Trefusis
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So.
Nachdem ich mich vor Monaten bereits über meine Probleme bezüglich Depression und Beziehung beklagt habe (letztere ist ja nun gelöst und ich bin quasi wieder für mich da), finde ich, dass es an der Zeit ist, mich über mein Berufsleben auszukotzen.
Denn die Probleme, die sich da ergeben, wenn ich mit meiner Depression und meinen fehlenden sozialen Skills in die Arbeit gehe, sind für mich unübersehbarer - und daher schmerzhafter - geworden.
Zuerst mal: Ich bin fest angestellt als Marketingfrau in einer grossen Firma und dies ist nicht meine erste Arbeitsstelle. Seit 1 Jahr und 8 Monaten bin ich nun dort. Ich behaupte, dass ich meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledige und auch z.B. Überstunden leiste, um dies zu schaffen. Wo es geht, helfe ich aus. Auch wenn mir meine Versagensangst u.a. manchmal zu schaffen macht.
Für mich gehört zu den wichtigsten Faktoren einer Arbeit, dass man mit den Kollegen gut auskommt und dass man sich im Team wohlfühlt. Dass dazu jeder einzelne was beisteuern muss ist mir sehr wohl bewusst. Auch, dass die Kollegen wiederum aber kein Ersatz für Freunde oder Familie sind, sondern in erster Linie die Menschen, mit denen man arbeitet.
Aber ich muss auch immer und immer und immer wieder frustriert feststellen, dass meine Bemühungen meist mit Misserfolg gekrönt sind. Sprich: wenn ich versuche, Kollegen entgegenzukommen - sei es mit normalen Nettigkeiten wie Begrüssungen oder Small Talk, eigenen Ideen für ein Arbeitsprojekt oder auch süssen Leckereien zu meinem Geburtstag etwa - fühlt es sich an, als gelten normale soziale Regeln nicht für mich. Selten werden meine Versuche, Beziehungen zu Kollegen zu vertiefen oder zu verbessern, anerkannt. Ansonsten werden sie entweder völlig ignoriert (kommt wohl am häufigsten vor) oder schlichtweg weggestossen. Und das kränkt mich sehr oft und stürzt mich entweder in ein Loch der Depression oder noch tiefer hinein.
Zugegeben: ich tue mich sehr schwer mit vielen Dingen, was ich mit fehlenden sozialen Skills mein. Sprich: ich mag direkten Augenkontakt eigentlich nicht, ich verhaspel mich bei Gesprächen, ich bin schlecht im Small Talk, depressionsbedingt lache ich kaum und gebe mich nicht gut gelaunt, wenn ich es nicht bin (wenn ich depremiert bin kann ich nicht mal ein Lächeln faken), sondern bin einfach stiller und kühler als sonst. Und ich teile viele der Interessen oder Erfahrungen meiner Kollegen einfach nicht (wenn diese sich über Reiseerfahrungen austauschen oder irgendwelche regionalen Events und die eigenen Kinder, kann ich nicht mitreden).
Letzteres ist aber auch egal - denn ich werde sowieso nicht erhört. Will ich doch mal was zu einem Gepräch beitragen, ob privat in der Mittagspause oder in einem Meeting, werde ich einfach ignoriert, übergequatscht, mir wird gerne das Wort abgeschnitten. Ich komme mir da ernsthaft vor wie ein Geist, der zwar dabeisteht, aber gar nicht wahrgenommen wird. Was mich dazu verleitet, für den Rest des Gesprächs zu schweigen, was ja eigentlich nicht sein soll. Will ich selbst ein Thema anreissen, das andere interessieren könnte, wird auch hier mir sehr oft das Wort abgeschnitten oder ich ernte Blicke, die in etwa ausdrücken Lass es doch gut sein. Dabei wünsche ich mir oft nichts sehnlicher, als mich mit Kollegen über etwas austauschen zu können, das uns gemeinsam (zumindest halbwegs) interessiert, aber dieser Wunsch wird mir eher selten erfüllt. Das Gegenteil ist spürbar häufiger der Fall.
