Überfordert im Haushalt - Depression bekommen

Maunz
Hallo an alle!

Ich bin gerade hin- und hergerissen - aber vielleicht könnt Ihr mir Rat geben und in meinem Gefühlschaos weiterhelfen.
Achtung: Es wird eine längere Geschichte - und ich weiß auch nicht, ob das möglicherweise triggern könnte...

Ich kämpfe schon seit längerem mit verschiedenen Problemen. Meine Wohnung versinkt im Chaos, mit meinen beiden Kindern gibt es dauernd Probleme - v.a. wegen schulischen Dingen (Sohn, 8. Klasse Gymnasium, Tochter 6. Klasse Gymnasium), da beide stinkfaul sind und nicht lernen, mit Hausaufgaben schlampern und dadurch in den Noten immer weiter absacken (wobei beide unbedingt aufs Gymnaium wollten!
Ein weiteres Problem bei mir ist, dass ich seit der Trennung von meinem Exmann 25 kg zugenommen habe, wobei ich vorher schon stark übergewichtig war.
Ich bin seit 6 Jahren alleinerziehend - hatte aber lang eine Beziehung, die ich kürzlich beendet habe, weil ich das Gefühl hatte, es geht einfach nicht mehr und bringt nichts mehr.
Meine Arbeit war bis vor kurzem noch das Einzige, das mich aufgebaut hat - da wurde ich von meinen privaten Problemen abgelenkt und meine Leistung wurde anerkannt.
Ich bekam auch ein eigenes Projekt - das lief auch gut - aber bedeutete mit der Zeit immer mehr Stress für mich...

Ende November wurde mir alles zu viel und ich bin mehr oder weniger zusammengebrochen. Mein HA hat mich dann auch sofort krankgeschrieben - und zum Psychiater überwiesen. Dieser hat eine mittelschwere Depression diagnostiziert und Medikamente verschrieben, um mich erst einmal aus dem größten Loch herauszuholen. (Zuerst mit den Wirkstoffen Citalopram und Opipramol).
Da sich meine Schlafstörungen und die sonstige Gefühlswelt nicht besserten, bekam ich noch zusätzlich Amitriptyllin und inzwischen auch noch Agomelatin...

Leider hilft nichts so wirklich, ich kann nicht wirklich schlafen, bin aber den ganzen Tag müde...

Letzte Woche ist meine familiäre Situation dann eskaliert - meine Tochter kam erst um 17 Uhr von der Schule heim (ich hatte aus Sorge schon überall herumtelefoniert) - dann log sie mich rotzfrech wieder an, ihr Wohnungsschlüssel war auch verschollen (was die nächsten Lügen bedeutete) und ihr Zimmer war eine Müllhalde.
Ich merkte in diesem Moment, dass ich irgendwie ausrastete - es war Hilflosigkeit und Wut zusammen - jedenfalls hatte ich das Gefühl, es würde etwas Schreckliches passieren, wenn ich sie nicht von mir entferne...

Ich ließ sie sämtliche Schulsachen und einen Koffer mit Klamotten packen und fuhr sie zu Ihrem Vater und lieferte sie dort einfach ab (es war gerade nur seine jetzige Frau daheim) und fuhr wieder nach Hause.
Wenn ich nicht gewusst hätte, dass mein Sohn da auf mich wartet, weiß ich nicht, ob ich heil angekommen wäre...

Mein ganzes Leben zerbricht also - soziale Kontakte habe ich eigentlich gar nicht mehr, weil ich mich überall zurückgezogen habe.

Nachdem ich meinem Arzt diese Eskalation mit meiner Tochter geschildert habe, hat er mir vorsichtshalber eine Einweisung in die Klinik ausgestellt, die ich im Notfall nutzen soll.
Ambulante Therapie kann ich frühestens ab April/Mai bekommen - und ich weiß auch nicht, ob ich stabil genug dafür wäre.
Diese Woche ist jetzt auch mein Sohn bei den Großeltern (da Ferien sind) - und ich kann mich zu nahezu nichts mehr aufraffen und die Gedanken kreisen immer mehr...

Ich bin ein Versager in jeder Hinsicht und zweifle am Sinn des Lebens...
Bisher war da immer noch ein Funken Vernunft, der mir sagte, dass ein endgültiges Schlussmachen keine Lösung ist und vermutlich ein Drama für meine Kinder, auch wenn sie mich momentan sicher eher hassen als lieben...

So langsam frage ich mich aber, wie alles weitergehen soll...
Mein Exmann will die Tochter nicht dauerhaft bei sich haben (da er jetzt ja eine neue Familie hat) - ich kann mir momentan nicht vorstellen, weiter mit ihr zusammenzuleben und bin ja auch kein Vorbild für meine Kinder gerade!
So, wie es gerade ist, kann und will ich nicht auf Dauer weiterleben...

