Ich versuche es kurz und knapp:
1. Nein, Reha hat i.d.R. nicht so viel mit Tiefenpsychologie zu tun, es sei denn die Einrichtung hat einen speziellen Schwerpunkt auf dieser Fachrichtung. Oft kann es so angehauchte Gruppensitzungen allerdings beinhalten. Nichtsdestotrotz kann die Reha trotzdem sinnvoll sein, neue Perspektiven öffnen, Austausch mit anderen, interessante Angebote...Auch das einfach mal rauskommen und proaktiv für sich etwas tun kann sehr wohltuend sein.
- Reha kannst Du nutzen. Musst Du aber auch nicht nutzen, wenn Du es nicht möchtest. Das liegt ganz bei Dir.
2. So funktioniert das leider nicht. Eine TfP (Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) kann bis zu 100h dauern, das ist ein Prozess von 2 1/2 Jahren. Den machen die meisten, neben Arbeit oder Studium.
Es gibt Kliniken mit Schwerpunkt TfP- Behandlung, aber nicht so viele wie VT anbieten. Kliniken sind aber eh immer für den Akutbedarf da und in so einem akuten Fall, wäre sicher auch eine VT erst mal gute Hilfe.
Und tatsächlich stimme ich Bassmann zu, Du bist sicher gut beraten Dich auf einen längeren Prozess einzustellen. Das geht nicht in wenigen Wochen und Monaten zu regeln. Was aber nicht heissen muss, dass Du Däumchendreehen musst. Kannst ja arbeiten, aber vielleicht weniger, oder weniger stressig und trotzdem Deine Therapien/ Behandlungen etc. verfolgen.
Aber vielleicht bist Du auch erstmal krank, die Krankenkasse gibt Dir ja theoretisch 1 1/2 Jahre. Vielleicht kannst Du die für Dich nutzen.
3. TfP stationär geht so direkt nicht. Du kannst eine Behandlung bekommen, die ist aber immer verkürzt auf wenige Wochen angelegt, 6 - 8 oder maximal 12 in verschiedenen Einrichtungen. Eine richtige TfP erstreckt sich wie gesagt auf mehrere Jahre. Du bekommst dort in der Klinik immer nur eine Akutbehandlung, die dich wesentlich erstmal herstellt, sodass Du dann ambulant weitermachen kannst.
- Aber wenn Du es willst, probiere es. Suche Kliniken mit TfP-Schwerpunkt raus - ruf dort an. Frage was Du machen musst um Dich dort für einen Platz anzumelden. Zumeist geht das über Hausärzte bzw. Psychiater auch ganz gut. Die Klinik, kann Dir alle Deine Fragen beantworten und dann kannst Du alle Dokumente zusammen sammeln gehen und es probieren. Auch hier gibt es oft, nicht immer Wartezeiten auf Plätze. Kann sein das es schnell geht, kann sein das es lange dauert.
4. Mach es. Ja die fahrt ist nervig, aber eine VT dauert auch keine 2-3 Jahre sondern eher 6-12 Monate. In der Regel 25h / 1x die Woche...25 Wochen + Urlaub + Krankheit+Ausfall
In selteneeren Fällen kann sie auch mal länger gehen, aber allerhächstens nur 50h, das ist ein gutes Jahr, so Pi mal Daumen. Also es ist ein überschaubarer Zeitrahmen, keine Ewigkeit.
Vielleicht schaffst Du das auch, einmal die Woche diese Fahrt auf Dich zu nehmen. Wenn es Dir gut tut, wird es Dir auch gut gelingen denke ich. Wenn Du die Therapeutin magst, klasse! Dann greif zu, es ist nicht immer leicht eine gute Passung zwischen Patient und Therapeut zu finden. Mach die Therapie. Es ist ein Anfang. Und wenn es eine anstrengende Stunde war, dann geh noch ne heisse Schokolade trinken und gib Dir einen Moment oder fahre besonders vorsichtig und achtsam (also eher langsamer). Freut mich das es gut passt.
Wenn Du das gemacht hast und mehr oder weiter machen willst, kanst Du später immer nochmal eine TfP machen. Es ist egal was Du wann oder zuerst machst. Es ist wichtig ob und was zu Dir nach innen durchsickert.
Eine VT kann Dir helfen. Und sie ist eine Therapieerfahrung und dann wirst Du ja sehen, wie es Dir damit geht.
5. Solltest Du noch einen anderen Therapieplatz auftreiben hast Du auch dort die Möglichkeit 5 probatorische Sitzungen zu machen bevor der Antrag auf Therapie gestellt wird.
By the way...Richte Dich drauf ein, das zwischen Antragsstellung und nach der 5 Probestunde eine Pause von bis zu 6 Wochen eintreten kann. Das ist die Zeit die der Antrag braucht, von der Therapeutin die ihn schreibt, bis hin zur Kasse und den Gutachtern und bis die ihre Bewilligung fertig haben und die dann wieder bei der Therapeutin landet.
Und ich denke, wenn eine TfP Dir solche Angst macht fang doch erstmal langsam an. Mach ne Vt und guck Dir an, was passiert wie es Dir geht...etc.
Hab das Gefühl Du machst da einen riesen Aufwasch draus...und bist sehr viel damit beschäftigt. Nimm das, was Du jetzt kriegen kannst, wenn es nichts anderes gibt. Wenn Du merkst, dass dir die Fahrt sehr lang ist dann kannst Du immernoch abbrechen - worst case, wenn es gar nicht geht. (Süß das mit dem Hund...3 )
Ja auf dem Land ist das manchmal echt eine bescheidene Situation.
Drück Dir weiter die Daumen und denk nicht zuviel über alle Einzelheiten nach und versuch vielleicht nicht jeden Faktor Deiner Behandlung oder Deiner Steps kontrollieren zu wollen. Das geht nämlich nicht...Suche einen Anfang und dann fang erstmal an...Verlier Dich nicht zu sehr in diesen ganzen Detailfragen...
Alles Gute!
04.10.2022 19:24 •
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