Eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich ein Wunschkind war. Meine Schwester ist ein Jahr vor mir geboren und nach einem Tag verstorben. Ich gehe davon aus, dass sie sich über mich gefreut haben, denn es gab eine Nachricht an alle, die es bis heute noch gibt. Sie steht eingerahmt auf dem Ofen meiner Eltern.
Ich hab dazu in meinem Tagebuch geschrieben, deswegen pack ich das alles hier jetzt nicht mehr aus.
Aber wenn ich so eure Zeilen hier lese, fällt mir auch wieder ganz viel ein.
Mein Opa ist gestorben als ich 12 war. Theoretisch hat dieser mich aufgezogen, meine Mutter hat ja fast direkt wieder gearbeitet. Da alles in einem Haus war, lief ich eben so mit, nachdem er nicht mehr da war. Ich war mit so einigen Dingen auf mich gestellt und viel allein.
Es war immer etwas zu Essen da, meine Mutter hat abends immer noch vorgekocht. Die Rahmenbedingungen zum Überleben waren also ok. Ich frage mich oft, warum das alles so sein musste. Nie hat jemand gesehen, wie allein ich nach Opas Tod war und wie schwer das alles war. Ich weiß noch, wie eines Nachts das Telefon klingelte und meine Mutter sagte, sie würde nun ins Krankenhaus fahren. Sie hatte der Nachbarin Bescheid gesagt, dass ich alleine zu Hause sei, weil Opa stirbt. Ich weiß, dass es zu der Zeit schwer war, weil meine Eltern in dem Zeitraum getrennt lebten. Ich weiß, dass man sich entscheiden muss, wie oder was man wie tut. Und trotzdem frage ich mich, warum sie mich allein gelassen hat. Wenn ich das überdenke, hätte sie mich mitnehmen müssen. Alles wäre besser gewesen als mit dem Wissen (dass Opa stirbt, dass der Mann stirbt, zu dem ich ein besseres Verhältnis hatte als zu meiner Mutter, dass ich Opa mehr als Vater angesehen habe, als meinen leiblichen Vater... oh Gott.. ) alles wäre besser gewesen, als mich damit alleine zu lassen. Egal in welchem Alter! Und hier kann ich auch dich liebe @Lilly-18 so gut verstehen. Für mich gab es keine Zeit der Trauer. Ich musste an dem Morgen sogar zur Schule. Keine Zeit für einen Abschied, keine Zeit zum Weinen, keinen Drücker, weil es so schwer ist.. keine Liebe, kein Verständnis, nichts..
Meine Cousinen waren oft gemein, weil ich Opa ständig um mich rum hatte und sie nicht. Gab es Streit, war ich immer die, die es wegstecken musste. Ich war immer schuldig. War ich nicht gut genug, gab´s Ärger.
... Hhh, ich glaube ich bin am Thema vorbei. Ich merke wie stark mich das doch noch aufwühlt, entschuldigt.
Ich kenne das aber auch so gut, wie Michi es oben schreibt. Nichts im Leben bekommt man geschenkt. Nicht mal die Liebe der Eltern, sollte die nicht gratis sein?
Es war und es ist immer noch völlig egal was ich tue, es reicht nie aus. Ich bin nie gut und auch nie gut genug. Meine Mutter steht über allem. Dazu habe ich in den Therapien schon so viel gemalt. Und das Schlimme ist, .. ganz egal was ich versuche, es wird nicht besser. Sie ist und bleibt wie sie ist. Alles, was ich tue oder sage, wird in Frage gestellt. Wenn sie es nicht selbst noch überprüft oder irgendwo nachliest oder was auch immer, dann glaubt sie mir nicht.
Und ja, ja ja ja ! Ich reagiere seit der letzten Therapie meistens total genervt und auch wütend und darf mir am Ende noch anhören, dass ich nur noch genervt bin und ich ihr genervte Antworten gebe und sie mit einem schlechten Gefühl nach Hause fährt, was sie traurig macht. Und ich stehe da und weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Somit schiebt sie mir wieder den schwarzen Peter zu und was mache ich? Ich nehme den natürlich an und entschuldige mich auch noch.
Auch was mich und den Mini betrifft. Oder mich und Beziehungen. Oder meine Arbeit. Oder meinen Haushalt. Oder meine Art. Als ob ich nicht in die Welt passe. - Und die kleine Notiz auf dem Ofen meiner Eltern passt einfach nicht zu dem, was alles schon passiert ist.
.. Ich merke, wie wütend mich das grade wieder macht..
Ich höre hier jetzt auf, sonst sprengt es noch den Rahmen.
Ich nutze besser mein Tagebuch denke ich.
07.11.2021 13:16 •
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