Muss immer den Teller leer essen - Übergewicht Familie

U
So nachdem ich mich ein wenig über mich und meiner Gewichtszunahme hier über mich schimpfend ausgetobt hatte, schreibe ich mal mit den Schwestern weiter...

Auch abends brachte man mir etwas Püriertes. Buaaah, wie ich püriertes Essen hasse. Und hallo sehe ich aus wie eine zahnlose Oma??? Wollten die mich hier mit dem Zeugs hier quälen?
Nein, schwester, auf der Intensiv durfte ich weißbrot essen. Das können Sie mir echt nicht antun. Noch einmal diese Pampe, und ich verweigere das Essen, nahm ich mir vor.
Am nächsten tag setzte mir Schwester Pampe, das war die mich fütternde Schwester vom Vortag, die hat jetzt den Namen Schwester Pampe weg, eine Haferflockenmilchsuppe vor. Meine Güte!
Hallo, wollen Sie mich mit püriertem Essen quälen? fauchte ich nun wütend, ich hatte doch gestern gesagt, dass ich auf der Intensiv schon weißbrot mit Marmelade essen konnte, und jetzt kommen sie mir mit Altenpflegekost für Zahnlose. Wo bin ich hier bloß gelandet? Kommentarlos verschwand die Schwester mit der Suppe.
Eine andere Schwester brachte mir brötchen, schmierte es mir. Aber - meine Güte - wie dick strich sie da die Butter drauf? Die Butter reichte für 2 Brötchen, doch das ganze Paket kam auf eines. Die wollen dich hier fett machen, mästen. Heute abend streiche ich mir das Brot selber.
Das trainerte dann auch wenigstens die Motorik meiner Hände, die durch das Koma eine Krallenform angenommen hatten.
In der Tat schmierte ich von dem Zeitpunkt die brötchen alleine - so dass man eher die butter erahnte als sah...

