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Problem engere Kontakte aufzubauen

S
Hi,
ich habe Probleme engere Kontakte aufzubauen. In der Schule war ich immer der Ruhige und habe mich sehr zurück gehalten. Wenn sich jemand mit mir Verabreden wollte habe ich oft abgelehnt.
In der dritten Klasse hatte ich Schulangst und konnte nicht mehr in die Schule gehen. Nach therapeutischer Behandlung habe ich die Klasse wiederholt und war in der Lage die Schule fortzusetzen.
Auf der weiterführenden Schule hatte ich dann eine Freundesgruppe mit der ich oft Videospiele gespielt habe, aber ansonsten war der Kontakt sehr oberflächlich. Verabredungen und Gespräche gingen auch hier selten von mir aus. Nach der Schule hat sich die Freundesgruppe auseinander gelebt und wir haben keinen Kontakt mehr.

Mittlerweile bin ich 27 Jahre alt und habe nur oberflächliche Kontakte auf der Arbeit.
In der Nähe von anderen Personen bin ich nervös, verkrampft und fühle ich meist unwohl. Wenn ich öfter mit einer Person Kontakt habe wird es besser, aber es geht nie ganz weg. Wenn ich zu nervös bin ist mein Kopf oft leer, wodurch ich gar nicht mehr weiß was ich sagen soll. Dadurch wird die Situation oft noch unangenehmer.
Smalltalk bekomme ich ganz gut hin, wird es persönlicher ziehe ich mich zurück. In Gruppen ist es schwieriger als im Einzelgespräch.

Ich meide den Kontakt zu anderen Personen, z.B bin ich machmal extra in meinem Zimmer geblieben als meine Eltern oder Schwester besuch hatten. Auf der Arbeit habe ich machmal absichtlich alleine Pause gemacht.
Trotzdem fühle ich mich machmal Einsam und wünsche mir engere Kontakte.

Hat jemand ähnlicher Erfahrung gemacht oder Tipps und Anregungen wie ich meine Ängste überwinden kann?

16.05.2022 18:32 • x 1 #1


Tealight
Nein, wie Du Deine Schüchternheit überwinden kannst, kann ich Dir nicht sagen.

Deine Schüchternheit schiebe ich zt dem Internet zu.
Du bist 27 und mit dem Netz groß geworden und je länger das Netz existiert, um so mehr werden die Menschen zu Eigenbroedler.
Es kann aber auch an Dir, an den Typ Mensch liegen, das Du einfach ruhiger bist bei neuen Menschen.
Es gibt genügend Menschen die sich wohler fühlen, wenn die Gruppe klein gehalten wird
Das einzige was Du machen kannst, ist raus gehen.
Der Sommer fängt an, die Biergaerten öffnen.
Oder versuch Kontakt mit den Jugendfreunden aufzunehmen. Zb über die Schule die letzte Adresse heraus bekommen. Ordnungsamt ist auch eine Möglichkeit.

16.05.2022 19:06 • x 1 #2


A


Hallo Soigrün,

Problem engere Kontakte aufzubauen

x 3#3


Ziva
Hi Soigrün.
Schön, dass du da bist und hier schreibst. Ich kann nachvollziehen, dass du dich einsam und alleine fühlst.

Dein Text klingt für mich ganz stark nach einer ausgeprägten sozialen Phobie. Mir scheint es so, als hast du nie gelernt, dich mit anderen auszutauschen. Rückzug stand immer mehr für dich. Aber weißt du auch, warum das so ist?
Warum fällt es dir schwer, andere anzusprechen? Warum fällt es dir schwer ins Gespräch zu kommen? Kennst du dein "Warum"?

Ich lese mich in einigem hier wieder.
In meiner Schulzeit war ich auch durchweg eine Einzelgängerin. In Gruppen war ich immer das uncoole 5. Rad. Ich hatte jahrelang nur eine "beste Freundin", für die ich alles gegeben habe. Bis ich am Ende erleben musste wie es ist, einfach ausgetauscht zu werden.

Erst in der 9. Klasse habe ich Anschluss gefunden. Total merkwürdig eigentlich. Ich musste die 9. wiederholen und kam in eine neue Klasse, zu 25 Menschen, die ich nicht kannte - die mich aber auch nicht kannten - vielleicht war das mein Glück.

Ich kenne mein Warum.
Ich habe mich nie gut genug gefühlt. Immer hatte ich das Gefühl, ich mache alles falsch. Immer waren alle besser, schlanker, schöner, schlauer, schneller als ich. Mein Selbstwergefühl gab es nicht. Ich war nichts wert. Ich hatte immer wieder merken müssen, dass die anderen keinen Wert darauf legen, mich kennenzulernen, mein Inneres. Sie sahen nur die große Ziva mit dem Fleck am Hals. Und der war eklig, über den konnte man lachen, ja. Aber mehr auch nicht. Ich war auch viel zu schüchtern, um sie anzusprechen. Viel zu groß war die Angst vor Ablehnung.

Ich würde dir gern schreiben, dass es ein Heilmittel gibt. Aber das wäre fatal und doll gelogen.

