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Mutter ü70 weist sich in psychiatrische Kliniken ein

goingeasy
Meine Mutter (75) gibt mit ihrem Verhalten Rätsel auf. Das ist mir (50) nicht neu. Relativ spät erkannte ich, dass viele Verhaltensweisen sich aus emotional instabilem Auftreten Typ BPS bzw. aus dem Cluster B Spektrum begründen. Ich weiß nicht, ob sie diese Diagnose mal bekommen hat, in Behandlung ging sie nur wegen episodenhafter Depressionen. Die Ehe meiner Eltern hat die typ. sehr toxische Dynamik von Co-abhängigem Vater (auch depressiv) - dann gibt es noch eine Schwester, die tief in die Partnerschaftsprobleme und Dynamik der Eltern verstrickt ist. Ich hatte mich über die Jahrzehnte schon vielfach distanziert. Insbesondere in den letzten Jahren.

Nun komme ich zur Problematik: Vor ein paar Monaten hatte mein Vater einen körperlichen Einbruch: Er konnte nicht mehr Autofahren und hatte einen Leistenbruch. Irgendwie begann dadurch ein Verlauf, der dazu führte, dass 1) meine Mutter sich mit meinem Vater in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen wollte, was auch klappte. Mein Vater hatte aber nicht so sehr Interesse an einer Klinik, aber meine Mutter wollte gar nicht mehr raus. Sie blieb sechs Wochen. Er war nach 2 Wochen raus.

In der Klinik wurde sie öfter aufgefordert, die Wochenenden zu Hause zu verbringen. Das fiel ihr schwer. Nach der Entlassung war sie nur ein paar Tage zu Hause, bekam angeblich eine Panikattacke und bestand auf eine Wiederaufnahme in die Klinik. Wir wissen, dass die Klinik ihr mitteilte, dass sie an und für sich nicht so schwer belastet sei und eine ambulante Therapie starten sollte. Meine Mutter fand sogar schnell eine Thera. Trotzdem war sie ein weiteres Mal sechs Wochen in der Psychiatrie. Ihre Diagnose sei schwere Depression ohne Psychose.

Nach dem 2. Aufenthalt von sechs Wochen war sie wieder ein paar Tage daheim, beim mittlerweile stark verunsichertem Vater und tada - sie ließ sich wieder einweisen, aber eine andere Psychiatrie. Das hatte sie alles ruckzuck selber organisiert (mit schwerer Depression?). Durch die ganze Geschichte habe ich jdf. wieder engeren Kontakt zu meiner Schwester und meinem Vater und wir alle wundern uns, was da los ist? Es tut mir sehr leid für meinen Vater, weil er emotional sehr abhängig ist von meiner Mutter und seine Welt Kopf steht. Mit meiner Schwester führe ich lange Telefonate über Annahmen und Befürchtungen. Was, wenn meine Mutter nicht mehr nach Hause will? Ich traue ihr jdf. zu, dass sie ihr altes Leben sehr leicht ablegen könnte. Ich hatte in der Zeit hier und da auch mal Kontakt mit ihr (WA/Tel.) und ihr Verhalten war schon extrem anders, als ich sie kannte. Sie sagt einfach nur noch ich habe keine Freude mehr.

Neulich hatte ich mich entschlossen, sie spontan zu besuchen (da wusste ich noch nicht, dass sie gar keine Besuche wolle) und stand in der Psychiatrie auf der Matte. Die Einrichtung ist etwas weiter raus. Ich erreichte sie tel., sie konnte sich aufraffen und kam für einen ganz kurzen Spaziergang raus. Sie war schon anders, bewegte sich extrem anders, Blick starr auf dem Boden, kaum Worte. Ich arbeite selber in helfenden Berufen und kenne versch. Institutionen und Menschen mit klinischem Krankheitsgraden, daher dachte ich: Okay, das sieht nach schwerer Depression aus, vielleicht auch die Medis, aber all das in der Kürze der Zeit?