Oder Begrüssungen. Eine ganz normale, einfache Sache, oder? Was kann man da falsch machen?
Ich begegne auf dem Gang, wenn ich von Raum A nach B, zur Toilette oder zum Kaffeeautomaten gehe, sehr vielen verschiedenen Kollegen (wie gesagt: eine grosse Firma). Ich versuche, jedem ein freundliches Guten Morgen, Hoi, Grüezi, Schönen Tag noch...was halt angebracht ist und hier gesagt wird, auf dem Weg zu geben, natürlich verbunden mit einem netten Lächeln. Viele dieser Kollegen gehen achtlos, wortlos, freudlos an mir vorbei.
Man kann sich auch denken: Okay, diese Person ist allgemein nicht gut drauf, kann vorkommen. Es kommt aber sehr wohl vor, dass ich Minuten später diese Kollegen zufällig im Plausch mit anderen sehe, ganz gut drauf und gelassen.
Was habe ich falsch gemacht?
Habe ich sie versehentlich innerhalb kurzer Zeit zweimal gegrüsst und das hat sie genervt? Ich versuche mir täglich aufs Neue zu merken, wen ich schon gegrüsst habe und wen nicht, um keinen zu verägern nach dem Motto Ach, dich hab ich heut noch gar nicht gesehen, obwohl ich das sehr wohl habe, ich hab dich schlichtweg wieder vergessen.
Und ich gehe halt nach dem Motto Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest. Ist da eine nette Begrüssung schon zuviel des Guten?
Kommen wir mal kurz auf einen Brauch zurück, der hierzulande zumindest (ich arbeite in der Schweiz) sehr geläufig ist: Wer Geburtstag hat, bringt den Kollegen (ob dem Team oder mehr Personen) was leckeres mit (Croissants, Kuchen, Muffins oder ähnliches). Mir macht dieser Brauch eigentlich viel Spass, in der (kleineren) Firma davor, wo ich arbeitete, hab ich das gerne gemacht, weil ich gern selber backe (ich behaupte mal, dass ich das gut mache) und meine Ex-Kollegen das schätzten.
Und nun?
In meiner aktuellen Firma hab ich es mir abgewöhnt. Weil ich nun weiss, dass meine Leckereien eh nicht angerührt werden (wahrscheinlich einfach aus dem Grund, weil sie von MIR stammen). Bei anderen Geburtstagskindern werden sie freudig angenommen und man bedankt sich dafür. Doch bei dem einen Geburtstag meinerseits, den ich bisher in meiner jetzigen Firma erlebte, wurden die hausgemachten Backsachen einfach stehengelassen, niemand bediente sich, niemand fragte gross. Es waren vor allem Donuts u.a. mit Schokoladenglasur. Klingt nicht gerade nach einer abstrusen, exotischen Leckerei, die keiner kennt und daher eher gemieden wird, oder hatte ich so grosses Pech, dass alle Kollegen Donutverweigerer sind?
Aber auch aussergeburtstägliche Versuche, den Kollegen den Arbeitstag zu versüssen, sind stets für die Katz gewesen. Ich will mich keinem aufdrängen, aber ich hab zweimal z.B. aus meiner bayr. Heimat Bonbonspezialitäten mitgebracht oder einen kleinen bunten Mix aus amerikanischen Süssigkeiten, damit sich jeder dran bei Lust und Laune bedienen kann. Lange stehen diese Süssigkeiten unberührt bereit und ich bin die einzige, die sich vielleicht dran bedient auch wenn ich sage Nehmt euch ruhig. Und dann nach wenigen Wochen kommen Teamkollegen und schmeissen diese Sachen einfach in den Müll mit dem Argument, die seien schon zu alt und keiner will sie (ein Zitat ohne Übertreibung). Ob ich sie vielleicht noch wolle, wurde dabei nicht gefragt. Dies z.B. ist erst diese Woche wieder passiert.
Dinge wie diese kränken mich sehr.
Was solls, dann stell ich einfach nichts mehr hin, stimmt's? Ist das nicht die logische und einfache Lösung?
