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Sozial Phobie bestimmt mein Arbeitsleben

Bug
Hallo,

ich möchte euch gerne meine Geschichte zu meinen Ängsten erzählen.Dies ist eine Kurzfassung.
Wer sich wiedererkannt hat, darfst sich gerne bei mir melden aber auch jeder andere.

Seit 2015 hab ich die Diagnose Soziale Phobie und Depression. Schon vorher hatte ich viele Jahre lang große Ängste In Kontakt mit anderen zu kommen.Es war einfach ein Gefühl da ,welches mich dazu brachte die Straßenseite zu wechseln oder sich in der Garage zu verstecken bis die Person am Haus vorbei ging.Ich wollte ja nicht angesprochen werden.
In der Schulzeit ging alles ganz gut und ich würde sagen ich hatte viele Freunde. So mit 15 Jahren als es mit der Disco anfing ,hatte ich auch viele Bekannte.Das kam dadurch,dass wenn ich ein zwei Bierchen getrunken hatte mich mit jedem unterhalten konnte und kein bisschen gehemmt war.
Irgendwann fing die Ausbildung an und damit auch die stärkeren Ängste. Angst etwas falsch zu machen,Angst es jemanden nicht recht zu machen,Angst das die Kollegen über mich reden usw. Dadurch wurde ich unsicher.Mein Selbstbewusstsein war zu dieser Zeit noch etwas vorhanden.

Nach der Ausbildung machte ich die Technikerschule ,die ich dann aus Angst vor Verantwortung abbrach. und als Ausrede nahm ich einfach die Möglichkeit eine weitere Berufsausbildung machen zu können.
Während dieser Ausbildung fingen dann die Schlafprobleme an.Durch Ständiges grübeln ,den ganzen Tag angespannt sein ,Ängste meine Aufgaben an der Arbeit nicht alleine lösen zu können, die bereits anderen erwähnten Ängste und wenig Schlaf ging meine Lebensqualität dahin. Ich könnte nie irgendwas allein machen an der Arbeit.wenn es mal so war war ich total unsicher aber auch wenn mir jemand zugeschaut hat.Aber zuhause wenn ich krank geschrieben bin,habe ich diese Symptome nicht.
Immer öfter machte ich krank. Habe aber die Ausbildung als Klassenbester geschafft. schon zu dieser Zeit hatte ich keine Freunde mehr.

Nun zog ich in eine andere Stadt und bekam Arbeit in meinem Ersterlernten Beruf. Von Anfang an hatte ich Ängste .Ich war in der Probezeit nur einmal Krank.Aber dannach machte ich immer und immer wieder krank weil ich morgens im Bett lag und vor Angst zittertete,schwitze und Herzrasen hatte.In meinem Kopf ging es nur darum wie ich es schaffe nicht an die Arbeit zu müssen.Um nichts anderes.
Ich wechselte sogar den Betrieb ,weil ich erst dachte es würde alles von den Kollegen ausgelöst.Immernoch waren die Ängste da.Dann kündigte ich, fing im Januar 2019 in einem neuen Betrieb an und nach 2wochen hatte ich schon wieder so eine Panikattacke und seit dem bin ich Krank geschrieben.ich würde jetzt sogar entlassen.

Zwischendrin war ich in zwei klinken,nahm Antidepressivum , mache im Moment Psychotherapie , beschäftige ich mich mit Meditation.bald gehe ich zur Hypnose.
Eine Reha wurde abgelehnt.

Wer kennt diese starken Symptome,wer fühlt sich auch jeden Tag Arbeitsunfähig,dieses gehemmt sein in Gegenwart von anderen,diese Ängste an der Arbeit.?
Wem geht es auch so?
Gibt es jemanden der seine Ängste überwunden hat.
Ich könnte noch so viel schreiben. .

Ich würde mich über Antworten sehr freuen.
Bis bald

13.04.2019 19:16 • x 1 #1


Pilsum
Hallo Bug,

willkommen hier im Forum.

Die von Dir geschilderten Symptome sind nicht außergewöhnlich.
Natürlich ist es selten, dass soziale Ängste so stark auftreten.

Was weißt Du über die Gründe, dass Du so starke soziale Ängste entwickelt hast?
Hat es etwas mit Deinen Eltern oder Deiner Erziehung zu tun?

