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Tildi
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Hallo liebes Forum,
ich vermute, dass mein jetzt leider Ex-Freund eine depressive Phase durchmacht. Vielleicht kann jemand von euch Licht ins Dunkle bringen. Mir ist klar, dass die Trennung vielleicht so oder so passiert wäre, aber die Art und Weise war einfach unfassbar für mich und einige Dinge erscheinen mir im Nachhinein seltsam.
Wir waren 6 Jahre lang ein Paar (sind mittlerweile beide 30) und haben die letzten zwei Jahre eine sehr, sehr schwere Zeit durchgemacht, da ich an Covid erkrankt bin und unter furchtbaren Folgen litt bzw. teilweise noch immer leide. Ich war monatelang bettlägerig und hatte zeitweise Angst zu sterben. Eine richtige Extremsituation also, die man eigentlich schon längst hätte psychotherapeutisch bearbeiten müssen. Zu dem Zeitpunkt als es mir langsam etwas besser ging, sind wir in eine neue Stadt gezogen, haben unsere Traumwohnung gefunden und sie wunderschön eingerichtet. Mein Ex-Freund hatte einen guten neuen Job und die Familie lebte auch um die Ecke. Eigentlich geradezu unfassbar schön, nach allem was wir durchgemacht hatten. Die Leichtigkeit in unserer Beziehung war nach dem Trauma nicht mehr wirklich vorhanden, aber es gab auch keinen Stress. Mein Ex-Freund ist unglaublich konfliktscheu, was schon häufiger zu Problemen geführt hat.
Die letzten zwei Monate zog er sich gefühlt immer weiter zurück, wollte ständig schlafen und für sich sein und hatte wenig Lust auf Unternehmungen. Richtig schlimm wurde es, nachdem er selbst Covid bekam und sich fast zwei Wochen isolieren musste. Er war plötzlich einfach mit allem unzufrieden - der Job gefiel ihm nicht, er selbst gefiel sich nicht, er gab sich keine Mühe mehr mit seinem Körper. Da er aber insgesamt ein introvertierter, ruhiger Typ ist und eben Probleme nie offen anspricht, habe ich trotzdem erst sehr spät gemerkt, dass etwas nicht stimmt.
Eines Morgens begann er bitterlich zu weinen und erzählte mir, dass ja eigentlich gerade alles schlimm sei und wie unzufrieden er mit sich selbst sei und dass wir ja gar kein richtiges Paar mehr seien. Es hat Stunden gedauert, ihn zu beruhigen und ich dachte auch, dass er sich trennen will. Das hat er dann aber verneint und gemeint er liebt mich und wir müssten nur an uns arbeiten. Doch drei Tage später begann er wieder zu weinen und sagte mir quasi durch die Blume, dass er nicht mehr weiß, ob er mich liebt. Es war total dramatisch, aber wir standen uns dennoch sehr nahe und haben sogar noch zusammen in einem Bett geschlafen und uns an den Händen gehalten. Am nächsten Tag brachte er mich zu meinen Eltern mit der Begründung, dass er Zeit für sich und zum Nachdenken bräuchte, um zu entscheiden, ob er weiter mit mir zusammen sein will. Das war natürlich der Horror für mich. Nach drei Tagen schrieb er mir eine Mail, in der ich ihn absolut nicht wiedererkannte. Der gesamte Text kreiste nur um ihn und darum, wie er gar nicht mehr wüsste wer er ist bzw. was er will. Er erwähnte auch mehrfach kreisende negative Gedankenmuster. Es gab einige Passagen, die auf mich sehr verletzend wirkten - so als hätte er jegliche Empathie für andere abgelegt und gerade nur noch welche für sich selbst. Sowas habe ich von ihm in sechs Jahren noch nie gesehen. Es folgten dann Tage später weitere Nachrichten, in denen er beschrieb wie zufrieden er allein sei und dass er ohne mich viel besser seinen Alltag regeln kann (man muss dazu wissen, ich bin schon lange wieder komplett unabhängig, er muss sich nicht mehr um mich kümmern). Immer wieder hieß es, er brauche mehr Zeit um sich klar zu werden und er wolle jetzt egoistisch sein und ich hätte jetzt keine Priorität. Ich war einfach nur fassungslos von dieser Art und Weise, mich schmoren zu lassen und parallel auch noch permanent verletzt zu werden. Mein Ex-Freund war eigentlich immer der empathischste und liebste Mensch der Welt.
