Mockingbird
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ich bin weiblich, Mitte 30 und seit einer Woche in psychologischer Behandlung.
Der Arzt hat eine leichte bis mittlere depressive Reaktion bei mir festgestellt, diese Woche geh ich zum zweiten Mal zu ihm und wir werden sehen, wie es da weitergeht.
Da die nächste Sitzung aber noch ein paar Tage dauert und mir es grade nicht sehr gut geht, habe ich mich entschlossen, mich diesem Forum anzuschließen, weil ich was zu erzählen hab, ich aber das Gefühl hab, dass mein Freundeskreis mir mit meinen Problemen nicht helfen kann/will und ich auch niemandem, der mich nicht versteht, auf die Nerven gehen will
Wie alles begann.
Alles fing vor ein paar Monaten an, dass ich diverse Symptome/Verhaltensweisen an mir entdeckt hab, die ich so noch nicht von mir kannte da waren zB die Schlafstörungen in unterschiedlichen Formen. Entweder fiel es mir immer schwerer nachts einzuschlafen, ich war zwar müde, aber bis ich mal eingeschlafen bin, hats ewig gedauert (so bis 2,3 Uhr), als ich dann eingeschlafen bin, wurde ich regelmäßig durch Albträume wieder geweckt und morgens bin ich recht früh (weit vor dem Weckerklingeln) aufgewacht. das mit den Schlafstörungen hat sich mittlerweile zwar ein wenig gebessert, die Albträume sind weniger geworden, aber sobald etwas im Alltag passiert, wo ich nicht aufhören kann, drüber nachzudenken, fällt das einschlafen wieder schwerer.
Anderes Sympton, vermutlich ein Klassiker: Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit. Was zB auch mal dazu führt, dass ich Termine aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen absage, weil ich keinen Bock drauf hab.
Auf der Arbeit funktioniere ich. Ich habe zwei Hobbies, die ich wirklich gerne tue und während ich sie ausübe, macht mir das auch alles Spaß, aber sobald ich zu Hause bin fühlt es sich an wie verkatert und das Gefühl der Glückseligkeit hält quasi nicht wirklich lange an Ähnliches, wenn ich Freunde treffe für den Moment alles gut, wenn ich nach Hause gehe, dann ist der Gute-Laune-Akku auch schon wieder leer.
Erste Hilfegesuche.
Ich habe versucht meine Probleme meinen Freunden zu erzählen. Die eine hat gesagt, sie versteht mich, aber ich fühle mich von ihr nicht verstanden, weswegen wir seit 2 Monaten nicht miteinander sprechen.
Andere geben zwar auch Tipps usw aber nicht jedem hab ich gesagt, dass ich vermutlich ne Depression hab, auch aus Angst davor, dass sie dann Berührungsänste haben oder nicht wissen, wie sie dann mit mir umgehen sollen, daher können die mir alle nur bedingt helfen
Was auch auffällig ist, ich reagiere auf Äußerungen, Gesten, extrem sensibel und interpretiere da Dinge rein, die vermutlich nur ich sehe, das führt dann dazu, dass ich darüber tagelang nachdenke und es mir einfach schlecht dabei geht
Beispiele:
1. Ein Arbeitskollege hat mich via Email gebeten, ihm bei einer Sache zu helfen. Ich konnte ihm direkt aber nicht helfen, weil das meine Kompetenzen übersteigen würde. Also hab ich ihm einen Kontakt gegeben mit der Info der XY kann dir bestimmt weiterhelfen Email abgeschickt, als Antwort kam von ihm zurück: Danke, Info angekommen So, vermutlich ne normale Antwort, wo man sich nicht weiter Gedanken drüber machen müsste Mein Verstand sagt mir das auch, irgendwie, trotzdem verrenke ich mir aber seit 1,2 Tagen das Gehirn darüber, ob er jetzt denken könnte, dass ich keinen Bock hatte ihm zu helfen und die Arbeit von mir abgewälzt haben könnte
2. Ich hab ne neue Haarfrisur, an sich hab ich viel positive Reaktion dafür erhalten, aber irgendwie kann ich mit dem Satz Schaut besser aus als vorher nicht viel damit anfangen, bzw es nicht als Kompliment annehmen, sondern stattdessen habe ich solche Hirnwindungen, dass der Satz schaut besser aus gleichbedeutend damit ist, dass es vorher sch. aussah