Ich bin jetzt 40. Und ich habe eine Freundin! Und zwar die, die ich in der 9. Klasse kennengelernt habe. Dieser Mensch hat mir Selbstvertrauen geschenkt und mir gezeigt, dass ich jemand bin und auch wer ich bin. Ich glaube, manchmal täte es uns gut, wenn wir uns trauen, uns auf gute Menschen einzulassen. Mir ist durchaus bewusst, wie schwer es ist, gute und nicht so gute Menschen voneinander zu unterscheiden. Gerade dann, wenn es einem schwerfällt, mit Menschen überhaupt ins Gespräch zu kommen.

Mir fällt es jetzt auch noch schwer neue Leute "in echt" kennenzulernen. Ich kann auch wohl zugeben, dass ich keinen Schimmer habe, wie sowas geht. Selbst beim Smalltalk mit Nachbarn, anderen Müttern oder Arbeitskollegen wird mir heiß und ich hab keine Ideen, was ich sagen könnte. Nebel in meinem Hirn, Schweißausbrüche, trockener Mund. Ich habe dann immer das Gefühl, dass alles, was ich raushaue, total langweilig ist und eh keinen interessiert oder ich komisch angeschaut werde oder am Ende hinter meinem Rücken über mich getratscht wird.

Jetzt habe ich noch gar keine Idee geliefert.. Mhn.. Sekunde, ich setze neu an. Bis gleich

16.05.2022 20:57 • x 5 #3


Ziva
Ich nochmal (:

Man kann es üben, mit anderen in Kontakt zu treten.

In meiner Klinikzeit ging es auch viel darum. Ich fand auch Treffen mit Leuten schwer, die ich ewig nicht gesehen hatte. Die wollen immer wissen, was man so gemacht hat und was man kann und was man geschafft hat etc. Und ich hatte aber nur wenig geschafft und hatte nichts. Um mich nicht schlimmer fühlen zu müssen, habe ich in der Klinik Ideen ausgearbeitet, wie ich bei solchen Fragen antworten kann, ohne in einer Panikattacke zu enden, was ja wieder super peinlich und beschämend wäre.

Anstatt zb sagen zu müssen, dass ich grad in einer Therapie bin, weil ich mein Leben nicht im Griff habe, könnte ich sagen, dass ich mich im Moment in einer Neufindungsphase befinde. Das kann nämlich alles sein und muss nicht zwingend negativ sein. Ich bin damit lange gut zurecht gekommen, erstaunlich gut.

Ein anderes Beispiel, was ich selbst auch ausprobiert hab, das war eine Internetseite, über die man Brieffreundschaften finden konnte, weltweit. Und auch wenn man dort jemanden trifft, der aus der Nähe kommt, ist eine erste "Annäherung" eben schriftlich und man kann so erstmal schauen, ob man gleiche Interessen hat, bevor man sich trifft. Praktisch find ich auch, dass man so ehrlich sagen kann "Hey, ich bin total schüchtern und hab Schwierigkeiten neue Menschen kennenzulernen, also wenn wir uns das erste Mal treffen, hab bitte Nachsicht mit mir". Und du merkst dann ziemlich schnell, ob sich dein Gegenüber damit auseinandersetzen möchte oder eben nicht.

Im Großen und Ganzen "musst" du dich trauen. Es geht ja erstmal um nichts, außer um vielleicht ein wenig zu plaudern. Und bestimmt gibt es etwas, was du gern erzählen magst oder etwas, wovon du ganz viel Ahnung hast.

Ich könnte dir zb ganz viel über Stifte erzählen, darüber welche Stifte / Farben auf welchem Papier gut zur Geltung kommen etc. Da hätte ich nichtmal Angst vor deinen Fragen - weil ich mich gut auskenne.

Während mich andere Gespräche total aus der Bahn werfen und mich zum Schweigen bringen.

Mhn, ich weiß nicht ob dir das hilft. Aber ich dachte möglich wäre es.

Viele Grüße,
Ziva*

16.05.2022 21:27 • x 4 #4


G
Mir geht's im Großen und Ganzen genauso wie dir @Soigrün ( und dir @Ziva ). Bin wohl am meisten deswegen in Depressionen verfallen. Kann passieren, muss aber nicht. Im Nachhinein ist es relativ müßig, sich hier über Erzieher*innen, Lehrer*innen, Behandler*innen etc. aufzuregen, dass sie das ja nicht eher bei einem erkannt haben. Es ist wie es ist und wir müssen damit zurecht kommen.

Bist du denn schon in therapeutischer Behandlung? Mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie lassen sich die Angstkreisläufe durchbrechen, unzwar über die Umwertung bzw. Substitution von soziophobischen, selbstwertschädigenden Gedanken. Was dort hinterher in der Praxis gemacht wird, kann ich dir aber leider nicht sagen. Ich weiß es nicht - müsste selbst erstmal eine machen. Was wichtig dabei ist, ist einen Therapeuten/eine Therapeutin zu finden, mit der du dich auf menschlicher Ebene echt gut verstehst. Das ist Gold wert. Wenn du ein Kindheitstrauma hast (wie ich), dürfte auch die tiefenpsychologische Therapie geeignet sein.

Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Im Forum sozcafe.de gibt es manchmal Threads, bei denen man was lernen kann. Kannst ja mal vorbeischauen. Bin selbst auch da. Hab aber bisher relativ wenig geschrieben. Größtenteils ist aber auch dieses Forum nur auf seichte Unterhaltung spezialisiert.

29.05.2022 23:01 • x 1 #5

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