Kintaro-Oe
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keine Ahnung ob ich das Thema richtig einsortiert habe. Der Beitrag darf und kann gerne verschoben werden.
Bitte erlaubt mir meine Story hier auf den virtuellen Tisch zu legen. Ich bin 43 Jahre alt. In 2006 habe ich eine Angst- und Panikstörung entwickelt, die mich zum damaligen Zeitpunkt völlig überfordert hat. Ich wußte nicht so recht in welche Richtung ich mich bewegen soll um mit dieser Situation umzugehen. Ich habe dann durch meine damalige Partnerin den Weg in die ambulante Therapie gefunden. Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen um mit der Angst- Panikstörung umgehen zu können. Ich denke es ist immer nur ein managen der Angst- Panikzustände. Die Therapie war sehr erfolgreich und ich war in der Lage diese Angst- Panikzustände zu managen. Die Verhaltenstherapie endete damit, dass ich für wenige Monate ins Ausland geflüchtet bin um mich allen Verantwortlichkeiten, Verpflichtungen und Aufgaben zu entziehen. Ich habe damals mein Leben für 20 Wochen auf Pause gesetzt und bin einfach gegangen. Das Resultat dieser Aktion war, dass mich meine Partnerin unmittelbar nachdem ich den Rucksack gepackt hatte, stehen gelassen hat. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich mit meiner Partnerin zusammengewohnt. Nach meiner Flucht ins Ausland hat meine damalige Partnerin die gemeinsame Wohnung gekündigt und ich war dann erstmal obdachlos nach meiner Rückkehr. Ich habe drei Monate Couchsurfing gemacht bis ich eine neue Bleibe gefunden habe. In 2007 habe ich dann meinen Lebensmittelpunkt verlagert. Ich habe einen neuen Job angefangen und die Stadt verlassen. In 2009 bin ich dann in eine depressive Episode gefallen, die dazu führte, dass ich erneut ein Therapie angefangen habe. Diese Therapie hat mich bis 2011 stabil gehalten. Den Abschluss meiner ambulaten Therapie bildete ein stationärer Klinikaufenthalt vom 12 Wochen. Der Klinikaufenthalt war ein Steilvorlage für meinen damaliger Arbeitgeber, der mich unmittelbar nach dem Klinikaufenthalt (in 2012) rausgeschmissen hat. Ich war anschließend 11 Monate arbeitslos. In 2013 habe ich dann endlich einen neuen Job gefunden und wie das Leben manchmal so um die Ecke kommt, eine Frau kennengelernt. Diese Beziehung war für 2 1/2 Jahre eine verlässliche stabile Konstante.
In 2014 ist meine Tochter auf die Welt gekommen.
Ich bin stolzer Papa einer tollen Tochter. Ich komme jeder noch so kleinen und unwichtigen Verantwortung im Bezug auf meine Tochter nach. Ich gebe alle Ressourcen die ich habe meiner Tochter. Meine Tochter und Ihre Mutter können sich immer drauf verlassen, dass ich helfe wo ich kann, unterstütze wo ich kann. Es gibt keinen Stress bezüglich finanzieller Fragen.
In 2017 bin ich erneut in eine depressive Episode gefallen. Wieder habe ich eine Therapie begonnen. In 2020 bin ich so tief gefallen, dass ich ein zweites Mal einen stationären Klinikaufenthalt angetreten habe. Meine ambulate Therapie ist nun dieses Jahr ausgelaufen (max. Stundenanzahl ausgeschöpft).
Zu meiner Lebenssituation vielleicht noch ein/zwei Worte. Ich lebe allein. Meine Tochter lebt bei/mit Ihrer Mutter. Ich habe das Glück, dass meine Tochter in der gleichen Stadt lebt wie ich und ich dadurch mein Papa-Sein ausleben kann. Ich habe kein soziales Netzwerk hier wo ich lebe. Meine Familie und Freunde (langjährige Freunde) leben hunderte von Kilometer entfernt. Ich lebe hier in sozialer Isolation. Ich finde kein Anschluss an die Menschen hier. Ich habe viele Dinge ausprobiert: Selbsthilfegruppen, Vereine, VHS, etc. doch finde ich mich immerwieder in der Situation wieder, alleine zu sein.
