Probleme mit dominanten Menschen - Selbstbewusstsein stärken

butterfly
Hallo!
Sicher gibt es hier Leute, denen es ähnlich geht wie mir. Ich hab seit ca 10 Jahren Depressionen, und eine soziale Phobie hab ich immer schon. Mein ganzes Leben lang hab ich schon den Eindruck, mit mir stimmt etwas nicht.
Ich wurde extrem streng mit vielen Drohungen erzogen, daher kommen wahrscheinlich die starken Ängste, die ich immer noch habe.
Als Kind war ich extrem brav, ich gehorchte nicht nur Eltern und anderen Erwachsenen, sondern auch gleichaltrigen und sogar wesentlich jüngeren Kindern. Man konnte mir wirklich alles befehlen, einen eigenen Willen und Grenzen gab es bei mir nicht. Natürlich haben sich andere einen Spaß draus gemacht. Für die Erwachsenen war ich zumindest bis Ende des Grundschulalters ein Vorzeigekind. Ich war sehr schüchtern und in der Schule ein Außenseiter.

Meine erste Therapie (Psychoanalyse) machte ich kurz nach dem Wiedereinstieg in den Beruf nach der Babypause. Natürlich war ich im Beruf ein geeignetes Mobbingopfer. Die Analytikerin machte mir viel Mut und ganz langsam wurde mein Selbstbewusstsein besser. Ich war lange bei ihr, bis sie darauf bestand, die Therapie zu beenden. Ich hatte einiges erreicht, war aber noch lange nicht selbstbewusst genug. Beruflich hatte ich sehr zu kämpfen, wurde viel gelobt, aber auch unterdrückt und ausgenutzt. Dazu kam meine Scheidung, die mich sehr belastete. Dann begann die Depression. Vieles, was in der Therapie aufgebaut worden war, brach wieder zusammen. Oder war ich nie selbstbewusster geworden und hab mir das alles nur eingebildet? Mehrere ambulante Therapien und Klinikaufenthalte folgten.

Immer noch habe ich das Gefühl, mich nicht durchsetzen zu können. Dominanten Menschen gehe ich, so gut es geht, aus dem Weg, aber es geht halt nicht immer. Wenn vor mir jemand in einer bestimmten Weise auftritt, so kann ich mich immer noch nicht wehren. Ich gebe mir große Mühe, mich anders zu verhalten, schaffe es oft nicht und verachte mich dafür. Auch habe ich das Problem, dass ich bei vielen Menschen nicht zu Wort komme.

Wem geht es ähnlich und wie werdet Ihr damit fertig?

Liebe Grüße

butterfly

14.10.2012 13:31 • #1


achtsamkeit
Hallo Butterfly,

so wie dir geht es sicherlich sehr vielen. Also bist du schon einmal nicht alleine mit dem Problem. Und auf keinen Fall gibt es einen Grund, dass du dich dafür verachtest.
Du hast doch die Möglichkeit zB. eine Gesprächstherapie zu machen. Bei einer anderen Therapeutin.
Das wird dir helfen können wieder dein Selbstwertgefühl aufzubauen und selbstbewusster zu werden.
Dominante Menschen zu meiden ist völlig okay. Du wirst sie nie ändern und du bist du, also lerne zuerst einmal dich so anzunehmen wie du bist .
LG Pelle

14.10.2012 14:55 • #2


A


Hallo butterfly,

Probleme mit dominanten Menschen - Selbstbewusstsein stärken

x 3#3


M
Liebe butterfly,

ich hatte ähnliche Probleme wie du.

Ich war ein überbehütetes Kind und auch sehr brav. Bei mir kamen erste Ausbruchsversuche erst mit der Pubertät. Meine dominante Mutter hat dies dann ziemlich schnell im Keim erstickt. Sie hatte da so ihre eigene Art. Bei uns gab es keine Gewalt, meine Mutter hat es über Liebesentzug erreicht. Irgendwann brauchte sie mich nur auf eine bestimmte Weise ansehen.