Ist schon so. Wenn ich aber sehe, wie andere Kollegen kleine Leckereien zum Geburtstag oder einfach so spenden und diese auch gegessen und gelobt werden, frage ich mich einfach nur verzweifelt: Was, was, WAS mache ICH falsch??
Was für eine Lehre soll ich aus all dem ziehen?
Werde ich gemobbt in dieser Firma?
Nun, das würde ich mit Nein beantworten (ich weiss, was Mobbing bedeutet).
Allerdings gab es auch hier und da Situationen, die mich innerlich sehr verletzten, was anderen wohl einfach nicht bewusst war.
Die eindrücklichste dieser Situationen war folgende (fand diesen Frühling statt): Ich und mein kleines Team sollten zu einer sogenannten Roadshow püntklich erscheinen (Roadshow = der CEO der Firma hält vor seinen Angestellten eine Rede über aktuelle, firmenbedingte Meilensteine, verbunden mit einer Powerpoint-Präsentation). Doch die fand ausserhalb statt, knapp 1 oder 2 Kilometer Weg bis zu einer gemieteten Halle eines Lokals weiter weg.
Ich wollte rechtzeitig gehen, um pünktlich zu sein, meine Kollegen aber trödelten hier und da. Ohne sie wusste ich aber den Weg nicht. Auf dem Weg blieb ich dauernd hinten dran, weil ich auch mit Mühe nicht so schnell gehen kann wie die anderen. Als wir merkten, dass wir uns verspäten würden, rannten wir wie der Teufel, aber ich blieb auch da wieder hinten dran (P.S.: Ich GAB mir die grösste Mühe, mitzuhalten). Anstatt auf mich zu warten oder zumindest anzuspornen, lief mein Team weit voraus und betrat die Halle. Ich, keuchend und als letzte erscheinend, kam dann endlich auch dazu. In der Halle voller anderer Kollegen (mit ihren Blicken auf mich gerichtet) stand auch mein CEO, der nur heiter sagte Na, kommt die [NAME] zu spät?. Alle lachten. Auch mein Team, das mich quasi abschüttelte. Ich sass mich bedrückt und schweigend auf einen Stuhl und wollte am liebsten in einer verlassenen Ecke sein und heulen.
Übrigens meinte mein Team danach, noch ach so lustige Bemerkungen über mich wegen all dem machen zu müssen.
Ich weine fast jetzt schon wieder, wenn ich das schreibe, weil ich diese Geschichte wieder durchlebe.
Meint Ihr, solche Kollegen hätten Verständnis dafür, wenn ich auf sie zugehen und sagen würde: Hört mal, ich hab Depression, darum verhalte ich mich so komisch manchmal. Verständnis?? Würden sie mir überhaupt zuhören?? Oder würden sie sich nochmal ein Stück von mir entfernen, weil ich so weinerlich daherkomme und mich ins Zentrum stelle?
Meint Ihr, ein Gespräch mithilfe einer Person, die intern dabei hilft, Konflikte und Probleme zu lösen, würde da gross etwas bringen?
Der Grund, warum ich darauf kam, dies ins Forum zu schreiben, war übrigens eine interne Teamplayer-Schulung, die einen Tag lang dauerte. Darin sollten wir uns quasi genauer kennenlernen, gemeinsam Denkaufgaben lösen, Aspekte des Teamseins diskutieren...als letzter Punkt stand an, dass jeder aufschreiben und laut vorlesen sollte, was man am liebsten stoppen/anfangen/weiterführen möchte an Eigenschaften in der Arbeit.
Ich wusste nicht so recht, wie ich das beschreiben sollte (und Felder leer lassen galt nicht, hätte mir eh keiner geglaubt). Ich umschrieb meine Hauptprobleme mit Defizite in sozialen Skills (stoppen) und Verbesserung sozialer Skills (anfangen). Glaubt mal nicht, dass mich irgendwer drauf angesprochen hätte, währenddessen oder danach.