Vielleicht habe Lesende Lust Gedanken dazu zu teilen?

Gerne ohne Anklagen und Missbilligung. Ich betone das, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass in derlei Foren aus meiner Sicht nicht selten auch unreflektierte Menschen schreiben, die hier und da grenzwertige Beiträge posten, weil sie sich an irgendeiner Stelle vom Text angegriffen fühlen. Nicht persönlich nehmen

28.05.2022 12:49 • x 2 #1


Tealight
Dieser starre Blick usw kann auf Medikamente zurück zu führen sein. Ist mein Gedanke dabei....

Kann es möglich sein, daß die Mama mit dem Haushalt Papa usw überlastet ist und sie eigentlich einen Urlaub benötigt
Meine Gedanken dazu: im KH muß sie sich um nichts einen Kopf machen, nur ins Bett gehen aufstehen sich anziehen und eben persönlich Dinge, die man so macht.

28.05.2022 14:58 • x 2 #2


A


Hallo goingeasy,

Mutter ü70 weist sich in psychiatrische Kliniken ein

x 3#3


mutmacher
Genau, was eine Bekannte (etwa im selben Alter) meiner Familie gemacht hat! Hat ein (wunderschönes, eigenes) Haus und Ehemann verlassen und ist ins Alten- und Pflegeheim gegangen. Sie ist dort regelrecht aufgeblüht für ca. 3 Jahre- ihr Ehemann hat sie täglich dort besucht- aber die Verwandtschaft verstand dieses Verhalten überhaupt nicht. Wollte sie evtl. eine Scheidung verschleiern ? Leider ist sie vor einigen Wochen dort im Heim verstorben und ihr Ehemann hat ihr Zimmer im Altenheim übernommen.
Als sie noch zuhause war, wurden Depressionen und Panikattacken bei ihr diagnostiziert.

28.05.2022 16:04 • x 1 #3


Anneklatsche
Mmmh sehe auch Parallelen.. Meine Eltern wohnten seit 50 Jahren in einem Haus..
Als meine Mutter dann 70 war wollte sie in ein Pflegeheim, sie sagte ich werde hier nicht mehr glücklich, obwohl sie früher immer gesagt hat, aus diesem Haus werde ich freiwillig nicht raus, wenn dann mit den Füßen zuerst..
Den Grund kann ich nur erahnen, weil sie kurz darauf gestorben ist..
aber was @Tealight oder @mutmacher schreiben halte ich für sehr realistisch..

28.05.2022 16:57 • x 2 #4


goingeasy
Lieben Dank für Deine Gedanken.

An sowas hatte ich auch schon gedacht: Ob sie irgendwie einer Überlastung entkommen will. Mein Vater ist allerdings nicht der Typ, der die Beine hochlegt und sich nur bedienen lässt. Aber wenn man Jahrzehnte in diesen Rollen steckt, hat sie sich natürlich mehr um den Haushalt gekümmert.

28.05.2022 17:18 • x 1 #5


goingeasy
Vielen Dank für`s teilen.
Was Du beschreibst, sehe ich kommen. Meine Mutter hat sich schon immer gewünscht in eine Alten-WG zu ziehen oder so ein Mehrgenerationenmodell. Darüber sprach sie schon mit 60. Mein Vater wollte sowas nie.

Auf meine Fragen, wie es ihr so gefällt in ihren Unterbringungen findet sie auch immer alles in Ordnung, sogar in Mehrbettzimmern. Wenn meine Eltern im Urlaub waren, kam meine Mutter nicht von der Rezeption weg, soviel hat sie sich immer beschwert. Aber in den Unterkünften in der Psychiatrie: Alles okay.

Ich finde den Gedanken, sie bleibt auf eigenen Wunsch im Pflegeheim sehr gewöhnungsbedürftig.

