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Stationärer Aufenthalt / Therapie während Corona?

L
Hallo,

Ich bin schon länger in einer Verhaltenstherapie und war auch schon zwei mal stationär (durch eine nicht passende erste Klinik wurde ich quasi weitergeschickt). Das ist nun ca. 2 Jahre her und danach ging es mir eigentlich ziemlich gut. Nun bin ich durch einen Zwischenfall in meinem Umfeld wieder extrem abgeruscht. Ich lieg nur im Bett, schaff es nicht irgendeine Motivation zu finden, melde mich unregelmäßig bei Leuten, hab überall Sachen rumliegen weil ich es bicht schaff sie wegzuräumen usw.
Meine Therapeutin meinte, dass sie es für nützlich halten würde mit einer Klinik zu arbeiten, damit ich erstmal neuen Antrieb wiederfinde und ich soll mir überlegen ob ich es mir vorstellen kann.
Allerdings hab ich wegen Corona doch Zweifel. Habe auf manchen Websites gelesen, dass Gruppentherapien ausfallen, man nur mit Maske innerhalb der Klinik rumlaufen darf und natürlich den Abstand einhalten soll. Weiß jemand vielleicht wie das so ist? Ich weiß aus meinen Erfahrungen, dass das miteinander das beste war und wenn das quasi wegfällt bin ich extrem verunsichert. Stelle mir das recht komisch vor aber gleichzeitig hilft es mir zuhause auch nicht.

Danke für das lesen
LG

19.06.2020 08:30 • x 2 #1


Krizzly
Ich war von Mitte April bis Ende Mai stationär in einer Klinik. Anfangs hab ich das durch Corona als sehr angenehm empfunden, weil einfach viel weniger Patienten da waren. In den kleinen Gruppen konnte man entsprechend viel individueller auf Probleme und Themen eingehen. Ich hatte das Glück, dass während meiner ersten drei Wochen der Betrieb sonst aber recht normal lief. Man musste keine Masken tragen, durfte im Speisesaal auch mit mehreren am Tisch sitzen, etc. Nur Besuch oder Belastungserprobung zu Hause war nicht möglich. Außerdem gab es keine von der Klinik veranstalteten Freizeitangebote. Das hat mir persönlich aber nicht gefehlt.
Dann, als draußen die Maßnahmen wieder gelockert wurden, hat sich viel geändert. Plötzlich gab es überall in der Klinik Maskenpflicht, es gab ganz feste Essenszeiten, an die man sich strikt halten musste, man dürfte nur noch allein am Tisch sitzen. Parallel dazu wurde die Klinik aber wieder immer voller. Ich hab von den Patienten, die ankamen als schon Maskenpflicht herrschte, oft gehört, dass sie sich sehr schwer getan haben, mit anderen in Kontakt zu kommen, und die Zeit dort deshalb als einsam erlebt haben.
Was die Therapien angeht: Ausgefallen ist bei uns deswegen eigentlich nichts. Allerdings machen die Masken und dass man die Mimik des Gegenübers nicht sieht, die Therapie schon gewöhnungsbedürftig bis schwierig.
Abschließend kann ich keine Empfehlung aussprechen. Für mich war die Zeit dort gut und hilfreich. Ich war aber zum ersten Mal in einer Klinik und habe keinen Vergleich zum Normalbetrieb.
Falls du noch irgendwelche Fragen hast, jederzeit gern

Liebe Grüße Krizzly

19.06.2020 11:40 • x 1 #2


A


Hallo Lostinmess,

Stationärer Aufenthalt / Therapie während Corona?

x 3#3


L
Danke für die hilfreiche Antwort Krizzly!

Dann sind die Regeln bestimmt mittlerweile immer noch so wie bei dir am Ende. Also kann ich mir das so vorstellen, dass die Therapien in kleineren Gruppen stattfinden damit der Abstand eingehalten werden kann, gegessen wird einzeln, aber im Gruppenraum und wenn man nicht auf dem Zimmer ist Maskenpflicht? Hm, klingt für mich sehr komisch. Kann verstehen, dass viele meinten sie finden es schwerer mit den anderen in Kontakt zu kommen, glaub das wäre bei mir ähnlich.
Fand bei meinem letzten Besuch nämlich gerade die vielen Kontakte zu den anderen besonders hilfreich und ich denke mit Abstand wird das schwierig die Leute so eng kennen zulernen wie es sonst möglich war :/

Noch einmal vielen Dank!

19.06.2020 13:21 • x 1 #3


Krizzly
Also zumindest in der Klinik, in der ich war, war es so. Die Gruppen waren am Ende immer noch überschaubar, man musste sich an die Abstände halten und im ganzen Gebäude, außer im Zimmer, die Maske tragen. Beim Qi Gong und beim Sport durften wir sie runterziehen. Wir waren in unserer Freizeit dann so viel wie möglich außerhalb des Gebäudes, aber leider hat es ja auch viel geregnet.
Und genau, gegessen wird einzeln aber im Speisesaal. Man hat schon gemerkt, dass alle neuen immer erstmal ziemlich verloren waren. Ich hatte anfangs ja noch Tischnachbarn, die mir alles erklärt haben, was hilfreich zu wissen ist. Und erstmal waren sie dort ja auch die einzigen, mit denen ich außerhalb der Therapien ein bisschen Kontakt hatte und reden konnte. Wenn das komplett wegfällt, ist das schon sehr schade.
Besuch durfte übrigens am Ende wieder kommen, zumindest auf das Gelände, wenn auch nicht ins Gebäude. Solche Maßnahmen haben sie also bereits wieder ein bisschen gelockert.

