Soll ich die Therapie abbrechen?

A
Hallo Martina,
Nein, wir haben darüber gesprochen. Auch, daß ich sie wieder Weihnachten abgesetzt habe. Er fand das o.k.
Ich hatte sogar das Gefühl, er fand es mehr als o.k.
Natürlich gibt es Menschen, denen Antidepressivas wirklich weiterhelfen. Unbestritten.
runterkommen verstehe ich auch nicht. Ich habe keine Aggressionen oder so, bin nur unendlich traurig,
ernüchtert. Und manchmal fast schon angewiedert von diesem - meinem - Leben.
Weißt Du, eigentlich war ich mal ein fröhlicher Mensch. Wollte die Welt erobern, revolutionieren, anschauen, riechen...
Trotz schlechtem Start und unfähigem Familienumfeld.
Mit soviel Illusionen.
Heute sind sie weg. Die Illusionen. Jeder einzelne.
runtergekommen bin ich genug in dieser Welt.
Wir haben eine begrenzte Lebenszeit auf diesem Planeten. Man sollte das Beste daraus machen. Und wenn man immer wieder
versagt? Grundbedürfnisse, eigene Werte, völlig auf der Strecke bleiben. Zerklopft werden? Nein- sch... egal, wessen Schuld oder Unvermögen es ist. Das spielt letztlich im Ergebniss keine Rolle.
Wie oft erwartet die Gesellschaft, dass man trotzdem das Stehaufmännchen gibt?
Wo bleibt die Selbstbestimmung? Wo die natürliche Auslese? Wann ist es genug?
Und vor allem: wer bestimmt, wann es genug ist?

Andrea

31.05.2012 18:13 • #16


Eloise
Hallo Andrea,

ich finde schon, dass du ein wenig wütend klingst. All die Träume die du hattest (und ich nenne sie bewusst nicht Illusionen), die du dir nicht erfüllen konntest, all die Entscheidungen, bei denen du fremdbestimmt warst - da macht wütend, weil man glaubt nichts dagegen tun zu können. Und irgendwann eben auch traurig.

Auch bin kein Freund von Antidepressiva, nehme sie aber jetzt trotzdem. Also ich komm mir damit nicht irgendwie doofer vor. Viel mehr hilft es mir meine Gedanken wieder zu fokussieren und nicht dauernd im Kreis laufen zu lassen. Ist mein zweites, mit dem ersten hab ich mich auch nicht so wohl gefühlt.

Tja nun, was wollte ich eigentlich sagen? Vielleicht solltest du nicht länger darum trauern, dass nicht alles so geworden ist, wie du dir es gedacht hast, sondern einfach leben. Dann rettest du eben nicht die Welt. Na und? Trotzdem darfst du dich am Leben freuen. Dinge genießen. Auch wenn es manchmal nicht so scheinen mag: Du bestimmst, wann es genug ist!

LG

Eloise

31.05.2012 19:25 • #17


A


Hallo Andrea123,

Soll ich die Therapie abbrechen?

x 3#3


B
Hallo!
Zitat von Andrea123:
daß ich sie wieder Weihnachten abgesetzt habe. Er fand das o.k. Ich hatte sogar das Gefühl, er fand es mehr als o.k.

Welche Beweggründe er auch immer für diese Einschätzung hatte: Therapeuten wird die Arbeit in einem wesentlichen Aspekt erleichtert, wenn der Patient sich unverändert und unbeeinflusst durch Antidepressivas wahrnimmt und ausdrückt. (So zumindest hat es mein Therapeut mal geschildert.)

Zitat von Eloise:
Vielleicht solltest du nicht länger darum trauern, dass nicht alles so geworden ist, wie du dir es gedacht hast, sondern einfach leben. (...) Trotzdem darfst du dich am Leben freuen. Dinge genießen.

Völlige Zustimmung, Eloise, nur ...: das alles geht doch einfach nicht, wenn man in diesem Gemütszustand versumpft ist!
Wiederum hast du natürlich Recht, es trotzdem auszusprechen, so wie man anderen Kranken auch immer wieder Selbstverständliches eintrichtern muss (du musst was essen! ... du musst versuchen, paar Schritte zu laufen) - bis derjenige wieder genug eigene Kraft hat, um das dann schließlich auch aus sich heraus zu versuchen und zu schaffen ...