28.05.2022 17:24 • #6


goingeasy
Danke für's teilen.
Ich kann mir auch fast nicht vorstellen, dass sie nicht lieber in einem Pflegeheim bleiben will. Das Ganze kam aber so plötzlich! Vor drei Monaten waren sie noch im Urlaub.
Wollte Deiner Mutter weg vom Vater?

28.05.2022 17:28 • #7


Tealight
Zitat von goingeasy:
Danke für's teilen. Ich kann mir auch fast nicht vorstellen, dass sie nicht lieber in einem Pflegeheim bleiben will. Das Ganze kam aber so ...

Vielleicht ist die Mama einfach müde, von der Last des Lebens...
Nicht das sie ganz weg möchte, sondern einfach der Verpflichtungen...
Das was man eben im Alltag alles macht....
Einkaufen gehen...
Kleidung gucken, was zieh ich an...
Essen kochen usw usw...

Vielleicht hat sie aber auch noch nie den Genuss erlebt, alleine zu leben
Die Mama wird ewig verheiratet sein....
Nur ein Gedanke, wegen dem Papa...

Versuch bei der Mama doch mal zu erforschen, was bei ihr wirklich los ist
Es muß gar nicht zwingend was mit einer Depression zusammen hängen....

28.05.2022 17:42 • x 2 #8


Anneklatsche
Zitat von goingeasy:
Danke für's teilen. Ich kann mir auch fast nicht vorstellen, dass sie nicht lieber in einem Pflegeheim bleiben will. Das Ganze kam aber so plötzlich! Vor drei Monaten waren sie noch im Urlaub. Wollte Deiner Mutter weg vom Vater?

Es gab Probleme, meine Mutter sagte, sie hätte Angst vor meinem Vater.. nicht weil er gewalttätig ist, sondern weil er aufgrund seiner Demenz (?) der festen Meinung ist, dass im Haus noch Kinder und eine andere Familie lebt.. und wenn er dann irgendwelche Dinge nicht mehr gefunden hatte, weil er sie verlegt hat, hat er wirres Zeug erzählt, dass die Kinder ihm das verloren gegangene weggenommen hätten und so´n Kram.. was natürlich totaler Unsinn war..
Versuch doch mal mit deiner Mutter zu sprechen.. ob sie sich vielleicht ein betreutes Wohnen vorstellen könnte..

28.05.2022 17:48 • x 1 #9


goingeasy
@Tealight

Ja, vielleicht ist sie müde. Allerdings kennt man sie als jmd. der alle antreibt und ungern mal einfach nichts machte. Alleine zu leben, da gab es nie - sie konnte nicht alleine sein. In der Klinik ist sie auch nicht alleine, aber ohne ihren Mann eben. Vielleicht ging ihr da alles gegen den Strich. Sie war auch immerzu unzufrieden mit dem Vater. Jahrzehnte und er hat immer versucht alles richtigzumachen.

Auf meine Nachfragen gibt meine Mutter wenig preis. Sie sagte sowas wie ich würde mein rechtes Bein dafür geben wieder gesund zu werden oder vielleicht findet man hier heraus, was mit mir los ist?. Sie sagt, sie weiß nicht, was mit ihr los ist.

Ich habe noch nicht so konkret gefragt, ob sie vielleicht lieber in einem Pflegeheim bleiben möchte ... ich merke allerdings auch, dass ich nicht so richtig weiß, was ich fragen soll. Entweder verschleiert sie ihre Beweggründe, oder ist wirklich gerade in einer tiefen Krise oder hat vielleicht selber noch nicht realisiert, dass sie eigentlich wegwill von zu Hause.

28.05.2022 17:56 • x 2 #10


goingeasy
Zitat von Anneklatsche:
Es gab Probleme, meine Mutter sagte, sie hätte Angst vor meinem Vater.. nicht weil er gewalttätig ist, sondern weil er aufgrund seiner Demenz (?) der festen Meinung ist, dass im Haus noch Kinder und eine andere Familie lebt.. und wenn er dann irgendwelche Dinge nicht mehr gefunden hatte, weil er sie verlegt hat, hat ...