27.04.2010 14:22 • #31


U
Nachdem ich nun wieder seit 5 Wochen daheim bin, habe ich wieder die fäden in der Hand, was mein essverhalten angeht. Ich persönlich bin froh darüber. Mal objektiv gesehen ist das natürlich nicht so gut, wenn jemand, der eine ES hat, wieder ohne jegliche Kontrolle von außen ist. Aber ich habe ein normales Gewicht, aber mir ist das noch zuviel.
Kontrolle behalten - das ist ja bei mir so ein Thema. Die gebe ich nicht gerne aus der Hand.
Eben habe ich Familien im brennpunkt gesehen. dort ging es um eine Familie, wo die Kinder übergewichtig sind. Der vater übernahm Verantwortung und motivierte seine Kinder zum abnehmen. Dies war insofern erforderlich, weil der Sohn mit 15 an Diabetes erkrankt war. Doch die Mutter steuerte dagegen und verführte die Kinder mit Süßigkeiten und Fast Food. Deswegen hatte der Junge auch anfangs Schwierigkeiten, seine Ernährungsumstellung durchzuziehen und auch vor seiner Mutter zu verteidigen.
Okay, die Familie macht es halt auf gesündere Art und Weise als ich. Doch die Gemeinsamkeiten liegen auf der Hand. Man kämpft um die Kontrolle, kämpft gegen die Widersacher an.
Während ich mir diese Story ansah, tobten in mir die Gefühle. Man will was für sich erreichen und wird immer sabotiert. Wut war in mir. Im Krankenhaus hatte ich auch die Kontrolle über mein essverhalten verloren, hatte überdies Cortison bekommen, hatte Psychopharmaka, die Schwestern bekamen mit, dass ich zu wenig aß. Waren Untersuchungen angesetzt, wo ich nüchtern bleiben musste, bekam ich gar eine Nährstoff-Infusion. Dabei trieben cortison, Psychopharmaka, die Langeweile und die Kontrolle durch die Schwestern das verdammte essen in mich hinein. Vllt. letzteres weniger, aber durch mein anfängliches nichts essen war die Aufmerksam auf mich gerichtet.
Aber wer kann schon essen, wenn es zum einen pürierte Kost gibt? Und wer kann beim Anblick eines verhassten toiletten-rollstuhls essen? Da muss man nicht mal eine ES haben.
Klar, irgendwann war der Klo-Rolli raus, und ich verlor die Kontrolle über mein Essverhalten, und ich hasste mich dafür. Und ich fühlte mich von meiner Freundin verraten, dass sie meine Bulimie-Opfer (Süßigkeiten aus meiner Wohnung) anschleppte, und zwar schleppte sie mir ALLE Süßigkeiten an. Dann brachte sie auch noch die Ultra-Fettmacher an Süßigkeiten mit, Vollmilch-Schokolade, Marzipan-Ostereier). Und als da wirklich wieder Hunger war, habe ich verhasste verfressene Kuh, die Sachen in mich reingestopft. Okay, dafür dass ich die Kontrolle über mich verliere kann meine freundin nichts. Aber sie sollte ein Nein respektieren. Das ist ein ziemlicher Machtkampf. Sie weiß, dass ich Bulimie habe. Aber sie hilft mir nicht, indem sie mich mit Süßigkeiten versorgt. Mag sein, dass sie mir eine Freude machen will. Aber sie ist eine FREUNDIN und keine THERAPEUTIN. Einmal saß sie im Krankenhaus beim Essen dabei. Schon als Kind hatte ich systematisch erst meinen Lieblingspart gegessen, z. B. wenn ich das Gemüse am liebsten aß, war es als erstes weg. Dann kamen die Kartoffeln, dann das Fleisch. Die Reihenfolge verriet, was ich am liebsten davon aß.
Doch bei ihr kam ich mir vor wie ihr kind.
Jetzt ess auch mal von dem Gemüse. Zudem saß da auch noch die Zimmerkollegin dabei. Wie gesagt, ich kam mir bevormundet vor und zugleich bloß gestellt. Doch wieder sagte ich nichts, weil ich dachte, sie meint es halt gut.
Im Moment habe ich mich so ziemlich von ihr zurückgezogen, weil ich in der freundschaft Dinge entdecke, die mir nicht so gefallen, die mich gar triggern. Und ich will diese Machtkämpfe nicht mehr.
So, ich bin gleich zum Line dance Training.
Wünsche noch einen schönen Abend.
LG
Ute

18.06.2010 17:03 • #32


A


Hallo Ute71HB,

Muss immer den Teller leer essen - Übergewicht Familie

x 3#3


U
Hey, habe hier schon lange nicht mehr geschrieben.

Inzwischen ist es mir auch gelungen, seit dem 10. Juli nicht mehr zu erbrechen. Allerdings esse ich nun sehr wenig, durchschnittlich nur knapp ein drittel meines Tagesbedarfs am tag. Ist auch nicht das Gesündeste, aber dadurch bleibt wenigstens das erbrechen weg, und ich quäle mich damit nicht mehr so. Zudem kriege ich bei der Hitze auch nicht viel runter. Klar einzelne rückfälle sind nicht ausgeschlossen.

Da ist die Angst vor dem Zunehmen. Stelle ich mich auf die Waage und habe dann zugenommen, bricht für mich eine welt zusammen. Ich hasse mich dann noch mehr. Geht es im Leben nur ums essen? Essen hier, Essen da! Ja, Essen ist zum Überleben da. Genießen? Ja, je weniger, umso leichter fällt es mir zu genießen. Genuss ohne Reue, darauf kommt es mir an. Doch je mehr ich in meinem Online-Ernährungstagebuch notieren muss, je mehr denke ich, verfressen zu sein. Dann überlege ich, ein roggenbrötchen durch Knäckebrot zu ersetzen. Butter lasse ich ganz weg bei frischkäse, der ist auch light. Ein eis? Ja, dann aber wassereis.