@Andrea: ich finde auch, dass eine gewisse Wut zu spüren ist bei manchem, was du schreibst. Hinter Wut steckt immer auch eine Art von Kraft - kannst du die nicht nutzen, um erste leichte Veränderungen zu bewirken? Was brauchst du, um von deiner Resignation und Wut hinzukommen zum Punkt verdammt noch mal, so nicht! - Ich hol mir jetzt mein Stück vom (Lebens)Kuchen! ?

Liebe Grüße,
byron

31.05.2012 20:12 • #18


Eloise
Byron, ich weiß, dass das nicht einfach so geht. Ich knabbere daran ja auch schon lange genug herum. Aber man muss sich eben versuchen wieder auszugraben, wenn man versumpft und das heißt mitunter Dinge loslassen. Was schwierig ist und weh tut, aber irgendwo muss man ja anfangen.

Ja, und ich weiß auch, dass ich viel erzählen kann, denn man muss es erst selbst empfinden, um was damit anfangen zu können, aber ich bin mir sicher, dass irgendwann der Punkt kommt. Selbst, wenn es Jahre dauert.

Keine Ahnung, ich bin halt im Grunde ein hoffnungsvoller Mensch.

31.05.2012 20:23 • #19


B
(@Eloise: ich bin froh, dass du mir meinen Einwurf nicht übel nimmst. Ich wollte damit ja auch keinesfalls in Frage stellen, was du sagtest.)

31.05.2012 21:38 • #20


A
Hallo an alle, die mir geantwortet haben,
mich beeindruckt eure Anteilnahme sehr. Es gibt halt doch noch Mensschen...
Was meine Wut betrifft: seit über zwei Jahren bin ich traurig. Eine unendliche Traurigkeit,
die einen so graußamen Schmerz in meinem Herzen auslöst. Wie eine Tigergralle, die sich
in meinem Herzen festgekrallt hat. Und es wird nicht besser.
Wenn soetwas wie Aggression mal hochkommt, dann ist es immer gegen mich selbst.
Und meine Mathematik: 46 Jahre versagt - Restlaufzeit - Wahrscheinlichkeitsrechnung -
Prognose -ohje- tu dir das nicht mehr an. Was wird noch alles kommen...

Maritna, Dui schreibst: Trotzdem darfst du dich am Leben freuen.
Ich hatte ein Kind und einen Mann. Beide gibt es nicht mehr in meinem Leben.
Wie kann ich mich an diesem Leben noch freuen?

Religiösen Menschen haben es da doch gut, oder? Sie haben in so einer Situation eine Krücke, einen Halt.
Mein Glaube beschränkt sich auf die Naturgesetze. Denn gleichzeitig denke ich: es gibt keinen Sinn, außer die Arterhaltung.
Für den Rest Leben brauchen wir nur ein Alibi.

Eure Vorschläge, Anregungen sind logisch, nachvollziehbar. Die richtigen Schritte zurück ins normale Leben.
Allein die große Frage: wozu noch?- hält mich ab. Ich habe das Gefühl, wenn ich das nicht beantworten
kann, komm ich keinen Schritt weiter. Und diese Frage kann mir auch kein Therapeut beantworten.
Wäre es dann nicht konsequenter die Therapiezu beenden, die ich manchmal wie eine Farce empfinde.
Hat er dann überhaupt eine Chance? Geb ich ihm den eine Chance?

Andrea

01.06.2012 13:22 • #21


achtsamkeit
Hallo Andrea123,

erwartest du, dass ich zustimme und sage, ja Andrea, alles Mist dein Leben, schmeiß es weg, was willst du denn auf der Welt. Denn die Hände die dir gereicht werden....lässt du in der Luft stehen!
Ich gebe dir jetzt mal einen Rat: du solltest dich mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen. Dazu gehe mal ins Internet und schreibe dort in Philisophischen
Foren! Tausche dich da mit Menschen aus, die sich Gedanken um das Sein machen.
Wenn du nur in deinen negativen Weltbild schwimmst, wird sich auch nichts verändern an deinem Zustand, denn worauf wartest du?
Nur du selber kannst den Zustand verändern.
Mache mal einen Besuch auf der Kinderkrebsstation oder im Kinderhospitz! Das könnte dir zeigen welchen Sinn dein Leben hat!

Ich hoffe, dass du meine Worte nicht übel nimmst, aber das musste jetzt mal gesagt werden!

LG Pelle

01.06.2012 13:40 • #22


A
hallo Pelle,
nein, ich nehm Dir Deine Worte nicht übel.
Krebsstation,nein, habe ich nicht einmal Besucht, sondern monatelang.