Okay, ja - dazu fällt mir ein, dass das ja bei meinem Vater vor drei Monaten auch im Raum stand: Anfänge von Demenz. Etwas mehr Vergesslichkeit als üblich als man ihn auch in der Psychiatrie durchgecheckt hatte. So richtig klar ist nicht, ob er Demenz hat, aber die Diagnose stand plötzlich im Raum.

Da dachte ich auch schon, meiner Mutter macht das mglw. einfach Angst: Er kann nicht mehr Auto fahren und wird vergesslicher, er ist vielleicht mehr auf sie angewiesen etc.

Dein Vorschlag mit dem betreuten wohnen ist eine gute Idee!
Merci

28.05.2022 18:02 • x 2 #11


Tealight
Zitat von goingeasy:
@Tealight Ja, vielleicht ist sie müde. Allerdings kennt man sie als jmd. der alle antreibt und ungern mal einfach nichts machte. Alleine zu leben, ...


Noch mal wegen Urlaub.
Es gibt auch Urlaubs Angebote, vielleicht von der Kirche, oder überhaupt eine Reise mit Senioren. Dann ist deine Mama nicht alleine und hat immer Ansprechpartner...

Wenn die Mama selbst nicht weiß, was ihr fehlt, gäbe es die Möglichkeit einer Haar Analyse. Mag sein, das sie Mängel in ihrem Nährstoffhaushalt hat.

Demenz bzw Alzheimer ist was ganz furchtbares. Steckt Angst für die Mama dahinter, den Papa zu versorgen das da eventuell was sein kann....
Bezüglich Angst habe ich bei dir nicht gleich gelesen, grad erst.
Aber das war auch mein Gedanke dazu.

28.05.2022 18:16 • x 1 #12


goingeasy
Zitat von Tealight:
Noch mal wegen Urlaub. Es gibt auch Urlaubs Angebote, vielleicht von der Kirche, oder überhaupt eine Reise mit Senioren. Dann ist deine Mama nicht alleine und hat immer Ansprechpartner... Wenn die Mama selbst nicht weiß, was ihr fehlt, gäbe es die Möglichkeit einer Haar Analyse. Mag sein, das sie Mängel in ihrem ...

Hallo nochmal und danke für die Hinweise. Könnte mir wegen Angst vor Demenz beim Partner auch vorstellen, dass die Vorstellung sie müsste ihren Mann versorgen außerhalb des Möglichen bei ihr liegt. Auch wenn es sogar Haushaltshilfe gäbe. Sie ist für sowas nicht gemacht. Sie hat selber große Versorgungswünsche.

28.05.2022 19:03 • x 1 #13


Tealight
Zitat von goingeasy:
Hallo nochmal und danke für die Hinweise. Könnte mir wegen Angst vor Demenz beim Partner auch vorstellen, dass die Vorstellung sie müsste ihren ...

Dann könnte das mit ein Grund sein

28.05.2022 19:47 • x 1 #14


buddl1
dass, was hier bereits geschrieben wurde,
es spiegelt sich sehr auch bei meiner Mutter (81)
und, ich glaube nicht, dass es an ihrem Partner liegt.
ehr an die Tatsache das Leben endlich ist und ja, sie kurz vor diesem
diesem letzten Tor steht.
mit dem Wissen darüber, zeigt sich meine Mum nicht nur im höchsten Grade depressiv, sondern auch sehr grantig bis hin zur Boshaftigkeit gegenüber denen die sie eigentlich liebt...

ihr Lachen versiegte bereits 1975, als ihr erstgeborener mit seinem Rad unverschuldet unter den Zwillingsreifen einen Buses (Ikarus der Name) kam und nur der Aufstieg in den Himmel blieb...
es folgten in abständen 3-4 Nervenzusammenbrüche und 1886 der letzte Versuch mit einem neuen Partner ihr Leben neu zu gestalten. Unser Vater betrog sie wegen Geld und ließ sie mit 3 Kindern bereits 1973 allein zurück. da war sie noch stark und voller Kraft, ebenso wie Kinder sich ihre Mutter wünschten.