Seit meine Tochter auf der Welt ist, habe ich keine Beziehung mehr gehabt. Es gab auch keine körperliche Beziehung zu irgendjemanden.
Ich schaffe es nicht einen guten Zugang zu anderen Menschen zu finden. Selbst auf der Arbeit (und den Job mache ich jetzt im zehnten Jahr) finde ich keinen guten Zugang zu den Leuten. Im Büro gehe ich lediglich meinen Tätigkeiten nach. Ich rede nur fachlich mit dem Leuten. Die privaten Gespräche die ich im Büro beobachten kann, langweilen mich so unendlich. Meine Kollegen sind davon überzeugt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Erstaunlich welch ein Ego Menschen aufbauen können, auch bei absoluter Ahnungslosigkeit.
Ich möchte mich gerne wieder connecten mit Menschen. Leider, leider finde ich keinen guten Zugang. Ich habe durch die Jahre der Einsamkeit leider alles an Selbtwert verloren, was da gewesen ist. Der Selbstwert ist ein komisches Konstrukt.
Die Definition des Selbstwertes entsprechend meiner Therapeutin: der Selbstwert setzt sich aus den Urteilen, die wir über uns selbst bilden, zusammen. Die Frage in meinem Kopf lautet: wie bekommen ich den Selbstwert wieder ins Positive? Die Art und Weise wie ich in den letzten Jahren mein Leben gestaltet habe, führte dazu das ich kein Selbstwert mehr wahrnehme. Ich habe mit der Geburt meiner Tochter alles was ich an Bedürfnisse/Ziele/Wünsche für mich selbst habe, (unbewußt) abgelegt. Ich habe mir erfolgreich eingeredet, dass ich nicht länger wichtig bin und meine Bedürfnisse/Ziele/Wünsche keinen Raum haben, da ich die Verantwortung für einen anderen Menschen habe. Ich habe angenommen, dass ich 20 Jahre (oder so) meine Fokus auf die Entwicklung meiner Tochter legen kann und sie unterstütze wo es nur geht. Ich habe in Lockdown-Zeiten das Home-Schooling für Monate übernommen. Habe mich um alle schulischen Belange gekümmert. Ich begreife mich als sehr engagiert was meine Tochter betrifft.
Dating habe ich in 2015 auch mal kurz probiert. Das war sehr ernüchternd. Die Dame war alleinerziehende Mutter eines Sohnes. Interessant fand ich die Tatsache, dass diese Dame sich darüber echauffierte, dass ich meine Tochter nicht wie üblich alles 14 Tage übers Wochenende sehe, sondern wann immer meine Tochter und ich uns sehen wollen (auch mal für eine Stunde zum gemeinsamen Abendessen). Ich fragte die Dame dann, warum es ihr zusteht Ihren Sohn jederzeit zu sehen und wenn sich die Möglichkeit für den Vater ergibt, diese nicht gerne gesehen wird. Antwort war betreffendes Schweigen. Nun gut es ist nur bei dem einem Abend geblieben. Das Dating habe ich dann mal wieder gelassen.
Ich hege den Wunsch nach Freundschaft, Netzwerk, Austausch und ganz tief und weit im Kopf vergraben vielleicht sogar eine Partnerin. Doch ich bin fast davon überzeugt, dass dieser Wunsch ein Wunsch bleibt. Warum? Ich bin 43 Jahre. Leben seit 8 Jahren allein/isoliert. Ich habe unspezifische Muskel- Gelenkschmerzen. Ich leide am Reizdarmsyndrom. Ich wurde über die Jahre mit folgenden Diagnosen belegt: rezidivierende depressive Episoden, PTBS, schizoide Persönlichkeitsakzentuierung, Angst- Panikstörung. Verschiedenste Medikamente habe ich über die Jahre durch. Bei mir haben leider immer die Nebenwirkungen die gewollte Wirkung überflügelt. Daher bin ich seit 2021 frei von Medis.
I feel so disconnected.
Mein Absicht war es hier einfach mal einen Situation aufzuschreiben und zu formulieren.
Danke fürs Lesen.
Kommentare sind willkommen.
Kintaro