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Suche nach Resonanz und Raum zum Leben

L
Guten Abend,

Bin neu hier. Weiß noch nicht genau, worauf es raus soll.
Ich bin mittelalt, schon immer introvertiert, empfindsam, schwermütig. Hatte etliche Therapien, Aufenthalte in psychosomatischen Kliniken, depressive Episoden. Ich lebe allein und arbeitete - trotz allem - viele Jahre voll.

Nach einem einschneidenden Todesfall vor einigen Jahren wurde mein mühsam zusammengehaltenes Leben immer brüchiger: Umzüge, Arbeitslosigkeit, TZ-Job.
Ich hatte eine schwere OP, die ich seelisch (und körperlich) noch nicht verkraftet habe. Freunde wurden rar, durch Umzüge und meine depressiven Rückzüge bedingt. Dann kam Corona - und jetzt der Winter. All das zusammen zieht mich sehr runter.

Obwohl ich früher oft gerne allein war, erdrückt mich die Einsamkeit (und die Angst, dass es im Hinblick auf das Alter noch schlimmer wird) zunehmend. Ich bin sehr traurig, niedergeschlagen, mutlos.

Ich sehnte mich oft nach Resonanz, nach echtem Angenommensein, nach Ankommen, nach (wenigen) feinfühligen Menschen, einer Umgebung, in der ich (so wie ich bin) leben kann - und nicht nur überleben, kämpfen muss (denn so fühlt es sich für mich oft an, in der Arbeitswelt und Gesellschaft).
In meinem fortgeschrittenen Alter zweifle ich, wo und ob ich das jemals noch finden kann.

Kennt jemand solche Gefühle? Und weiß jemand Rat?

Danke fürs Lesen.
Lunar

09.01.2021 20:58 • x 3 #1


Mira13
Hallo Lunar,
herzlich Willkommen hier im Forum. Schön, dass du hier bist und Danke für deine Offenheit. Du hast viel schweres durch im Leben und die Einsamkeit macht dir momentan am meisten zu schaffen. Hab ich das richtig gelesen?

Du hast deine Bedürfnisse so schön beschrieben und es schön, diese Wünsche zu haben. Und natürlich ist es gut möglich. Also die Erfüllung.
Gut, dass du den Weg hier ins Forum gefunden hast! Es ist eine gute Möglichkeit.

Ich wünsche dir viel Mut, Kraft, Zuversicht und Hoffnung!
Ganz liebe Grüße!
Mira

09.01.2021 21:41 • x 3 #2


A


Hallo Lunar,

Suche nach Resonanz und Raum zum Leben

x 3#3


Driver64
Zitat von Lunar:
Obwohl ich früher oft gerne allein war, erdrückt mich die Einsamkeit (und die Angst, dass es im Hinblick auf das Alter noch schlimmer wird) zunehmend. Ich bin sehr traurig, niedergeschlagen, mutlos

Nach dem Tod meiner Frau ging/geht es mir genauso
Aber ich hege die Hoffnung das es auch mal wieder besser wird weil zum aufgeben fühle ich mich einfach noch zu jung

10.01.2021 07:52 • x 3 #3


L
Liebe Mira13,

Danke für Deine Worte. Ja, es ist vor allem die Einsamkeit, und die tiefe Traurigkeit in mir drin, die mir zu schaffen macht, die eigentlich seit meiner Kindheit und Jugend fast immer da war. Manchmal weniger spürbar, aber oftmals - wie nach schweren Ereignissen, in andauernden schwierigen Umständen oder eben auch zu bestimmten Jahreszeiten - sich deutlich zeigt. Es ist, als lebe ich unter einer ständigen Schwere. Wie auch immer man es nennt: (endogene) Depression, Melancholie, Dysthymie... Der Diagnosen sind viele - wirkliche Abhilfe aber scheint es nicht zu geben. Man muss sein Leben mit dieser Schwermut leben. Ich glaube, sie wird mich immer begleiten, diese Dame in schwarz...
Liebe Grüße
Lunar

10.01.2021 14:18 • x 3 #4


E
Hallo liebe @Lunar ,

erstmal herzlich willkommen im Forum und danke für deine offenen Worte, über deine Ängste,Bedenken
und Sorgen.