Trotzdem: Danke.
Andrea

01.06.2012 13:56 • #23


achtsamkeit
Hallo Andrea,
dann weißt du doch auch, was das Leben für andere Menschen bedeutet. Und wer könnte sich besser in ein krankes Kind einfühlen dann als du!
Meist du nicht, dass wir eine Verantwortung den Kindern gegenüber haben, dass sie nicht mutlos werden (alle Kinder der Welt meine ich).
Dass wir ihnen die Geschenke die wir tagtäglich bekommen bewahren!
Gehe nochmal in dein Inneres. Buddel deinen Lebenswillen aus und spende dein Wissen anderen Menschen.
Es gibt so viele Menschen, die extreme Schicksalschläge erdulden müssen.
Hör dir doch einfach mal das Lied von Grönemeyer an:

Der Mensch bleibt Mensch........

PS, Übrigens denke ich auch, dass entsprechende Medikamente dich positiv stützen könnten und die müssen nicht so sein, dass du davon benebelt wirst.

LG Pelle

01.06.2012 14:31 • #24


A


Hallo Andrea123,

x 4#10


B
Hallo Andrea,

was du da erzählst, und vor allem auch, was du nicht erzählst (z.B. Stichwort Krebsstation), läßt einen beim Lesen für einen Moment glauben, zu verstehen ... Natürlich kann man das nur extrem oberflächlich (erst recht hier im Rahmen eines Austauschs einzelner Zeilen zwischen ansonsten fremden Menschen), und der Betroffene hat nicht ohne Grund immer das Gefühl, alleine im Leben hängen gelassen zu sein...

Ich bin weder Philosoph noch Psychologe, aber immerhin Mensch und selbst Betroffener - also biete ich dir lieber meine einfachen Gedanken an als gar keine:
Zitat:
seit über zwei Jahren bin ich traurig. Eine unendliche Traurigkeit, die einen so graußamen Schmerz in meinem Herzen auslöst. (...) Und es wird nicht besser.

Du redest über eine Krankheit. Depressionen sind eine Krankheit - und nicht etwa nur eine Lebenssinn-Suche, ein Aufrechnen, ein Bedauern, oder alles, was sonst noch als Begleitsymptom hervortritt ... Hast du dir das so mal ganz bewußt gemacht?? Es bedeutet weiterhin, dass du in deinem derzeitigen Grundzustand gar nicht umfassend in der Lage bist, manches auch nur halbwegs realistisch einzuschätzen. (Gut, ich weiß auch aus eigener Erfahrung: was man als realistisch erachtet, ist immer abhängig vom derzeitigen Empfinden und nie allgemeingültig.) Ich versuch mal ein anderes Bild: dein Blickwinkel ist im Moment stark eingeschränkt und vermittelt dir ein bruchstückhaftes Tunnelblick-Bild der Welt: das, was dir so sehr fehlt, existiert - aber die Krankheit Depression stülpt dir Röhren vor die Augen, die dich nur auf das fokussierte Scheitern blicken lassen ...

Damit direkt weiter:
Zitat:
Ich hatte ein Kind und einen Mann. Beide gibt es nicht mehr in meinem Leben

Erinnerst du dich an das Lebensgefühl in diesen Zeiten, als du beide gefunden hattest?? Das waren ja gewiß keine nur rationalen Entscheidungen, sondern da war ja vermutlich eine gewaltige Menge Freude, Hoffnungen, Glücksgefühl im Spiel (?). - Ich frage dich: würdest du dein Leben als lebenswert empfinden, wenn du wieder so wie früher mit einer spannenden Prise Optimismus, Freude und Grundvertrauen leben könntest? Was meinst du: würdest du dann immer noch gedanklich Restlebenszeiten und Wahrscheinlichkeiten jonglieren?

Es ist das schwierigste, was man dir im Moment abfordern könnte - aber es heißt Geduld. Und vielleicht Vertrauen: einen Rest von Vertrauen ...
(Ich hab paar Jahre gebraucht und war nach zwei/drei erfolglosen Therapiejahren auch schon so weit, die Quälerei zu beenden - das wären bei mir nur ein paar Monate zu voreilig gewesen :-0 ) Dieses Lebensgefühl von früher ist dir nicht vorenthalten, Andrea!! Die Krankheit Depression nimmt es dir nur im Moment ...

Liebe Grüße,
byron

03.06.2012 00:13 • #25

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