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Schwere Depressionen und Rat für Angehörige

Lavendula
Hallo liebes forum

Nein Bruder hat seit vielen Jahren Depressionen und inzwischen würde ich sagen, sehr schwere Depressionen.
Zwar kocht er, hält sich und die Wohnung in Ordnung, aber er verlässt seit 2 Jahren nicht das Haus und seit Wochen inzwischen kaum die Wohnung.

Wir wohnen im Elternhaus, meine Mutter kauft ein für ihn. Sie wird das auch nicht lassen, daher bitte dazu keine netten Ratschläge. Ich weiß, dass das nicht gut ist.
Sie auch. Darüber haben wir mehrfach gesprochen.
In seinem aktuellen Zustand wird er aber dann einfach weniger essen und da er kein Geld hat, dann auch nicht einkaufen gehen.
Miete zahlt er keine mehr inzwischen.

Meine Mutter ist sehr verzweifelt, ich schwanke zwischen Verzweiflung und Wut und Hilflosigkeit. Wir haben kein sonderlich enges Verhältnis, er kann mich auch nicht besonders leiden, aber das hat Gründe, die in der Vergangenheit liegen gute Gründe für ihn (ich war Magersuchtig und hatte durch Borreliose ausgelöst hypochondrie, er sagte da habe ich ihm alles an Aufmerksamkeit weg genommen, das nimmt er sehr übel).

Meine Mutter ist sein einziger Bezug, aber sie traut sich nicht, mit ihm offene Worte zu sprechen über die Situation und er würde ihr vermutlich auch die Tür vor der Nase zu schließen und sich noch weniger als wenig sehen lassen.

Wir wissen nicht weiter. Therapie ist ein no go für ihn. Er bräuchte vermutlich eine klinik, das würde er nie, nur über seine Leiche verkühlt und meine Mutter hat unterschwellig dauernd Angst, er würde sich etwas antun

Mir selbst geht es gerade nur wenig besser nach 2 Jahren dauerhafter Erschöpfung und schwindel. Aber etwas muss unternommen werden.

Gibt es Beratungen wohin man gehen kann und wie man mit der Situation umgeht. Es ist eine permanente Belastung für alle hier und natürlich auch für ihn
Ich kenne schwere Depressionen, aber ich bin immer zur Therapie und habe versucht, etwas zu tun. Er tut das nicht, das kann von alleine aber nicht besser werden.

Vielleicht weiß jemand Rat oder eine Stelle, wohin man gehen kann.

Danke, das ist lang geworden sorry

18.01.2021 14:00 • x 1 #1


Hodges
Huhu... Das größte Problem was ich sehe, ist das er wohl selbst nicht einsieht ein Problem zu haben, oder weiß er das?
Für mich klingt es so als wäre er festgefahren in seinem täglichen Ablauf, das ihm impulse fehlen die wohnung oder das Haus zu verlassen.

Als Angehörige könnt ihr euch an viele Stellen wenden. Hier bei uns heißt sowas ibahs zb.
Aber ich befürchte ohne zutun des bruders also des patienten wird da nicht viel möglich sein.
Weil aufzwingen kann man niemanden etwas, es sei denn er wäre Selbstmord gefährdet.

Das was du machen könntest wäre erst einmal rauszufinden wie er die sache selbst sieht, ob er auch der meinung ist das ihm antrieb oder sowas fehlt.
Wichtig ist ihn nicht die pistole auf die brust zu setzen. Klinik bringt nichts wenn er absolut dagegen ist.
Hier sehe ich Potenzial in einer verhaltenstherapie mit medikamentöser Unterstützung um den antrieb zu steigern. Wobei man da erstmal gucken muss obs gleich hartes anti depressiva sein muss oder erstmal mit leichteren mittelchen.

Also als erstes... Rausfinden wie er die lage sieht
Als zweites... Psychiater Termin machen wo du am besten mitgehst zum Termin.
Parallel bei psychologen anrufen und auf warteliste setzen lassen. Hier unbedingt drauf achten das es kassen psychologen sind! Es sei denn ihr habt viel geld, dann macht den job auch ein privat psychologe.

