Nicht enden wollende abwärtsspirale

B
Hallo,

ich muss zugeben, ich habe es mir einfacher vorgestellt hier den Text zu verfassen und hatte auch schon die passende Worte in meinem Kopf, aber jetzt da ich wirklich hier sitze und schreibe wollen die Worte sich nicht einfangen lassen. Also bitte verzeiht mir, wenn alles etwas Wirr wird.
Ich wurde im Juni mit Depressionen Krank geschrieben und habe auch schon direkt meine ersten Tabletten direkt mitbekommen, welche jedoch nicht wirklich gut waren, weswegen ich jetzt seit etwa 2 Monaten Doxepin nehme, noch mit der aktuellen stärke von 50 mg am Abend. Soweit so gut - ich habe neue Arbeit gefunden und man sollte denken jetzt geht alles bergauf, denn ich fühle mich dort wirklich wohl und alle sind wirklich nett, aber nein.

Mein Kopf will mir einfach nicht gehorchen, ich sollte glücklich sein, aber nein. Meine Gedanken werden mit jedem Tag schwärzer und schwerer für mich auszuhalten. Ich habe immer wieder Gedanken daran das alle ohne mich besser dran währen, dazu der ewige Streit mit meiner Mutter, welche mich wirklich fertig macht, da ich letzten Monat kein Geld bekommen habe, da meine Krankenkasse sich wirklich Zeit mit dem Antrag für das Krankengeld gelassen hat, aber woher soll ich das Geld nehmen? Morgen müsste meine Erste gehalts zahlung kommen und ich hoffe das wir uns dann weniger streiten werden.

Ich habe einen Freund der wirklich sehr verständniss voll ist und doch bekomme ich, immer wieder wenn ich mich jemandem anvertraue und ihnen von meinen Gedanken erzähle nur die Antwort Stell dich nicht an. oder Rede nicht so eine sch. aber ich weiß wirklich einfach nicht mehr weiter. Ich sollte doch Glücklich sein und doch sitze ich gerade wieder da und kann nicht anders als Weinen, weil ich für mich keine Zukunft mehr sehe.

Danke an jeden der es bis hierhin gelesen hat und ich freue mich wirklich über Tipps oder Ratschläge wie ich meine Gedanken überlisten kann.

Lg BelovedEnemy

07.10.2018 11:51 • #1


JuliaW
Hallo,

ich empfinde Deinen Text nicht als wirr und hier wird Dir keiner sagen Stell Dich nicht so an. Es kann sehr anstrengend sein, wenn die Umwelt die eigenen Symptome nicht nachvollziehen kann, vor allem, weil es schnell passiert, dass man sich selbst in Frage stellt oder sich denkt Ich sollte doch Glücklich sein und doch sitze ich gerade wieder da und kann nicht anders als Weinen - so wie Du es bei Dir beschreibst. Dieses sich nicht verstanden fühlen kennen wir wahrscheinlich alle hier ein stückweit. Und ich weiß auch genau, dass ich Dich nicht zu 100 verstehen kann, denn ich stecke nicht in Deiner Haut. Ich kann zwar Deine Worte lesen, doch ich weiß nicht wie Du Dich wirklich fühlst. Und wenn ich Dir antworte, passt das vielleicht nur zum Teil, doch ich gebe mein Bestes genauso wie alle anderen.

Du fragst nach Tipps oder Ratschlägen, um Deine Gedanken zu überlisten. Ich weiß nicht, ob Du Deine Gedanken überlisten kannst, doch Du kannst lernen sie zu steuern und damit wirst Du nach und nach auch wieder andere Gefühle in Dir spüren können. Ich habe mich aufgrund meiner Symptome (anders gelagert als Deine) vor allem auch mit Gedanken- und Emotionsregulation beschäftigt und das funktioniert für mich sehr gut. Schau mal, ob Du mit einem der folgenden Bücher was anfangen kannst:

