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WeißeBlume
Hallo ihr Lieben,
ich habe dieses Forum heute durch Zufall entdeckt und möchte mich Euch gerne anvertrauen.
Habe schon einige Beiträge und Themen gelesen, aber ich dachte, dass ich mal meine eigene Situation kurz schildere.
So langsam weiß ich nämlich nicht mehr weiter.
Die Depression begleitet mich seit meinem 13. Lebensjahr (ich bin 27).
Ich habe viel Erfahrung mit Psychotherapie und meine Tiefs sind seit letztem Jahr September aushaltbarer geworden - seitdem nehme ich Antidepressiva (Fluoxetin), die mich immer auf einem bestimmten Stand halten (also, es geht nicht mehr so weit abwärts, dass ich wieder Selbstmordgedanken bekomme - die mich in schlimmen Phasen stets geplagt haben).
Mein letzter Therapeut hat bei mir eine rezidivierende Depression festgestellt. In den besseren Zeiten kann ich funktionieren, aufstehen, zur Uni gehen und Haushalt schmeißen. In den weniger guten Zeiten fällt mir das alles sehr, sehr schwer. Allein Aufzustehen kostet so viel Kraft, was einige wahrscheinlich hier kennen.
Ich habe drei Versuche gebraucht, um mein Abitur nachzuholen. An einem Abendgymnasium hat es schließlich geklappt, weil weniger Fächer und ich dort nur wenige Stunden des Tages sein musste. Seit 2019 studiere ich, leider mehr schlecht als recht. Bereits zwei Studiengänge habe ich abgebrochen, den Ersten aus kompletter Überforderung (Pharmazie) den Zweiten, weil er dann doch nicht gepasst hat (ev. Theologie). Seit Oktober studiere ich Archäologie und Informationsverarbeitung (das ist so etwas wie Informatik, aber ohne die geballte Mathematik). Das jedoch leider mehr aus Verlegenheit.
Seit der 9. Klasse war es immer mein Wunsch, zu studieren, weil ich ein sehr wissbegieriger Mensch bin. Inzwischen frage ich mich immer wieder, ob ich dafür überhaupt geeignet bin.
Die ersten Wochen des neuen Studiums sind mir schwer gefallen, weil ich starke Versagensangst hatte. Auch ist es mir schwer gefallen, mich mit meinen Mitstudierenden in Kontakt zu setzen (das hat inzwischen einigermaßen geklappt).
Ich muss jede Woche Hausaufgaben abgeben, das Arbeitstempo, gerade in meinen informationstechnischen Fächern, ist hoch.
Mir ist bewusst, dass man sich an die Belastung gewöhnt und auch, dass gerade der Bachelor oft einfach nur hart sein kann. Zwischendurch hat mir das Studium sogar Spaß gemacht, doch immer wieder hänge ich durch und seit letzter Woche komplett.
Ich habe keine Motivation und fühle mich vollständig lustlos. Nicht nur in Bezug auf das Studium, auch wenn ich dann zu Hause bin hänge ich eigentlich nur noch herum (schlafen und lesen sind aktuell meine liebsten Aktivitäten - auch, wenn ich mich bemühe, den Schlaf kurz zu halten, denn ich weiß, dass er meine Lage nicht besser macht. Er ist jedoch sehr verführerisch).
Am liebsten würde ich die Bettdecke über den Kopf ziehen und nichts mehr tun. Trotzdem habe ich es gestern und heute geschafft, mich zur Uni zu zwingen (und dabei Gedanken zu bekämpfen, wie Ich sollte da gar nicht hingehen, gleich drehe ich wieder um und gehe nach Hause). Es geht irgendwie, aber auch wenn ich dann in den Lehrveranstaltungen bin, bin ich komplett unkonzentriert und es fällt mir schwer, den Inhalten zu folgen (was normalerweise überhaupt nicht so ist). Dann schleppe ich mich wieder nach Hause.
Es fällt mir schwer, mein Innerstes davon zu überzeugen, dass das wichtig ist, was wir dort machen. Eigentlich sollte ich jetzt meine Wochenaufgaben machen und nicht hier schreiben.
Aufgrund meiner Erkrankung weiß ich in solchen Zeiten nicht, ob es am Studium liegt oder an mir. Und dass, egal was ich mache, ich immer diese Tiefs haben werde. Ich habe letztes Jahr mit dem Gedanken gespielt, es mit dem Studium zunächst ganz sein zu lassen und eine Berufsausbildung zu beginnen. Doch auch während einer Ausbildung würde ich sicherlich diese schweren Tage haben, in denen ich gefühlt nichts auf die Reihe bekomme. Ich hatte nur einmal den naiven Gedanken, dass mich die Struktur einer Ausbildung und praktisches Arbeiten vielleicht eher aus meinem Sumpf reißt. Und ich weiß, dass es kein Faktor sein sollte, aber alle in meinem Umfeld raten mir von einer Ausbildung ab.