Noch ne frage.. Wie beschäftigt dein bruder sich den ganzen tag? Depressionen haben viele gesichter, nicht immer ist es eine Depression, manchmal sinds auch nur festgefahrene Gewohnheiten, oder man ist zu bequem etwas zu ändern wenns für einen Augenscheinlich ok läuft.

Fühl dich mal gedrückt von mir... Es fühlt sich vielleicht dadurch nicht besser an, aber für alles gibt es hilfe.

18.01.2021 17:38 • x 1 #2


A


Hallo Lavendula,

Schwere Depressionen und Rat für Angehörige

x 3#3


Lavendula
Danke für deine Antwort. Er sagt von sich schon, dass er Depressionen hat, aber nie im Leben wird er zum Psychiater gehen, niemals Medikamente nehmen und nicht zum Therapeuten gehen.
Er verurteilt mich dass ich zur Therapie gehe und das schon viele Jahre lang.
Als ich kürzlich so etwas erwähnte, hat er völlig entnervt das Gesicht verzogen.
Er redet auch nicht mit uns und wird mir auch nicht sagen, wie er die Lage sieht. Ich hatte ihm kürzlich mal was gemailt daraufhin schrieb er, ich solle damit aufhören so was zu schreiben.

Er war auch jahrelang bei keinem Arzt

Was er den ganzen Tag macht, er schläft bis mittags, mehr weiß ich nicht. Rollos werden eh nicht mehr hoch gemacht im Schlafzimmer.

Ich weiß es also nicht und wahrscheinlich gibt es keinen Weg, aber es ist eine schlimme Situation gerade.

Lieben Dank nochmal für die Antwort

18.01.2021 20:44 • #3


hlena
Ich fürchte,da kannst du gar nichts machen.
Du schreibst auch,er kocht,hält sich und die Wohnung in Ordnung.
Also hat er Struktur in seinem Tagesablauf und ausreichend Antrieb.

18.01.2021 23:30 • x 2 #4


Sandra-Gl
Hallo, ich habe so eine ähnliche Situation lange mit meinem Vater mitgemacht. Meine Mutter versuchte jahrelang ihn zu einer Behandlung zu bewegen, das wollte er aber nie.
Er hat sich oft tagelang irgendwo eingesperrt und einmal kam das Kriseninterventionsteam. Das hat alles nichts bewirkt, er lebt noch immer mit seiner unbehandelten Krankheit.

Dein Bruder will offensichtlich auch keine Hilfe und das müsst ihr wohl oder übel akzeptieren. Pass auf, dass sich eure Mutter nicht zu sehr für ihn aufopfert! So eine Situation kann ziemlich auslaugend sein und man sollte sich nicht für jemanden aufopfern, der das alles garnicht möchte.
Ich wünsche euch viel Kraft in dieser schwierigen Situation!

19.01.2021 03:06 • x 3 #5


buddl1
du schreibst @lavendula, als würdest du meinen Sohn kennen...
es gibt nur den Unterschied, dass wir in tatsächlich zwingen konnten, einer Arbeit nachzugehen.
auch wenn er in dieser nicht flexibel ist und stur bisher blieb,
Das Rollo vom Fenster, es wurde das letzte mal nach oben gezogen, als ich das Zimmer vor 10 Jahren dort betrat,
er sitzt alle rechtliche Zeit vor dem PC. als er 9 Monate arbeitslos war, eine sehr harte Zeit für uns...
deine Mum, sie gleicht seiner, nur das ich als Ehemann und Vater vor Jahren eine klare harte Linie ziehen musste.
sonst wäre ich und meine Frau daran schon längst zerbrochen. Sie hatte es mit Liebe, mit Geduld und immer wieder verzeihen versucht, ich setzte Fristen, drängte, sie gab nach und er
seit 10 Jahren gibt es keinen Geburtstag mehr, weder unseren noch seinen oder der der Schwester, Oma und Opa,
da war er seit 15 Jahren nicht mehr, er habe keine Zeit, zu langweilig, die haben nicht mal Internet,
jegliches Bemühen wurde ignoriert, es zählt nur er, das Internet, mehr nicht. man soll ich in Ruhe lassen.
über mehr als 5 Jahre hat noch meine Frau ihn zu Feiertagen einen Kuchen gebacken, Geschenke auf dem Tisch hergerichtet, er winkte nur ab, es war schmerzvoll all das mit anzusehen...
und das sind nur Abrisse.
ich will das er auszieht, er auch, aber er findet keine Wohnung, weil er auch nicht danach sucht.
er möchte erst raus, wenn er eine feste Arbeit hat, die dauerhaft ist. wer hat diese heute den noch?