Am Samstag waren meine Freundin und ich zum grillen eingeladen. Dort hatte jeder was mitgebracht: Salate für alle und das Fleisch, was sie essen wollten. Im Online-Ernährungstagebuch hatte ich vorher gecheckt, welche Bratwurst die wenigsten Kalorien hatte. Ja, samstag stand so ein wenig mehr in diesem Tagebuch, doch ich blieb wenigstens bei der Hälfte des tagesbedarf.

Am samstag war es ein wenig kühler, ich fror und zog meine Sweat-Jacke über. Meine Freundin frage: Du frierst? Ja. Dann musst du zunehmen. GRRRRH!!! HORROR!!! Einen teufel werd ich! Eher friere ich weiter oder ziehe mir einfach wie andere auch was über. Ich habe Normalgewicht, bin gar noch vom Idealgewicht (=mein wohlfühlgewicht) noch etwas entfernt, wenn man bedenkt, wie langsam das abnehmen bei mir geht. Und ich mach mir doch nicht kaputt, was ich so mühevoll erarbeitet habe!

Sie selbst hat etwas Übergewicht, hat aber nicht solche wuchtigen beine wie ich. Okay, ich habe Normalgewicht, fühle mich aber noch nicht wohl mit mir. Na ja, ob ich das je werde?

19.07.2010 18:26 • #33


U
Was habe ich nur für einen Sch**ss-Körper??? Da nehme ich nicht mehr als einen Drittel meines Tagesbedarfs zu mir - Und werde FETT! Fett, fett, fett!!! Ich hasse meinen bekloppten Körper!!! Mann ich habe so eine Wut darüber, dass ich austicken könnte. An der Waage habe ich keine Zweifel, ich glaube, würde ich eine andere anschaffen, würde die auch nichts anderes anzeigen. Ich kann einfach nicht mehr. Es ist, als wenn ich Pizza, Schokolade, Gummibärchen, Kekse Chips mund anderes fastfood in mich reinstopfen. So sehr nehme ich zu! Aber ich esse nur Gemüse, Knäckebrot, notiere jeden Krümel mit kcal zur Kontrolle. Sündigen unterdrücke ich mir. Aber das nützt ALLES nichts! Aber jetzt wieder eine FA vor frust kriegen, bringt auch nichts.
Aber meine Riesen-Wut kriege ich nicht im griff.

20.07.2010 19:01 • #34


G
Zitat von Ute71HB:
Geht es im Leben nur ums essen? Essen hier, Essen da! Ja, Essen ist zum Überleben da. Genießen? Ja, je weniger, umso leichter fällt es mir zu genießen.

Nein, es geht nicht nur um das Essen. Die meisten denken nicht einmal darüber nach. Aber du tust ist. Das ist das Geheimnis einer ausgewachsenen Essstörung.

20.07.2010 19:28 • #35


U
Das ist wohl wahr.

Aber im gegensatz zu mir nehmen die anderen bei so einer geringen Menge ab, ich nehme zu. Mein Körper reagiert echt nicht normal, wenn man son Ding noch Körper nennen soll. Dabei unterschlage ich beim Kontrollieren und aufschreiben nichts.

21.07.2010 06:33 • #36


A
Hej Ute,

ich kenne das Phänomen. Und ich vermute inzwischen, dass es wirklich mit einem Sparstoffwechsel zu tun hat. Und eventuell Wassereinlagerungen. Ich habe vor vier Jahren auch mal eine Phase gehabt, in der ich das Essen wieder maximal reduziert habe. Und ich habe zwei Kilo zugenommen. Irgendwann würde sich der Effekt wahrscheinlich umkehren. Aber bis dahin war es so. Und ich habe nur scheinbar gesunde Dinge gegessen-viel Obst und Salat. Das hat zu massiver Wasserspeicherung geführt. Es war eine riesengroße Überwindung, wieder mehr zu essen. Und vor allem gekochte Dinge. Aber es hat sich sofort alles verändert.

Mal abgesehen davon, dass es dir wahrscheinlich gut täte, etwas zuzunehmen...Aber so ist es irgendwie doppelt kontraproduktiv.
Kannst du mit jemandem darüber reden?

