charmed
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Ich nehme seit circa drei Monaten wieder Anti-Depressiva aufgrund von einer Sozialen Phobie, mittelgradigen Depressionen. Dazu kommt der Verdacht auf Borderline.
Erst ging es mir besser doch jetzt habe ich das Gefühl, meine psychische Verfassung rutscht meines Erachtens immer weiter in den Abgrund.
Langsam, ohne dass ich wirklich von jeder Verschlechterung Notiz mache. Die Anti-Depressiva, die ich momentan nehme, helfen aber, zum Teil. Meine Sozialen Ängste sind nicht mehr so stark ausgeprägt, dennoch fühle ich sie manchmal noch, nur in abgeschwächter Form. Es ist eher so, als wäre meine hochsensible Art gedämpft, und meine Angst hätte sich in eine Art Apathie umgeformt.
Es ist als würden diese Tabletten mir zu einer anderen Wahrnehmungsebene verhelfen. Ich denke mich zwar noch ununterbrochen in die Köpfe anderer Menschen ein, aber die negativen Emotionen, die ich aufgrund der angenommenen Meinungen der Anderen über mich erfahre, treffen mich nicht mehr so sehr. Die Meinung ist mir nicht gänzlich egal, aber zu einem größeren Teil.
Ich fühle mich manchmal wie ein Vogel oder ein Flugzeug am Himmel, ich fliege hoch über den Köpfen der Menschen, kann jeden sehen, mich einfühlen, wahrnehmen. Jedoch fühle ich mich missverstanden, nicht beachtet, als wäre mein Wahrnehmungsspektrum um so viel mehr erweitert als das von Anderen.
Ich fliege hoch oben, und werde nicht gesehen. Doch ich kann nicht landen, denn ich passe nicht hierher. Nicht auf diese Welt, wie sie ist. In dieses System. So habe ich mich schon immer gefühlt, seit dem ich klein war, war ich einfach. anders. Vielleicht ist es so gewollt, vielleicht ist meine Existenz hier auch nur ein großer Irrtum. Ich fühle mich, als würde niemand meine Gedankengänge im Ansatz verstehen können. Sie sind so komplex, durchdacht und gleichzeitig verwirrend.
Das mag schon komisch klingen, aber so fühle ich mich oft.
Ich schreibe meine Gedanken so selten auf weil ich mich nicht gerne selber reflektiere. Ich denke, meine Tabletten helfen mir dabei, Reflektion zu vermeiden, da Sie mit Angst, so irrational sie auch manchmal sein mag, verbunden sind.
Tagsüber fallen mir manchmal Gedanken oder Ansätze ein, die ich in Momenten wie diesen bereits vergessen habe.
Ich merke, wie ich zunehmend in Verhaltensweisen hineinrutsche, die nachhaltig sehr schädigend oder kurzlebig sein werden. (Ich denke, dass hat mit meinem Bordeline-Artigen Verhalten zu tun)
Ich tue mir schwer damit, richtige Entscheidungen von Falschen zu unterscheiden. Oft weiß ich nicht, welche Konsequenzen mein tatsächliches Handeln in der Zukunft haben wird. Ich bin durchgehend motiviert von einer Sache. Der Angst. Zwar ist sie nicht mehr so deutlich spürbar wie vor meiner Tablettenzufuhr, doch trotzdem weiß ich, obwohl ich Sie nicht fühle, dass sie auf einer anderen Wahrnehmungsebene noch vorhanden ist.
Ich kann nicht Schritt für Schritt wiedergeben wie mich diese Tabletten verändert haben. Ich kann mich versuchen an meine Gedankengänge vor der Einnahme zu erinnern und diese mit der jetzigen vergleichen.
Ob es hilft, weiss ich nur nicht.
Kennt jemand dieses komplexe Zusammenspiel der Gefühle? Oder bin ich damit alleine?
Ich wünsche mir manchmal einfach nur, verstanden zu werden. Bald gehe ich in eine Tagesklinik, der ich sehr positiv gegenüberstehe. Ich war schon einmal in einer Tagesklinik, die mir sehr geholfen hat. Davor war ich einmal für kurze Zeit Stationär in einer Klinik aufgrund von der Gefährdung meiner Selbst. Ich habe schon sehr viel mitgemacht, das meiste jedoch verdrängt und ich komme nicht mehr an manche Erinnerungen dran. Ich möchte mich manchmal an bestimmte (negative) oder auch traumatisierende Erlebnisse erinnern, aber immer wenn ich es versuche, tauchen verschwommene Bilder auf, kurze Abschnitte des Erlebten, es sind nur Bilder aber ich weiß nicht mehr im geringsten wie ich mich in dieser Situation gefühlt habe. Es ist als würde ich anstatt einer vollkommenden Abfolge einer Situation nur noch Teile sehen können, Silhouetten dann bricht der Gedanke an die Erinnerung ab.
Diese Komplexität meines Gefühlslebens belastet mich wirklich sehr. Ich habe keine Freunde, ziehe mich zurück und merke ich mich mich sozial isoliert habe und dass meine kommunikativen Fähigkeiten im Beisein anderer Menschen sehr schlecht ausgeprägt sind.
Ich versuche mich immer wieder erneut zu motivieren etwas in Gang zusetzen um meine Zukunft nachhaltig zu getalten, eine Ausbildung anzufangen, dafür eine Bewerbung zu formulieren. Doch bei jedem kleinen negativen Ereignis oder manchmal nur Gedanken erscheinen mir meine zuvor hoch motivierten Gedankenansätze und Gefühle wieder zu schwinden und ich lande in meinem depressiven Kreislauf negativen Gefühle. Wieder und wieder.
Hat jemand Tipps, aus dieser Negativ-Spirale rauszukommen?
Oder wie man als Sozial-Phobiker und emotional eher instabiler Mensch Leute kennenlernt, mit denen man echte Freundschaften schließen kann? :/
Ich hoffe, der Text ist nicht all zu lang geworden, tut mir leid, wenn doch. Ich freue mich auf jede einzelne Antwort.