Zitat von Lunar:
Kennt jemand solche Gefühle? Und weiß jemand Rat?


Oh ja, wie gut ich diese Gefühle kenne. Mir geht es da ganz ähnlich wie dir. Die größte Angst macht mir die
Einsamkeit, obwohl ich verheiratet bin. Aber mir fehlen Freunde - Menschen die mich so nehmen wie ich bin.
Menschen bei denen ich mich nicht verbiegen muss, nur um ihnen zu gefallen.

Auch ich bin nicht mehr die Jüngste bin Jahrgang 67 und habe daher auch ganz große Sorge was die Zukunft in Sache Job
und Leben in der Einsamkeit betrifft. Einen Rat geben kann ich dir leider nicht -könnte ich diesen selbst
so gut gebrauchen.

Lg. Smilie67

10.01.2021 14:20 • x 2 #5


L
Liebe Smilie67,

Lieben Dank für Deine Antwort... Es tut gut zu lesen, dass es Anderen auch so geht. Wir sind fast derselbe Jahrgang...
Das Sich-verstellen-müssen finde ich auch sehr anstrengend. Es gibt so viele Menschen, die kein bisschen Trauer oder Leid bei einem anderen Menschen aushalten können. Man muss oder soll ständig gut drauf sein, witzig, mitreißend, hochleistungsfähig... Sicher, es tut gut zu lachen (Humor habe ich durchaus). Aber nicht jeder ist so eine Persönlichkeit.

Ich glaube, wir tolerieren bzw. akzeptieren in unserer Gesellschaft viel zu wenig die ganze Bandbreite an dem, wie Menschen nun mal sind. Das macht es glaube ich besonders uns depressiv Veranlagten schwer, und darum kämpfen viele so verbissen dagegen an. Wäre da mehr Annahme, müssten wir uns nicht so verbiegen, um zu gefallen, oder so arg zurückziehen, um nur ja niemanden mit unserer Traurigkeit zu belästigen.
Herzliche Grüße
Lunar

10.01.2021 14:32 • x 3 #6


E
Zitat von Lunar:
Liebe Smilie67,

Lieben Dank für Deine Antwort... Es tut gut zu lesen, dass es Anderen auch so geht. Wir sind fast derselbe Jahrgang...
Das Sich-verstellen-müssen finde ich auch sehr anstrengend.


Liebe @Lunar
sehr gerne. Ja du bist damit nicht alleine. Und weißt du, ehrlich gesagt dachte ich eine Zeitlang genau wie du.

Ich dachte schon nicht normal zu sein - naja leider denke ich das heute immer wieder noch.

Habe ich doch sehr viel Angst vor Abwertung , nur weil ich vielleicht nicht so bin wie ich nun halt mal bin.
Weißt du, dieses verstellen , nur damit ich ein wenig akzeptiert werde, es tut mir überhaupt nicht gut und macht mich traurig.
Ich darf nicht so sein - ich kann nicht so sein wie ich eigentlich bin, denn dann gefalle ich den Menschen nicht.

Meine Kindheit hat mich sehr geprägt -für alle war ich immer nur die, die man angreifen und verletzen konnte.
Immer hatte man mich spüren lassen, das man mich nicht mag. Ich bin eigentlich sehr traurig darüber, das ich für
niemanden interessant bin. Nie werde ich von anderen Menschen angesprochen oder bekomme mal ein nettes Wort.
Wie oft habe ich zu allem ja und amen gesagt, oder einfach ihre Meinung übernommen und keine eigene Meinung zugelassen,
nur damit ich nicht wieder abgelehnt werde.

Ich selbst bin immer bemüht, meine Mitmenschen zu verstehen, ihnen zuzuhören,sich in sie hineinzuversetzen und ihnen auch in schwierigen Lagen beiseite zu stehen. Nur ich selbst, erfahre so etwas nicht von anderen Menschen.
Man hält mich ja gar für nicht normal, das ich freundlich und höfflich bin. (Ja ja ....Eigenlob stinkt), aber ich bin wirklich so.
Weil die Menschheit gar nicht kennt, das es andere Menschen gibt,- die mit ihren Menschen mitfühlen können, zu ihnen freundlich und hilfsbereit sind. Und weil sie das nicht kennen und vielleicht auch nicht wahrhaben möchten, bin
ich auch noch der Depp in ihren Augen. Abwerten, das können sie mich allle - Dann bin ich halt nicht normal.