2016, kam sie ins Krankenhaus, Leberzirrhose und Gallenkrebs, der Vorwurf Alk. zu sein...
das warf sie um, da sie wenn überhaupt mal etwas Alk zu sich nahm dann nur das Anstandsglas zum Neujahr, nicht mal zu Geburtstagen. Nach dem die Galle raus war und die Leber sich wieder altersentsprechend regeneriert hat-so der ärztl. Befund- sammelte sich schleichend Wasser im Bauch, was sie 2021 zum ersten Versuch, selber zu gehen, veranlasste...
sie wollte schlicht nicht mehr leben, sagte dies zu mir, zur Schwester und auch gegenüber ihrem Mann der nun über 30 Jahre an ihrer Seite war... wir dachten immer, dass es sich gibt, nur eine Phase sei und ja sie ließ uns allen spüren (nur den wenig bereits Benannten) wie schlimm es um sie steht, dass wir nicht wissen, was in ihr los ist und immer wieder, sie wolle nicht mehr und ja wir würden sehen, was den ist, wenn sie nicht mehr da ist!

als ihr neuer Mann bei ihr einzog, es genügte, dass er da war, durch den Arbeitslohn das Leben leichter machte, alles andere hatte meine Mutter im Griff, wollte auch nichts abgeben, sie bestimmte die Richtung und was getan werden sollte. Ihm war es recht, er kannte es aus seiner ersten Ehe so. und seit letztes Jahr....
sie liegt nur noch auch dem Sofa, und von dort aus dirigiert sie ihren Mann, der nicht müde wird jeden Wusch der gezeigt oder gesagt wird, zu erfüllen, putzt wäscht hat etwas kochen gelernt. aber oft ist nur Kritik zu hören, wenn er dies Selters nicht hoher aufdreht: Warum lässt du sie so fest zu, du weißt doch, dass ich das nicht mehr kann. Und wenn er sie vor dreht, warum hast du sie so weit aufgedreht, ich soll wo mich damit nass machen?
egal wie man es dreht, diese Rhetorik trifft uns ebenso als Kinder wie ihm... und nun hat sie ihre Tochter aus der Wohnung getrieben, die eigentlich ihren Urlaub (wie seit mehreren Jahren) bei ihr verbrachte, sicher war sie da auch mal unterwegs, wollte ja nicht nur Altenpflege betreiben, aber sie fühlte sich verletzt, eingesperrt und ja auch regelrecht verstoßen....
ich habe schon eine sehr raue Schale, einfach um eben dort seit Kindheit an nicht alles mehr herrnlassen zu müssen,
mir klingen solche Sätze wie ... ach warum bist du nur gestorben, warum nur du, ich hatte dich doch so lieb. ich stand so oft als Kind neben ihr, am Grab meines Bruders und oft wünschte ich mir zu tauschen, auch so geliebt und vermisst zu werden...
es ist nicht so, dass sie uns nicht geliebt hat, aber ich musste die Rolle als Mann im Haus übernehmen, bis der neue Mann ins Haus kam, ich war doch aber erst 10 Jahre alt...
sie sah unsere Kinder aufwachsen, Kritik gab es genüge dazu, nie ein Wort was wir gut oder gar toll gemacht hätten…

