Studium trotz Depressionen erfolgreich beenden?

melancholic
Hallo

Hier gibt es doch bestimmt auch User, die noch studieren oder studiert haben.Und vielleicht sogar trotz psychischer Beeinträchtigungen ihr Studium mit einem Abschluss beendet haben?
Wie habt ihr das gemacht, wie lange habt ihr gebraucht?

Ich selbst studiere noch (bin im 8. Semester), schaffe die Uni aber kaum noch wegen der Depressionen. Ich habe z.Zt. einen ziemlich leeren Stundenplan (nur 8 Stunden/Woche), aber selbst damit bin ich mittlerweile überfordert. Oft geht es mir so schlecht, dass ich nicht an die Uni kann.
Ich bin zwar in psychiatrischer Behandlung, nehme Medikamente und werde nächste Woche meinen Rehaantrag abschicken, was dazu führt, dass ich wahrscheinlich das nächste Semester beurlaubt werden muss, aber dennoch habe ich Angst, dass ich irgendwann gar nicht mehr kann und das Studium abbrechen muss... Dann hätte ich vier bis fünf Jahre in den Wind geschossen...

03.02.2010 20:25 • #1


J
Mein Examen liegt schon mehr als 20 Jahre zurück und damals hatte ich ziemlich mit Depressionen zu kämpfen. Oft war ich versucht, das Studium hinzuschmeißen. Ich habe mich dann aber anders entschieden und mir einen engen Zeitrahmen für die Examensvorbereitungen gesetzt, dann habe ich mich kopfüber in die Arbeit gestürzt. Es passierte dann etwas Unerwartetes: Die Depressionen verschwanden, je mehr ich meine Aufmerksamkeit auf die im einzelnen von mir definierten Lernziele konzentrierte, das war von da an mein Lebensinhalt.

Und was soll ich sagen, der stete Zuwachs an Wissen hat mich regelrecht glücklich gemacht, ich war stolz auf meine sich immer weiter steigernde Lerngeschwindigkeit. Das alles wurde dann auch mit einer entsprechenden Examensnote belohnt.

Ich kann nicht beurteilen, wie weit Du durch Deine Depressionen in einen Zustand der Lähmung gekommen bist, aber versuche es mal, wichtig dabei (damit Du Erfolgserlebnisse spürst) aus meiner Sicht:

1. Lernstoff aufgliedern in einzelne Schritte,
2. Zeitziele setzen,
3. nicht stur auswendig lernen, sondern verstehen um was es geht
4. sich dem Stoff vom Allgemeinen aus ins Spezielle nähern (erste Frage: Worum gehts hier grundsätzlich?)
5. belohnen, wenn diese (Teil-)ziele erreicht sind,
6. Konzentration nicht überfordern - 4 Stunden/Tag sind meist genug (du wirst schnell merken, wie sich die Konzentrationsspannen ausdehnen),
7. keine Ablenkung zwischendurch (meist macht man sogar lieber einen Hausputz, als sich mit einem schwierigen
Fachbuch auseinanderzusetzen) - ich habe während der gesamten Examensphase auf TV verzichtet, weil die schnellen Bildfolgen im Hirn alles durcheinanderbringen, stattdessen habe ich jeden Tag Sport getrieben (Tennis, Squash, Ski)

04.02.2010 12:45 • #2


A


Hallo melancholic,

Studium trotz Depressionen erfolgreich beenden?

x 3#3


melancholic
Danke für deine Antwort und deine Tipps, nur leider habe ich das bisher immer so gemacht... Bis eben die Depression wieder zugeschlagen hat. Mittlerweile ist es so, dass meine Konzentrationsspanne ca. 10 Minuten beträgt. Länger kann ich mich nicht mehr wirklich konzentrieren. Längere Texte lesen geht häufig gar nicht mehr, weil nach ein paar Minuten nur noch Buchstabensalat vor meinen Augen tanzt und ich mich so erschöpft fühle, als hätte ich einen 24/7 Lernmarathon hinter mir.
In Vorlesungen und Seminaren zuhören und aufnehmen geht dadurch natürlich sehr oft gar nicht mehr.
U.a. deswegen habe ich mich auch entschlossen, eine Reha zu machen und zur Not ein Semester auszusetzen... Aber die Angst ist natürlich noch immer da.

09.02.2010 10:34 • #3


Pyxidis
Liebe Mel,

Zitat:
deswegen habe ich mich auch entschlossen, eine Reha zu machen und zur Not ein Semester auszusetzen


das halte ich für einen sehr guten Weg und danach sieht die Konzentrationswelt vielleicht schon wieder ganz anders aus. Und ein Semester ist wirklich nicht so entscheidend für Deinen Berufsweg.

Alles Gute,
Scorpio

09.02.2010 10:49 • #4


H
Liebe melancholic,

ich finden diesen Schritt auch sehr gut, genau sowas wollte ich Dir aus meiner Erfahrung auch vorschlagen. Ich stehe gerade kurz vor dem Beginn meiner Diplomarbeit und habe auch eine chronische psychische Erkrankung und so meine Erfahrungen damit im Studium gemacht. Und diese sagt mir, man kann es wirklich schaffen, nur man muss wenn es ganz schlimm ist, einfach für sich akzeptieren dass es gerade (für diese schlimme Zeit) nicht geht und man erst mal wieder auftanken muss. Ich habe mir wenn es mir ganz schlecht ging eine Auszeit genommen und bin auch in eine Klinik gegangen, mit neuer Kraft geht es dann wieder. Man braucht halt insgesamt länger, als gesunde Menschen und es konnte viel. noch mehr Kraft und Anstrengung, aber man kann es schaffen, nur Mut! Und was meinst Du was Du stolz bist, wenn Du es geschafft hast!
Wenn Du noch fragen hast kannst Du mir gerne hier oder auch per PN schreiben,
ich hoffe ich konnte Dir ein bisschen helfen,
alles Liebe
hopew

11.02.2010 20:01 • #5

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