Was soll ich tun? Einfach doch in die Klinik gehen und die Kinder bei den Großeltern/beim Vater lassen? Was wird dann in so einem Fall in der Klinik gemacht? Liegt man nur herum und wird überwacht? Oder gäbe es dort auch Therapie?

Ich habe Angst, dass ich dann eingesperrt wäre und alles noch schlimmer wird...

Könnt Ihr mir irgendwelche Tipps geben?

13.02.2013 14:54 • #1


M
Liebe Maunz,
einen Rat oder Tipp zu geben, ist sehr schwer. Dazu fühle ich mich auch gar nicht in der Lage.
Ich kann dir nur sagen, dass auch ich solcherlei Situationen kenne und sie überwinden konnte.
Die von dir geschilderten Probleme sind vielen hier bekannt.
Ohne therapeutische Hilfe kommst du da wohl nicht heraus. Und die Wartezeit bis zum Beginn einer Therapie erscheint mir zu lang, als dass du sie schadlos überstehen könntest.

Dass du Medikamente nimmst, ist sicherlich ein guter Schritt. Aber anscheinend ist das Mittel (noch) nicht das richtige. Bei mir war es der vierte Versuch, der mich aus dem tiefen Loch brachte. Natürlich brauchen alle Mittel erst eine Zeit, bis sie tatsächlich die gewünschte Wirkung zeigen. Dazu bedarf es Geduld.

Vielleicht ist es tatsächlich gut, wenn du in eine Klinik gehst.
Obwohl ich selber nicht in einer Akutklinik war, und hier nur das übernehmen kann, was andere User eingestellt haben, ist es ein guter Weg sich selber zu schützen.
Wenn die Suizidgedanken zunehmen, dann muss man halt diesen Weg gehen. Hat man etwas mehr Zeit, dann meldet man sich in einer anderen Klinik an und wird nach einer Wartezeit, die unterschiedlich lang sein kann, aufgenommen. Dort erhält man Therapien: Einzel, Gruppe, KBT, Autogenes Training, Malen, Musik, Sport..., je nach Ausrichtung der Klinik.
Mein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik betrug 12 Wochen und war nicht nur dringend angeraten, sondern rettete mir das Leben.

Für deine Kinder ist es sicherlich eine harte Entscheidung, wenn sie vorübergehend woanders wohnen müssen. Aber nach deiner Genesung haben sie eine neue Mutter, die wieder für sie da ist. Und sie sehen, dass ihre Mutter zwar krank ist/war, aber für ihre Gesundheit alles nötige getan hat - auch, um wieder eine gute Mutter sein zu können.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

13.02.2013 15:44 • #2


achtsamkeit
Liebe Maunz.
zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass du kein Versager bist! Im Gegenteil, was du bisher geleistet hast ist enorm und davor habe ich grßen Respekt!!!
Dass bei all den Belastungen dein Körper und deine Seele nun die Notbremse gezogen haben ist letztendlich gut!
Du hast bereits professionelle Hilfe durch deinen Psychiater und Medikamente sind meiner Meinung nach ein wichtiges Hilfsmittel einigermaßen klar zu kommen. Wie Monty bereits geschrieben hat, dauert es bis Medikamente wirken und auch bis für dich die richtigen gefunden sind.
Ich hatte beispielsweise auch erst Citralopram, was viel zu schwach war im Nachhinein. Nun habe ich Venlafaxin und abends melperon und damit komme ich nun sehr gut zurecht.
Dass du bei all den Baustellen, um die du dich kümmern musst zunimmst, auch klar. Aber in deinem jetzigen Zustand fange keine Diätgedanken oder dergleichen an. Wenn du deine Seele gut eingestellt hast, dann kommt auch die Zeit wieder an dem Gewicht zu arbeiten.
Eine Akutklinik ist sicherlich erst einmal hilfreich, habe selber keine Erfahrungen damit.
Was du auf alle Fälle brauchst ist eine Psychotherapie
Eune gute Möglichkeit ist eben auch der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Du kommst aus deinem jetzigen belastenden Umfeld erst einmal raus. Und Monty hat ja schon gut beschrieben was dich dort erwartet.
Zudem gibt es auch Kliniken, die Kinder mit aufnehmen. Vielleicht eine Möglichkeit für dich.
Deine Tochter kommt augenscheinlich mit der ganzen Situation nicht klar und reagiert wohl leider nicht mit Verständnis, was aber auch schwer zu erwarten ist.
Stimmungsmäßig werdet ihr sicherlich meist euch Vorwürfe gegenseitig machen und Kritik äußern.
Alle fühlen sich unwohl aber keiner von euch kann diesen Knoten lösen. Du musst selber klar kommen was ganz wichtig ist und deine Kinder sind entwicklungsmäßig damit überfordert.
Ich wünsche dir sehr, dass du schnell einen therapieplatz bekommst, dass du Unterstützung und Halt von den Großeltern und deinen Ärztenerhälst!

LG Achtsamkeit

14.02.2013 15:34 • #3

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