ich könnte noch so manches aus meinem Herz lassen, aber es sind alles alte Geschichten, mein Leben.
ich wollte nur damit aufzeigen, wie es vielleicht auch in deiner Mutter aussieht,
sie hat ihr Leben gelebt und ja sie weiß, dass der letzte Tag nah ist.
(als sie mir wieder mal sagte, dass sie bald sterben würde, sagte ich, das stimmt, keiner lebt ewig, kam von ihr nur sehr verletztet, kannst es wohl nicht abwarten...)
und sie hat sich aufgegeben, will nur noch heim zu ihrem Kind, wo immer das auch ist.
und jeder der in ihrer Nähe ist, soll es nicht nur wissen, soll mitleiden, soll- ich weiß es nicht...
es ist nicht die Angst vor der Demenz beim Ehemann (gewiss im Alter wird alles nicht einfacher)
es ist die eigene Angst vor dem Sterben und die Machtlosigkeit derer wo der Weg noch endlos erscheint.
Vieleicht will sie ja umsorgt werden, sich um nichts mehr kümmern, so wie es in einem Altenheim oder Pflegeheim nun mal ist, aber dagegen wehrt sie sich, dabei waren die 4 Wochen Klinik, genau das was hier gefiel, so wie bei deiner Mutter,
weg von der Verantwortung vorm eigenen Leben weg, weit weg.
unsere Uroma hingegen, schon blind, bettlägerig und auf jegliche Hilfe angewiesen, aber bis zum vorletzten Tag mit Scherzen aufgelegt, lebensfroh, auch mit abgelaufener Lebensuhr...
es ist nicht jedem gegeben es zu nehmen, wie sie es immer wieder sagte: da kommen wir auch noch durch, alles sch. deine Elli. und sie lachte dabei immer und ließ uns ihr sterben vergessen.

ich wollte es in wenige Worte fassen, aber es war so viel Leben, das sie nun mit mir schon begleitet, ebenso wie dich.
buddl1,

29.05.2022 07:55 • x 5 #15


goingeasy
Zitat von buddl1:
dass, was hier bereits geschrieben wurde, es spiegelt sich sehr auch bei meiner Mutter (81) und, ich glaube nicht, dass es an ihrem Partner liegt. ehr an die Tatsache das Leben endlich ist und ja, sie kurz vor diesem diesem letzten Tor steht. mit dem Wissen darüber, zeigt sich meine Mum nicht nur im höchsten Grade ...

Hallo - vielen Dank für's Teilen dieser Geschichte mit Deiner Mutter.
Zitat von buddl1:
aber oft ist nur Kritik zu hören, wenn er dies Selters nicht hoher aufdreht: Warum lässt du sie so fest zu, du weißt doch, dass ich das nicht mehr kann. Und wenn er sie vor dreht, warum hast du sie so weit aufgedreht, ich soll wo mich damit nass machen?

Das ist auch die Dynamik in der Partnerschaft meiner Eltern sehr gut anhand einer Flasche Mineralwasser erklärt!

Zitat von buddl1:
es ist die eigene Angst vor dem Sterben und die Machtlosigkeit derer wo der Weg noch endlos erscheint.

Oha, das ist ein ganz neuer Gedanke! Ich habe meine Mutter noch nie konkret vom Sterben oder über Angst davor reden hören. Das kann aber auch daran liegen, dass wir gerade in den letzten vier Jahren so gut wie keine Gespräche hatten. Das Thema sterben rückt natürlich von Jahr zu Jahr näher in dem Alter und vielleicht ist da was dran. Sie wird sich daher in einer Klinik womöglich sicherer fühlen. Vielleicht ist das auch gar nicht so ungewöhnlich, gerne in ein Pflegeheim zu gehen. Im Allgemeinen ist eher zu hören niemand will in ein Pflegeheim!
Zitat von buddl1:
Vieleicht will sie ja umsorgt werden, sich um nichts mehr kümmern, so wie es in einem Altenheim oder Pflegeheim nun mal ist,

Das sehe ich auch so. Auf der anderen Seite frage ich mich, warum werden nicht Möglichkeiten ausgeschöpft, auch zu Hause Entlastung zu bekommen. Meine Eltern leben in einer 70 qm Whg., es ist alles übersichtlich (kein Garten), mein Vater hilft auch mit, die Kleinstadt mit ihren Angeboten ist fußläufig.
Vatertag erzählte mein Vater, meine Mutter wollte immerzu, dass jeden Tag gewischt wird! What?
Außerdem fuhr er sie wegen allerhand eingebildeter Krankheiten wöchentlich 2x zum Arzt, regelmäßig. Sogar er gab mal zu: Es ist etwas seltsam von ihr und too much. Daher, meine Mutter war immer auf Trab und hielt auch alle auf Trab. Dahinter stecken ja auch Gründe, dieses extreme Rastlose. Jetzt ist von ihr zu hören, dass sie nur im Bett liegt. Keinen Besuch will.