Viele Grüße

Bernhard

14.04.2019 11:02 • x 1 #2


A


Hallo Bug,

Sozial Phobie bestimmt mein Arbeitsleben

x 3#3


Bug
Ja es hat durchaus etwas mit meiner Kindheit zu tun. Ich wurde sehr bemuttert und meine Eltern hatten oft Streit wenn Sie Alk. tranken. Wenn Sie irgendwann in der Nacht aus der Kneipe oder von Freunden betrunken nach Hause kamen ,hielt ich mir oft die Ohren zu da ich genau wusste, dass es gleich wieder Geschrei gibt. Einmal hat mein Vater sogar im Streit sich eingesperrt und das Büro kurz und klein geschlagen, wo er sich sogar den Arm brach.
Zu mir und meiner Schwester waren die Eltern immer lieb.
Mein Vater ist auch heute noch Alk. aber meine Eltern haben sich getrennt.
Ich mache niemanden Vorwürfe.Es ist auch gut zu wissen warum die Ängste entstanden sein können.Aber das Wissen bringt mir nicht viel bei der Heilung.

Heut war ich auf einer Frühlingsmesse. Es ist selten ,dass ich jemand bekanntes sehe .Heute habe ich eine bekannte gesehen und die Sozial Phobie schlug wieder zu und Sie brachte mich wieder dazu schnell weg zu gehen ,damit ich ja nicht angesprochen werde.

Es wäre schön jemanden zu finden der auch Erfahrung mit einer so starken Phobie hat.

14.04.2019 15:38 • #3


L
Hallo Bug,
ich habe auch soziale Phobie und mir kommt das sehr vertraut vor, was du schreibst.
Wie geht es dir denn jetzt?

Was ich dir empfehlen kann ist das Buch Love Louder von Preston Smiles zu lesen, er hat auch einen Youtube-Kanal den du gerne besuche kannst.

Lg

17.05.2019 17:07 • #4


Bug
Hallo love,
schön das du schreibst. Mir gehts im Moment nicht so gut. Viel Stress wegen Krankenversicherung ,Arbeitsamt und Co. Ich muss viele Telefonate und Gespräche führen ,was ich überhaupt mag und total unsicher bin. Hatte eine Reha beantragt und diese wurde abgelehnt.Aber erstmal sind Medizinische Vorkehrungen nötig und dann bekomme ich wohl die Reha.
Es ist alles sehr langwierig.Hier heißt es Geduld. Weiterhin versuche ich trotz der Ängste Kontakte zu knüpfen.
Auch Besuche bei der Heilpraktikerin habe ich hinter mir. Sie hat mit Hypnose und EMDR gearbeitet.Leider ist das sehr kostspielig und ich kann es nicht länger bezahlen.

Mich würde es interessieren wie du mit der sozial Phobie umgehst und in welchen Bereichen es dir am schwersten fällt. Auch an der Arbeit? Gerne kannst du mir darüber schreiben.
Sind die Symptome schon besser geworden bei dir?

Danke für Dir für die Empfehlungen.Ich schau gleich mal rein.

Liebe Grüße

17.05.2019 19:14 • #5


blackJoy
Hallo @Bug
der Thread ist zwar doch schon etwas älter, aber ich finde mich darin gerade wieder.
Wie geht es dir mitterlweile? Welchen Weg hast du eingeschlagen? Bist du wieder angstfrei arbeiten?

Seit letzter Woche scheue ich die Arbeit, weil ich mich unwohl, aufgewühlt, verwirrt, angespannt fühle und ich mich keineswegs den Aufgaben gewachsen fühle. Ich kann mich einfach auf nichts mehr konzentrieren. Letzte Woche habe ich hier schon einen Schnellschuß-Beitrag geschrieben: erwartungen-nicht-erfuellen-koennen-ich-bin-ein-blender-t27265.html).
Die letzten Tage habe ich nun zu meinem Problem bisschen recherchiert und bin dabei auf Angststörungen/Soziale Phobie gestoßen. Irgendwie passen die Symptome sehr gut und wenn ich ehrlich zu mir bin, bin ich ein echter Angsthase in der Arbeit und auch auch oft privat.