Dieser eine Gegensatz stürtzt mich innerhalb allzu oft in tiefe Verzweiflung und Selbstzweifel:
Einerseits SOLL ich mich ja ins Team eingliedern, reden (nicht plappern) statt schweigen, zeigen dass ich da bin, nicht nur Kollege sein sondern auch Mensch, auch mal kleine Gefälligkeiten bringen...
Andererseits werde ich dabei entweder vollständig ignoriert oder verspottet. Als hätten MEINE Aktionen, MEINE Versuche kein Gewicht. Ist ja nur Trefusis, die zählt nicht. Sie hat keine Probleme. Sie IST höchstens ein Problem.
Und wenn ich so fühle, was gefühlt immer öfter vorkommt, möchte ich eigentlich am liebsten kündigen und woanders von vorn anfangen.
Oder kündigen und mich selbst entsorgen. Es braucht mich ja keiner.
Problem nur: Jedesmal, wenn ich einen Job suchte, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich einen fand (nach unzähligen Absagen und unseriösen/dubiosen Angeboten). Ich trau mir nicht zu, mal eben den Job zu wechseln, wenn mich mein jetziger nicht deutlich umbringt.
Und was, wenn es danach genauso weiterlaufen würde?
Depressionen oder andere seelische Probleme scheinen keine Rolle zu spielen. Hauptsache man ist möglichst dabei: gut gelaunt, mitten im Leben, attraktiv, stets mit einem Lachen auf den Lippen.
Und da stehe ich unfreiwillig abseits, unbeachtet, das fünfte Rad am Wagen. Mit einem inneren Ich, das in einem seelischen Loch voller Wasser zu ertrinken droht und um Hilfe schreien will, während mein Hirn diesem Ich zuruft Halte deine schei., wenn du von den anderen überhaupt im selben Raum toleriert werden willst!!!
Ich hatte wirklich schlechtere Jobs.
Aber auch hier ist es hart. Zumindest, wenn man eine Depression hat und in meiner Haut steckt.
Ich bin dabei, eine Psychotherapie zu organisieren, um dort auch dieses Problem zu bereden. Das ist der beste (und momentan einzige) Lösungsweg dagegen, der mir einfällt.
Nachdem ich mich vor Monaten bereits über meine Probleme bezüglich Depression und Beziehung beklagt habe (letztere ist ja nun gelöst und ich bin quasi wieder für mich da), finde ich, dass es an der Zeit ist, mich über mein Berufsleben auszukotzen.
Denn die Probleme, die sich da ergeben, wenn ich mit meiner Depression und meinen fehlenden sozialen Skills in die Arbeit gehe, sind für mich unübersehbarer - und daher schmerzhafter - geworden.
Zuerst mal: Ich bin fest angestellt als Marketingfrau in einer grossen Firma und dies ist nicht meine erste Arbeitsstelle. Seit 1 Jahr und 8 Monaten bin ich nun dort. Ich behaupte, dass ich meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledige und auch z.B. Überstunden leiste, um dies zu schaffen. Wo es geht, helfe ich aus. Auch wenn mir meine Versagensangst u.a. manchmal zu schaffen macht.
Für mich gehört zu den wichtigsten Faktoren einer Arbeit, dass man mit den Kollegen gut auskommt und dass man sich im Team wohlfühlt. Dass dazu jeder einzelne was beisteuern muss ist mir sehr wohl bewusst. Auch, dass die Kollegen wiederum aber kein Ersatz für Freunde oder Familie sind, sondern in erster Linie die Menschen, mit denen man arbeitet.
Aber ich muss auch immer und immer und immer wieder frustriert feststellen, dass meine Bemühungen meist mit Misserfolg gekrönt sind. Sprich: wenn ich versuche, Kollegen entgegenzukommen - sei es mit normalen Nettigkeiten wie Begrüssungen oder Small Talk, eigenen Ideen für ein Arbeitsprojekt oder auch süssen Leckereien zu meinem Geburtstag etwa - fühlt es sich an, als gelten normale soziale Regeln nicht für mich. Selten werden meine Versuche, Beziehungen zu Kollegen zu vertiefen oder zu verbessern, anerkannt. Ansonsten werden sie entweder völlig ignoriert (kommt wohl am häufigsten vor) oder schlichtweg weggestossen. Und das kränkt mich sehr oft und stürzt mich entweder in ein Loch der Depression oder noch tiefer hinein.
