Hallo Andrea,
was du da erzählst, und vor allem auch, was du
nicht erzählst (z.B. Stichwort Krebsstation), läßt einen beim Lesen für einen Moment glauben, zu verstehen ... Natürlich kann man das nur extrem oberflächlich (erst recht hier im Rahmen eines Austauschs einzelner Zeilen zwischen ansonsten fremden Menschen), und der Betroffene hat nicht ohne Grund immer das Gefühl, alleine im Leben hängen gelassen zu sein...
Ich bin weder Philosoph noch Psychologe, aber immerhin Mensch und selbst Betroffener - also biete ich dir lieber meine einfachen Gedanken an als gar keine:
Zitat:seit über zwei Jahren bin ich traurig. Eine unendliche Traurigkeit, die einen so graußamen Schmerz in meinem Herzen auslöst. (...) Und es wird nicht besser.
Du redest über eine Krankheit. Depressionen sind eine Krankheit - und nicht etwa nur eine Lebenssinn-Suche, ein Aufrechnen, ein Bedauern, oder alles, was sonst noch als Begleitsymptom hervortritt ... Hast du dir das so mal ganz bewußt gemacht?? Es bedeutet weiterhin, dass du in deinem derzeitigen Grundzustand gar nicht umfassend in der Lage bist, manches auch nur halbwegs realistisch einzuschätzen. (Gut, ich weiß auch aus eigener Erfahrung: was man als realistisch erachtet, ist
immer abhängig vom derzeitigen Empfinden und nie allgemeingültig.) Ich versuch mal ein anderes Bild: dein Blickwinkel ist im Moment stark eingeschränkt und vermittelt dir ein bruchstückhaftes Tunnelblick-Bild der Welt: das, was dir so sehr fehlt, existiert - aber die Krankheit Depression stülpt dir Röhren vor die Augen, die dich nur auf das fokussierte Scheitern blicken lassen ...
Damit direkt weiter:
Zitat:Ich hatte ein Kind und einen Mann. Beide gibt es nicht mehr in meinem Leben
Erinnerst du dich an das Lebensgefühl in diesen Zeiten, als du beide gefunden hattest?? Das waren ja gewiß keine nur rationalen Entscheidungen, sondern da war ja vermutlich eine gewaltige Menge Freude, Hoffnungen, Glücksgefühl im Spiel (?). - Ich frage dich: würdest du dein Leben als lebenswert empfinden, wenn du wieder so wie früher mit einer spannenden Prise Optimismus, Freude und Grundvertrauen leben könntest? Was meinst du: würdest du dann immer noch gedanklich Restlebenszeiten und Wahrscheinlichkeiten jonglieren?
Es ist das schwierigste, was man dir im Moment abfordern könnte - aber es heißt Geduld. Und vielleicht Vertrauen: einen Rest von Vertrauen ...
(Ich hab paar Jahre gebraucht und war nach zwei/drei erfolglosen Therapiejahren auch schon so weit, die Quälerei zu beenden - das wären bei mir nur ein paar Monate zu voreilig gewesen :-0 ) Dieses Lebensgefühl von früher ist dir nicht vorenthalten, Andrea!! Die Krankheit Depression nimmt es dir nur im Moment ...
Liebe Grüße,
byron