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Schwangerschaftsdepression nach Fehlgeburt

MiriamWt
Guten Morgen,
mein Name ist Miriam und ich bin 41 Jahre alt. Ich hatte bereits vor Jahren eine Depression, diese aber erfolgreich bekämpfen können. Bin seit Jahren depressionsfrei, obwohl mein Leben nicht hürdenfrei verlief.

Nach langem Kinderwunsch und mit Hilfe von Repromedizin wurde ich im letzten Jahr im 4. Versuch endlich schwanger. Habe das Kind aber in der neunten Woche verloren.

Auch diese Zeit habe ich in meinen Augen ganz gut verpackt. Jetzt bin ich wieder schwanger! Mittlerweile im vierten Monat. So wie es aussieht sieht es gut aus. Aber ich spüre, dass es mir nicht gut geht! Aufgrund meiner Erfahrung mit Depressionen spüre ich deutlich, dass ich mit großen Schritten auf eine solche hin arbeite bzw. vielleicht schon mittendrin bin.

Ich bin normalerweise ein sehr aktiver Mensch. Treibe viel Sport, schaffe viel am Tag, bin lebensfroh, positiv eingestellt, kommunikativ. Das alles ist irgendwie weg. Ich schlafe den ganzen Tag. Ich habe Lust zu nichts. Mein Haushalt wird vernachlässigt. Keine Lust mich gesund zu ernähren, geschweige denn großartig zu kochen. Auf der Arbeit hänge ich nur ab.

Ich kann mich überhaupt nicht auf das Kind freuen und bin eher emotionslos. Es ist nicht so, dass ich jeden Tag weine, aber ich lache auch nicht. Die einzigen emotionalen Momente sind die, wenn ich mein Baby beim Arzt auf dem Ultraschall sehe, das Herzchen schlägt und es sich bewegt.

Kennt das jemand von euch?

Ich bin unsicher, ob meine psychische Verfassung mit der Fehlgeburt letztes Jahr zusammenhängt. Ich mich also psychisch einfach schützte, vor einer weiteren Enttäuschung. Oder, ob es sich tatsächlich um eine Depression handelt, die gegebenenfalls behandlungsbedürftig ist
Liebe Grüße Miriam

01.05.2019 08:12 • x 3 #1


A
Liebe Miriam,
herzlich willkommen im Forum und in unserer großen Runde!
Ich kann mich in deine Lage insofern hineinversetzen, als ich vor vielen Jahren in einer ähnlichen Situation war.
Das dritte Kind hatte ich in der 13. SSW verloren. Weise von der Natur eingerichtet, denn es war schon als so kleiner Wichtel
sichtbar krank. Passiert ist es während eines Urlaubs in Italien. Hormonbedingt begann eine sehr bewegte psychische und aber auch körperliche Berg-und Talfahrt.
Wir wünschten uns ein weiteres Kind. Nach wenigen Wochen war ich wieder schwanger. Doch freuen konnte ich mich erst, als davon auszugehen war, dass das Kleine auf jeden Fall überlebensfähig ist. Bis dahin schwankte mein Zustand von starrem Abwarten und ängstlicher Selbstbeobachtung bis hin zu Bewegungsunfähigkeit und flacher Atmung. Geweint habe ich nicht, aber wie du auch von dir sagst, nicht gelacht. Meine Eltern sprangen damals helfend ein, die Familie zu versorgen.
Mein Arzt hat mir damals angeboten, dass ich so oft wie möglich kommen kann, um die Herztöne abzuhören. Das machte ich damals täglich. Wenn ich selber gehört und oft auch auf dem Ultraschall gesehen habe, es geht dem Kind gut, war ich stundenweise beruhigt, bis die ängstliche Starre wieder einsetzte.
Nun bist du schon im 4. Monat und hast gesehen, dass dein Baby munter ist. Ich könnte mir denken, dass deine Zuversicht nun Woche für Woche wachsen wird. Dass in deiner Situation vor lauter Sorgen eine große Niedergeschlagenheit zu spüren ist, finde ich nur zu verständlich.
Unser Sohn entwickelte sich gut und wurde 3 Wochen vor dem errechneten Termin gesund geboren. Bis zum 7. Monat habe ich viel gelegen und wurde intensiv betreut. In den letzten Wochen vor der Geburt habe ich mich wieder mehr und auch mit Freude bewegt.
Ich wünsche dir, deinem Baby und deiner Familie alles Gute und heute einen schönen 1. Mai.
Lieber Gruß von Mayke