Zugegeben: ich tue mich sehr schwer mit vielen Dingen, was ich mit fehlenden sozialen Skills mein. Sprich: ich mag direkten Augenkontakt eigentlich nicht, ich verhaspel mich bei Gesprächen, ich bin schlecht im Small Talk, depressionsbedingt lache ich kaum und gebe mich nicht gut gelaunt, wenn ich es nicht bin (wenn ich depremiert bin kann ich nicht mal ein Lächeln faken), sondern bin einfach stiller und kühler als sonst. Und ich teile viele der Interessen oder Erfahrungen meiner Kollegen einfach nicht (wenn diese sich über Reiseerfahrungen austauschen oder irgendwelche regionalen Events und die eigenen Kinder, kann ich nicht mitreden).
Letzteres ist aber auch egal - denn ich werde sowieso nicht erhört. Will ich doch mal was zu einem Gepräch beitragen, ob privat in der Mittagspause oder in einem Meeting, werde ich einfach ignoriert, übergequatscht, mir wird gerne das Wort abgeschnitten. Ich komme mir da ernsthaft vor wie ein Geist, der zwar dabeisteht, aber gar nicht wahrgenommen wird. Was mich dazu verleitet, für den Rest des Gesprächs zu schweigen, was ja eigentlich nicht sein soll. Will ich selbst ein Thema anreissen, das andere interessieren könnte, wird auch hier mir sehr oft das Wort abgeschnitten oder ich ernte Blicke, die in etwa ausdrücken Lass es doch gut sein. Dabei wünsche ich mir oft nichts sehnlicher, als mich mit Kollegen über etwas austauschen zu können, das uns gemeinsam (zumindest halbwegs) interessiert, aber dieser Wunsch wird mir eher selten erfüllt. Das Gegenteil ist spürbar häufiger der Fall.
Oder Begrüssungen. Eine ganz normale, einfache Sache, oder? Was kann man da falsch machen?
Ich begegne auf dem Gang, wenn ich von Raum A nach B, zur Toilette oder zum Kaffeeautomaten gehe, sehr vielen verschiedenen Kollegen (wie gesagt: eine grosse Firma). Ich versuche, jedem ein freundliches Guten Morgen, Hoi, Grüezi, Schönen Tag noch...was halt angebracht ist und hier gesagt wird, auf dem Weg zu geben, natürlich verbunden mit einem netten Lächeln. Viele dieser Kollegen gehen achtlos, wortlos, freudlos an mir vorbei.
Man kann sich auch denken: Okay, diese Person ist allgemein nicht gut drauf, kann vorkommen. Es kommt aber sehr wohl vor, dass ich Minuten später diese Kollegen zufällig im Plausch mit anderen sehe, ganz gut drauf und gelassen.
Was habe ich falsch gemacht?
Habe ich sie versehentlich innerhalb kurzer Zeit zweimal gegrüsst und das hat sie genervt? Ich versuche mir täglich aufs Neue zu merken, wen ich schon gegrüsst habe und wen nicht, um keinen zu verägern nach dem Motto Ach, dich hab ich heut noch gar nicht gesehen, obwohl ich das sehr wohl habe, ich hab dich schlichtweg wieder vergessen.
Und ich gehe halt nach dem Motto Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest. Ist da eine nette Begrüssung schon zuviel des Guten?
Kommen wir mal kurz auf einen Brauch zurück, der hierzulande zumindest (ich arbeite in der Schweiz) sehr geläufig ist: Wer Geburtstag hat, bringt den Kollegen (ob dem Team oder mehr Personen) was leckeres mit (Croissants, Kuchen, Muffins oder ähnliches). Mir macht dieser Brauch eigentlich viel Spass, in der (kleineren) Firma davor, wo ich arbeitete, hab ich das gerne gemacht, weil ich gern selber backe (ich behaupte mal, dass ich das gut mache) und meine Ex-Kollegen das schätzten.