Nach zwei Wochen setzte ich ihm schließlich ein Ultimatum und wir trafen uns. Er war permanent den Tränen nahe, sprach aber dabei nur über sich. Wie unglücklich er mit der Arbeit sei, dass er ja bisher nichts erlebt hätte im Leben, dass er das alles nicht rückgängig machen kann, dass er sich nicht mehr vorstellen kann mit mir zusammen zu wohnen und mich gerade nicht als Bezugsperson braucht.
Er umarmte mich zwar mehrfach, aber eigentlich tröstete er ich ihn als umgekehrt. Für mich bedeutete eine Trennung jedoch Rückzug ins Elternhaus, Verlassen des sozialen Umfeldes und eigentlich Verlust von allem, was mein Leben ausmacht. Währenddessen kann er (weil er es finanziell stemmen kann) in unserer wunderschönen Wohnung leben und hat seine Familie um die Ecke. Trotzdem kam ich bei ihm gar nicht zur Sprache. Eine Trennung sprach er konkret nie aus, aber nach allem was ich gehört hatte, war das für mich klar. Letztlich verabschiedete ich mich resigniert und er sagte einfach nichts mehr. Es war absolut unglaublich für mich. Ich habe mich nur noch gefragt, wer dieser Mensch ist und wie das alles gerade innerhalb von zwei Wochen passieren konnte.
Natürlich ist mir bewusst, dass unsere Lebenssituation insgesamt nicht gerade perfekt war und wir durch unser gemeinsames Trauma beeinflusst sind. Mit Sicherheit gab es durch seine Konfliktscheue auch eine Menge unterschwelliger Probleme. Trotzdem erscheint mir die Wesensveränderung sehr auffällig und ich bleibe fassungslos zurück. Letztlich habe ich heute nochmal schriftlich einen Schlussstrich gezogen und mich angemessen verabschiedet, um es einfach mal auszusprechen. Realisieren kann ich das alles trotzdem nicht. Insbesondere dass er sagte, er könne sich nicht mehr vorstellen mit mir zusammenzuwohnen traf mich bis ins Mark nachdem wir bereits seit 5 Jahren ohne jegliche Probleme zusammenwohnten.
Ich weiß nicht, man ist ja nach solchen Trennungserfahrungen immer auf der Suche nach Antworten. Ich brauche das irgendwie gerade. Vielleicht hat ja jemand ähnliches erlebt.
Liebe Grüße!
ich vermute, dass mein jetzt leider Ex-Freund eine depressive Phase durchmacht. Vielleicht kann jemand von euch Licht ins Dunkle bringen. Mir ist klar, dass die Trennung vielleicht so oder so passiert wäre, aber die Art und Weise war einfach unfassbar für mich und einige Dinge erscheinen mir im Nachhinein seltsam.
Wir waren 6 Jahre lang ein Paar (sind mittlerweile beide 30) und haben die letzten zwei Jahre eine sehr, sehr schwere Zeit durchgemacht, da ich an Covid erkrankt bin und unter furchtbaren Folgen litt bzw. teilweise noch immer leide. Ich war monatelang bettlägerig und hatte zeitweise Angst zu sterben. Eine richtige Extremsituation also, die man eigentlich schon längst hätte psychotherapeutisch bearbeiten müssen. Zu dem Zeitpunkt als es mir langsam etwas besser ging, sind wir in eine neue Stadt gezogen, haben unsere Traumwohnung gefunden und sie wunderschön eingerichtet. Mein Ex-Freund hatte einen guten neuen Job und die Familie lebte auch um die Ecke. Eigentlich geradezu unfassbar schön, nach allem was wir durchgemacht hatten. Die Leichtigkeit in unserer Beziehung war nach dem Trauma nicht mehr wirklich vorhanden, aber es gab auch keinen Stress. Mein Ex-Freund ist unglaublich konfliktscheu, was schon häufiger zu Problemen geführt hat.
Die letzten zwei Monate zog er sich gefühlt immer weiter zurück, wollte ständig schlafen und für sich sein und hatte wenig Lust auf Unternehmungen. Richtig schlimm wurde es, nachdem er selbst Covid bekam und sich fast zwei Wochen isolieren musste. Er war plötzlich einfach mit allem unzufrieden - der Job gefiel ihm nicht, er selbst gefiel sich nicht, er gab sich keine Mühe mehr mit seinem Körper. Da er aber insgesamt ein introvertierter, ruhiger Typ ist und eben Probleme nie offen anspricht, habe ich trotzdem erst sehr spät gemerkt, dass etwas nicht stimmt.
