zur zeit als ich keine erinnerungen abspeichern konnte, lebte ich noch im ehem. jugoslawien. als baby wurde ich der obhut meines vaters überlassen,
weil meine mutter ganztags berufstätig war. mein vater kümmerte sich aber nicht um mich, schloss mich ein und liess mich alleine,
um entweder saufen zu gehen oder seine geliebten zu besuchen. meine erste einschneidende und wohl auch die einzige erinnerung in diesem alter rührt
von 1987 - zu der zeit war ich 3 jahre alt. meine mutter weckte mich mitten in der nacht um mit mir durchs fenster zu steigen, um dem gegen die zimmertür
hämmernden vater, der sich hat zulaufen lassen, zu entkommen. er wollte uns aus irgendeinem grund umbringen. wir schliefen diese nacht
bei den kühen im stall.
meine erziehung, die dressur, wie ich sie heute nenne, - mein vater erwähnte das einmal in einer situation, wo ich einen wiederholt begannen hatte,
im sinne von man kann pferde, affen und sogar elefante dressieren, aber du bist zu dumm - prägte mein ganzes leben.
wenn ich etwas verbrochen hatte, wusste ich das, weil ich prügel bekam und wenn nicht bekam ich keine - meine definition von gut und böse.
beim vollzug der strafe war mein vater sehr originell und nach seiner vorstellung von kompromissen durfte ich mir das folterinstrument selbst aussuchen,
um sich seine hände rein zu waschen, weil ich mich selber für dies oder das entschieden habe
- was seinen sinn für saddismus nur hervorhebt -. dies passierte jedoch nur wenn er zeit hatte, sonst nahm er das was gerade zur hand war oder die hand
selber. optionen waren der gürtel, die radioantenne oder die rute. ich entschied mich meistens für die rute, weil der gürtel grössere striemen hinterliess
und die antenne am schmerzvollsten war. ich ging immer in den anliegenden wald und suchte den tränenbringer.
einmal kam ich nicht zügig genug heim, weil ich das bevorstehende hinauszögern wollte, das gab nur noch mehr ärger. ich hab immer die dünnen
heimgebracht, die sind zwar heimtückischer, weil sie richtig fetzen, aber sie brechen schneller, als die dickern. wenn sie aber schneller brechen,
als mein vater meinte das ich mir bewusst war, dass ich böse war, suchte er einen für mich aus.
das hielt sich so bis ins frühpubertäre alter. bis er eines tages merkte, dass die schläge mir nichts mehr ausmachten.
nachdem wir 1992 vom bürgerkrieg geflohen und deutschland als neue heimat erwählt hatten, brach eine neu zeit an. die häusser waren grösser, die strassen
belebter, die supermärkte voller, die leute demokratischer und meine kindheit komplizierter. vielmehr regeln die es beachten galt und für die
einhaltung dieser regel wurden neue erziehungsmassnahmen eingeführt. zwar gab es bei verfehlungen die prügel noch, aber nur hinter verschlossener tür, der
unserer sozusagen gastfamilie. ein älteres deutsches ehepaar, das sich unserer annahm, bis wir uns eine eigene bleibe haben leisten können. sie waren
richtig nett, aber sie assen komisches zeug wie bergkäse und blutwurst. das gab es eines abends und weil es mir unbekannt war und ungesund gestunken hatte,
wollte ich es nicht essen.
da ich aber am blick meines vater die nahe zukunft lesen konnte, - mein vater wollte natürlich, dass ich ihn nicht blamiere
indem ich mich unhöflich verhalte - habe ich nach der zweiten aufforderung der oma ein stück probiert. die käseprobe viel jedoch etwas grösser aus und
nach dem dritten biss wollte mein gaumen keinen schluck mehr zulassen. am gesicht meiner mutter war mitleid, aber auch ein verkniffenes lachen abzulesen,
sie sagte mir auf serbisch ich solle aufs klo und es ausspucken. auch ich musste irgendwie darüber lachen und ging mit einem grinser und voller
erleichterung aufs klo und spuckte den käse in die schüssel. gerade als ich spülen wollte, wurde meine hand von einer anderen festgehalten. mein vater
wollte sich den von mir herbeigeführten moment nicht bieten lassen und zwang mich unter androhung von prügel den bergkäse zu essen. unter tränen und dem
bösen und selbsgerechten blick meines vaters, schluckte ich.
eine regel in unserem neuen heim war das pinkelverbot nach 22 uhr. die blase eines achtjährigen ist stabiler als man denkt, meistens jedenfalls und wenn
ich es einmal nicht ganz geschafft hatte, war die begründung für nen satz warmer ohren, du hattest genug zeit vor zehn, schlaf gleich ein. wie zum
teufel soll ich denn einschlafen wenn meine blase drückt. was macht man aber nun wenn vorne und hinten drückt, für das dass daneben ging war ich selber
schuld und wer schuldig ist wird bestraft.
fortsetzung folgt...
27.04.2010 20:44 •
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