Und nun?
In meiner aktuellen Firma hab ich es mir abgewöhnt. Weil ich nun weiss, dass meine Leckereien eh nicht angerührt werden (wahrscheinlich einfach aus dem Grund, weil sie von MIR stammen). Bei anderen Geburtstagskindern werden sie freudig angenommen und man bedankt sich dafür. Doch bei dem einen Geburtstag meinerseits, den ich bisher in meiner jetzigen Firma erlebte, wurden die hausgemachten Backsachen einfach stehengelassen, niemand bediente sich, niemand fragte gross. Es waren vor allem Donuts u.a. mit Schokoladenglasur. Klingt nicht gerade nach einer abstrusen, exotischen Leckerei, die keiner kennt und daher eher gemieden wird, oder hatte ich so grosses Pech, dass alle Kollegen Donutverweigerer sind?
Aber auch aussergeburtstägliche Versuche, den Kollegen den Arbeitstag zu versüssen, sind stets für die Katz gewesen. Ich will mich keinem aufdrängen, aber ich hab zweimal z.B. aus meiner bayr. Heimat Bonbonspezialitäten mitgebracht oder einen kleinen bunten Mix aus amerikanischen Süssigkeiten, damit sich jeder dran bei Lust und Laune bedienen kann. Lange stehen diese Süssigkeiten unberührt bereit und ich bin die einzige, die sich vielleicht dran bedient auch wenn ich sage Nehmt euch ruhig. Und dann nach wenigen Wochen kommen Teamkollegen und schmeissen diese Sachen einfach in den Müll mit dem Argument, die seien schon zu alt und keiner will sie (ein Zitat ohne Übertreibung). Ob ich sie vielleicht noch wolle, wurde dabei nicht gefragt. Dies z.B. ist erst diese Woche wieder passiert.
Dinge wie diese kränken mich sehr.
Was solls, dann stell ich einfach nichts mehr hin, stimmt's? Ist das nicht die logische und einfache Lösung?
Ist schon so. Wenn ich aber sehe, wie andere Kollegen kleine Leckereien zum Geburtstag oder einfach so spenden und diese auch gegessen und gelobt werden, frage ich mich einfach nur verzweifelt: Was, was, WAS mache ICH falsch??
Was für eine Lehre soll ich aus all dem ziehen?
Werde ich gemobbt in dieser Firma?
Nun, das würde ich mit Nein beantworten (ich weiss, was Mobbing bedeutet).
Allerdings gab es auch hier und da Situationen, die mich innerlich sehr verletzten, was anderen wohl einfach nicht bewusst war.
Die eindrücklichste dieser Situationen war folgende (fand diesen Frühling statt): Ich und mein kleines Team sollten zu einer sogenannten Roadshow püntklich erscheinen (Roadshow = der CEO der Firma hält vor seinen Angestellten eine Rede über aktuelle, firmenbedingte Meilensteine, verbunden mit einer Powerpoint-Präsentation). Doch die fand ausserhalb statt, knapp 1 oder 2 Kilometer Weg bis zu einer gemieteten Halle eines Lokals weiter weg.
Ich wollte rechtzeitig gehen, um pünktlich zu sein, meine Kollegen aber trödelten hier und da. Ohne sie wusste ich aber den Weg nicht. Auf dem Weg blieb ich dauernd hinten dran, weil ich auch mit Mühe nicht so schnell gehen kann wie die anderen. Als wir merkten, dass wir uns verspäten würden, rannten wir wie der Teufel, aber ich blieb auch da wieder hinten dran (P.S.: Ich GAB mir die grösste Mühe, mitzuhalten). Anstatt auf mich zu warten oder zumindest anzuspornen, lief mein Team weit voraus und betrat die Halle. Ich, keuchend und als letzte erscheinend, kam dann endlich auch dazu. In der Halle voller anderer Kollegen (mit ihren Blicken auf mich gerichtet) stand auch mein CEO, der nur heiter sagte Na, kommt die [NAME] zu spät?. Alle lachten. Auch mein Team, das mich quasi abschüttelte. Ich sass mich bedrückt und schweigend auf einen Stuhl und wollte am liebsten in einer verlassenen Ecke sein und heulen.