Später habe ich nach diagnostizierten Depessionen durch eine Gesprächs-/Verhaltenstherapie (viele Therapeuten mischen das ja) sehr viel mehr Selbstbewußtsein erlangt. Zwar immer noch nicht so viel, wie ich es mir wünschen würde, aber es ist sehr viel besser geworden. Und auch heute arbeite ich immer noch weiter daran.
Zitat von butterfly:
Wenn vor mir jemand in einer bestimmten Weise auftritt, so kann ich mich immer noch nicht wehren
Das geht mir manchmal auch noch so, es ist weniger geworden aber etwas wird wohl immer bleiben. Das ist sicher auch ein Teil meines Charakters. Wo ich wirklich schnell das Weite suche, ist, wenn jemand laut rumbrüllt. Aber das muß ich mir auch nicht bieten lassen, ich ließe mich nicht mal von Chef anbrüllen. Das rührt aus meiner ersten Ehe, mein Ex-Mann fing auch immer an zu brüllen, wenn er nicht weiter wußte.

So etwas ist auch heute noch Horror für mich. Dann kann ich auch nicht mehr vernünftig argumentieren. Also gehe ich und suche mit demjenigen später das Gespräch - wenn sich alle beruhigt haben und wenn es mir wichtig genug erscheint.

Pelle hat Recht, man muß sich selber so akzeptieren, wie man ist.

14.10.2012 15:32 • #3


butterfly
Danke, ich freue mich sehr über Eure Antworten. Es ist immer beruhigend, wenn es anderen ähnlich geht, dann fühle ich mich nicht so schlecht.
Es ist nicht immer möglich, dominanten Menschen aus dem Weg zu gehen. Ich bin auch oft sehr streng zu mir und setze mich sehr unter Druck, so nach dem Motto Jetzt hast Du schon so viele Therapien hinter Dir und hast schon wieder nicht selbstbewusst reagiert!
Mit Menschen, die brüllen, hab ich auch ein Problem. Mein Vater hat auch immer gebrüllt und/oder war tagelang beleidigt. Auch meine pubertären Rebellionsversuche wurden so im Keim erstickt.
Vielleicht ist doch noch eine Therapie angebracht. Habe aber Angst, dass mich kein Therapeut mehr nimmt.

Es tut gut, sich unter Gleichgesinnten austauschen zu können.

Liebe Grüße

butterfly

14.10.2012 18:52 • #4


Eloise
Hi butterfly,

ich muss sagen, ich unterscheide bei Dominanz zwischen Menschen die tatsächlich dominant sind und auch befähigt so eine Position in Anspruch zu nehmen und Pseudodominanzlern, die dominantes Verhalten auf die Spitze treiben und übertreiben, um ihre eigenen Unzulänglickeiten zu überspielen.

Letzters sind normalerweise auch diejenigen, die sich gerne auf Schwächere stürzen und genau wissen, an wem sie ihre Dominanz demonstrieren können.

Mich ängstigt so ein Verhalten mittlerweile eher weniger, als dass es mich sehr, sehr wütend macht. Meine Noch-Chefs benutzen so ein Verhalten sehr gerne. Sei es nun, dass sie einen damit unter Druck setzen, dass mn beim kleinsten Fehler mit der Kündigung bedroht wird oder dass man angebrüllt wird.

Beim Brüllen aus der Situation gehen ist theoretisch übrigens eine gute Idee Martina, ich kann dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass das nicht immer so funktioniert. Mein Noch-Chef hat darauhin völlig die Fassung verloren und wurde persönlich. Und sowas ist nicht dominant, das ist erbärmlich.

Butterfly, vielleicht hilft die ja die Vorstellung, dass so ein pseudodominanter Mensch eine ganz arme Wurst ist, die sich ihrer selbst überhaupt nicht bewusst ist, denn sie muss, um ihre Position zu stärken, andere erniedrigen.

LG

Eloise

14.10.2012 19:26 • #5


achtsamkeit
Liebe Butterfly,
versuche bei einem Therapeuten einen termin zu bekommen. Deine Angst blockiert dich unnötig, denn wenn du nicht die Innitiative ergreifst um einen Therapieplatz zu bekommen, dann wirst du nur schwer weiter kommen. Also probiere es!
Möglichst schon mit einer Überweisung deines Hausarztes im Rücken!

LG Pelle

15.10.2012 11:00 • #6


butterfly
Danke Euch allen! Es tut mir wirklich gut, Eure Antworten zu lesen! Ich schreibe später mehr.

lg

butterfly

15.10.2012 12:23 • #7


Pandoras
Hallo butterfly,

ich kenne das auch, den schwierigen Umgang mit extrem dominanten Menschen. Aber eher von meiner Stiefmutter her. Sie ist furchtbar dominant Das ist schon echt nicht mehr normal und im Rahmen. Ich hatte einige Jahre mit ihr unter einem Dach gelebt und ich kann Dir sagen, es war schlimm....