Im Studium habe ich da wahrscheinlich noch vergleichsweise viel Spielraum, aber weil ein Studium nun einmal auch eine psychische Belastung ist, hab ich manchmal das Gefühl, dass es bei mir umso mehr Auswirkungen auf meinen gesundheitlichen Zustand hat.
Ich möchte mich nicht so fühlen, ich schäme mich und irgendwo ist auch viel Wut in mir. Wut auf die Depression. Ich weiß, dass es vieles gibt, für das ich dankbar sein, über das ich glücklich sein sollte. Ich sehe leider überhaupt keinen Sinn in dieser Krankheit. Eine enge Freundin, die ebenfalls studiert sagt, dass ich da einfach durch muss. Weiter machen und wissen, dass es wieder weg geht. Das weiß ich, aber wie soll ich weiter machen, wenn ich keine Konzentration habe? Am liebsten würde ich einen Stopp-Knopf drücken und mein Leben pausieren. Es macht mich fertig, dass das nicht geht.
Ich hatte bereits im Vorfeld Kontakt zur Beratung des psychosozialen Diensts meiner Hochschule aufgenommen und weiß, dass ich die Möglichkeit hätte, z.B. Bafög zu verlängern, weil ich psychisch krank bin (schätze ich; ich mag es manchmal immer noch nicht wahr haben. ). Eigentlich ist mein Plan, in Regelstudienzeit zu studieren - was wahrscheinlich aberwitzig klingt, aber aufgrund der finanziellen Situation will ich es versuchen. Eigentlich bin ich deshalb aktuell auch auf Jobsuche, aber diese liegt aufgrund der akuten Lage gerade auch auf Eis.
Derzeit bin ich nicht in Psychotherapie, weil es mir in den letzten Monaten auch ohne einigermaßen gut ging und mein letzter Therapeut hat mir bei der Belastung im Studium auch nicht wirklich helfen können. Tatsächlich wäre Therapie aktuell eher ein weiterer Stressfaktor für mich.
Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Ich würde mich freuen, wenn es vielleicht jemanden gibt der selbst Erfahrungen damit gemacht hat - aber natürlich auch danke an sonst jede*n der/die mir antwortet oder es nur liest. Vom Kopf her weiß ich, dass ich mit dieser Situation nicht allein bin, aber ich fühle mich oft so. Ich habe nur wenige Menschen, mit denen ich über das hier sprechen kann. Meist trage ich alles mit mir allein aus. Daher ebenso danke für diese Plattform.
ich habe dieses Forum heute durch Zufall entdeckt und möchte mich Euch gerne anvertrauen.
Habe schon einige Beiträge und Themen gelesen, aber ich dachte, dass ich mal meine eigene Situation kurz schildere.
So langsam weiß ich nämlich nicht mehr weiter.
Die Depression begleitet mich seit meinem 13. Lebensjahr (ich bin 27).
Ich habe viel Erfahrung mit Psychotherapie und meine Tiefs sind seit letztem Jahr September aushaltbarer geworden - seitdem nehme ich Antidepressiva (Fluoxetin), die mich immer auf einem bestimmten Stand halten (also, es geht nicht mehr so weit abwärts, dass ich wieder Selbstmordgedanken bekomme - die mich in schlimmen Phasen stets geplagt haben).
Mein letzter Therapeut hat bei mir eine rezidivierende Depression festgestellt. In den besseren Zeiten kann ich funktionieren, aufstehen, zur Uni gehen und Haushalt schmeißen. In den weniger guten Zeiten fällt mir das alles sehr, sehr schwer. Allein Aufzustehen kostet so viel Kraft, was einige wahrscheinlich hier kennen.
Ich habe drei Versuche gebraucht, um mein Abitur nachzuholen. An einem Abendgymnasium hat es schließlich geklappt, weil weniger Fächer und ich dort nur wenige Stunden des Tages sein musste. Seit 2019 studiere ich, leider mehr schlecht als recht. Bereits zwei Studiengänge habe ich abgebrochen, den Ersten aus kompletter Überforderung (Pharmazie) den Zweiten, weil er dann doch nicht gepasst hat (ev. Theologie). Seit Oktober studiere ich Archäologie und Informationsverarbeitung (das ist so etwas wie Informatik, aber ohne die geballte Mathematik). Das jedoch leider mehr aus Verlegenheit.
Seit der 9. Klasse war es immer mein Wunsch, zu studieren, weil ich ein sehr wissbegieriger Mensch bin. Inzwischen frage ich mich immer wieder, ob ich dafür überhaupt geeignet bin.
Die ersten Wochen des neuen Studiums sind mir schwer gefallen, weil ich starke Versagensangst hatte. Auch ist es mir schwer gefallen, mich mit meinen Mitstudierenden in Kontakt zu setzen (das hat inzwischen einigermaßen geklappt).
Ich muss jede Woche Hausaufgaben abgeben, das Arbeitstempo, gerade in meinen informationstechnischen Fächern, ist hoch.