Übrigens meinte mein Team danach, noch ach so lustige Bemerkungen über mich wegen all dem machen zu müssen.
Ich weine fast jetzt schon wieder, wenn ich das schreibe, weil ich diese Geschichte wieder durchlebe.
Meint Ihr, solche Kollegen hätten Verständnis dafür, wenn ich auf sie zugehen und sagen würde: Hört mal, ich hab Depression, darum verhalte ich mich so komisch manchmal. Verständnis?? Würden sie mir überhaupt zuhören?? Oder würden sie sich nochmal ein Stück von mir entfernen, weil ich so weinerlich daherkomme und mich ins Zentrum stelle?
Meint Ihr, ein Gespräch mithilfe einer Person, die intern dabei hilft, Konflikte und Probleme zu lösen, würde da gross etwas bringen?
Der Grund, warum ich darauf kam, dies ins Forum zu schreiben, war übrigens eine interne Teamplayer-Schulung, die einen Tag lang dauerte. Darin sollten wir uns quasi genauer kennenlernen, gemeinsam Denkaufgaben lösen, Aspekte des Teamseins diskutieren...als letzter Punkt stand an, dass jeder aufschreiben und laut vorlesen sollte, was man am liebsten stoppen/anfangen/weiterführen möchte an Eigenschaften in der Arbeit.
Ich wusste nicht so recht, wie ich das beschreiben sollte (und Felder leer lassen galt nicht, hätte mir eh keiner geglaubt). Ich umschrieb meine Hauptprobleme mit Defizite in sozialen Skills (stoppen) und Verbesserung sozialer Skills (anfangen). Glaubt mal nicht, dass mich irgendwer drauf angesprochen hätte, währenddessen oder danach.
Dieser eine Gegensatz stürtzt mich innerhalb allzu oft in tiefe Verzweiflung und Selbstzweifel:
Einerseits SOLL ich mich ja ins Team eingliedern, reden (nicht plappern) statt schweigen, zeigen dass ich da bin, nicht nur Kollege sein sondern auch Mensch, auch mal kleine Gefälligkeiten bringen...
Andererseits werde ich dabei entweder vollständig ignoriert oder verspottet. Als hätten MEINE Aktionen, MEINE Versuche kein Gewicht. Ist ja nur Trefusis, die zählt nicht. Sie hat keine Probleme. Sie IST höchstens ein Problem.
Und wenn ich so fühle, was gefühlt immer öfter vorkommt, möchte ich eigentlich am liebsten kündigen und woanders von vorn anfangen.
Oder kündigen und mich selbst entsorgen. Es braucht mich ja keiner.
Problem nur: Jedesmal, wenn ich einen Job suchte, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich einen fand (nach unzähligen Absagen und unseriösen/dubiosen Angeboten). Ich trau mir nicht zu, mal eben den Job zu wechseln, wenn mich mein jetziger nicht deutlich umbringt.
Und was, wenn es danach genauso weiterlaufen würde?
Depressionen oder andere seelische Probleme scheinen keine Rolle zu spielen. Hauptsache man ist möglichst dabei: gut gelaunt, mitten im Leben, attraktiv, stets mit einem Lachen auf den Lippen.
Und da stehe ich unfreiwillig abseits, unbeachtet, das fünfte Rad am Wagen. Mit einem inneren Ich, das in einem seelischen Loch voller Wasser zu ertrinken droht und um Hilfe schreien will, während mein Hirn diesem Ich zuruft Halte deine schei., wenn du von den anderen überhaupt im selben Raum toleriert werden willst!!!
Ich hatte wirklich schlechtere Jobs.
Aber auch hier ist es hart. Zumindest, wenn man eine Depression hat und in meiner Haut steckt.
Ich bin dabei, eine Psychotherapie zu organisieren, um dort auch dieses Problem zu bereden. Das ist der beste (und momentan einzige) Lösungsweg dagegen, der mir einfällt.