Selbst mein Vater kommt gegen sie nicht an. Aber auch, da er ein sehr feinfühliger und eher zurückhaltender Typ ist. Ich kann einfach nicht vernünftig mit ihr reden, geschweige denn, man sagt etwas entgegen ihrer Meinung oder Ansicht. Dann ist die Hölle los. Sie kann auch keinerlei Kritik ab und meint immer im Recht zu sein. Ganz schrecklich! Ich pflege mittlerweile auch keinen Kontakt mehr zu ihr. Ich komm einfach nicht mit ihr klar. Kann das genauso wenig ab, wenn jemand so dominant ist. Bzw. ich kann damit ebenso wenig umgehen.

@Eloise: Ich glaube genau das ist das bei meiner Stiefmutter auch. Dass sie versucht, ihre Fehler und Schwächen überdecken zu wollen. Aber eben auch auf extreme Art und Weise. Ich glaube aber auch, dass diese Dominanz bei den meisten einfach was mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat. Manche sind einfach so.

15.10.2012 17:50 • #8


Eloise
@Pandoras: Ich halte Domianz nicht für eine generelle Charaktereigenschaft. Die Neigung dazu, ja, die kann da sein. Aber dominant kann ein Mensch nur dort sein, wo es andere Menschen gibt, die sich dominieren lassen.

17.10.2012 07:35 • #9


butterfly
Zitat von Eloise:
Ich halte Domianz nicht für eine generelle Charaktereigenschaft. Die Neigung dazu, ja, die kann da sein. Aber dominant kann ein Mensch nur dort sein, wo es andere Menschen gibt, die sich dominieren lassen.


Genau das ist der springende Punkt. Wenn bei mir ein Mensch mit dominanten Reden auftaucht und mich herummkommandiert, startet bei mir immer noch ein Programm, das lange zuvor in der Kindheit installiert wurde. Ich bewege mich wie ein Roboter und tue so schnell wie möglich das, was derjenige von mir verlangt. Oft merke ich erst hinterher, dass sich der andere dominant verhalten hat und ich schon wieder mal gehorcht habe. Dann mache ich mir Vorwürfe. Oft ist es auch so, dass ich nicht adäquat Nein zu sagen weiß und dann, wenn ich mich wehre, oft auch patzig rüberkomme. Das kommt dann nicht so gut an.

Noch eins: Ich freue mich über die vielen Beiträge zu meinem Thema. Es ist schön, nicht allein zu sein.
Ich denke auch oft dran, nochmal eine Therapie zu machen. Muss aber erst noch einen Therapeuten finden, der mich bei meiner Vorgeschichte überhaupt nimmt. Hab da sclechte Erfahrungen gemacht.

18.10.2012 09:49 • #10


Sarah
Ich denke auch, dass ein und das selbe Verhalten sehr unterschiedlich dominant wirken kann. Je unsicherer man selbst ist, desto schneller hat man das Gefühl von einem anderen dominiert zu werden. Und ein Rat, den man hier immer wieder hört ist es doch, zu sich selber, zu seiner Meinung und seinen Bedürfnissen zu stehen. Und genau das kann beim Gegenüber durchaus als dominantes Verhalten ankommen.

Ich selber bin zum Beispiel eigentlich überhaupt nicht dominant. Ich neige eher dazu, mich unterzuordnen und anderen gefallen zu wollen. Im beruflichen Kontext kann es aber durchaus sein, dass ich mir auf einer Sachebene nicht die Butter vom Brot nehmen lasse und auf Dinge bestehe - selbst wenn sie für andere Bereiche, mit denen ich zusammen arbeite, mehr Arbeit bedeutet und sie es eigentlich nicht wollen oder für unnütz halten. Würdest du ein solches Verhalten dir gegenüber als unangemessen bezeichnen?