Eines Morgens begann er bitterlich zu weinen und erzählte mir, dass ja eigentlich gerade alles schlimm sei und wie unzufrieden er mit sich selbst sei und dass wir ja gar kein richtiges Paar mehr seien. Es hat Stunden gedauert, ihn zu beruhigen und ich dachte auch, dass er sich trennen will. Das hat er dann aber verneint und gemeint er liebt mich und wir müssten nur an uns arbeiten. Doch drei Tage später begann er wieder zu weinen und sagte mir quasi durch die Blume, dass er nicht mehr weiß, ob er mich liebt. Es war total dramatisch, aber wir standen uns dennoch sehr nahe und haben sogar noch zusammen in einem Bett geschlafen und uns an den Händen gehalten. Am nächsten Tag brachte er mich zu meinen Eltern mit der Begründung, dass er Zeit für sich und zum Nachdenken bräuchte, um zu entscheiden, ob er weiter mit mir zusammen sein will. Das war natürlich der Horror für mich. Nach drei Tagen schrieb er mir eine Mail, in der ich ihn absolut nicht wiedererkannte. Der gesamte Text kreiste nur um ihn und darum, wie er gar nicht mehr wüsste wer er ist bzw. was er will. Er erwähnte auch mehrfach kreisende negative Gedankenmuster. Es gab einige Passagen, die auf mich sehr verletzend wirkten - so als hätte er jegliche Empathie für andere abgelegt und gerade nur noch welche für sich selbst. Sowas habe ich von ihm in sechs Jahren noch nie gesehen. Es folgten dann Tage später weitere Nachrichten, in denen er beschrieb wie zufrieden er allein sei und dass er ohne mich viel besser seinen Alltag regeln kann (man muss dazu wissen, ich bin schon lange wieder komplett unabhängig, er muss sich nicht mehr um mich kümmern). Immer wieder hieß es, er brauche mehr Zeit um sich klar zu werden und er wolle jetzt egoistisch sein und ich hätte jetzt keine Priorität. Ich war einfach nur fassungslos von dieser Art und Weise, mich schmoren zu lassen und parallel auch noch permanent verletzt zu werden. Mein Ex-Freund war eigentlich immer der empathischste und liebste Mensch der Welt.
Nach zwei Wochen setzte ich ihm schließlich ein Ultimatum und wir trafen uns. Er war permanent den Tränen nahe, sprach aber dabei nur über sich. Wie unglücklich er mit der Arbeit sei, dass er ja bisher nichts erlebt hätte im Leben, dass er das alles nicht rückgängig machen kann, dass er sich nicht mehr vorstellen kann mit mir zusammen zu wohnen und mich gerade nicht als Bezugsperson braucht.
Er umarmte mich zwar mehrfach, aber eigentlich tröstete er ich ihn als umgekehrt. Für mich bedeutete eine Trennung jedoch Rückzug ins Elternhaus, Verlassen des sozialen Umfeldes und eigentlich Verlust von allem, was mein Leben ausmacht. Währenddessen kann er (weil er es finanziell stemmen kann) in unserer wunderschönen Wohnung leben und hat seine Familie um die Ecke. Trotzdem kam ich bei ihm gar nicht zur Sprache. Eine Trennung sprach er konkret nie aus, aber nach allem was ich gehört hatte, war das für mich klar. Letztlich verabschiedete ich mich resigniert und er sagte einfach nichts mehr. Es war absolut unglaublich für mich. Ich habe mich nur noch gefragt, wer dieser Mensch ist und wie das alles gerade innerhalb von zwei Wochen passieren konnte.
Natürlich ist mir bewusst, dass unsere Lebenssituation insgesamt nicht gerade perfekt war und wir durch unser gemeinsames Trauma beeinflusst sind. Mit Sicherheit gab es durch seine Konfliktscheue auch eine Menge unterschwelliger Probleme. Trotzdem erscheint mir die Wesensveränderung sehr auffällig und ich bleibe fassungslos zurück. Letztlich habe ich heute nochmal schriftlich einen Schlussstrich gezogen und mich angemessen verabschiedet, um es einfach mal auszusprechen. Realisieren kann ich das alles trotzdem nicht. Insbesondere dass er sagte, er könne sich nicht mehr vorstellen mit mir zusammenzuwohnen traf mich bis ins Mark nachdem wir bereits seit 5 Jahren ohne jegliche Probleme zusammenwohnten.
Ich weiß nicht, man ist ja nach solchen Trennungserfahrungen immer auf der Suche nach Antworten. Ich brauche das irgendwie gerade. Vielleicht hat ja jemand ähnliches erlebt.
Liebe Grüße!