Ich möchte auch hier im Forum ehrlich schreiben ;
gar hier im Forum habe ich Angst vor dem was ich schreibe. Gar hier habe ich Angst belächelt zu werden,
da ich nicht normal bin. Ich habe Angst der Ablehnung- damit möchte ich hier niemanden zu nahe treten. Aber es ist meine Angst der Ablehnung.

Ja Lunar, wir sind vom Alter her nur ein Jahr auseinander.
Und eigentlich ist es ganz traurig das wir so wenig zu uns selbst stehen, uns verstellen und verbiegen um zu gefallen.
Tja und mit unseren Depressionen sind wir ja auch nicht gerade für normale Menschen interessant.
Erst letztes Jahr, ich schrieb es hier im Forum schon, hat mir eine Freundin nach 30 Jahren die Freundschaft gekündigt,
da sie mit meinen Depressionen nicht klar kommt. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.Und ich bin heute
noch sehr verletzt.

Klasse dieses Leben.......
Und wie schön ist das Leben allein zu sein, wo man so viel zu geben hätte.
Vielleicht wirds in meinem nächsten Leben besser.

Liebe Grüße an dich, Smilie67

10.01.2021 19:21 • x 3 #7


Driver64
Zitat von Lunar:
Wäre da mehr Annahme, müssten wir uns nicht so verbiegen, um zu gefallen, oder so arg zurückziehen, um nur ja niemanden mit unserer Traurigkeit zu belästigen.

Das liegt aber auch daran, das diejenigen die davon verschont sind, keine Ahnung haben damit umzugehen.
Wer macht sich schon Gedanken über Depressive Menschen wenn er nicht selbst, oder durch Familie, davon betroffen ist.
Es ist aber auch die Hilflosigkeit gegenüber dieser Krankheit.
Ich musste letztendlich meine Heimat verlassen, weil das ewige mir auf die Schulterklopfen und bemitleiden mich noch mehr in den Strudel der Verzweifelung gezogen hatte
Auch die Erwartungshaltung der Freunde und Familie sorgten für zusätzlichen Druck dem ich nicht gewachsen war.
Ich frage mich manchmal, ob es eine Strafe des Lebens ist, nur weil man Liebe gegeben hat und geliebt wurde.
Ich weiß aber jetzt auch, das es es wert war und die schönen Erinnerungen überwiegen trotz des Schmerzes

11.01.2021 06:31 • #8


A


Hallo Lunar,

x 4#9


R
Liebe Luna,
ich kenne diese Gefühle auch und ich musste immer stark sein um angenommen und geliebt zu sein.
In meiner ersten Beziehung tat ich alles um von meinem Partner geliebt zu werden und um ihn nicht zu verlieren und verlor mich selbst dabei.
Bei der Arbeit habe ich immer 120 % gegeben nur um auch dort gemocht und anerkannt zu sein, aber auch weil ich perfektionistisch veranlagt bin.
Es ging nie um mich in meinem Leben es ging immer nur um die anderen, dass es denen gut geht, aber nach mir, wie es mir geht, hat niemand gefragt, aber ich kannte es auch nicht anders.
Ich leide seit 10 Jahren an Depressionen, die auch immer in Episoden auftreten und ich bin schon sehr oft an der Krankheit verzweifelt und war des Lebens müde.
Ein ganz großer Halt während all der Jahre ist mein Glaube an Gott. Jesus hat mir immer wieder die Kraft gegeben die ich brauchte, Er hat mich durchgetragen wenn ich des Lebens überdrüssig war, Er hat mir Mut zugesprochen wenn ich mutlos war, Er hat mir immer wieder deutlich gemacht, dass ich wertvoll in seinen Augen bin und kostbar und dass er mich liebt und zu mir steht egal was passiert.
Meinen lieben Mann darf ich aber auch nicht vergessen. Auch er hat immer wieder zu mir gehalten auch wenn er mich nicht verstanden hat.
Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe, Robbe

11.01.2021 13:17 • #9

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