Ich finde es schade, dass du dir in einem solchen Fall Vorwürfe machst. Denn zu seinen Gefühlen, Bedürfnissen und auch Meinungen zu stehen ist Übungssache. Und diese Übung kommt erst nach und nach. Probiere es erst einmal bei kleinen Sachen, bei denen es dir einfach fällt nein zu sagen. Und vor allem auch bei Personen, die nicht sehr extrovertiert und selbstsicher sind. Die schweren Brocken kannst du später angehen

Und ich sehe es auch gar nicht negativ, wenn ich mal etwas mache worauf ich eigentlich keine Lust habe. Denn erstens habe ich zwar keine Lust und sehe es auch nicht ein - aber es sind oft keine wirklich schwierigen, aufwendigen und unangenehmen Dinge. Warum sollte ich also Energie dafür aufwenden, mich gegen jemanden durchzusetzen? Außerdem ist das Leben ein Geben und Nehmen. Und wenn ich irgendwann einmal so weit bin, selber Sachen von anderen einzufordern, habe ich schon ein gewisses Vorschusspolster

18.10.2012 11:16 • #11


butterfly
Zitat von Sarah:
Im beruflichen Kontext kann es aber durchaus sein, dass ich mir auf einer Sachebene nicht die Butter vom Brot nehmen lasse und auf Dinge bestehe - selbst wenn sie für andere Bereiche, mit denen ich zusammen arbeite, mehr Arbeit bedeutet und sie es eigentlich nicht wollen oder für unnütz halten. Würdest du ein solches Verhalten dir gegenüber als unangemessen bezeichnen?


Hallo Sarah,

ich hab lange über Deine Frage nachgedacht. Also: Grundsätzlich ist es ok, wenn Du mal von einer Sache überzeugt bist und darauf bestehst. Das kann auch Anzeichen eines gesunden Selbstwertgefühls sein. Ich weiß natürlich nicht, an welcher Stelle der innerbetrieblichen Hackordnung Du stehst, das spielt natürlich auch eine Rolle. Würdest Du aber generell immer auf Deiner Meinung bestehen, fände ich das nicht so gut, aber so schätze ich Dich nicht ein.

Ich selber konnte komischerweise dem Chef gegenüber durchaus selbstbewusst meine Meinung sagen, aber den Kollegen gegenüber war ich zurückhaltend.

Im Moment machen mir eher solche Menschen Probleme, die mich herumkommandieren wollen und die eben ein bestimmtes Auftreten haben. Ich falle dann in ein bestimmtes Muster. Ich habe Angst, nicht adäquat reagieren zu können, Angst, überzureagieren und den Anderen zu beleidigen. Ich bin auch leider nicht schlagfertig.

19.10.2012 11:36 • #12


M
Ich habe im Umgang mit Dominanzverhalten mir gegenüber 3 Phasen festgestellt.

1. Ich habe sehr schnell nachgegeben und um des lieben Friedens Willen oft Dinge getan, die ich eigentlich nicht tun wollte - und zwar beruflich wie auch privat.
2. Ich war auf Krawall gebürstet und bin gegen alles und gegen jeden angegangen (auch wenn es nicht nötig gewesen wäre) nur um zu zeigen, dass ich mir nicht alles gefallen lasse.
3. Mittlerweile habe ich ein (meiner Meinung nach) gesundes Mittelmaß gefunden.

Zitat von butterfly:
Ich weiß natürlich nicht, an welcher Stelle der innerbetrieblichen Hackordnung Du stehst, das spielt natürlich auch eine Rolle
Das spielt gewiß eine Rolle aber eigentlich kommt es darauf an wie man seine Wünsche und Meinungen vorbringt.
Zitat von butterfly:
Ich bin auch leider nicht schlagfertig
Das ist eine Sache der Übung. Und bei mir kommt es darauf an, in welchem Rahmen ich mich bewege. Innerhalb meiner Familie und meinen Kollegen kann ich sehr schlagfertig sein, Vorgesetzten gegenüber halte ich mich zurück.

19.10.2012 11:54 • #13


butterfly
Und wie haben die Mitmenschen während Deiner Phase 2 reagiert? Ich hab oft die Erfahrung gemacht, dass sie bei mir heftiger und ablehnender reagiert haben als bei Menschen, von denen sie solches Verhalten gewohnt waren.

21.10.2012 15:39 • #14


A


Hallo butterfly,

x 4#15


M
Meine Mutter hat mit Druck reagiert. Andere Menschen waren erst erstaunt und fanden es dann gut, dass ich mich auch mal gewehrt habe.
Trotzdem bin ich froh, dass ich heute gelassener bin. Ich investiere meine Energie nur da, wo es sich meiner Meinung nach auch lohnt.

22.10.2012 04:39 • #15

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