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Recht auf Palliativpflege als Heilung und Kraftquelle

maya60
Ihr Lieben,

ich habe gestern einen so tröstlichen und mich innerlich absichernden und liebevollen Film zum Thema der stationären und ambulanten Palliativpflege bei potentiell lebensbedrohlichen Krankheiten gesehen, dass ich sofort an unser Forum dachte.
Damit meine ich nicht die Depression, sondern das Thema Älterwerden und die damit verbundenen Ängste, die gerne noch stärker und zur Verdrängung neigend ausfallen als bei Nichtdepressiven. Von Angststörungen gar nicht zu reden.

https://www.news.de/tv-aktuell/855782377/37-die-letzten-guten-tage-am-dienstag-verpasst-wie-palliativaerzt-innen-helfen-tv-wiederholung-und-online-in-der-zdf-mediathek/1/

Da mein link wieder mal nicht funzt, der Film ist zu finden in der ZDF-Mediathek vom 26.10. und den Titel seht ihr im link.

Ich habe gelernt, dass wir bei potentiell lebensbedrohlichen Erkrankungen einen RECHTSANSPRUCH auf Palliativpflege haben und wie sehr der Blickwinkel von PalliativärztInnen g e n a u das alles mit sich bringt und hält, was ich mir schon mein Leben lang bei schwerer Erkrankung von meinen ÄrztInnen wünschte und erst die jüngeren an den Tag legen.
Oder eben die Palliativfachkräfte!

Welch einen Unterschied das macht! Wirklich lebensverlängernd und mit dem Namen Leben versehen statt Angst und Abgefertigtwerden und Massendurchreiche! Und gar nicht nur für letzte Tage wie im Titel falsch steht!
Wirklich als heilend, schmerzlindernd und Kraftquelle bei schwerer Erkrankung! Darum habe ich es auch hier in das Unterforum Heilung, Kraftquelle und Erfolgserlebnisse genommen, denn es ist so ein Unterschied zu dem Üblichen und so heilsam, kräftigend und erfolgreich in jeder menschlichen, körperlichen, seelischen und psychischen Hinsicht in dem Film!

Palliativ kommt nämlich von Pallium, dem Mantel, und schenkt einen Kuschelmantel statt Abfertigung, richtet sich nach dem PatientInnen-BEFINDEN statt nach BEFUNDEN, sie im Film erzählt wird.

Mich beruhigt es enorm, zu wissen, dass auf diese Weise nicht ich es stemmen könnte, kranke Angehörige bei mir zu haben, sondern selber nicht mehr in meiner Vorstellung auf Personalmangel in Anonymität angewiesen zu sein bei schwerer Krankheit. Ich überlege sogar, ob man nicht Depression auch als solche Erkrankung hindrehen könnte mit Fug und Recht!

Liebe Grüße! maya60

29.10.2021 16:40 • x 3 #1


maya60
P.S.: Im letzten Satz meines Beitrags habe ich einen Satzbaudreher drin und ein Wort vergessen. Sagen wollte ich damit, dass ich durch diesen Beitrag keine Angst mehr vor der möglichen Überforderung zu haben brauche, wenn einer meiner Männer unerwartet schwer krank würde UND dass ich selber keine Angst mehr davor haben muss, irgendwo anonym mit Personalmangel zu versauern, wäre ich selber bettlägerig krank oder so gut wie bettlägerig krank.
Und in dem Film sehen wir ja im Wesentlichen die ÄrztInnen und die machen schon in ihrer Menschenliebe und Ganzheitlichkeit einen Unterschied wie Tag und Nacht! Ganz zu schweigen vom ganzen Team, zu dem viel mehr Fachkräfte gehören, ob stationär oder ambulant. Pflege, Seelsorge unterschiedlichster Art, Psychologen u.a.

29.10.2021 16:57 • x 2 #2


A


Hallo maya60,

Recht auf Palliativpflege als Heilung und Kraftquelle

x 3#3


M
Hallo Maya die Palliativpflege ist was wunderbares wenn man es in dieser Situation sagen kann.

Solch ein Dienst haben meinen Mann und mich begleitet und haben uns sehr geholfen in der Zeit des
Abschieds. Mit Zuwendung und Unterstützung und Medgaben nach Bedarf und nicht nach Vorschrift.
Qualität im letzten Lebensabschnitt zählt soviel.

Leider gibt es zu wenig Dienste so das nicht immer der Bedarf abgedeckt werden kann.

