Nachdem ich nun wieder seit 5 Wochen daheim bin, habe ich wieder die fäden in der Hand, was mein essverhalten angeht. Ich persönlich bin froh darüber. Mal objektiv gesehen ist das natürlich nicht so gut, wenn jemand, der eine ES hat, wieder ohne jegliche Kontrolle von außen ist. Aber ich habe ein normales Gewicht, aber mir ist das noch zuviel.
Kontrolle behalten - das ist ja bei mir so ein Thema. Die gebe ich nicht gerne aus der Hand.
Eben habe ich Familien im brennpunkt gesehen. dort ging es um eine Familie, wo die Kinder übergewichtig sind. Der vater übernahm Verantwortung und motivierte seine Kinder zum abnehmen. Dies war insofern erforderlich, weil der Sohn mit 15 an Diabetes erkrankt war. Doch die Mutter steuerte dagegen und verführte die Kinder mit Süßigkeiten und Fast Food. Deswegen hatte der Junge auch anfangs Schwierigkeiten, seine Ernährungsumstellung durchzuziehen und auch vor seiner Mutter zu verteidigen.
Okay, die Familie macht es halt auf gesündere Art und Weise als ich. Doch die Gemeinsamkeiten liegen auf der Hand. Man kämpft um die Kontrolle, kämpft gegen die Widersacher an.
Während ich mir diese Story ansah, tobten in mir die Gefühle. Man will was für sich erreichen und wird immer sabotiert. Wut war in mir. Im Krankenhaus hatte ich auch die Kontrolle über mein essverhalten verloren, hatte überdies Cortison bekommen, hatte Psychopharmaka, die Schwestern bekamen mit, dass ich zu wenig aß. Waren Untersuchungen angesetzt, wo ich nüchtern bleiben musste, bekam ich gar eine Nährstoff-Infusion. Dabei trieben cortison, Psychopharmaka, die Langeweile und die Kontrolle durch die Schwestern das verdammte essen in mich hinein. Vllt. letzteres weniger, aber durch mein anfängliches nichts essen war die Aufmerksam auf mich gerichtet.
Aber wer kann schon essen, wenn es zum einen pürierte Kost gibt? Und wer kann beim Anblick eines verhassten toiletten-rollstuhls essen? Da muss man nicht mal eine ES haben.
Klar, irgendwann war der Klo-Rolli raus, und ich verlor die Kontrolle über mein Essverhalten, und ich hasste mich dafür. Und ich fühlte mich von meiner Freundin verraten, dass sie meine Bulimie-Opfer (Süßigkeiten aus meiner Wohnung) anschleppte, und zwar schleppte sie mir ALLE Süßigkeiten an. Dann brachte sie auch noch die Ultra-Fettmacher an Süßigkeiten mit, Vollmilch-Schokolade, Marzipan-Ostereier). Und als da wirklich wieder Hunger war, habe ich verhasste verfressene Kuh, die Sachen in mich reingestopft. Okay, dafür dass ich die Kontrolle über mich verliere kann meine freundin nichts. Aber sie sollte ein Nein respektieren. Das ist ein ziemlicher Machtkampf. Sie weiß, dass ich Bulimie habe. Aber sie hilft mir nicht, indem sie mich mit Süßigkeiten versorgt. Mag sein, dass sie mir eine Freude machen will. Aber sie ist eine FREUNDIN und keine THERAPEUTIN. Einmal saß sie im Krankenhaus beim Essen dabei. Schon als Kind hatte ich systematisch erst meinen Lieblingspart gegessen, z. B. wenn ich das Gemüse am liebsten aß, war es als erstes weg. Dann kamen die Kartoffeln, dann das Fleisch. Die Reihenfolge verriet, was ich am liebsten davon aß.
Doch bei ihr kam ich mir vor wie ihr kind.
Jetzt ess auch mal von dem Gemüse. Zudem saß da auch noch die Zimmerkollegin dabei. Wie gesagt, ich kam mir bevormundet vor und zugleich bloß gestellt. Doch wieder sagte ich nichts, weil ich dachte, sie meint es halt gut.
Im Moment habe ich mich so ziemlich von ihr zurückgezogen, weil ich in der freundschaft Dinge entdecke, die mir nicht so gefallen, die mich gar triggern. Und ich will diese Machtkämpfe nicht mehr.
So, ich bin gleich zum Line dance Training.
Wünsche noch einen schönen Abend.
LG
Ute
18.06.2010 17:03 •
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