In der Arbeit zeigt sich das so:
- Ich tu mir schwer Fragen zu stellen oder nachzufragen wenn ich etwas nicht genau verstanden habe. Und wenn ich es dann schaffe zu Fragen, sind meine Fragen meist so umständlich formuliert oder ich brauch minuten bis ich die Frage in meinem Kopf gut formuliert habe und dann aussprechen kann
- Ich habe oft Angst als Unfähige entlarvt zu werden
- Ich muss E-Mails immer kontrollieren
- Ich fange viele Arbeiten an, kann sie aber nicht fertig stellen.
- Oft sind mir meine Ergebnisse peinlich oder das was ich mache
- ich fühle mich sehr unwohl wenn mir jemand über die Schulter schaut
- ich tu mir auch schwer nach Hilfe zu fragen, weil ich denke, ich muss es alleine schaffen. Oft kommt es mir auch gar nicht in den Sinn, dass ich nach Hilfe fragen darf und das es ok wäre.
- ich habe Angst, dass mich Kollegen dumm finden oder mich nicht mögen
- Ich beziehe Gesagtes schnell auf mich. Manchmal muss ich gar nicht direkt involviert sein. Ich fühle mich dann aber trotzdem für irgendwas schuldig oder schlecht
- ich kann mich nur schlecht selbst strukturieren
- Ich kann mich nur schlecht entscheiden oder Entscheidungen treffen
- schlechte oder gestresste Stimmung von anderen überträgt sich ganz schnell auf mich und blockiert mich bzw. kann ich mich dann nicht mehr konzentrieren
...

Zu meinem neuen Job seit Anfang Januar sind mir gestern und heute noch folgende Gedanken gekommen:
- ich habe meine endgültige Rolle noch nicht gefunden bzw. ist meine Rolle noch unklar; ich bin unstrukturiert
- ich habe das Gefühl mich in den Job gepresst zu haben, der aber zum Großteil nicht meinen Fähigkeiten entspricht
- Viele unterschiedliche Aufgaben kann ich nicht managen. Ich bin einfach schlecht in organisatorischen/projektmanager Tätigkeiten; das liegt mir leider nicht und dennoch bewerbe ich mich immer wieder auf solche Stellen
- mich strengt es sehr an, wenn ich mich mit vielen Leuten abstimmen muss
- Ich lasse mich schnell verunsichern in meinem Tun
- Ich kann irgendwie nicht selbstständig arbeiten. Ich brauche klare Aufgabenformulierungen, wie bei einem Kind; Mach mal geht bei mir wohl leider nicht. Vor allem in Bereichen, mit denen ich mich sowieso schwer tue oder die mich nicht interessieren
- ich benötige anscheinend viel Feedback damit ich motiviert bleibe
- Ich sage mir oft, dass ich anders sein muss. Ich will anders sein und weiß dass man bestimmte Verhaltensmuster ändern kann. Eine gewisse Zeit kann ich diese Rolle auch super spielen bzw. aufrechterhalten: die Arbeit fällt mir dann halbwegs leicht und ich mache mir keine Gedanken was andere von mir halten. Nur irgendwann bröckelt das Ganze und ich werde unsicher(er). Dann kommt mein wahres Ich zum Vorschein und dann gehts bergab...

Mein Therapeut hat mich letzten Freitag dazu aufgefordert mit meinem Chef zu sprechen und ihm zu sagen, dass mir alles zu viel ist und ich Homeoffice machen möchte. Dafür soll ich mir einen genauen Stundenplan für meine Arbeit zusammenstellen, den ich dem Chef präsentiere, damit er weiß was ich dann auch tue. Die Idee dahinter ist, dass ich im Homeoffice den optischen Reizen, dem situationsbedingten Corona-Stress und den Kollegen nicht ausgeliefert bin und mich dadurch nicht verunsichern lasse.
Ich hätte am Samstag anrufen sollen, aber ich schaffe es bis heute nicht...Jedes Mal wenn ich anfange mir Gedanken bzgl. des Plans oder des Telefonats mache, ist mein Kopf leer und ich bin so so nervös und aufgewühlt. Das Gedankenkarussell nimmt dann erst recht fahrt auf. Ich schaffs einfach nicht anzurufen. Ich traue mich nicht mal auf mein Firmen-Smartphone zu sehen. Ich finde es unfair, als neue Mitarbeiterin Extrawünsche einzuforderen. Ich komm damit gar nicht klar. Ich schäme mich sehr und fühle mich gegenüber den Kollegen schlecht.
Außerdem habe ich morgen wieder eine Therapiestunde und ich weiß überhaupt nicht wie ich die überstehen soll...