Mir ist bewusst, dass man sich an die Belastung gewöhnt und auch, dass gerade der Bachelor oft einfach nur hart sein kann. Zwischendurch hat mir das Studium sogar Spaß gemacht, doch immer wieder hänge ich durch und seit letzter Woche komplett.
Ich habe keine Motivation und fühle mich vollständig lustlos. Nicht nur in Bezug auf das Studium, auch wenn ich dann zu Hause bin hänge ich eigentlich nur noch herum (schlafen und lesen sind aktuell meine liebsten Aktivitäten - auch, wenn ich mich bemühe, den Schlaf kurz zu halten, denn ich weiß, dass er meine Lage nicht besser macht. Er ist jedoch sehr verführerisch).
Am liebsten würde ich die Bettdecke über den Kopf ziehen und nichts mehr tun. Trotzdem habe ich es gestern und heute geschafft, mich zur Uni zu zwingen (und dabei Gedanken zu bekämpfen, wie Ich sollte da gar nicht hingehen, gleich drehe ich wieder um und gehe nach Hause). Es geht irgendwie, aber auch wenn ich dann in den Lehrveranstaltungen bin, bin ich komplett unkonzentriert und es fällt mir schwer, den Inhalten zu folgen (was normalerweise überhaupt nicht so ist). Dann schleppe ich mich wieder nach Hause.
Es fällt mir schwer, mein Innerstes davon zu überzeugen, dass das wichtig ist, was wir dort machen. Eigentlich sollte ich jetzt meine Wochenaufgaben machen und nicht hier schreiben.
Aufgrund meiner Erkrankung weiß ich in solchen Zeiten nicht, ob es am Studium liegt oder an mir. Und dass, egal was ich mache, ich immer diese Tiefs haben werde. Ich habe letztes Jahr mit dem Gedanken gespielt, es mit dem Studium zunächst ganz sein zu lassen und eine Berufsausbildung zu beginnen. Doch auch während einer Ausbildung würde ich sicherlich diese schweren Tage haben, in denen ich gefühlt nichts auf die Reihe bekomme. Ich hatte nur einmal den naiven Gedanken, dass mich die Struktur einer Ausbildung und praktisches Arbeiten vielleicht eher aus meinem Sumpf reißt. Und ich weiß, dass es kein Faktor sein sollte, aber alle in meinem Umfeld raten mir von einer Ausbildung ab.
Im Studium habe ich da wahrscheinlich noch vergleichsweise viel Spielraum, aber weil ein Studium nun einmal auch eine psychische Belastung ist, hab ich manchmal das Gefühl, dass es bei mir umso mehr Auswirkungen auf meinen gesundheitlichen Zustand hat.
Ich möchte mich nicht so fühlen, ich schäme mich und irgendwo ist auch viel Wut in mir. Wut auf die Depression. Ich weiß, dass es vieles gibt, für das ich dankbar sein, über das ich glücklich sein sollte. Ich sehe leider überhaupt keinen Sinn in dieser Krankheit. Eine enge Freundin, die ebenfalls studiert sagt, dass ich da einfach durch muss. Weiter machen und wissen, dass es wieder weg geht. Das weiß ich, aber wie soll ich weiter machen, wenn ich keine Konzentration habe? Am liebsten würde ich einen Stopp-Knopf drücken und mein Leben pausieren. Es macht mich fertig, dass das nicht geht.
Ich hatte bereits im Vorfeld Kontakt zur Beratung des psychosozialen Diensts meiner Hochschule aufgenommen und weiß, dass ich die Möglichkeit hätte, z.B. Bafög zu verlängern, weil ich psychisch krank bin (schätze ich; ich mag es manchmal immer noch nicht wahr haben. ). Eigentlich ist mein Plan, in Regelstudienzeit zu studieren - was wahrscheinlich aberwitzig klingt, aber aufgrund der finanziellen Situation will ich es versuchen. Eigentlich bin ich deshalb aktuell auch auf Jobsuche, aber diese liegt aufgrund der akuten Lage gerade auch auf Eis.
Derzeit bin ich nicht in Psychotherapie, weil es mir in den letzten Monaten auch ohne einigermaßen gut ging und mein letzter Therapeut hat mir bei der Belastung im Studium auch nicht wirklich helfen können. Tatsächlich wäre Therapie aktuell eher ein weiterer Stressfaktor für mich.
Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Ich würde mich freuen, wenn es vielleicht jemanden gibt der selbst Erfahrungen damit gemacht hat - aber natürlich auch danke an sonst jede*n der/die mir antwortet oder es nur liest. Vom Kopf her weiß ich, dass ich mit dieser Situation nicht allein bin, aber ich fühle mich oft so. Ich habe nur wenige Menschen, mit denen ich über das hier sprechen kann. Meist trage ich alles mit mir allein aus. Daher ebenso danke für diese Plattform.