?
Viele Grüße
Hildegard
ich würde mich gerne mit euch zu folgendem Thema austauschen:
Es heißt doch immer, man solle lernen, sich abzugrenzen und Nein zu sagen, wenn man merkt, dass die Aufgabendichte, die man auf der Arbeit hat, unentwegt anwächst, ohne dass mehr Personal eingestellt wird und/oder z. B. technische Arbeitserleichterungen geschaffen werden.
Was aber ist, wenn man nach mehreren körperlichen und psychischen Tiefpunkten dann tatsächlich anfängt, sich abzugrenzen und einzufordern, dass die Arbeitslast reduziert wird?
Mein Chef hat zwischendurch mal gesagt, dass er sich darum kümmert, aber bislang wurde keine weitere Stelle und auch keine anderweitige Erleichterung geschaffen. Im Gegenteil erzählt er zwischendurch, dass demnächst weitere neue Aufgaben kommen werden. Es ginge um das Überleben der Abteilung. Anders ginge es nicht. Die Produkte, mit denen ich von der Entstehung bis in den Vertrieb zu tun habe, haben sich seit meinem Eintreten in die Firma verdreifacht. Das Personal bleibt konstant.
Zu den Kollegen: Ich habe auf meinem Posten einige Alleinstellungsmerkmale und kann nicht wesentliche Aufgaben an andere delegieren. Nur merke ich: Manche Kollegen sind so eiskalt - sie schmieren es mir aufs Brot, dass mein Leistungsabbau auffällt. Je nachdem, mit dem ich es zu tun habe, wird es mir zur Last gelegt, dass ich nicht alles einfach so wegarbeite, als ob wir noch der kleine Betrieb wären, der wir zu meiner Anfangszeit waren. Im Bereich X müsse man mal wieder etwas tun. . Wann wird denn Y endlich mal erledigt? Und Lästereien gibt es mit Sicherheit auch hinter meinem Rücken. Das betrifft Gott sei Dank nur einen Teil der Kollegen, aber insgesamt fehlt mir eine Gruppe, mit der ich meine Interessen gemeinsam vertreten kann. Ich hatte mal versucht, mich einer Gruppe von Kollegen, die natürlich ebenfalls eine immer höhere Arbeitslast haben, anzuschließen, als sie eine Beschwerde formulierten, aber die wollten das dann nicht, weil ich formal direkt dem Chef anhänge, was sie nicht tun. Sie wollten ihr Anliegen von meinem Ansinnen weiterhin getrennt sehen, was mich sehr getroffen hat. Ich fühlte mich dann noch isolierter und hatte das Gefühl: Wenn ich das allein durchziehen muss und die als Gruppe auftreten, dann wird mein Anliegen noch weniger gesehen. Es geht einfach unter. Vielleicht liegt es daran, dass ich die einzige Frau mit Vollzeitstelle auf mittlerer Ebene bin und nur einen Partner, also keine Kinder habe. Vielleicht meint irgendwer, dass ich unter diesen Umständen doch arbeitstechnisch voll durchheizen könnte und das auch immer so wollte (Klischee der Karrierefrau, obwohl ich Karriere für das, was ich da habe und mache, sowieso zu hoch gegriffen finde, aber es geht ja um eine Klischeevorstellung, die möglicherweise in einzelnen Köpfen mitschwingt).
Der Verstand sagt mir, dass objektiv betrachtet nicht möglich ist, das Pensum in der regulären Arbeitszeit zu schaffen und das ich volle Arbeitnehmerrechte habe. Wenn ich meine gesamten Urlaubsansprüche und meine Überstunden abbauen könnte, könnte ich in der Summe ein halbes Jahr aussetzen. Der Vestand sagt mir auch, dass meine Gesundheit davon abhängt, dass ich in tragfähigen Strukturen meine eigentliche Leistung abrufen kann. Die Zweifel, die an mir nagen, weil einfach die Wertschätzung fehlt, wollen mich umgekehrt immer wieder in die Richtung ziehen, endlich wieder zu funktionieren. Warum habe ich so elendig abgebaut? Warum bin ich nicht stärker und besser? Dieser Widerstreit tobt praktisch täglich in mir, und das z. B. auch heute, an einem Samstag.Ich kann die Gedanken auch in der Freizeit nicht abstreifen.
Nun ist es so, dass ich vor Jahren schon mal voll ausgebrannt bin. Das war auf einer anderen Stelle bei einem anderen Arbeitgeber - und ich weiß noch, was für eine Talsohle ich damals erreicht hatte und in welch einem Niemandsland ich mich ziemlich lange befand, ehe ich was Neues fand und langsam und nicht unbedingt stetig wieder mehr Selbstvertrauen fasste. Diesen Kreislauf will ich nicht erneut durchmachen. Allein der Gedanke deprimiert mich zutiefst.
Ich will stattdessen erfahren, wie man lernt, sich da, wo man längst ist, wirklich erfolgreich abzugrenzen. Es kann doch nicht sein, dass man von einer Erfahrung dieser Art früher oder später in die nächste kommt und das Ganze nur durch einen Totalzusammenbruch oder durch eine Flucht vermeintlich zu lösen ist. Die Probleme kommen doch immer wieder. Welcher Baustein im Verhaltensrepertoire oder an innerer Haltung fehlt mir, um die Sache zu einem Erfolg zu machen? Mein Partner sagt, ich solle lernen, einfach ebenfalls eiskalt zu agieren und darauf zu sch*****, was andere denken. Wenn der Arbeitstag erledigt ist, Stift fallen lassen, nach Hause gehen. Ist es das? Muss man das nur lange genug machen und die Sache wird besser?
Viele Grüße
Hildegard