OmaWilhelmine
wussste es unterbringen zu können.
Neulich,vor ca.drei Wochen saß ich mal wieder bei meinen Therapeuten, ich fühlte mich gut aufgehoben und
wir führten wie so oft ein gutes Gespräch. Es fühlte sich gut an von ihm verstanden zu werden, mich ihm
anvertrauen zu können. Auch machte es mir nichts aus, wenn ich vor ihm in Tränen ausbrach,wurde unser
Gespräch einmal zu emotional und die Erinnerungen und Verletzungen meines Lebens holten mich ein.
Aber, dieser Tag war unsere letzte Stunde, obwohl meine Therapie bei ihm eigentlich noch nicht beendet war.
An diesem Tag habe ich erfahren, das er, mein Therapeut, für mich etwas empfindet . Er, dem das nicht passieren
darf. Eigentlich hätte ich es längst merken müssen, denn ich hatte immer wieder mal während einer Stunde den
Eindruck, da ist irgendetwas. Etwas was knistert. Er war so aufmerksam, machte mir Komplimente. Ich fühlte
mich gut. Seine Worte bauten mich so oft wieder auf, wenn ich mal wieder völlig niedergeschlagen und
depremiert in seiner Therapiestunde erschienen bin. Er schaffte es fast immer mir ein Lächeln ins Gesicht
zu zaubern und war ich vorher noch so schlecht drauf. War die Therapiestunde beendet fuhr ich eigentlich nie
niedergeschlagen oder tief depremiert wieder nach Hause. Ich dachte mir immer nur, was für einen guten
und aufmerksamen Therapeuten habe ich doch erwischt, wie gut das ich ihn gefunden habe und die lange
Wartezeit für einen Therapieplatz bei ihm hat sich gelohnt.
Wie oft , eigentlich in jeder Stunde kamen wir in diversen Gesprächen immer auf mein Alter zu sprechen und
jedesmal erwähnte er, das er ja neun Jahre älter sei als ich und doch schon alt sei. Ich lächelte immer und meinte,
naja die neun Jahre und er lächelte immer zurück. Wenn wir in unseren Gesprächen auch häufig über die Ehe mit
meinen Mann und dessen Verständniss für mich und meiner Depression und Angsterkrankung gesprochen
haben, wenn ich erzählte das ich mich manchmal unverstanden fühle obwohl ich meinen Mann sehr liebe,
dann schüttelte er immer den Kopf. Nunja, ich dachte mir nichts dabei. Aber nun, in dieser unserer letzten Stunde ,
die eigentlich nicht die letzte Stunde sein sollte , erzählte ich mal wieder aus dem Alltag einer Situation
zwischen meinen Mann und mir. Meinen Therapeuten platzte es herraus und er sagte, oh man dieser Armleuchter.
Ich erschrack, was bitte haben Sie da gesagt fragte ich ihn ? Er wurde rot und fing an sich irgendwie rauszureden
weshalb ihm das Wort Armleuchter bezogen auf meinen Mann rausplatzte. Ich war so empört, denn auch wenn
es zwischen mir und meinen Mann schonmal Unverständniss gibt,so liebe ich meinen Mann dennoch sehr und
mag es überhaupt nicht wenn dann über ihn gesagt wird, er sei ein Armleuchter und das von meinen Therapeuten.
Ich stand auf und wollte gehen, ja und dann gestand er mir, das er für mich etwas empfinden würde, etwas
was hätte nicht passieren dürfen. Wortlos und errötet verließ ich sein Haus. Am nächsten Tag schickte ich nur
noch eine kurze Mail an ihn, das damit meine Therapie bei ihm sofort beendet ist.
Nun musste ich das meiner Krankenkasse erklären. Ich war ja nicht erst ein paar Therapiestunden bei ihm.
Naja, ich habe nichts dergleichen erwähnt weshalb ich die Therapie bei diesem Therapeuten abgebrochen habe,
ich habe nur geäussert, das ich so gar nicht mehr mit ihm zurecht käme, das er sich total zum negativen mir gegenüber entwickelt hat und das ich mich in seinen Stunden nur noch schlecht fühle. Ich wollte ihn nicht an den Pranger stellen, manchmal kann man doch nichts für seine Gefühle. Daher habe ich geschwiegen. Nur, jetzt habe ich keinen Therapeuten mehr, keinen Therapieplatz in nächster Zeit. Aber damit muss ich leben. Ich werde mich nun nach einer Therapeutin umsehen
und wenn mir eine zusagt mich dort auf die Warteliste eintragen lassen.
Er war so ein toller Therapeut, das hätte nicht passieren dürfen.