3. Hier muss ich etwas weiter ausholen, weil mich das grade so am meisten beschäftigt Ich betreibe seit ner Weile eine neue Sportart. Ein Bekannter hat mich mal zum Training mitgenommen, weil er diese Sportart auch ausführt und wir uns oft drüber unterhalten haben. Er hat mir dann großes Talent bescheinigt und ist seitdem so ne Art Mentor für mich. Als ich dann wirklich schnell Fortschritte gemacht hab und die ersten Erfolge erzielt hab, hab ich das mit dem Talent dann auch geglaubt. Und jetzt betreibe ich diese Sportart eben schon ne ganze Weile und es macht tierisch Spaß. Der Typ ist mir auch echt ans Herz gewachsen, auch, weil ich das noch nie hatte, dass ich mich bei ner Sache, die ich tue (abgesehen jetzt mal von meinem Job, den ich auch echt gut mache) so wertgeschätzt gefühlt hab. Und auch, weil ich das Gefühl hatte, dass er das wirklich ernst meint, bzw mich da auch unterstützt, war das ein richtig gutes Gefühl. Er hat auch schon mal gesagt, dass er stolz auf mich ist, dass er sich freut, dass ich soviel Spaß an der Sache hab, usw Jetzt kam es dazu, dass wir einmal in einem Wettkampf gegeneinander angetreten sind. Man muss noch wissen, er betreibt diese Sportart viel länger als ich und ist dementsprechend auch drei Klassen besser, heißt also in 9/10 Fällen wo wir gegeneinander spielen, gewinnt er. Trotzdem hab ich an diesem einen Tag gewonnen gegen ihn. Ich weiß nicht, was ich mir erhofft hatte, vermutlich sowas wie, dass er sagt, dass er stolz auf mich ist und/oder sich für mich freut, stattdessen vermittelt er mir ein Gefühl, dass das reines Glück war, dass ich gewonnen hab, dass ich mich eigtl dafür entschuldigen müsse, usw natürlich hat er das so nicht gesagt, aber trotzdem war sein Gehabe verletzend Darufhin hab ich mir tagelang das Hirn verrenkt, obs jetzt da ein Problem zwischen uns gibt, nur um ein paar Tage später festzustellen, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Ein paar Wochen später kam es wieder zu einem Duell zwischen uns beiden, wieder hab ich gewonnen und wieder hatte ich dieses gleiche Kackgefühl, dass ich mich eigentlich entschuldigen müsste, dass ich gut gespielt hab. Wie gesagt, er sagt das nicht explizit, aber vermittelt mir das durch Gesten, in dem er mir z.b. trocken die Hand schüttelt, statt mich zu umarmen, wie wir das sonst immer tun Zwar war dann bei der Verabschiedung irgendwie trotzdem alles ok, also haben uns halt normal verabschiedet, aber trotzdem bin ich mit einem sch. Gefühl nach Hause und denke seitdem darüber nach, ob sein Gerede von Talent und Stolz usw wirklich echt war, oder nur Blabla oder nur gültig ist, wenn wir nicht gegeneinander antreten müssen
Beispiel Nummer 3 beschäftigt mich - neben all den anderen Sachen - tatsächlich grade am meisten, vermutlich, weils am meisten weh tut und ich Null Ahnung hab, wie ich damit umgehen soll. Auf beleidigt machen und ihm die kalte Schulter zeigen? Vermutlich checkt er nicht mal, dass sein Verhalten verletzend war. Ihn drauf ansprechen, dass das verletzend war? Aber ich will auch keine Schwäche zeigen und so lange kennen wir uns jetzt auch nicht wieder und ich will auch nicht, dass sich an unserem eigentlich guten Verhältnis was ändert, wenn ich ihn anspreche
Psychologische Hilfe
Wie oben schon geschrieben, war ich jetzt beim Psychologen damit. Das ersten Kennenlerngespräch haben wir hinter uns. Ich hab meine Geschichte erzählt und jetzt werden wir in den nächsten 4 Sitzungen ausloten, ob wir weiter miteinander arbeiten. Um ehrlich zu sein, fand ich die Situation komisch. Vielleicht weil ich noch nie bei einem Psychologen vorher war, oder aber auch, weil ich es komisch fand, dass er für mich nicht nachvollziehbare Zusammenhänge aus meinem nicht grade dicken, aber dennoch normalen Verhältnis zu meinem Vater zu meinen aktuellen Problemen gefunden hat aber gut, er ist der Doc und wird schon wissen, was er tut. Aber dafür sind ja diese ersten Sitzungen da. Diese Woche hab ich wieder eine Sitzung, dort will er dann mit Fragebögen anfangen ich bin für alles jedenfalls erstmal offen.
Ja, das ist also meine Geschichte, vielleicht kann der ein oder ander nachvollziehen, wie ich mich fühle. vielleicht habt ihr ähnliches erlebt oder kennt ähnliche Situationen und vielleicht hat der ein oder andere ja nen Tipp oder ne Strategie für mich?
Ich freue mich jedenfalls über regen Austausch.