du siehst,
es haben einige hier ihre Erfahrungen, auf die sie gern verzichten wurden und doch teilen...
wenn deine Mum weiterhin alles macht,
lass sie, eine Mutter kann nicht anders, sie wird bis zum letzten Atemzug machen.
Mir bleibt nur der schwarze Humor. wenn sie mal Tod im Wohnzimmer liegt, er wird es merken, wenn keine Selter mehr für ihn da ist...
oder: er ging vor 12 Jahren am 24.12. nach 12:00 Uhr, in die Stadt, wollte für Mom ein Geschenk kaufen, war 14:30 Uhr zurück und beschwerte sich warum die Geschäfte alle zu gemacht haben....
und letztes Jahr, der 3. Oktober, es war Samstag, da geht er immer einkaufen, Essen (nur) für sich .
als er nach Hause kam: Richtig, heute ist Samstag! Frau: Ja, er: es ist 10 Uhr, Frau: ja, er warum hat der Laden zu?
Sie: 3. Oktober?, er: naund ich feiere doch nicht!....
soweit sein Realitätsverlust...
wir hoffen, dass er eine Arbeit findet, in einer anderen Stadt, dass er umzieht und tatsächlich sein Leben in die Hand nehmen muss, egal was er kann oder eben nicht. jedenfalls solange die Mom immer noch im Hintergrund, wäscht, putzt und sich um Briefe kümmert, warum sollte er sich ändern?
so sehe ich es bei dir auch, nur wenn er auszieht, in seine Wohnung, kann sein Leben entweder beginnen oder
enden, so hart das auch klingt, wenn man sich nicht helfen lassen will, dies als Zwang nur sieht,
steht man machtlos daneben und versinkt in Gedanken, er hatte doch einen schöne Kindheit und Tränen bleiben zurück...
Der Bruder meiner Frau, der suchte sich erst eine Wohnung, als seine Mom umzog, kein Platz mehr da war und mit 34 hatte er dann seine Wohnung, aber das ist eine andere -weitere- Geschichte...
- als ich beruflich mal in eine Wohnung kam, die Mutter war gestorben, der Sohn mit 42 in seiner 1Zimmerwohnung, die die Mutter eingerichtet, geputzt und alles andere für ihn erledigt hatte, nur frage: Was soll ich den jetzt tun?....
buddl1,

19.01.2021 07:43 • x 2 #6


Lavendula
@hlena ja das sind die Dinge, die mich halbwegs beruhigen...aber vermutlich kann ich wirklich nichts machen. Das ist schwer zu akzeptieren.

@Sandra-Gl ich danke dir für deine Antwort. Deshalb überlege ich, mit meiner Mutter, die ja immerhin auch schon 70 ist, wenn auch sehr fit, zu einer Beratung zu gehen. Damit sie sich besser um sich kümmert, denn sie belastet das natürlich noch viel mehr, als mich.

@buddl1 ich danke dir für deinen Bericht, der mich zu Tränen berührt hat. Das klingt, als hätte euer Sohn überhaupt keine Gefühle..
So macht es meine Mutter auch. Geburtstagstisch richten usw, aber es bringt alles nichts. Sie macht das kaputt und mich triggert es zumindest und natürlich macht es mir Sorgen.
Ich verstehe das alles einfach nicht. Auch deinen Sohn verstehe ich nicht.
Keine empathie, nicht für sich, nicht für andere.
Ich wünsche euch, dass er sein Leben noch richtet.
Bei uns, da wird es schwierig, sollte meiner Mutter etwas zustoßen. Weder kann noch will ich ihren Weg fortsetzen, aber das würde auch sehr hart für mich sein. Kleiner Bruder usw..., auch wenn wir uns gegenseitig nicht so viel bedeuten, aber nichts dann eben auch nicht und hauptsächlich liegt es an seiner Art, mich immer wieder vor den Kopf zu stoßen und zu verurteilen. Trotzdem bin ich bereit, auf ihn zuzugehen, wenn er käme.

19.01.2021 11:57 • x 3 #7

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