29.10.2021 18:14 • x 4 #3


mutmacher
Ich nehme an, Du sprichst hier von einer Hospizsituation, denn Palliativstationen gibt es auch in vielen Krankenhäusern (die dann aber auch den Charme einer Klinik haben). Ein Hospiz hat lange Wartezeiten und ist wirklich nur für Patienten mit einer finalen Erkrankung, bei der das Ende abzusehen ist, gedacht - also nicht z.B. eine Pflegeeinrichtung für Geriatrie.
Eine austherapierte finale Krebserkrankung z.B. wäre eine palliative stationäre Hospizsituation und wird auch von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt.
Eine andere Möglichkeit ist die SAPV (spezialisierte, ambulante Paliativversorgung), die manche Hausärzte anbieten und am Lebensende eines Patienten regelmäßig zu ihm nach Hause kommen und ihn medizinisch versorgen, kombiniert auch mit einer Sozialstation.

30.10.2021 10:01 • x 3 #4


M
Der SAPV Dienst kann auch in stationäre Einrichtungen kommen. Dies mag örtlich unterschiedlich sein aber ich habe es in Bayern und in Norddeutschland erlebt.

30.10.2021 10:36 • x 2 #5


M
Wichtig ist einfach zu wissen keiner braucht in dieser Situation alleine sein. Es gibt Hilfsangbot sowohl für den final Erkrankten als auch für seine Angehörigen. Für die ist eine Unterstützung genauso wichtig.

30.10.2021 10:40 • x 3 #6


maya60
Zitat von mutmacher:
Ich nehme an, Du sprichst hier von einer Hospizsituation, denn Palliativstationen gibt es auch in vielen Krankenhäusern (die dann aber auch den Charme einer Klinik


Und die Palliativstation, nicht Hospiz, die im Film vorkam, war im Umgang und in dem, was sie Menschen in Therapie und ganzheitlich mitgab, im Film auch eben was ganz anderes als eine Durchlaufstation. Auch wenn sie äußerlich Klinik war.

30.10.2021 12:34 • x 1 #7


aurora333
Auch ich möchte die guten Erfahrungen mit Palliativbetreuung unterstreichen. Bei privaten Institutionen, wo meine Mutter leider erst ein paar Wochen vor ihrem Krebstod in Frieden sterben konnte, gab es allerdings eine lange Warteliste, wegen der Mutter zunehmend wegen ihres rapid schlechter werdenden Zustandes ungeduldig wurde ( wir Angehörigen auch ). Womit ich damit übereinstimme, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig - wenn möglich Monate vor Eintritt - anzumelden.

Bei der Palliativstation im Krankenhaus (Kantonsspital ZH) machten mein Freund und ich vor ein paar Jahren ebenfalls gute Erfahrungen. Während seines Sterbens auch an Krebs, wurde er nicht nur medizinisch, sondern auch spirituell intensiv begleitet. Ich wurde eingeladen mit seinen Psychologen und PflerInnen zu sprechen. Nicht zuletzt Dank dieser Möglichkeit konnte mein Freund schlussendlich - nach einigen Tagen im sedierten Zustand - loslassen. Die einzige Kritik die ich anbringe ist in Bezug auf die Nachtwache: da es in dieser Hinsicht ( wohl wie fast überall) an Fachkräften mangelt, muss sozusagen jedermann als Begleitung durch die Nacht avisiert werden. Obwohl mein Freund sich sonst nie beklagte, in der Regel dankbar für die liebe Frauen und Männer war, litt er unter der äusserst unangenehmen Behandlung, die ihm durch einen Mann bei der Nachtwache zuteil wurde. Auch mir brach es fast das Herz zu hören wie demütigend mein Freund behandelt worden war ! Wenn dieser umeinfühlsame Helfer eine weitere Nacht gekommen wäre, hätte ich versucht zu reklamieren.

Selbst bin ich fast seit der Gründung von EXIT bei dieser Organisation. Gehöre zu denjenigen, die sich über das Sterben und den -prozess sehr früh im Leben Gedanken machte, weil es mir eine gewisse Sicherheit gab, am Ende nicht ausgeliefert sein zu brauchen. Deshalb wollte ich mich als Corona neu einfuhr und man überall Horrorbilder von Atemnot zu sehen bekam, vergewissern, dass ich jederzeit mit EXIT gehen könnte. Leider war es den Sterbebegleitern vom Bund jedoch just damals untersagt, diese Aufgabe ( wegen Ansteckungsgefahr für die Betreuer) aus zu üben. So ein Phänomen kann durchaus wieder passieren, weshalb Palliativabteilungen an Wichtigkeit noch einmal wichtiger werden.