Anna

21.07.2010 07:01 • #37


U
Hey Anna,
ich sehe mich nicht nur selbst als nicht dünn an, sondern objektiv und auch medizinisch gesehen habe Normalgewicht, lt. BMI sogar leichtes Übergewicht. Weil ich hier keine Gewichtsangaben machen darf, darf ich den BMI wohl auch nicht nennen.
Hmm, Wassereinlagerungen, ich dachte, die treten nur dann auf, wenn man völlig in der Magersucht drin steckt. Na, ich frage mich immer noch, ob MaSu im Kopf beginnt, mit dem Denken eben oder dem BMI 17.
LG
Ute

21.07.2010 10:46 • #38


A
Hej,

hier ist der Tagebuchbereich. Da darfst du alles ;-) Wir haben damals zum Schutz einiger User die Regel eingeführt, keine Angaben zu machen. Sogar im öffentlichen Bereich ist es nicht mehr gültig. Dort herrscht nur noch die BItte, sparsam mit Zahlen umzugehen und sie als Wort zu schreiben.
Also, ich bin überzeugt, dass Magersucht nicht nur auf der Waage zu sehen ist. Selbst, wenn die noch im Normalbereich ist, kann die Dynamik der Krankheit im Kopf manifestiert sein. Und das ist allein ist ausreichend, um von Krankheit zu sprechen. Ich würde mich selbst nach wie vor als essgestört beschreiben, auch wenn ich schlank und nicht dünn bin; medizinisch und objektiv eine sehr gute Figur habe. Darum allein geht es nicht.

Essstörungen sind schließlich ein Versuch der Problembewältigung, wie andere Symptome auch. Sie verselbständigen sich bloß, bzw. werden mit ihren körperlichen Folgen immer schlimmer. Ich meine das so, dass die Krankheit im Kopf beginnen kann; z.B. als Reaktion auf Traumata, Stress, Depressionen oder was auch immer. Die körperlichen Folgen machen dann aber alles noch schlimmer und wirken auch wieder auf die Psyche- wenn mein Körper keine Kraft hat, hat mein Geist auch keine.

Wie gehst du momentan mit dir und der Essstörung um?

Gruß Anna

21.07.2010 11:26 • #39


A


Hallo Ute71HB,

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U
Hey Anna,

hm, wie gehe ich mit mir um? Nicht wirklich gut, um es mal seeehr freundlich auszudrücken. Habe eine ablehnende Haltung gegenüber meinem Körper und mir selbst. Wie du ja schon gelesen hast, hasse ich meinen Körper. Besonders unterhalb der Gürtellinie, so dass ich froh bin, meinen Ar*** nicht sehen zu müssen.

Dazu kommt noch mein Behindertenstatus, der jedem, wenn ich laufe, auffällt, oder wenn ich versuche etwas zu erkennen. Dafür kann ich zwar nichts, aber diese Behinderungen wurden mir schon mit so viele Ablehnungen von meinem Umfeld quittiert, dass ich mich auch dafür hasse oder den status halt. Ich reagiere auch verärgert, wenn man mich mit dem behindertsein konfrontiert. Ja, das ist auch ein grund, der mich hungern lässt, will mich reduzieren, will damit nicht gesehen werden.

Mit der ES lebe ich quasi. Angst vor Gewichtszunahme + Gegensteuern mit allen möglichen Mitteln. Was nicht typisch ist, dass ich überwiegend die Waage meide. Habe zu sehr Angst vor dem Ergebnis. Jetzt hatte ich es doch gewagt vor ein paar Tagen, und da zeigt sie mehr an, als möglich sein müsste. Jetzt habe ich da erst mal keinen Blick mehr für die Waage.

Wenn du selbst schon alles durchgemacht hast, was ich ja aus deinem Posting herauslese, wirst du fast alles von dir selbst schon kennen.

LG
Ute

22.07.2010 07:10 • #40

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