01.05.2019 09:25 • x 2 #2


A


Hallo MiriamWt,

Schwangerschaftsdepression nach Fehlgeburt

x 3#3


Alexandra2
Liebe Miriam,
Herzlich willkommen!
Rückblickend kenne ich diese tiefste Traurigkeit, Lethargie, Zweifel in der Schwangerschaft. Ich dachte, das wäre normal, aber eine Freundin meinte, sie hat mich nie weinen sehen, und schon gar nicht ununterbrochen.
Nach der Geburt ging es mir psychisch sehr sehr schlecht. Heute kann ich nur sagen, bespreche das mit Deinem Frauenarzt und der Hebamme, die ich damals so früh suchen musste. Hebammen waren über Monate ausgebucht. Das ist auch für die Nachsorge wichtig, niemand weiß, wie stabil Du dann bist.
Ich glaube, das kommt öfter vor und es gibt gute Behandlungsmethoden. Vielleicht gibt es sogar spezielle Therapeuten, die Dir kurzfristig helfen können. Frage mal bei der Bundespsychotherapeutenkammer nach.
Das feine Gleichgewicht der Hormone wird ja durch die Schwangerschaft verändert und jede Frau reagiert darauf anders.
Liebe Grüße
Alexandra2

01.05.2019 10:04 • x 4 #3


O
Hallo auch von mir!

All das was Du erlebt hast, kann natürlich zu depressiven Symptome führen. Auch eine Schwangerschaft macht aufgrund der Hormonumstellung anfällig für solche Symptome.

Ob Du tatsächlich in einer Depression steckst, wäre gut abklären zu lassen.

Ich finde nur wichtig, dass Du Dir deshalb kein schlechtes Gewissen machst. Und dass Du Dir vor Augen hältst, dass die Gefühle für Dein Kind bestimmt da sind. Auch wenn Du getade den Zugang nicht hast.

Lass Dich gut beraten und tue Dir/Euch Gutes. Das hast Du verdient.

Weiters sollst Du wissen, dass es durchaus Antidepressiva gibt, die in der Schwangerschaft eingenommen werden könnten. Dazu kannst Du auf der Homepage von Embryotox recherchieren bzw weiß ein Psychiater bescheid.

Meine Therapeutin hat mir in der Schwangerschaft damals geraten, mich hinzulegen, mir mein Herz und das Herz meine Kindes vorzustellen und unsere Herzen in der Immagination mit einem Band zu verbinden.

Das habe ich oft gemacht, musste viel weinen, aber es tat gut.

Vielleicht magst Du das ausprobieren?

Dein Leben verändert sich gerade.
Ich wünsche Dir dabei Alles Gute!

01.05.2019 10:33 • x 5 #4


MiriamWt
Ich danke euch, für eure Anteilnahme. Das berührt mich sehr. Ich habe nächste Woche einen Termin beim Gyn und werde das Thema ansprechen. Obwohl mir das toral unangenegm ist, da ich immer Schiss habe, nicht ernst genommen zu werden. Trotzdem. besser jetzt, als wenn ich noch tiefer drin stecke.

Auch wenn das hart klingt . manchmal wünschte ich ich wäre nicht schwanger. Das würde einiges einfacher machen. Mir fällt es sehr schwer eine Beziehung zu dem Baby aufzubauen. Vor allem weil ich ja auch noch nichts spüren kann. Außer diese ganzen negativen Schwangerschaft Symptome wie Übelkeit und Müdigkeit. Ich probiere das mal mit dem vorstellen von zwei Herzen. Hat auf jeden Fall gerade beim Lesen schon etwas mit mir gemacht. Ich danke euch von Herzen

02.05.2019 09:25 • x 4 #5


Alexandra2
Du schaffst das Miriam!
Möglicherweise hast Du noch etwas Trauerarbeit vor Dir. Das könnte auch erklären, warum Eure Beziehung noch wenig spürbar ist.
Bald kannst Du dein Kleines fühlen im Bauch. Ich hatte das Gefühl, als ich die ersten Bewegungen wahrnahm, es sitzt ein Schmetterling im Bauch, das hat mich sehr berührt.
Dein Gyn hört sicher oft Symptomen der Depression, Du musst Dich nicht rechtfertigen. Es ist so und er kann Dir fachmännisch helfen. Also habe Mut, Du bist nicht die Einzige, der es so geht.
Ich umarme Dich
Liebe Grüße
Alexandra

02.05.2019 09:51 • x 3 #6

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