Was mir neu war und ich interessant finde, liebe Maya60, ist dass Du schreibst, Depressive und Angstgestörte würden mehr als andere Menschen dazu neigen den Tod zu verdrängen. Danke auch für die Info.

07.11.2021 09:44 • x 1 #8


maya60
Zitat von aurora333:
Selbst bin ich fast seit der Gründung von EXIT bei dieser Organisation.

Ich komme ja gerade vom 97. Geburtstag meines Vaters. Er ist nicht bettlägerig und nicht sterbenskrank. Aber er sieht und hört kaum noch und die zunehmende Altersschwäche ist ja logisch.
Dabei scheint er aber nicht angstvoll zu sein und seine innere Welt scheint recht heiter zu sein, denn er ist nach wie vor freundlich und höflich und heiter einfach. Und ich weiß von ihm, dass er oft innerlich bei Personen aus seiner Vergangenheit ist. Ob in Erinnerung oder als spirituelles Erlebnis oder nur rein aus mangelnder Hirndurchblutung, ich weiß es nicht.
Ich weiß ja selber, dass in demselben Maße wie mir die körperlichen Kräfte schon seit Mitte 40 Jahren ausgehen und ausgingen, meine innere Welt immer reicher und bunter und wacher und spirituell wurde, wie schon als Kind.

Trotzdem kann ich mir ebenso gut vorstellen, dass ich in Panik geräte, wenn ich wie mein Vater taub und erblinden würde. Und damit sowas oder auch ärgere Leiden von mir nicht ertragen werden müssen, bin ich wie du auch schon Mitglied der DGHS, also der Gesellschaft für Humanes Sterben.
Auch für meinen Sohn und mich wäre eine Intensivstation mit Trachealkanüle bei Corona wegen Traumatisierung nicht in Frage gekommen, darum haben wir uns ja impfen lassen gegen Corona und ich würde im schweren Krankheitsfalle bei den ambulanten Palliativärzten mithilfe der DGHS drum kämpfen, daheim nur mit Sauerstoff von außen versorgt zu werden und sediert zu werden, um leichter ohne ausreichend Sauerstoll sterben zu können, falls es zum Intensivfall käme.

Zitat von aurora333:
Was mir neu war und ich interessant finde, liebe Maya60, ist dass Du schreibst, Depressive und Angstgestörte würden mehr als andere Menschen dazu neigen den Tod zu verdrängen. Danke auch für die Info.

Das war mein persönlicher Eindruck, keine Fachaussage.
Zitat von aurora333:
Auch ich möchte die guten Erfahrungen mit Palliativbetreuung unterstreichen.

Freut mich, dass ihr und du auch solche wertvollen Erlebnisse machen konntet!
Mich hat es auch erleichtert, zu wissen, dass es zwar viel zu wenig Hospize gibt, dass es aber Rechtsanspruch ist und auch einen Riesenunterschied macht, daheim von ambulantem Palliativdienst versorgt zu werden.
Wahrscheinlich sind die auch überlastet, aber allein ab und an mal seinen normalen Pflegedienst von einer Palliativfachkraft angeleitet zu wissen, macht ja schon einen Unterschied.

07.11.2021 16:27 • #9


aurora333
Schön dass dein alter Vater noch so viel Lebensqualität spürt, dass er so eine positive Ausstrahlung hat. Genau, vielleicht erfährt er, weshalb auch immer, ermutigende, glückliche Gefühle. Auch meine Mutter, die jedoch tatsächlich im Sterben lag, fand oft Trost durch Begegnungen mit vor allem meinem vor fast auf den Tag genau 10 Jahre vor ihr verstorbenen Vater. Sie sagte immer, Es ist alles ganz anders.Womit sie gut meinte. Diesen Satz sollen laut Sterbeliteratur viele Menschen gesagt haben als sie aufs Loslassen zugingen. Allen nahm es viel Angst.

Meinerseits kann ich mir heute auch nicht vorstellen ohne die Fähigkeit zu hören und vor allem zu sehen/lesen dem Leben noch viel abgewinnen zu können. Doch ich weiss nicht was in mir bis dahin noch passiert, empfinde ich doch generell mein Leben zur Zeit in einem Wandel. Was mitunter bewirkt dass ich offener für Veränderungen in mir und meinen Einstellungen werde.