Würdest du denn überhaupt gleich einen Platz bekommen? Vielleicht sieht es in ein paar Wochen ja schon wieder ganz anders aus.

19.06.2020 13:38 • #4


L
Die Klinik in die ich gern gehen würde ist sowieso weiter entfernt, dass heißt Besuch würde ich sowieso nicht erwarten da der Weg einfach weit ist. Daher kenne ich die Abläufe zumindestens schon und bräuchte nicht soviel Erklärung. Stell mir aber dieses allein essen trotzdem sehr komisch vor, vorallem weil ich aber auch eine Essstörung hab und sowas allgemein unangenehm für mich ist. Extrem schwierig zu wissen ob es hilfreich wäre oder nicht..
Beim letzten mal waren die Therapiegruppen meist schon aufgeteilt und ziemlich angenehm also wäre das wahrscheinlich kein großer Unterschied, abgesehen von dem Abstand. Und wenn man mehr draußen ist wäre es wahrscheinlich auch leichter mit den anderen ins Gespräch zu kommen, vorallem halt ohne Maske.
Mit dem Platz ist auch so eine Sache. Zuerst bräuchte ich auch noch ein Gespräch mit meinem Hausarzt wegen der Überweisung und dann kommt erst die Klinik hinzu. Daran hängt es auch noch ab ob der Aufenthalt überhaupt möglich ist da ich ungern meine Ausbildung abrechen möchte, aber so weiter machen werde ich auch nicht hinbekommen, deswegen sollte ich mir erstmal eine Woche Zeit nehmen um darüber nachzudenken, da halt viel auf dem Spiel steht.

19.06.2020 14:32 • #5


Krizzly
Ich persönlich fand es manchmal ganz angenehm, allein zu essen. Aber mich stresst es auch wahnsinnig, den ganzen Tag so viele Menschen um mich zu haben und da bin ich um Momente der Ruhe wirklich froh. Aber mit einer Essstörung ist die ganze Essenssituation sicher nochmal ein anderes Thema.
Genau, außerhalb der Klinik kann man trotzdem gut Kontakte knüpfen und wir haben dann auch Wanderung, Bootfahrten etc unternommen, als das wieder ging. Man muss ja nicht ständig im Gebäude rumhängen.
Dann nimm dir doch erstmal ein bisschen Zeit, um dir darüber klar zu werden. Das klingt, als wär es keine leichte Entscheidung. Und solltest du dann dich gehen, hat sich ja vielleicht schon wieder einiges etwas entspannt und gelockert

19.06.2020 14:56 • #6


Irgendeine
Ich war im März in der Klinik, also zu dem Zeitpunkt, als es mit Covid so langsam losging. Ich war nur 10 Tage da (Krisenintervention) und in denen war noch alles normal. Als dann in dem Krankenhaus (es ist ein Allgemeinkrankenhaus mit psychiatrischer Abteilung) die ersten Covid-Fälle auftraten, wurden die psychiatrischen Stationen so weit wie möglich geräumt, um notfalls schnell Iso-Stationen daraus zu machen.
Ich wurde also quasi rausgekehrt.
Ich hatte dann aber noch Kontakt mit einem Mitpat., der mir berichtet hat, wie es die Wochen danach ablief.

Kurz nachdem ich weg war, wurden die Therapien extrem eingeschränkt.
Da die Klinik von den Räumlichkeiten her sehr klein ist, mussten die (eh schon kleine) Gruppengrößen drastisch reduziert werden. Viele Therapien sind komplett ausgefallen.
Dabei ist das Therapieangebot dort eh schon nicht besonders umfangreich.

Irgendwann mussten alle auf den Zimmern essen (was witzigerweise vorher strengstens verboten war^^)
und durften das Gelände nicht mehr verlassen.

Zitat von Lostinmess:
Stell mir aber dieses allein essen trotzdem sehr komisch vor, vorallem weil ich aber auch eine Essstörung hab und sowas allgemein unangenehm für mich ist. Extrem schwierig zu wissen ob es hilfreich wäre oder nicht..

Das wäre auch mein Problem gewesen. Einerseits haben mich die Mahlzeiten wahnsinnig gemacht, weil es so laut war (das löst bei mir 'ne extreme akustische Reizüberflutung aus) und die Mitpat. mich zum Essen gedrängt haben (obwohl die es natürlich nur gut gemeint haben). Andererseits hätte ich alleine auf meinem Zimmer ohne Überwachung wahrscheinlich gar nichts mehr gegessen....