Zitat von JuliaW:
    Gedanken verändern Gefühle: Fertigkeiten, um Stimmungen, Verhalten und Beziehungen grundlegend zu verbessern von D. Greenberger C. A. Padesky
    https://www.amazon.de/Gedanken-ver%C3%A...ksie=UTF8, ältere Ausgabe (günstiger): https://www.amazon.de/Gedanken-ver%C3%A...ksie=UTF8)
    Dieses Buch ist in der Linie der kognitiven Therapie und ist komplett auf Hilfe zur Selbsthilfe ausgelegt. Es gibt kurze Informationen und Beispiele und viele viele Übungen und Arbeitsblätter. Es geht darum verstehen zu lernen wie sich unsere Gedanken auf unsere Gefühle auswirken und was man tun kann, um das in eine positive Richtung zu verändern.
    Die Macht der guten Gefühle: Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert von Barbara L. Fredrickson
    https://www.amazon.de/Die-Macht-guten-G...ksie=UTF8
    Die Autorin ist Psychologieprofessorin, forscht schon lange über Wirkung und Einfluss positiver Gefühle und kann das auch in gut verständlicher Sprache rüberbringen. Sie spricht in dem Buch von einer Aufwärtsspirale, die wir selbst in Gang setzen können und beschreibt Werkzeuge, die dabei hilfreich sein können.

Dieses Zitat kommt aus dem Beitrag: leidige-arztsuche-bei-depressionen-vs-selbsttherapie-t24840.html. Da hatte ich auch noch mehr geschrieben, falls Dich das interessiert.

Besonders bei dem Begriff Abwärtsspirale, den Du in der Überschrift verwendet hast, dachte ich sofort an das zweite Buch und die dort beschriebene Aufwärtsspirale.

Vielleicht bist Du kein Bücherleser und doch würde ich Dir gern noch ein weiteres Buch empfehlen, denn neue Informationen sind ein wichtiges Werkzeug, um Situationen und Gefühle anders einschätzen zu können und dadurch auch anders mit diesen umgehen zu können:

    Depression ist keine Krankheit: Neue Wege, sich selbst zu befreien von Josef Giger-Bütler
    https://www.amazon.de/Depression-ist-ke..._1?ie=UTF8
    Der Autor ist langjähriger Therapeut und spezialisiert auf die Therapie und Heilung von Depressionen. Anders als viele andere ist er aus Erfahrung davon überzeugt, dass Depressionen heilbar sind, wobei er nichts beschönigt. Er beschreibt das stille Leid von Menschen, die an Depressionen leiden, erklärt wie es dazu kommen konnte und zeigt Wege auf, um sich daraus zu befreien. Es ist ein Buch das Mut macht.

Zitat von BelovedEnemy:
Ich sollte doch Glücklich sein und doch sitze ich gerade wieder da und kann nicht anders als Weinen, weil ich für mich keine Zukunft mehr sehe.

Ich sollte doch ist fast eine Garantie für noch mehr Abwärtsspirale. Es ist hilfreicher Gefühle als Signal zu betrachten. Sie zeigen an wie es Dir geht und in diesem Fall zeigen sie, dass Deine aktuelle Situation Dich traurig macht. Das würde anderen nicht anders gehen, es ist traurig, wenn man für sich selbst keine Zukunft mehr sieht und es verbreitet Hoffnungslosigkeit. Und gleichzeitig gibt es Wege, dass es wieder anders werden kann. Du kannst das aus eigener Kraft angehen oder mit therapeutischer Hilfe. Wichtig ist, dass Du diese Abwärtsspirale unterbrichst - wie auch immer die für Dich der passendem Schritte sind - und Dich wieder in die andere Richtung zurück ins Leben bewegst. Das ist nicht immer einfach, doch jeder Schritt bringt Dich voran und aus der Spirale heraus. Manchmal dauert es bis man wieder Licht am Ende des Tunnels sieht und auch das macht es nicht leichter, doch es ist möglich.

Hoffentlich ist irgendwas davon hilfreich für Dich und ansonsten nimmst Du vielleicht einfach nur wahr, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und Dir sehr wünscht, dass Du wieder eine Zukunft sehen kannst.

Liebe Grüße
Julia

07.10.2018 16:52 • #2

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