Von der Gesellschaft für Humanes Sterben habe ich noch nie gehört. Danke für den Tip! Ich werde auf Google bestimmt dazu Info finden. Mir gefällt, dass sie auch palliativ arbeiten und vor allem einem daheim betreuen. So was bieten meines Wissens weder EXIT noch Dignität an. Das wäre sicher am Idealsten.

Nein, die Idee auf irgendeine Weise keine Luft mehr zu kriegen wäre für mich der Garaus. Genau das war auch neben anderem eine Motivation mich möglichst rasch durch die Impfung zu schützen. Hoffe demnächst auch den Booster zu kriegen. Auch wenn wir in diesen unsicheren Zeiten nicht wie bei anderen Impfungen 99% darauf zählen können, am Schluss doch noch Atemnot zu bekommen, so ist es schon beruhigend zu wissen, dass man sein best mögliches tat, um das zu verhindern. Die Impfungen geben mir schon eine Sicherheit die ich sonst nicht hätte.

Auch mein Sohn, der in einer Stiftung mit behinderten Menschen arbeitet sieht das so. Als Risikofälle erhalten die Bewohner immer sehr schnell alle Arten von Impfungen ( jetzt grad die Grippe), was einen Vorteil für die dort Angestellten mit sich bringt. Sie werden ins Impfprogramm mit aufgenommen. Sogar seine Partnerin wird
im Programm einbezogen. Sonst kämen die beiden laut heutiger Presse erst nächstes Jahr dran, sind 39 Jahre alt. Nehme an, Dein Sohn könnte auch da rum sein. Wir hoffen alle, der momentane Schutz hält noch bis dahin hin.

Ich wünsche toi toi toi !

07.11.2021 19:04 • #10


maya60
Zitat von aurora333:
Mir gefällt, dass sie auch palliativ arbeiten und vor allem einem daheim betreuen.

Ich habe es nicht so gemeint, dass sie selber palliatives Fachpersonal haben oder sind, die dann als Palliativfachkräfte zu mir kommen und mich ärztlich palliativ behandeln oder pflegerisch oder seelsorgerisch usw.

Sie betreuen mich mit Adressen, Kontakten, Vernetzungen, wenn ich es brauche und anfrage. Sei es eine korrekte Patientenverfügung, Unterstüzung bei palliativen Fragen oder humanes Sterben ohne Angst.

Bisjetzt reichen mir persönlich ihre ganzen Infos in ihren regelmäßigen Mitgliederzeitschriften.

Sie sind eher eine Interessensvertretung und Informationsquelle ähnlich wie es z.B. der Vdak für Behindertenrechte ist.

Sie informieren und beraten, vertreten und unterstützen und das auch teilweise personell vor Ort, so dass ich alles verstehe, auf das ich ein Recht habe und sie auch für mich darauf achten in konkreten Situationen.

Und zwar für die ganzen Palliativthemen.

Alle paar Monate kommt eine Infozeitschrift mit allen juristischen, gesetzlichen, fachlichen, wissenschaftlichen usw. Neuigkeiten rund um das ganze Thema, human zu leben als jemand mit lebensbedrohlicher Krankheit, sofort und immer, wo es noch gar nicht ums Sterben geht.
Aber auch, wenn es ums Sterben geht.

So habe ich das bisjetzt verstanden.

07.11.2021 20:17 • #11


aurora333
Ich danke Dir vielmals fürs Korrigieren meiner Missverständnisse ! Das klingt ja fantastisch, was man bei DGHS alles geboten bekommt. Da muss ich unbedingt Mitglied werden, denn auch mir ist es wichtig möglichst genau darüber informiert zu werden, was meine Rechte sind sowie welche Möglichkeiten es gibt, um sich Hilfe zu holen. Dass Du Dir die Arbeit machtest, mich so genau zu informieren ist wirklich toll. Tausend Dank !

08.11.2021 07:47 • x 1 #12


A


Hallo maya60,

x 4#13


aurora333
Liebe Maya60,

nun wollte ich mich grad bei DGHS anmelden und sehe als erstes Wort DEUTSCHE Gesellschaft für Humans Sterben.
Ich lebe aber in der Schweiz.... . Trotzdem haben Deine Schilderungen mir Mut gemacht, mich nun hierzulande wieder einmal mehr umzusehen. Ist schon eine Weile her seit ich mich um diese Möglichkeiten kümmerte...
Danke Dir trotzdem, gell

08.11.2021 09:27 • x 1 #13

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