29.05.2022 13:05 • x 1 #16


Tealight
Zitat von goingeasy:
Hallo - vielen Dank für's Teilen dieser Geschichte mit Deiner Mutter. Das ist auch die Dynamik in der Partnerschaft meiner Eltern sehr gut anhand ...

Vielleicht möchte Sie auch gar nicht in ein Pflege Heim sondern anderes, wo man dennoch seinen Freiraum hat, aber nicht zum alten Eisen gehört...
Pflege Heim ist in meinen Augen furchtbar, die Menschen kommen vor Langeweile um. Sie sitzen den ganzen Tag auf dem Stuhl und warten auf die Mahlzeiten oder beschäftigen sich mit sinnlosen Spielen.
Es gibt andere Möglichkeiten zb ein Bauernhof, wo den Menschen der Sinn des Lebens nicht weg genommen wird. Oder andere Einrichtungen, wo der Senior noch schönes erleben kann. Heim ist in meinen Augen, Endstation... Und viele Senioren sehen es ebenso.
(ich habe mich mit Senioren unterhalten.)

Die Mama gehört zu einer Generation, wo nicht geklagt wird. Man macht die Arbeiten, die anliegen. Die Frauen und auch die Männer gehören zu einer Generation, die klaglos hin nehmen - ohne Hilfe anderer. Meist kommen sie gar nicht auf die Idee, zu fragen. Sie kennen es gar nicht...
Hilfe annehmen ist Schwäche,... aber das hat nicht unbedingt was mit dem Alter zu tun bzw viele wollen auch nicht, sondern lieber alleine machen.

29.05.2022 13:35 • #17


buddl1
Zitat von goingeasy:
frage ich mich, warum werden nicht Möglichkeiten ausgeschöpft, auch zu Hause Entlastung zu bekommen

schlicht und einfach, sie weigert sich...
gegen ihren Willen lassen wir, also ihr Mann und ich es nun darauf ankommen und bemühen uns eine Pflegestufe zu bekommen.
das hat zwei Gründe,
sie muss merken, dass wir nicht teilnahmslos weiterzusehen wie sie dahinlebt, letztlich ist nicht alles von uns zu bewältigen und auch, weil es zwar nicht grundsätzlich am Geld liegt, aber eben dann doch, weil dafür keins ausgegeben werden soll...
sie haben zwar eine Rente weit unterhalb des minimal Einkommens, aber da kaum noch etwas über das Lebensnotwendige ausgegeben wird, bleibt sogar davon etwas über, was man zusammen halten will...
ich habe seit 10 Jahren versucht, das sie sich eine neue Küche kaufen sollte, sie hatte Überbleibsel aus den 90ern stehen. außer dem Ceranherd den ich ihr zu Weihnachten schenkte. War das ein Drama, weil ich den alten entsorgte…
und nun, wo sie nicht mehr kocht, der Mann mit mir diese neu gekauft hat…
kein Wort darüber von ihr-nichts…
wenn diese bewilligt wird, soll jemand kommen, sei es für das Essen, der Pflege, oder der Hygiene, was auch immer, ihr Mann entscheidet wo er die Hilfe am besten mit brauch, denn er ist es der täglich 24h mit hier zusammenlebt, sich einschränkt und gibt…
er sagte mal, wenn das Geld kommt, dann wäre mehr für uns als Erbe über,
soweit hat sie ihn schon gebracht…
beide haben ihr Leben, ihre Arbeit doch nicht damit wir was zum Erben haben, aufgebraucht.
es wird jedes Mittel genutzt uns weh zu tun.
egal wie wir uns dagegen wehren…