Ich weiß, dass diese Vermeidung nichts bringt und dass es absolut kein Erwachsenen-Verhalten ist geschweige denn ein verantwortungsvolles Verhalten gegenüber dem Arbeitgeber oder sogar mir gegenüber ist. Ich bin 30 und bringe mein Leben einfach nicht mehr in Spur...Why?
Gerade möchte ich nur, dass es aufhört und der Druck und diese furchtbaren Gedanken weggehen...


Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder kennt solche Probleme? Wie geht ihr damit um?

21.04.2020 20:55 • x 1 #6


mrsrobot
Ich muß gestehen, als ich Deine Worte gelesen habe, dass ich mich selbst erkenne. Selbst habe ich mir immer gesagt, ich brauche Struktur, das ist Quatsch denke ich mittlerweile. Strukturiert bin ich genug, Firmen, in denen ich gearbeitet habe oder Menschen, die dort gearbeitet hatten, hatten einfach eine andere bzw. keine Struktur und deswegen klappt das nicht.

Der Mensch, der Aufgaben verteilt, hat klar zu sagen, was die Aufgabe ist. Wie sollst Du wissen, was zu tun ist, wenn man es Dir nicht klar sagt? Unterschiedliche Aufgaben nicht erledigen zu können, bedeutet für mich noch nicht, dass Du unstrukturiert bist. Es kann auch am Unternehmen liegen, was einfach nicht in der Lage ist (Gründe lassen sich immer finden), Dir priorisiert Aufgaben zu geben. Hier kannst Du nachfragen, was hat Prio, was genau, soll ich wie und bis wann machen.

Allerdings stelle ich doch immer wieder fest, wir leben in einer Zeit, wo die Unternehmen einfach keinen Bedarf sehen, sich um eine korrekte Aufgabenstellung zu kümmern. Das heißt, man kann einem später immer sagen,siehste, warum hast Du das nicht so und so gemacht. Es geht hier um das Klären von Verantwortung und Leitung bzw. Führung. Dein Job ist es nachzufragen, wenn Dir etwas nicht klar ist, der Job Deines Arbeitgebers ist es, Dir klar zu sagen, was Du zu tun hast.

Ich sag mal so, kümmer Dich doch mal um die Vorgabe fürs Homeoffice und reich die ein, das ist ja nicht so schwierig. Notizzettel oder eine E-Mail, ich wünsche mir das und das, am Tag das und das. Mach einfach mal und schau, was dabei rauskommt.

22.04.2020 13:35 • #7


G
Habe mich gerade angemeldet u das Meiste kommt mir auch bekannt vor. (BlackJoy)
Mir fällt es auch total schwer meine Bedürfnisse zu artikulieren und gegenüber Kollegen zu sagen wenn mich etwas stört...
Bei mir ist es dann so, ich muss es einfach sagen, ich denke meistens vorher ewig darüber nach und im Endeffekt bringt das gar nicht's.
Und oft ist es dann für das gegenüber nicht so schlimm und reagiert ganz anders als zuvor gedacht. Vielleicht ist es bei dir ja auch so.
Ich muss dzt einige telefonische Gespräche führen (fällt mir oft schwer) und vor ein paar Tagem bin ich wieder total blöd angemotzt worden. Bin gar nicht darauf eingegangen, aber als ich meinen Kollegen davon erzählt habe wurde es um vieles leichter. (Behalte die meisten Dinge auch oft für mich)
So wie sich das für mich anhört bist du auch hochsensibel, habe das vor kurzem bei mir selbst entdeckt und mir Bücher darüber bestellt.
Finde die Videos von Peter Beer hilfreich. Will hier keine Werbung machen, aber vielleicht hilft es dir ja.
Wünsche dir alles Gute

02.05.2020 17:00 • #8

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