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Soziale Phobie/ Selbstbild

L
Ich schreibe jetzt mal hier einfach rein, weil es mir selbst glaube ich auch schon mal hilft, meine Gedanken ein bisschen zu strukturieren und es immer gut tut, in solchen Foren wie hier Verständnis zu finden.
Seit meiner frühen Kindheit habe ich schon mit sozialer Angst zu kämpfen. Als ich dann zum studieren mit meinem Ex-Freund ins Ausland gezogen bin, wurde es (natürlich) richtig schlimm und ich war in einem Kreis aus Panikattacken und Selbstverletzung, gefolgt von Vorwürfen, gefangen. Weil mein Ex das damals so direkt mitbekommen hat, hat er mich dazu überredet, eine Therapie anzufangen, und mit Hilfe meiner Therapeutin habe ich es auch tatsächlich geschafft, stabiler zu werden. Die Trennung hat mir damals auch wirklich gut getan, weil die Beziehung nicht gepasst hat, aber ich auch immer irgendwie das Gefühl hatte, ihm beweisen oder zeigen zu müssen, wie sehr ich leide, und ich dadurch noch schwerer aus der Panik herauskam.

Trotzdem macht es mir immer noch viel aus, unter Leuten zu sein, und in Gesprächen mit mehr als einer Person werde ich super schnell einfach still und steigere mich dann innerlich in Vorwürfe darüber hinein, sodass ich mein Schweigen auch gar nicht mehr brechen kann und mich im Nachhinein so ärgere und das ganze Gespräch noch einmal durchgehe und alle Möglichkeiten, mich einzubringen, sehe. Und ich habe auch immer wieder den Gedanken, dass es mit 22 einfach nicht mehr okay ist einfach schüchtern zu sein. Ich hätte gern eine Persönlichkeit, auf die ich stolz sein kann. Obwohl ich mich manchmal selbstbewusst fühle und wohl in meinem Körper, fällt das alles sofort in sich zusammen, sobald ich mehr als einen Blick auf mir spüre.

Gerade wohne ich (wegen Corona) bei meinem (neuen) Freund, was auch voll schön ist und gut klappt. Hier in NL ist alles etwas lockerer mit den Regelungen und einige von seinen Freunden haben eine Grillparty geplant. Schon seit Tagen hatte ich deswegen ein unangenehmes Gefühl, weil sie alles super enge Freunde sind, und alle sind sehr selbstbewusst und lustig etc. und sobald ich in solchen Situationen bin, verliere ich total den Sinn für mich selbst und habe so ein Bild von mir im Kopf, das gar nicht ich bin, sondern eine unliebenswerte, unangenehme Person und das lässt mich total verstummen und ich rutsche wieder in diesen Kreis.
Naja, eigentlich habe ich es schon in letzter Zeit immer hinbekommen, mich zu entspannen und überwinden mit sozialen Situationen, aber heute bin ich mit einer Traurigkeit und Panik schon aufgewacht, war den ganzen Tag emotional und den Tränen nahe und hatte schwitzige Hände und Bauchschmerzen.

Ich hatte mir fest vorgenommen, heute Abend mitzukommen, weil ich ja weiß, dass ich mich im Nachhinein viel mehr über mich selbst ärgere, wenn ich es nicht tue, aber irgendwie wurde es nicht besser und mein Freund hat meine Stimmung mitbekommen, was es für mich noch schwieriger gemacht hat, sie zu überwinden. Trotzdem habe ich mich umgezogen und fertig gemacht und er meinte dann, es sei ihm lieber, ich würde einfach sagen, dass ich lieber zu Hause bleiben will, als dass ich in so einer Stimmung mitkomme.

Das hat mich irgendwie so getroffen und ich musste weinen, weil ich mich so an die Situation mit meinem Ex erinnert gefühlt habe und jetzt ist mein Freund gegangen und ich bin hier und mache mir solche Vorwürfe. Ich habe mich so reingesteigert in das Ganze heute, es wäre bestimmt nicht so schlimm gewesen, hinzugehen. Es nervt mich so, dass ich nicht erwachsener reagieren konnte und ihn in eine so blöde Situation gebracht habe. Und weil ich mich so hilflos meinen Gefühlen gegenüber sehe und so gern, meine Angst überwinden würde und es genießen, unter Leuten zu sein. kennt ihr das? Habt ihr vielleicht Tipps zur Selbsthilfe?

21.05.2020 17:16 • x 3 #1


mutmacher
Liebe Lily,
vielen Dank für Deinen Beitrag hier im Forum. Du hast eine sehr nette Art zu schreiben und ich antworte Dir gern.
Ich kann Dir sagen, dass ich scheue und etwas schüchterne Menschen ausgesprochen anziehend und attraktiv finde, ja auch Erwachsene - ob nun weiblich oder männlich. Wichtig finde ich, dass Jeder sich selbst treu und authentisch, d.h. einfach natürlich rüberkommen sollte. Ein charakterlich temperamentvoller Mensch ist vlt. schneller Mittelpunkt einer Party, aber deshalb ist er ja nicht besser als ein etwas ruhigerer u. zurückhaltenderer.
Die Entscheidung Deines Freundes war richtig, Dir zu raten heute mal zuhause zu bleiben, er hat Deine Not erkannt
(dass Du Probleme damit hast, Dich selbst anzunehmen wie Du nun mal bist), es wird nicht die letzte Party Deines Lebens sein und irgendwann kannst Du Dich als stillen, etwas scheuen Menschen akzeptieren und musst nicht etwas darstellen, das Du nun mal gar nicht bist (das erkennen Andere nämlich sehr schnell, ob man eine Rolle spielt oder ehrlich und authentisch ist). Nichts ist anstrengender und ja auch etwas lächerlich, als Menschen, die nicht sie selbst sind, sich verstellen. Bleib wie Du bist, auch wenn Du (vlt. anfänglich) noch etwas am Rande stehst, verhalte Dich ganz natürlich und man wird Dich achten und anziehend finden.
Ich wünsche Dir viel Glück und eine große Tüte Mut- das wird schon

22.05.2020 00:26 • x 2 #2


Tulip
Liebe Lily,

Ich kann dich sehr gut verstehen. Die Situation und die Gefühle die du beschreibst, hatte ich früher auch sehr oft. Ich habe mir etwas vorgenommen, es dann nicht geschafft hinzugehen und mir selbst starke Vorwürfe gemacht und mich innerlich abgewertet dafür...
Ich kann mich mutmacher nur anschliessen. Versuche dich so anzunehmen wie du bist und vor allem sei vorsichtig, was Selbstvorwürfe angeht, die bringen Mensch nicht weiter.
Sei gut zu dir.
Eine Tulpe für dich.
Liebe Grüsse,
Tulip

24.05.2020 19:54 • #3

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