aber es beibt unsere Mutter/Frau

PS:
Zitat von Tealight:
Vielleicht möchte Sie auch gar nicht in ein Pflege Heim sondern anderes, wo man dennoch seinen Freiraum hat, aber nicht zum alten Eisen gehört...
Pflege Heim ist in meinen Augen furchtbar, die Menschen kommen vor Langeweile um. Sie sitzen den ganzen Tag auf dem Stuhl und warten auf die Mahlzeiten oder beschäftigen sich mit sinnlosen Spielen.
Es gibt andere Möglichkeiten zb ein Bauernhof,

wenn das so einfach wäre,
vor 3 Jahren hätte sie gesagt, ob ich sie los werden will- den Gedanken hatten wir auch...
und schau dir mal die Angebote an, sofern sie tatsächlich vorhanden sind,
unbezahlbar mit der eigenen Rente aus jener Zeit.
ab 1300,-Euro, ohne Pflegestufe, war erst letztlich im TV zu sehen, aber nicht als Angabot zu lesen.
buddl1....

29.05.2022 14:01 • #18


Tealight
Zitat von buddl1:
schlicht und einfach, sie weigert sich... gegen ihren Willen lassen wir, also ihr Mann und ich es nun darauf ankommen und bemühen uns eine ...

Ja, Senioren sind eine andere Generation
Alle 20 Jahre ungefähr, verändert sich das....
Senioren haben ein anderes Denken...
Ich sehe es zt bei meiner Mutter. Da klaffen die Meinungen zt weit auseinander...

29.05.2022 14:27 • x 1 #19


A


Hallo goingeasy,

x 4#20


goingeasy
@Tealight
Zitat von Tealight:
Die Mama gehört zu einer Generation, wo nicht geklagt wird. Man macht die Arbeiten, die anliegen. Die Frauen und auch die Männer gehören zu einer Generation, die klaglos hin nehmen - ohne Hilfe anderer. Meist kommen sie gar nicht auf die Idee, zu fragen. Sie kennen es gar nicht...
Hilfe annehmen ist Schwäche,... aber das hat nicht unbedingt was mit dem Alter zu tun bzw viele wollen auch nicht, sondern lieber alleine machen.

... da muss ich leider widersprechen. Erstmal im ganz individuellen Fall meiner Mutter, denn sie hat sich seit jeher Hilfe geholt. Was ihre Psyche angeht, vielleicht zu spät (erst mit 50, was def. für meine krude Kindheit zu spät war) und das ist sicher eine Frage der Generationen und der Zeit. Die Boomers haben 1968 nicht zu Zugang zu Therapie gehabt, wie das heute ist. Aber da gab es dennoch schon Möglichkeiten, definitiv.

Die Generation der Frauen/Menschen, die Du beschreibst, erinnert mich eher an die Elterngeneration meiner Eltern: junge Erwachsene im Krieg, Nationalsozialismus, klaglos hinnehmen, verdrängen, keine Verantwortung übernehmen, durchhalten. Ohne Frage sind das Eigenschaften, die auch die Nachkriegsgeneration und Folgende in sich tragen.

Um nochmal auf das Verhalten bzgl. Selbsteinweisung in Kliniken zu kommen: Meine Mutter macht diese Schritte total ohne Hilfe. Sie hat dies in einem 1/4 Jahr 3x organisiert, plus eine ambulante Therapie an Land gezogen. Es stellt sich nicht die Frage, ob die arme Mama in ein Pflegeheim muss. Die Frage ist, was ist passiert, warum sie diese Institutionen gerade so verschärft aufsucht und ob andere hier solche Fälle kennen.

29.05.2022 14:42 • x 1 #20

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