Fazit: Ich wäre ohne Therapien dort wahnsinnig geworden und hätte wahrscheinlich ziemlich viel Mist gemacht. Langeweile ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes tödlich.

19.06.2020 17:28 • x 2 #7


L
Ohja, das man auch mal Froh ist seine Ruhe zu habe kenn ich. Ist doch ein ganz schöner Unterschied wenn man auf einmal mit mehreren Menschen 24/7 umgeben ist,
Das hört sich doch noch ganz unterhaltsam an wenn es noch Aktivitäten gab die man ohne Probleme machen konnte. Bin mal gespann wie das ganze noch weiter geht. Aber die deine Erfahrung hat mir schon mal weitergeholfen einen Einblick zu bekommen. Vielen Dank

19.06.2020 22:42 • x 1 #8


L
Danke für deine Erfahrung!
Wenn die Station an sich schon klein ist kann ich versteh, dass dann so gut wie gar nichts mehr möglich ist. Aber schon komisch, ich dachte vielleicht wird innerhalb der Klinik getestet, damit alles normal weiterlaufen kann. Die sozialen Kontakte sind ja auch einer der Punkte worauf in den Kliniken wert gelegt wird. Und das Gelände nicht mehr verlassen zu können stelle ich mir auch schwierig vor.

Zitat:
Das wäre auch mein Problem gewesen. Einerseits haben mich die Mahlzeiten wahnsinnig gemacht, weil es so laut war (das löst bei mir 'ne extreme akustische Reizüberflutung aus) und die Mitpat. mich zum Essen gedrängt haben (obwohl die es natürlich nur gut gemeint haben). Andererseits hätte ich alleine auf meinem Zimmer ohne Überwachung wahrscheinlich gar nichts mehr gegessen....


Bei mir wäre es so glaub ich genau umgekehrt. Kann im geheimen essen aber wenn ich mich beobachtet fühle oder die Leute nicht gut kenne und es keine Ablenkung gibt fällt es mir unglaublich schwer. Kann aber verstehen, dass es bei dir anders herum ist. Hab aber auch öfters Hilfe von den anderen gebraucht um zu wissen ob ich genug gessen habe usw. Ist man dann eigentlich nur allein auf dem Zimmer? Ansonsten müsste man doch durchgehend einen Mundschutz tragen. Dann können echt nicht viele Patienten dort sein.

19.06.2020 22:52 • x 1 #9


Irgendeine
Zitat von Lostinmess:
Aber schon komisch, ich dachte vielleicht wird innerhalb der Klinik getestet, damit alles normal weiterlaufen kann. Die sozialen Kontakte sind ja auch einer der Punkte worauf in den Kliniken wert gelegt wird. Und das Gelände nicht mehr verlassen zu können stelle ich mir auch schwierig vor.

Dann müsstest du aber jeden Pat. und jeden Mitarbeiter alle paar Tage testen. Wenn jede Klinik das machen würde, würde das die Testkapazitäten sprengen.
Der, mit dem ich noch Kontakt hatte, ist geflogen, weil er sich im Kiosk gegenüber (vllt 10m vom Krankenhausgelände entfernt) Zig. geholt hat.
Zitat von Lostinmess:
Ist man dann eigentlich nur allein auf dem Zimmer? Ansonsten müsste man doch durchgehend einen Mundschutz tragen. Dann können echt nicht viele Patienten dort sein.

Als ich da war, gab es wie gesagt noch keine Covid-Fälle.
Aber auch danach mussten die Pat. meines Wissens nach keinen Mundschutz tragen.
Es waren 2-Bett-Zimmer. Ob die danach nur noch einzeln belegt wurden, weiß ich nicht.
Aber ich denke, es wurde versucht. Deswegen wurde ja so viele Leute, wie möglich zügig entlassen.

Bei uns im Krankenhaus gilt seit ein paar Wochen Mundschutzpflicht. Für die Mitarbeiter sowieso, aber auch für alle Pat., denen es gesundheitlich zuzumuten ist und natürlich für die Besucher.
Wir Mitarbeiter tragen durchgehend Maske, wir dürfen sie nur im Pausenraum zum Essen abnehmen.

19.06.2020 23:21 • x 2 #10


A


Hallo Lostinmess,

x 4#11


L
Ich wollte einmal meine eigene Frage beantworten, für den Fall dass jemand anderes vor der gleichen Frage steht
Ich war in einer Klinik und es lief ziemlich normal ab. Am Anfang natürlich ein Coronatest, aber wenn dieser negativ ist kann man ohne Mundschutz in der Klinik herumlaufen.
Besuch durfte man haben, musste ihn aber schriftlich festhalten und er musste außerhalb der Klinik stattfinden, damit die Besucher nicht die Klinik betreten.
Gegessen wurde zu zweit an einem Tisch, oder auch allein wenn man wollte. Jedoch hat es viele Pfleger nicht interessiert und man hat sich Stühle zu anderen gestellt.

Mein Fazit ist das es sich gelohnt hat!

16.09.2020 20:06 • x 2 #11

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